Cover-Bild Ich komme nicht zurück
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 13.08.2024
  • ISBN: 9783832168124
Rasha Khayat

Ich komme nicht zurück

Roman | Nominiert für den Hamburger Literaturpreis 2024 (Buch des Jahres | Shortlist)
Hanna, Zeyna und Cem eine leuchtende Freundschaft, die in einem Sommer in den späten Achtzigerjahren ihren Anfang nimmt. Gemeinsam wachsen sie in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf, bilden eine Wahlfamilie, in der Herkunft keine Rolle spielt. Zuhause ist, wo sie zusammen sein können. Doch je älter die Kinder werden, umso klarer treten die Unterschiede zwischen ihnen hervor. Mit dem 11. September 2001 wird ihre Freundschaft endgültig vor eine Zerreißprobe gestellt, bis sich die Risse zwischen Hanna und Zeyna zum Bruch ausweiten.
Jahre später kehrt Hanna zurück in die alte Heimat, in die Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern. Die Stadt steht still, und Hanna fühlt sich einsam. Cem, ihr Fels, ist immer noch da, aber Zeyna schon seit Jahren aus ihrem Leben verschwunden. Hanna begibt sich auf die Suche nach Zeyna, nach Spuren ihrer Geschichte, nach dem, was damals zwischen sie fiel.
Sprachlich zupackend und gleichzeitig poetisch erzählt Rasha Khayat von den Leerstellen in unserem Leben und wie wir sie zu überwinden suchen, von der unendlichen Liebe in einer ungewöhnlichen Familienkonstellation und einer tiefen Freundschaft in einer Welt, die aus den Fugen gerät.

Dieses Buch ist wie eine ausgestreckte Hand. Ein traurigschöner Protest gegen all das, was Menschen trennt, statt zu verbinden. DANIELA DRÖSCHER

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2024

Das Ende einer Freundschaft

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Aus der Perspektive Hannas wird ihre Einsamkeit während der Corona-Pandemie erzählt und gleichzeitig ihr Schwelgen in Kindheitserinnerungen. Es gelingt der Autorin sehr gut, die liebevolle, aber prekäre ...

Aus der Perspektive Hannas wird ihre Einsamkeit während der Corona-Pandemie erzählt und gleichzeitig ihr Schwelgen in Kindheitserinnerungen. Es gelingt der Autorin sehr gut, die liebevolle, aber prekäre Kindheit in grauer Umgebung einer allumfassenden Freundschaft mit Zeyna und Cem gegenüberzustellen. Es verlangt Hanna nach Kontakt zur Zeyna und die Ursache ihrer Entfremdung bleibt lange rätselhaft. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin das Wachsen der Kindheitsfreundschaften beschrieben hat und das spätere Auseinanderfallen durch äußere Gründe, aber auch selbstgemachte Probleme. Rasha Khayat schafft einprägsame Bilder schöner Erinnerungen und beschreibt die Gefühlswelten intensiv: von Hoffnungslosigkeit, Melancholie, Eifersucht bis zur Sprachlosigkeit ist alles dabei und die verschiedenen Charaktere und ihre Perspektiven waren für mich sehr nachvollziehbar. Die Sprache ist angenehm und ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen. Er macht nachdenklich, da er außer der persönlichen noch eine politische Komponente hat. Am Ende gibt es einen QR Code, über den man zur Playlist kommt, da im Roman immer wieder Lieder erwähnt werden, die bestimmte Erinnerungen oder Gefühle triggern. Das gefällt mir gut, ein schöne Idee.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Prägende Verletzungen

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Hanna oder Johanna, wie ihr Vorname laut Geburtenverzeichnis korrekt lautet, die Ich- Erzählerin des Romans, leidet. Sie leidet unter Einsamkeit, ja eigentlich auch darunter, dass die schönen und unbeschwerten ...

Hanna oder Johanna, wie ihr Vorname laut Geburtenverzeichnis korrekt lautet, die Ich- Erzählerin des Romans, leidet. Sie leidet unter Einsamkeit, ja eigentlich auch darunter, dass die schönen und unbeschwerten Zeiten der Kindheit, der Vergangenheit angehörten. Damals war die Welt noch in Ordnung. Der Reichtum an Liebe und Geborgenheit schien in übergroßem Maße vorhanden zu sein, abgesehen von kleinen Eifersüchteleien, die sich vielleicht dennoch verankerten im heranwachsenden Bewusstsein der Protagonistin. Materielle Defizite spielten so gar keine Rolle im Leben der drei Freunde aus Kindertagen, die aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen. Die innere Verbundenheit von Hanna, Cem und Zeyna konnte, das war ihre feste Überzeugung, nichts erschüttern und doch hatte das Schicksal Stolperfallen zurechtgelegt, die tiefe Verletzungen, Kerben in die Seelen schlagen sollten.
Ein aufwühlender, sehr sensibler Roman, gebaut aus präzise konstruierten Charakteren erwartet den Lesenden von 'Ich komme nicht zurück'. Die Autorin Rasha Kahyat weiß eine Geschichte zu erzählen, die so überall in Deutschland hätte passiert sein könnte, ob nun verstärkt durch die Isolation in Pandemiezeiten oder durch andere schicksalsbehaftete Lebenswege. Einsamkeit sucht nach Verbundenheit, Stärke und Halt. Die stilistischen Mittel sind in gekonnt schriftstellerischer Art eingesetzt, poetisch betont, um die Spannung als auch den unterhaltenden Wert brillant in Szene zu setzen zur Freude des Lesers.
Was soll ich sagen? Lesen, dieser Roman will gelesen werden.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Ich sehe was, was du nicht siehst. – Mehr als ein Kinderspiel!

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Die Szenerie spielt im Ruhrgebiet in Zeiten der Corona-Pandemie und in den 80-/90-ger Jahren. Der Verlauf einer tiefen Freundschaft zwischen drei Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen in bescheidenen ...

Die Szenerie spielt im Ruhrgebiet in Zeiten der Corona-Pandemie und in den 80-/90-ger Jahren. Der Verlauf einer tiefen Freundschaft zwischen drei Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen in bescheidenen Lebensverhältnissen wird erzählt in zeitlichen Rückblicken. Durch historische Ereignisse wie der Angriff in New York auf das World Trade Center am 11.September 2001 wird diese Freundschaft sehr belastet durch Anfeindungen, Vorurteile und Klischees Dritter. Auch das Versterben von Hannas warmherzigen, immer hilfsbereiten Großeltern sorgt für mehr Risse und innerer Distanz mit zunehmendem Alter. Die verschiedenen Charaktere der drei Freunde sind realistisch beschrieben: Cem – der Fels im Trio mit Zeyna, der ruhelosen, starken Abenteurerin und der klammernden, eifersüchtigen Hanna, als Erwachsenen immer noch gefangen in depressiven, einsamen Kindheits-Erinnerungen. Überhaupt wird das häusliche Milieu mit den offenen, liebenswürdigen Großeltern bildlich detailliert und gut vorstellbar lebendig beschrieben. Der Schreibstil verändert sich bei Hannas tiefgreifenden emotionalen Notständen durch staccato-artige Wiederholungen, beim Ableben der Großeltern, bei ihren verzweifelten Kontaktversuchen mit Zeyna immer noch auf der Suche nach dem verlorenen WIR und UNS. Sich selber endlich zu finden im Jetzt gelingt erst bei einem vertrauten Gespräch mit Cem, bei einer Erklärung des endgültigen Bruches zwischen den engen Freundinnen, in weihnachtlichem Ambiente – sprachlich und dramaturgisch ideal an das Romanende platziert. Themen wie der Strukturwandel im Ruhrgebiet, Corona-19, Armut und Einsamkeit bilden den Hintergrund zu einer vordergründigen Geschichte über eine besondere, teils lebenslange Freundschaft.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Die Fülle der ungesagten Worte

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Es braucht nicht unbedingt Hunderte von Seiten, dass ein Buch uns aus dem Alltag kippt. Der vorliegende Roman schafft das mit 170 Seiten. Und selbst die wurden mir in ihrer Kraft mitunter fast zu viel. ...

Es braucht nicht unbedingt Hunderte von Seiten, dass ein Buch uns aus dem Alltag kippt. Der vorliegende Roman schafft das mit 170 Seiten. Und selbst die wurden mir in ihrer Kraft mitunter fast zu viel. Denn, wie es im Text heißt, ließen sich „ganze Bücher füllen mit ungesagten Worten“. Und all diese ungesagten Worte stehen hinter den aufgeschriebenen Sätzen und beschäftigen uns gefühlsmäßig weiter.
In den Achtzigerjahren in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet sind Hanna, Zeyna und Cem in enger Freundschaft verbunden. Sie verstehen sich blind. Die unterschiedliche Herkunft spielt keine Rolle. Doch die Kinder werden älter, nehmen die familiären Unterschiede deutlicher wahr. Der 11. September 2001 löst erste Risse in ihrer Freundschaft aus. Zwischen Zeyna und Hanna kommt es zum endgültigen Bruch. Als viele Jahre später Hanna in die Wohnung der verstorbenen Großeltern zurückkehrt, ist Cem noch da, Zeyna aber ist verschwunden. Die Suche Hannas nach Zeyna, nach den Bruchstellen in der Vergangenheit, nach den kulturellen Unterschieden und nach Liebe und Freundschaft füllt die Seiten, mit gesagten und unzählig vielen ungesagten Worten. Die sich dem erschließen, der das Buch mit Empathie zu lesen versteht.
Meisterhaft spielt Rasha Khayat mit Worten. Ihr Büchlein ist prall voll von Wortbildern. Es ist gefühlvoll, poetisch und traurigschön. Es ist ein Plädoyer für die Freundschaft. Es lehrt mehr über Rassismus und kulturelle Unterschiede, als es Sachverständige in langen Vorträgen je könnten.

Der Roman spricht sehr leise, sehr feinfühlig und unendlich traurig über eine besondere Form der Heimatlosigkeit, über den Schleier der Einsamkeit und der Resignation in gesagten und ungesagten Worten. Mich hat das Buch ergriffen.

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Veröffentlicht am 08.11.2024

Ein Buch zwischen Einsamkeit, Verlust und Verbundenheit

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Rasha Khayats Roman tut weh und ist in meinen Augen kein Werk, dass mensch schnell weglesen kann. Er spielt primär 2020 und damit im ersten Pandemiejahr, was dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre verleiht, ...

Rasha Khayats Roman tut weh und ist in meinen Augen kein Werk, dass mensch schnell weglesen kann. Er spielt primär 2020 und damit im ersten Pandemiejahr, was dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre verleiht, die uns in der Literatur wohl noch häufiger begegnen wird.

Protagonistin Hanna sieht sich mit mehreren Ebenen an Einsamkeit konfrontiert. Da ist die Isolation als alleinstehende Person innerhalb eines Lockdowns. Da ist aber auch der Tod der Großeltern, die ihr sehr früh ein Elternersatz waren. Und zusätzlich spielt der Verlust einer Freundinnenschaft eine zentrale Rolle.

Denn in Rückblenden lernen wir auch Cem und Zeyna kennen, mit denen Hanna in einem nicht näher benannten kleinen Ort eng befreundet war. Zeyna und ihr Vater Nabil flohen aus einem Kriegsgebiet nach Deutschland und obwohl das Trauma gar nicht so explizit thematisiert wird, trägt es viel zur Schwere des Buches bei. Cem und Zeyna teilen zudem eine von Rassismus geprägte Realität, die nach dem 11. September 2001 an Intensität zunimmt. Hanna sieht den Schmerz, ist aber hilflos und kämpft gleichzeitig mit einer widersprüchlichen Eifersucht. Damit bekommt diese Figur eine ambivalente Tiefe, die ich großartig umgesetzt fand.

Und auch das Pacing des Buches ist einfach besonders. Während die Phasen der Gegenwart regelrecht entschleunigt sind und damit die Isolation der Pandemie so gut greifbar machen, zieht das Tempo in den Rückblenden stark an. In denen erfahren wir mehr über den Aufbau und Zerfall einer Freundinnenschaft.

Das Dreiergespann befindet sich in einem Feld voller verbindender und trennender Elemente. Ob der Alltagsrassismus, den Hanna nicht nachempfinden kann, oder der Tod der eigenen Mutter, der wiederum Zeyna und Hanna auf besondere Art miteinander verbindet. Trotz all dessen ist diese Gemeinschaft lange ein stabilisierendes Element, das erste Krisen überwindet, bis sie an einem Zwischenfall zerbricht. Was genau passiert ist und ob in der Gegenwart wieder eine Annäherung stattfinden kann, müssen die Lesenden selbst herausfinden.

Dieses Buch ist einzigartig und bei einer geringen Seitenzahl unglaublich dicht. Khayat schreibt atmosphärisch und schafft es damit, Schmerz und Einsamkeit auf eine subtile Art eindrücklich zu vermitteln. Der Text wirkte lange in mir nach und kann deshalb auch nicht einfach wegkonsumiert werden. Die wechselnden Erzähltempi fand ich rückblickend sehr schlüssig, beim Lesen hat es mich aber auch manchmal aus dem Konzept gebracht.

Insgesamt aber eine klare Leseempfehlung für dieses gefühlvolle Werk!

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