Cover-Bild Mein einziges Zuhause
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24,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 30.05.2024
  • ISBN: 9783550202384
Hanna Brotherus

Mein einziges Zuhause

Roman | Der große Bestseller aus Finnland endlich auf Deutsch
Elina Kritzokat (Übersetzer)

»Ich habe diesen einen Körper, er ist mein einziges Zuhause. Mehr besitze ich nicht.«

Hanna Brotherus' Debütroman erkundet ungeschminkt und einfühlsam die Lebensstationen einer Frau und ihr Verhältnis zu ihrem eigenen Körper. Auf einer Reise nach Paris strömen Hannas Gedanken zurück: zum unterkühlten Elternhaus, ihren Kindern und dem eigenen Körper. Sie begreift, wie zwanghaft ihr Verhältnis zu ihrem eigenen und anderen weiblichen Körpern ist – und dass sich Essstörungen schon seit Generationen durch die Familie ziehen. Perfektionismus, ständiges Vergleichen und das zwanghafte Kontrollieren des eigenen Körpers haben die Heldin geprägt. Aber nun ist die Zeit, um loszulassen.

Als Kind wusste ich nicht, wer ich ohne meine Schwester und ohne den Vergleich mit ihr war. Unsere Unterschiede studierte ich mit dem Maßband. Mein Handgelenk hatte einen Umfang von 21 Zentimetern, ihres 19. Also hatte ich dicke Handgelenke. Unsere Haare legte ich unters Mikroskop, mein Haar war dicker als ihres. Also hatte ich dicke Haare. Ich musterte uns im Spiegel, ihre Schenkel waren schmaler als meine. Also hatte ich dicke Schenkel.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2024

Die ganze familiäre Tragik einer Essstörung

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Hanna geht für einige Tage von Helsinki nach Paris. Dort hofft sie bei sich anzukommen. Sie möchte über ihre Erinnerungen schreiben, sich den nötigen Raum geben, um ihrer Wahrheit auf den Grund zu gehen ...

Hanna geht für einige Tage von Helsinki nach Paris. Dort hofft sie bei sich anzukommen. Sie möchte über ihre Erinnerungen schreiben, sich den nötigen Raum geben, um ihrer Wahrheit auf den Grund zu gehen und hadert mit der Sicht der anderen.

Wenn jemand sich hier einen wärmeren Blick auf seine Person erhofft hätte, wäre es hilfreich gewesen, sich schon früher darüber Gedanken zu machen. S. 14

Hanna hatte erst kürzlich durch ihren Vater erfahren, dass ihre Mutter sie nicht mag und auch ihre Schwester, zu deren Lebzeiten nicht gemocht hatte. Hanna erinnere die Mutter an deren Schwiegermutter, die viel gelacht habe. Sie erinnere sie an Sexualität, an Leidenschaft, die der Mutter suspekt ist.

Hannas Mutter ist das Urbild von Zurückhaltung und Sittsamkeit. Sie hatte schon sehr früh damit begonnen, Scham und Schande in Hannas Wesen zu pflanzen.

Hannas Vater ist anders, bodenständig. Er folgt seinem Herzen und ist präsent, interessiert. Grenzen kann er keine setzen, das überlässt er der Mutter. Konflikte hält er nicht aus, redet nicht gerne über Gefühle.

Hanna hat mit ihrer Schwester um die Aufmerksamkeit der Eltern konkurriert und am Ende hat die Schwester gewonnen. Das erste Anzeichen ihrer Krankheit war Freudlosigkeit, dann stand sie ständig vor dem Spiegel. Sie füllte ihre Kalorientabelle, buk ihr eigenes Knäckebrot und trieb viel Sport.

Unsere Küche war zum stillen Schauplatz des Kalten Krieges geworden, der nur dann aufflackerte, wenn meine Schwester einen Wutanfall bekam. S. 62

Die Magersucht verlieh ihrer Schwester Macht. Sie konnte alle Familienmitglieder in die Krankheit hineinziehen und niederstrecken.

Fazit: Hanna Brotherus macht sich auf den Weg, das Wurzelgeflecht, das das Leben in sie gepflanzt hat aus sich rauszuschreiben, um sich zurückzugewinnen. Sie seziert schonungslos ihre Familie und die Magersucht der Schwester. Fragt, wie ihnen das passieren konnte. Deckt die ganze Tragik der Anorexia nervosa auf, die Sucht, die Kontrolle und den Selbsthass. Wie sich das Grauen später durch ihre eigene Familie zieht, blickt zutiefst betroffen auf die Verwüstung, die sie mitzuverantworten hat. Damit nimmt sie ihrer Herkunftsfamilie und vor allem der Mutter, das Schreckliche. Am Ende findet sie nicht nur sich, sondern auch ihre Mutter, kann erkennen, wie sie zu dem lieblosen Menschen geworden ist. Versteht, dass die Mutter ihr nichts geben kann, was sie selbst nie erfahren hat. Und am Ende ist es eine Geschichte des Verzeihens und der Selbstliebe. Ich habe selten eine so ehrliche und intime Selbstoffenbarung gelesen. Dieses Buch tut gut.

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