Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2017

Der charmante Schreibstil David Foenkinos lässt alles Pech in einem melancholischen und dennoch humorvollen Licht sehen!

Biete Krise, suche Glück
0

Dieses Buch beschreibt einen stinknormalen Mann in den besten Jahren, der durch einige persönliche Wendungen in seinem Leben aus der Bahn geworfen wird.
Der Schreibstil hat mich sehr überrascht, denn Foenkinos ...

Dieses Buch beschreibt einen stinknormalen Mann in den besten Jahren, der durch einige persönliche Wendungen in seinem Leben aus der Bahn geworfen wird.
Der Schreibstil hat mich sehr überrascht, denn Foenkinos hat einen erstaunlichen Erzählfluss, der sich aus einer interessanten Mischung aus Melancholie, Tiefgründigkeit und Humor zusammensetzt.
Dabei beschreibt der Autor genüsslich Einzelheiten aus dem Leben Bernards, jeder Fehltritt, jede Stimmung, jedes Erlebnis wird peinlich genau ausgebreitet.

"Ich hatte nichts mehr. Und das sollte erst der Anfang sein."
Zitat Bernards Seite 65

Bernards Pechsträhne rührt mich an, ich fühle mit ihm wie er so sein Innerstes nach Außen kehrt und den Leser an seinen tiefsten Gedanken Anteil nehmen lässt. Doch das hat allerdings auch lustige Züge, denn einiges hat er sich mit seiner etwas trotteligen Art selbst zuzuschreiben.

Als sich seine Frau von ihm trennt, kommt Bernard zu dem Schluss:
"Nach so vielen Jahren der Leichtigkeit mit seiner Frau... Leichtigkeit geht ja spielend in Sorglosigkeit über; und Sorglosigkeit in Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen." Zitat Seite 105

Er zieht zu seinen Eltern, die scheinbar in geordneten Bahnen nebeneinander herleben. Doch die Einzige, die ihn aufbaut und wieder Mut macht ist seine Tochter.
In der Familie sind nicht alle aus demselben Holz geschnitzt. "Wir bilden ein seltsames Häuflein, ein "genetisches Mysterium". Zitat Seite 157
Irgendwann beginnt endlich die erhoffte Selbstfindung und Bernard wagt einen etwas wackeligen Neuanfang.

Dieses Buch unterhält ganz wunderbar mit einer besonders spritzigen Leichtigkeit, die Mischung aus Melancholie und Humor macht den speziellen Reiz der Geschichte aus.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Der Erzählstil hatte mehr Potential als die Handlung

Der Freund der Toten
0

"Große Farne hatten sich rings um den Jungen entrollt, Baumwurzeln hatten ihn umschlossen, und Efeu hatte ihn geschwind eingehüllt. Äste hatten sich tief über seinen winzigen Kopf gebeugt und einen Blättersegen ...

"Große Farne hatten sich rings um den Jungen entrollt, Baumwurzeln hatten ihn umschlossen, und Efeu hatte ihn geschwind eingehüllt. Äste hatten sich tief über seinen winzigen Kopf gebeugt und einen Blättersegen über ihn geschüttelt. Maulwürfe hatten sich blind und entschlossen durch den Boden gegraben und mit ihren kräftigen Krallen um ihn herum Erde aufgehäuft, " Zitat Seite 9

Meine Rezension enthält Spoiler!

Im irischen Dorf Mulderrig sind Fremde nicht unbedingt willkommen, noch weniger ist es Mahony, der auf Frauen zwar charmant wirkt, aber doch etwas Beunruhigendes an sich hat.
Er besucht das Dorf, um die wahren Hintergründe des Verschwindens seiner Mutter vor 26 Jahren zu erfahren. Aber die Dorfbewohner schweigen. Das facht die Entschlossenheit Mahonys nur um so mehr an und er versucht, sogar mit außergewöhnlichen Mitteln an die Informationen zu kommen. Er besitzt die Gabe, mit Toten sprechen zu können.

Neben einer poetischen fast märchenhaften Erzählweise, Spannung und schwarzem Humor bietet das Buch eine tolle Story mit ungewöhnlichen Charakteren und ausgiebigen Landschaftsbeschreibungen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass so viel Abwechslung zu bieten hatte.
Diese ungewöhnliche Mischung aus Spannung, Fantasy und Märchen ist einfach einmal etwas anders und überrascht ungemein.

Auch mit ihrer wunderbar poetischen Erzählweise hat mich Jess Kidd gepackt. Sie vermag es Bilder mit Worten zu malen und das gelingt ihr besonders gut in den Landschaftsbildern. Es gibt singende Holzwürmer, tanzendes Sonnenlicht, die leuchtende Feder eines Feuervogels und einige Besonderheiten mehr. Von diesen Bildern konnte ich nicht genug bekommen. Doch die Autorin beschreibt auch einige Grausamkeiten, die ich erschrocken und verwundert zur Kenntnis genommen hebe, wie das monströses Küken oder andere tierische Barbareien. Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Auf jeden Fall schafft die Autorin mit ihrer Erzählkraft eine unglaubliche Atmophäre, die mich gefesselt hat. Was ich allerdings von der bunten Mischung verschiedenster Genres nicht behaupten kann. Der Inhalt enthält kriminalistische Ansätze, Fantasy, schwarzen Humor, mystische Figuren und übernatürliche Fähigkeiten. Das erfordert vom Leser schon eine gewisse Fähigkeit, Wahrheit und paranormale Dinge nicht zu hinterfragen, sondern die gemeinsame Koexistenz als gegeben hinzunehmen. Ich bin sehr realistisch und daher haben sprechende Tote bei mir auch keine Chance.
Protagonist Mahony befragt auf seiner Suche nach der Wahrheit über seine Mutter nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch die verstorbenen Figuren, mit denen er dank einer besondere Gabe kommunizieren kann. Wer nun lebendig oder tot war, hat sich mir nicht immer eindeutig erschlossen.
Daher bin ich bei diesem Werk mit meiner Beurteilung auch eher zwiegespalten.

Da es sich um ein Debüt handelt, gebe ich noch gerade 4 Sterne. Dieser Erzählstil ist etwas ganz besonderes und ich möchte gern mehr von der Autorin lesen. Vielleicht findet ihr nächstes Buch mal realistischere Anklänge, denn hier ging es doch recht speziell zu. Auch die Tierquälereien haben in Romanen nichts zu suchen.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Auch der zweite Teil dieser Reihe hat mir wieder gut gefallen. Lissabon lässt grüßen!

Portugiesische Rache
0

"Die Portugiesen waren bekannt für ihren Schwermut und den Weltschmerz, den sie Saudade nannten." Zitat Seite 46


Bereits der erste Teil dieser Reihe hat mir gut gefallen, besonders die stimmungsvolle ...

"Die Portugiesen waren bekannt für ihren Schwermut und den Weltschmerz, den sie Saudade nannten." Zitat Seite 46


Bereits der erste Teil dieser Reihe hat mir gut gefallen, besonders die stimmungsvolle Atmosphäre Lissabons mit dem typischen Fado, dem portugiesischen Lebensgefühl und Vinho Verde habe ich sehr genossen. Zusammen mit der Krimihandlung ist Luis Sellano eine gelungene Weiterführung seiner Reihe gelungen. Das Buch ist aber auch als "stand alone" ohne Wissenslücken lesbar.

Henriks Leben in Lissabon geht mit seinem Antiquariat weiter. Als in der benachbarten Bar ein Mord geschieht, wird Henriks Ermittlungs-Neugierde geweckt.

Bei den Charakteren stehen jede Menge verschiedene Typen zur Unterhaltung bereit. Luis Sellano zeichnet sie mit detailgenauem Blick und macht dabei auch die verschiedenen Lebensumstände deutlich sichtbar.
Sein Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man immer noch eines lesen möchte und die Spannung steigt stetig bis zum aufregenden Finale an.

Dabei sind es besonders die verschiedenen Plätze und Cafés und die kulinarischen Köstlichkeiten Lissabons, die diesem Krimi seine ganz besondere Note verleihen. Sellano ist Lissabonliebhaber und diese Vorliebe zeigt sich auch im Buch mit liebevoller, bildhafter Detailtreue. Ein Roman, der den Leser unweigerlich nach Lissabon entführt und damit Interesse an einem Besuch weckt.

Das Rätsel um den Mord und die Hintergründe wird ein wenig verschleiert und erst allmählich lichtet sich das Dunkel, doch selbst nach dem actiongeladenen Ende gibt es keinen endgültigen Abschluss, die Jagd scheint sich noch in weiteren Folgen der Krimireihe fortzusetzen.


Dieser zweite Teil der Krimireihe macht wiederholt Lust auf eine Reise nach Lissabon und die spannende Kriminalgeschichte unterhält sehr lebendig!

Veröffentlicht am 04.11.2017

Mit viel Witz geht es hier menschlichen Gefühlen auf den Grund, Nebenbuhler haben es echt schwer!

Moin, Moin
0

Nach "Kieler Sprotte" hat mich Cornelias Leymanns genialer Erzählstil so begeistert, das ich gleich im Anschluss ihr Buch "Moin, Moin" lesen musste.

Das Buch beginnt mit Hertha, die in Laboe gut eingeölt ...

Nach "Kieler Sprotte" hat mich Cornelias Leymanns genialer Erzählstil so begeistert, das ich gleich im Anschluss ihr Buch "Moin, Moin" lesen musste.

Das Buch beginnt mit Hertha, die in Laboe gut eingeölt im Strandkorb sitzt und die Schiffe beobachtet. Das tut sie eine geraume Zeit, sogar am Abend sitzt sie noch genauso da und bekommt eigentlich gar keine Sonne mehr ab. Kein Wunder, sie merkt es ja nicht mehr, denn sie ist mausetot.
Ihr Leben hatte mit dem Tod ihres Gatten Heinz eine jähe Wendung genommen und Hertha hat sich in ihrem edlen Zuhause nicht mehr wohlgefühlt. Ihrer Freundin Edeltraut ist es zu verdanken, das Hertha erst mal einen Urlaub unternimmt. Dort soll sie sich erholen und wieder Lebensmut gewinnen.
Hertha lernt einen netten Mann kennen und gerät damit ihrer Nebenbuhlerin Marlene in die Quere. Auch der ältere Mann Ernst hat ein Auge auf Hertha geworfen. Eigentlich ist er Heiratsschwindler, aber nun hat er sich auch verliebt.

Auch dieser Band ist auf seine Art charmant witzig und hat mich wieder gut unterhalten. Es ist humorvoll, geht auf die menschlichen Vorstellungen von Ehe und Partnerschaft ein und bringt damit eine Krimihandlung in Gang, die mit interessanten Wendungen überrascht.
Besonders schön sind die Einblicke ins Kreuzfahrtgeschäft und Herthas Ausflüge nach Westerland, Föhr und Laboe sind vergnügliche Erlebnisse, die man gerne miterlebt. Jedoch: das Böse im Menschen ist immer mit dabei. In diesem Fall gibt es mehrere Böse und auch die gute Ehefrau Edeltraut geniesst ihre Freiheit fern von Küche, Haus und Ehemann Rudi.

Mit vergnüglichen Sprüchen kann man auch dieses Buch geniessen und dem Mörder auf die Spur kommen. Die "Kieler Sprotte" hatte allerdings noch etwas mehr zu bieten.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Amüsanter Inselkrimi mit skurrilen Figuren und norddeutschen Wetterkapriolen!

Backfischalarm
0

Bei meinem Urlaub an der Nordsee hatte ich die Gelegenheit, in der Bücherei von Sankt Peter-Ording eine Lesung von Krischan Koch zu seinem neuen Krimi zu erleben. Es war ein humorvoller Abend und mit ...

Bei meinem Urlaub an der Nordsee hatte ich die Gelegenheit, in der Bücherei von Sankt Peter-Ording eine Lesung von Krischan Koch zu seinem neuen Krimi zu erleben. Es war ein humorvoller Abend und mit Krischan Kochs Lesestimme ein echtes Highlight. Der O-Ton des Autors ist variantenreich und gefällt mir richtig gut. Das Hörbuch hat er selbst eingelesen und ich kann es nur empfehlen. Nach der Lesung habe ich mir das Buch in Paperform sofort zugelegt und gelesen.
Herrlicher Humor und da das Wetter im Buch dem aktuellen Sturm unseres Urlaubswetters an der Nordsee entsprach, auch sehr authentisch.

Bei diesem Krimi sind für mich die skurrilen Figuren das Beste. Die überspitzt gezeichneten Personen haben mich immer wieder auflachen lassen, aber auch die Krimihandlung ist nicht zu verachten.
Hier liegt Krischan Kochs Stärke, die Charakteristika so zu überzeichnen, dass man vor Lachen am Boden liegt. Ob Vegetarier, handysüchtige Schüler, überengagierte Elternvertreter, Esotherik-Anhänger oder friesische Bewohner mit Dialekt und norddeutschem Dickschädel: Sie alle werden hier reihenweise durch den Kakao gezogen, bis die Bauchmuskeln schmerzen.

In "Backfischalarm" geht es für die Ermittler Thies Detlefsen und Nicole Stappenbeck um einen Mordfall, der sie in der zweiten Buchhälfte mit brutalen Szenen fordert. Es geht sehr lustig los, aber trotz der schrägen Szenen und amüsanten Figuren sollte man nicht annehmen, hier einen seichten Krimi vorzufinden. Es geht ganz schön brutal zur Sache und sogar Todesangst ist spürbar.

Der Schreibstil ist lebendig, die originellen Personen hat man durch die bildhaften Beschreibungen deutlich vor Augen und besonders das spannende Finale ist Krischan Koch gut gelungen.

Buchreihen-Quereinsteiger werden vielleicht ein Personenverzeichnis vermissen, ich empfehle die Einhaltung der Reihe, dann sind die Beziehungen der Figuren untereinander besser nachvollziehbar.

Die Krimihandlung lässt gut Mitraten, erfahrene Krimileser werden dem Täter vielleicht auf die Schliche kommen. Ich war mit dem Ende dann durch die Brutalität doch nicht ganz zufrieden.

Mit diesem Krimi bin ich erneut gern an die Nordsee gereist, die skurrilen Figuren machen den besonderen Reiz dieser Reihe aus.