Cover-Bild Die Schwester
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20,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 06.05.2024
  • ISBN: 9783455017335
Sung-Yoon Lee

Die Schwester

Die Geschichte der gefährlichsten Frau der Welt
Alexander Weber (Übersetzer)

Spätestens als Donald Trump 2019 als erster amtierender US-Präsident nordkoreanischen Boden betrat, fiel der Weltöffentlichkeit eine Frau an der Seite des nordkoreanischen Diktators auf: Kim Jong Uns Schwester und die Person, der er vertraut wie keiner anderen. Sie gibt sich charmant und wird gerne als Hoffnungsträgerin und Friedensbotschafterin gesehen. Dass sie aber vor kaum etwas zurückschreckt, hat sie in den vergangenen Jahren in ihrer Rolle als Chefpropagandistin ihres Bruders vielfach bewiesen. Sung-Yoon Lee enthüllt die Wahrheit über die ebenso schillernde wie skrupellose Schwester des nordkoreanischen Diktators und bietet einen packenden Blick hinter die Kulissen eines der grausamsten Regime der Welt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2024

Das eiskaltes Lächeln Nordkoreas

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Es ist in der Tat erschreckend wie Menschen in einer der gefährlichsten Diktaturen unserer Erde leben müssen. Während die Kim-Dynastie bereits über drei Generationen selbstherrlich und rücksichtslos ihre ...

Es ist in der Tat erschreckend wie Menschen in einer der gefährlichsten Diktaturen unserer Erde leben müssen. Während die Kim-Dynastie bereits über drei Generationen selbstherrlich und rücksichtslos ihre Interessen durchsetzt, verhungert das Volk, muss Repressalien unfassbaren Ausmaßes über sich ergehen lassen und ist von einem freien Willen oder einer freien Meinungsäußerung weit entfernt. Alles aber auch wirklich alles ist dem augenblicklichen Gemütszustand des ersten Mannes im Lande Kim Jong Un untergeordnet oder ausgeliefert. Jede Hoffnung auf Annäherung mit dem Bruderstaat Südkorea, die während der Olympischen Spiele scheinbar aufkeimten durch die Präsenz der Schwester des Staatsoberhauptes Nordkoreas Kim Yo Jong sind im nächsten Augenblick wieder vergessen und kehren sich um in Provokation und Distance. Unglaublich was für unsagbare Angstzustände unter der Bevölkerung herrschen müssen. Dazu kommen Hunger und Elend, die durch Dekadenz der Herrscherfamilie ignoriert werden
Der Asienexperte Sung-Yoon Lee schildert in seinem Buch 'Die Schwester' wie Nordkorea seit Ende des Zweiten Weltkrieges funktioniert, wie Versprechen sich in heiße Luft auflösen, sich in wilde Aggression verwandeln.
Ich spreche diesem Buch meine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 08.06.2024

Machtspiele

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Ich bin ja in Zeiten des Kalten Krieges groß geworden. Wenn wir von der Angst vor einem Atomkrieg gesprochen haben, war da eigentlich immer die Rede von den USA und Russland, damals noch die UdSSR. Heute ...

Ich bin ja in Zeiten des Kalten Krieges groß geworden. Wenn wir von der Angst vor einem Atomkrieg gesprochen haben, war da eigentlich immer die Rede von den USA und Russland, damals noch die UdSSR. Heute wissen wir natürlich, wie naiv es war sich einzig auf diese beiden Atommächte zu beschränken, gibt es doch heute immer mehr Länder auf der Welt, die ebenfalls über Nuklearwaffen verfügen und nicht müde werden der Welt damit zu drohen. Ein Land fällt uns in diesem Zusammenhang sicher direkt ein, Nordkorea. Ein Land, über das wir in der westlichen Welt nicht wirklich viel wissen, ein Land, das uns in vielerlei Hinsicht fremd ist.

Wenn ich Nordkorea höre habe ich natürlich direkt das Bild des politischen Führers des Landes vor Augen, Kim Jong Un, eine Person, die man auf Grund ihres Aussehens vielleicht erstmal belächeln würde. Das an ihm allerdings so gar nichts zu belächeln ist wurde der Welt recht schnell klar. Das vorliegende Buch bietet einen intensiven und beängstigenden Blick auf die Person Kim Jong Un, auf seine Politik, auf seine Herkunft, auf seine Familie und damit auf die wohl wichtigste Person in seinem Leben (neben seinem Vater und seinem Großvater), auf seine Schwester.

Lange war der Welt nicht einmal klar, das die Frau, die den Machthaber begleitet tatsächlich seine Schwester ist, denn keine andere Herrscherfamilie macht so ein Geheimnis um sich selbst, wie die Nordkoreas. Selten hat die Mystifizierung, der Kult um eine Person, um eine Familie solche Ausmaße angenommen, wie in diesem Fall. Es ist unglaublich interessant den Ausführungen des Autors zu folgen, von denen viele lediglich durch die akribische Analyse und anschließende Deutung von Bildmaterial und Aussagen der Beteiligten zustande kommen. Nur eine Kenner der Kultur des kleinen asiatischen Landes kann hier die entsprechenden Schlüsse ziehen.

Obwohl das Buch "Die Schwester" heißt, tritt Kim Yo Jong nur anfangs kurz in Erscheinung, als ihr Auftritt bei den olympischen Spielen in Südkorea beschrieben wird. Der Autor legt großen Wert darauf dem Leser die komplette Familiengeschichte darzulegen und macht so deutlich, worauf sich der Machtanspruch des Diktators stützt. Es ist erschreckend zu lesen mit welchen Mitteln gegen das eigene Volk, sogar gegen die eigene Familie vorgegangen wird, um die Führungsrolle zu stärken. Bei Beschreibungen zu Ausschweifungen und Exzessen angesichts einer hungernden Bevölkerung kommt Wut und Unverständnis auf, richtig beängstigend wird es aber, wenn man liest wie hörig die Menschen ihrer Herrscherfamilie folgen.

Der Autor beschreibt einen manipulativen Machthaber, der mit den Andeutungen zum roten Atomknopf auf seinem Schreibtisch die Welt erpresst, der von Wiedervereinigung und Denuklearisierung spricht, sogar Friedensverträge unterzeichnet, bei denen ihm seine Schwester den Stift reicht und am nächsten Tag eine neue Langstreckenrakete testet. Einen Machthaber, der rauschende Feste feiert und nicht davor zurückschreckt dafür hübsche Frauen auf der ganzen Welt entführen zu lassen. Ein Machthaber, den man leicht als verrückt abtun könnte, dessen ganzes Auftreten aber wohl inszeniert ist und das eben auch mit Hilfe seiner Schwester.

Manchmal ist es während der Lektüre nicht leicht den Überblick zu behalten, den der Autor springt zeitlich sehr durch die verschiedenen Ereignisse. Auch die Ähnlichkeit der Namen macht es nicht leichter, ob jetzt vom aktuellen Herrscher, seinem Vater, oder gar seinem Großvater, dem Gründer der Republik, die Rede ist, war mir manchmal nicht direkt klar. Ich habe mich manchmal gefragt, warum sich der Autor so intensiv auch mit der Vergangenheit beschäftigt, es ist aber letztlich nötig, um die Rolle der Schwester innerhalb dieses Machtgefüges zu verstehen.

Kim Yo Jong, eine Frau, die fast unscheinbar und schüchtern wirkt, die aber hinter einem der mächtigsten und gefährlichsten Männer unserer Zeit die Fäden in der Hand und vielleicht sogar den Finger am Atomknopf hat. Eine Frau vor der man durchaus Angst haben sollte.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Schrecklicher Clan

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Über Nordkorea weiß man hier in Europa nicht allzu viel genaues. Auch ich bin da keine Ausnahme, weshalb ich bei diesem Buch gleich zugegriffen habe. Die Demokratische Volksrepublik Korea ist ein diplomatisch ...

Über Nordkorea weiß man hier in Europa nicht allzu viel genaues. Auch ich bin da keine Ausnahme, weshalb ich bei diesem Buch gleich zugegriffen habe. Die Demokratische Volksrepublik Korea ist ein diplomatisch weitgehend isolierter Staat in Ostasien. Der "Oberste Führer" des Landes, Kim Jong Un, brüskiert(e) mit Atomtests und anderen Provokationen mehrfach die internationale Gemeinschaft. Innenpolitisch gilt das Land als eines der restriktivsten Systeme der Welt.

Autor Sung-Yoon Lee, ist in Südkorea geboren und Ostasienwissenschaftler, Nordkoreaexperte und Professor für Koreastudien an der Tufts University, Massachusetts. Daher kann man annehmen, dass er weiß, worüber er schreibt.

Das Buch führt sehr gut in die Geschichte um Nord- und Süd-Korea ein. Er beschreibt den Weg der Dynastie der Kims vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Ein Menschen verachtender Clan, der mit brutaler Gewalt gegen alle jene vorgeht, die vermeintlich nicht ihrer Meinung sind oder sich irgendeines noch so kleinen (angeblichen) Vergehens schuldig gemacht hat. Dabei macht der Clanchef auch vor seinen eigenen Verwandten nicht halt. Das eigene Volk ist ihnen sowieso mehr als egal (oder „völlig wurscht“ wie man in Wien sagt). Zu wenig geklatscht bei einer der holprigen Reden von Kim Jong Un? Dann ab in ein Arbeitslager oder gleich exekutiert - je nachdem, wie der Diktator gerade aufgelegt ist.

Die Familiengeschichte des Clans wird vor dem Volk und dem Rest der Welt geheim gehalten. Nur wenig sickert hier durch. Seit einigen Jahren taucht an Kim Jong Uns Seite eine Frau auf, die man zunächst nicht genau zuordnen konnte; Seine Schwester Kim Yo-Jong.

Sie scheint die weitaus gefährlichere Person zu sein. Ihr Vorteil ist, dass sie als Frau kaum ernst genommen wird. Im Westen nicht und im extrem patriarchalischen Nordkorea schon gar nicht. Sie kann quasi aus der „zweiten Reihe“ geschickt in die Politik ihres Bruders eingreifen. Sie wirkt, glaubt man den TV-Bildern und dem Autor, ziemlich unscheinbar, aber gleichzeitig arrogant. Sie setzt, wann immer ihr es opportun scheint, ein Lächeln auf, das nicht von Herzen kommt, sondern eiskalt kalkuliert ist.

Hinter dem freundlichen Lächeln der Despoten verbirgt sich grausames Kalkül, das vor allem die westliche Welt hinters Licht führt. So gibt man sich gerne gesprächsbereit, um schon am nächsten Tag alles wieder für null und nichtig zu erklären.

Der Staat ist bettelarm, Tausende Menschen sind in der Vergangenheit verhungert bzw. tun dies nach wie vor, aber man leistet sich dennoch ein teures Atomprogramm. Woher das Geld kommt? Aus staatlichen Erpressungen der USA, der UNO usw. erzählt Sung-Yoon Lee. Es ist auch kein Überraschung, dass Nordkorea mit Putins Russland und China beste Beziehungen unterhält.

Meine Meinung:

Obwohl der Titel des Buches „Die Schwester“ lautet, wird die Person Kim Yo-Jong ständig von ihrem Bruder überschattet und nicht nur wegen seiner Leibesfülle. Vermutlich muss das so sein, um die Zusammenhänge in diesem undurchsichtigen Clan auch nur ansatzweise zu durchschauen. Zudem ist über die zweitwichtigste Person des Landes so gut wie nichts bekannt. D.h. Autor Sung-Yoon Lee muss sich über Dritte Kim Yo-Jung nähern. Das ist ihm sehr gut gelungen, erfährt der Leser doch einiges über das Land, das uns so ferne ist.

Anfangs sind die vielen für uns ähnliche klingenden Namen sehr verwirrend. Doch wenn man die Nomenklatur einmal verstanden hat, gelingt es, die Personen zu den einzelnen Familien zuzuordnen. Damit bekommt man auch gleich ein Gespür dafür, wer für die Geschichte wirklich wichtig ist. Die Skrupellosigkeit, die die Herrschenden tatsächlich schon mit der Muttermilch aufgesogen haben, ist wirklich erschreckend. Ihr Lehrmeister: Kim Jong Il, der Vater.

Das Cover passt perfekt zu der höchst undurchsichtigen Person. Man sieht nur das, was sie ihr Gegenüber sehen lassen will.

Fazit:

Wer sich ein Bild der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea machen will, sollte zu diesem Buch greifen, auch wenn der Titel eine Biografie von Kim Yo-Jong, der Schwester von Diktator Kim Jong Un, suggeriert. Gerne gebe ich diesem erschreckenden Porträt einer ganzen Dynastie 5 Sterne und bin wirklich froh, in einer Demokratie zu leben.