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Veröffentlicht am 17.08.2024

Thriller?

Der fremde Passagier
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Zwei Paare - in Freundschaft miteinander verbunden.

Kit und Melia Reper sind zwar wesentlich jünger als Jamie und Claire Buckby, trotzdem verstehen sie sich gut. Kit und Jamie fahren täglich um 7.20 ...

Zwei Paare - in Freundschaft miteinander verbunden.

Kit und Melia Reper sind zwar wesentlich jünger als Jamie und Claire Buckby, trotzdem verstehen sie sich gut. Kit und Jamie fahren täglich um 7.20 Uhr mit dem Linienboot nach Waterloo zur Arbeit und abends wieder zurück. Melia und Claire arbeiten zusammen in einem Immobilienbüro. An einem Morgen kurz nach Weihnachten steht die Polizei an der Anlegestelle des Linienbootes. Kit ist spurlos verschwunden und der Verdacht, dass Jamie etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat, steht im Raum. Denn ein Zeuge hat gesehen, wie die beiden Männer auf der Fahrt am Tage zuvor heftig gestritten haben.


Okay, die erste Hälfte der Geschichte ist nicht gerade ein Thriller. Vieles dreht sich um Gefühle, Beziehungen und die unterschiedlichen Lebensmodelle und monetären Verhältnisse beider Paare.

Kit und Melia leben in eher bescheidenen Verhältnissen, sind jung und geniessen das Leben in vollen Zügen. Ihre Beziehung konnte ich lange Zeit nicht einordnen. Bis ich gemerkt habe, dass dies dem Plot geschuldet, also genau das Zeil der Autorin war.

Jamie und Claire sind Ende 40 und damit fast 20 Jahre älter als die Repers. Anfangs fühlen sie sich geschmeichelt, dass das weitaus jüngere Pärchen mit ihnen befreundet sein möchte. Dann aber beginnen sie sich über deren freigeistige Art zu unterhalten. Da vor allem bei Jamie ein weiterer Aspekt, den ich hier nicht verrate, im Blick auf die Freunde dazukommt, bergen diese Gespräche sehr viel Konfliktpotenzial. Die Beziehung zwischen Claire und Jamie ist sehr unausgewogen. Sie hat das Geld und das Haus, in dem sie leben, in die Ehe gebracht. Jamie lässt sich beruflich und privat treiben und arbeitet in einem Café. Genau hier wird Claire ihrem Ehemann gegenüber übergriffig, organisiert eine Karriereberatung und tauscht sich über seinem Kopf mit dieser aus.

Tatsächlich entwickelt sich die Freundschaft der beiden Paare in eine für mich unvorhersehbare Richtung. Da wurde ich echt überrascht.

Dies war nicht mein erstes Buch der Autorin und ich habe mich auf einen ihrer eher verworrenen Plots eingestellt. Tatsächlich war es auch hier in diesem Buch wieder so, dass Louise Candlish ein Grundthema geschaffen hat, das sehr ausschweifend ist. Es wird oft unübersichtlich, da sehr überladen. Viele Beziehungsprobleme, Drogensucht, Freundschaft, finanzielle Schwierigkeiten, Fremdgehen, Neid, Karrieredenken einer Figur, Mord und und und. Der Mord, der ja eigentlich den Thriller rechtfertigt, geschieht leise und eher nebenbei.

Am Schluss der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse. Vielleicht hat die Autorin aus Grund der Uebersichtlichkeit das letzte Kapitel "einige Monate später" eingefügt. In diesem Kapitel wird in Erzählform noch einmal auf 39 Seiten rekapituliert, was genau geschehen ist.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Mässig humorvoll!

Das Kind in mir will achtsam morden
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Regelmässig verliert Björn Diemel die Beherrschung. Egal, ob er sich mit seiner getrennt lebenden Ehefrau Katharina streitet oder von der Praktikantin im Kindergarten, den seine Tochter Emily besucht, ...

Regelmässig verliert Björn Diemel die Beherrschung. Egal, ob er sich mit seiner getrennt lebenden Ehefrau Katharina streitet oder von der Praktikantin im Kindergarten, den seine Tochter Emily besucht, genervt ist. Gerade der Kindergarten ist ein Minengebiet, denn schliesslich hält Björn hinter dem Heizungskeller einen Mafiaboss gefangen.

In Gesprächen mit seinem Psychologen und mit dem Buch von Joschka Breitner " Das innere Wunschkind" will Björn wieder zu mehr Achtsamkeit gelangen. Mit sich und seinem Umfeld ... ausser mit dem Kellner eines Bergrestaurants, der ihm Kaiserschmarrn verweigert. Der muss sterben!


Karsten Dusse hat mit "Das Kind in mir will achtsam morden" einen Roman geschaffen, der ganz viel Psychologie, mässig viel Sarkasmus und Witz und ganz viel Selbstmitleid des Protagonisten enthält. Durch das "innere Kind", das ja in der Psychotherapie eine tragende Rolle spielt, wird Björn immer wieder zurück in seine Kindheit geführt. Hier gibt es auch regelmässig Anklagen an seine mittlerweile verstorbenen Eltern. Seine Eltern haben, laut Björn, grundlegend etwas falsch gemacht in seiner Erziehung. Und genau dies nimmt er als Entschuldigung, dass er so ist, wie er ist. Besonders gerne schiebt der Protagonist jegliche Schuld an der Trennung seiner Frau Katharina in die Schuhe. Manchmal driftet er ab in Richtung Selbstmitleid. Das hat mich grundsätzlich an der Geschichte genervt, hier verstehe ich auch keinen Spass. Leute, egal ob fiktiv oder real, die überall Entschuldigungen suchen für ihr Verhalten, nerven mich grundsätzlich.

Konstant sind kursiv geschriebene Sätze und Absätze, in denen Björn mit seinem inneren Kind spricht, eingefügt. Das war nicht nur langatmig, sondern auch öde. Die Reihe wird hochgelobt betreffend Witz. Na ja, witzige Passagen habe ich entdeckt, aber zu wenige um hoch zu loben. Vielleicht habe ich die abgedrehte Geschichte mit Diskussionen über Fruchtqueschies, seit einem halben Jahr gefangenen Mafiabosse und ermordeten Kellnern wegen einer Portion Kaiserschmarrn auch zu ernst genommen.

Am interessantesten empfand ich die psychologischen Komponenten, hier spürt man auch, die guten Recherchen.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Solide!

Akte Nordsee - Der Teufelshof
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Die Hochzeit von Anna und Henning Fennsen ist ein rauschendes Fest, an dem ausgelassen gefeiert wird. Als eine Nachbarin am nächsten Morgen im Bauernhaus der Familie erscheint, trifft sie Schreckliches ...

Die Hochzeit von Anna und Henning Fennsen ist ein rauschendes Fest, an dem ausgelassen gefeiert wird. Als eine Nachbarin am nächsten Morgen im Bauernhaus der Familie erscheint, trifft sie Schreckliches an. Lucy und Gustav, die Eltern des Bräutigams, sind tot. Sie wurden brutal ermordet, Henning ist schwer verletzt und von der Braut fehlt jede Spur.
Als sie gefunden wird, gerät sie in den Verdacht etwas mit dem Uberfall zu tun zu haben. Rechtsanwältin Fentje Jacobsen, eine alte Freundin des Bräutigams ist von der Unschuld Anna's überzeugt. Zusammen mit dem Journalisten Niklas John nimmt sie die Ermittlungen auf.


Eva Almstädt hat unter dem Titel "Akte Nordsee" eine Reihe, bestehend aus drei Bänden veröffentlicht. "Der Teufelshof" ist Band 2, kann jedoch komplett ohne Vorwissen aus Band eins gelesen werden. Ab und zu wird Bezug auf den Fall im Vorgänger genommen, dies jedoch nur mit leisen Nebentönen.

Statt klassische Ermittler der Polizei drehen ein Journalist und eine Rechtsanwältin jeden Stein um. Allerdings hätten die beiden jeden beliebigen Beruf ausüben können, denn weder Journalismus noch Justiz spielen eine grosse Rolle. Beide Protagonisten haben eigene Perspektiven, die nicht kapitelweise wechseln, sondern sehr oft innerhalb eines Kapitels, sogar von Absatz zu Absatz. Dies empfand ich zu Beginn als sehr gewöhnungsbedürftig und manchmal verwirrend.

Die Handlung spielt sich komplett an der Nordsee, vorwiegend in St. Peter- Ording ab. Sehr gelungen und mit ganz viel Lokalkolorit!

Eva Almstädt hat sicher einen soliden Kriminalroman geschaffen. Ich musste gegen einen Hänger in der Mitte des Buches ankämpfen. Hier hätten ein paar Passagen oder Situationen, die den Puls zumindest leicht in die Höhe treiben, nicht geschadet.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Passender Buchtitel!

Die Verlierer
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Kriminalhauptkommissarin Rita Voss vom KK11 in Hürth weiss nicht, ob sie dem Mann, der in ihrem Büro steht, trauen soll. Im Urlaub auf dem Campingplatz Ammermühle ist Fred Keller seine Frau abhandengekommen. ...

Kriminalhauptkommissarin Rita Voss vom KK11 in Hürth weiss nicht, ob sie dem Mann, der in ihrem Büro steht, trauen soll. Im Urlaub auf dem Campingplatz Ammermühle ist Fred Keller seine Frau abhandengekommen. Kirsten ist kurz nach der Ankunft auf dem Campingplatz joggen gegangen und nicht zurückgekehrt. Dies sei nicht das erste Mal, dass Kirsten einige Tage spurlos verschwunden ist, wie der Mann beteuert. Nun fehlt sie jedoch schon elf Tage und er macht sich Sorgen. Gleichzeitig mit Kirsten ist auch der 13-jährige Til, der Stiefsohn von Keller, verschwunden. Rita Voss verdächtigt Fred Keller, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben. Denn Kirsten war vermögend und Stiefsohn Til ihm ein Dorn im Auge. Bei ihren Recherchen stösst Rita Voss auf einen weiteren, ähnlich gelagerten Fall. Eine junge Mutter, die Monate zuvor auf ähnliche Weise verschwand.


Petra Hammersfahr hat mit "die Verlierer" eine fast durchwegs spannende und fesselnde Kriminalgeschichte geschrieben. Obwohl der Täter, der in eigenen Kapiteln eine eigene und beträchtliche Präsenz bekommt, relativ schnell feststeht, nimmt das keineswegs Spannung weg. Denn man kennt zwar die Identität, auch die Motive sind vorläufig bekannt, weiss aber nicht, was genau er mit den Entführten vorhat und ob diese noch am Leben sind. Allerdings gibt es ganz zum Schluss betreffend Identität des Täters noch eine kleine Ueberraschung, die ich sehr gelungen fand.

In den Kapiteln des Täters begleitet man ihn lesend von seiner Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Als Scheidungskind stand er immerzu zwischen verschiedenen Fronten. Seine Figur ist sehr dicht und eindringlich charakterisiert und ich konnte nicht anders als mit dem verletzten Menschen mitzufühlen. Sein Motiv für die Taten hätte meiner Meinung nach sorgfältiger ausgearbeitet werden dürfen. Denn im vorliegenden Fall ist es so, als ob eine Scheidung der Eltern und eine lieblose Mutter genügt, aus ihm einen Täter zu machen. Gegen Schluss wird das Motiv zudem verwaschen und wirr.

In weiteren Kapiteln kommt die Ermittlerin Rita Voss zu Wort. Hier gibt es einige Wiederholungen, ihr Privatleben betreffend, die gestrafft hätten, werden dürfen.

In einem weiteren Erzählstrang steht die junge Mutter Daniela, die verschwindet und ihr Leben im Mittelpunkt. Diese Kapitel haben mich gefesselt, denn Daniela ist eine Figur, die ziemlich ambivalent gezeichnet ist.

Der Schreibstil von Petra Hammersfahr liest sich im Grossen und Ganzen gut. Ab und zu holpert es ein wenig in den Dialogen und ein paar Passagen und Wiederholungen hätten gestrafft werden dürfen. Dies hat jedoch meinem Lesevergnügen nur minimal geschadet.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Schwaches Ende!

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Die Jägerin Sophie Bauer findet im Königswald bei Berlin eine seltsam zugerichtete Leiche. Die Tote ist als Hirsch verkleidet zurückgelassen worden. Sehr schnell wird sie identifiziert. Charlotte Tempel ...

Die Jägerin Sophie Bauer findet im Königswald bei Berlin eine seltsam zugerichtete Leiche. Die Tote ist als Hirsch verkleidet zurückgelassen worden. Sehr schnell wird sie identifiziert. Charlotte Tempel war in Berlin sehr bekannt, denn sie hatte kurz zuvor einen bedeutungsvollen Preis verliehen bekommen. Die Ermittler Art Mayer und Nele Tschaikowski vom BKA Berlin stellen fest, dass die Tochter der Toten verschwunden ist. Leo Tempel, die mit ihrer Mutter Charlotte viele Kämpfe ausgefochten hat, gerät in den Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Eine aufgefundene Kassette aus der Vergangenheit zementiert diesen Verdacht. Doch dann wird ein zweites Opfer, ähnlich hergerichtet wie Charlotte, aufgefunden.



Nach " Der Morgen" ist "Die Dämmerung" also nun der zweite Streich mit den sympathischen Ermittlern Art Meyer und Nele Tschaikowski. Letztere hat sich gemausert, ist jetzt nicht mehr Polizeianwärterin. Noch traumatisiert vom letzten Fall hat sie es mit neuen, privaten Herausforderungen zu tun. Diese wurden zurückhaltend in die Geschichte eingewoben. Art Meyers Diabetes empfand ich inzwischen auch als authentischer als im ersten Band. Art hat es mit einem sehr persönlichen Fall zu tun und wichtige persönliche und private Gegebenheiten ziehen sich nun auch hier in Band zwei weiter. Ich erachte es, als unabdingbar den ersten Band gelesen zu haben.

Wieder ist die Geschichte sehr komplex, mit zahlreichen Figuren und zwei verschiedenen Zeit- und Erzählebenen. Wiederum hat Marc Raabe das Ganze so strukturiert, dass ich beim Lesen immer den Fokus auf die Hauptgeschichten behalten habe. Und zwar einerseits die Morde in Berlin an den beiden Frauen in der Gegenwart. Andererseits die Geschichte in der Vergangenheit, die zwanzig Jahre zurückliegt, mit zwei jungen Leuten im Mittelpunkt. Erstere spult sich chronologisch ab, letztere wurde als persönliche Erzählung einer Mutter an ihr Kind, die eine Figur auf einer Kassette hört, gestaltet.

Marc Raabe hätte für meinen Geschmack die Handlung in der Gegenwart straffen können. Zeitweise hatte ich das Gefühl diese tritt auf der Stelle und es wiederholt sich einiges. Dieser Eindruck blieb auf diesen Strang beschränkt. Richtig fesselnd empfand ich die Erzählung ab Kassette. Mit Bo & Bell, wie sie genannt werden, konnte ich so richtig mitfiebern. Die Spitznamen haben natürlich verborgen, welche Figuren aus der Gegenwart sich dahinter verbergen. Etwas, was die Spannung noch erhöht hat. Der Inhalt dieser Kassette ist Thriller pur und für mich das Highlight des Buches.

Nicht zufrieden bin ich mit dem Ende, der Auflösung. Ich musste tatsächlich die letzten Kapitel zweimal lesen und trotzdem bleiben da viele Fragen offen. Sehr plump, ja geradezu aus dem Aermel geschüttelt, wird da die Auflösung.

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