Aufgelöst
Brazilian PsychoIm Oktober 2018 wird eine junge Frau festgenommen, weil sie ein Graffiti gesprüht hat. Sie ist gegen Bolsonaro als Kandidat. Und dafür muss sie bezahlen. Sie wird in eine Zelle gesperrt und misshandelt. ...
Im Oktober 2018 wird eine junge Frau festgenommen, weil sie ein Graffiti gesprüht hat. Sie ist gegen Bolsonaro als Kandidat. Und dafür muss sie bezahlen. Sie wird in eine Zelle gesperrt und misshandelt. Doch der Polizist Junior sorgt dafür, dass sie relativ unversehrt bleibt. Und dann geht es zurück ins Jahr 2003, wo ein Lehrer tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Lisboa und sein Partner Mario Lerne sollen den Fall übernehmen, aber nicht allzu genau ermitteln. Das Beste wäre ein Raubüberfall, der schief gegangen ist. Doch Lerne hat es im Gefühl, dass etwas anderes dahinter stecken muss.
Der vierte und letzte Teil der Reihe um den Detective der Zivilpolizei Mario Lerne, der in Sāo Paulo seine Kreise zieht. Genau genommen setzt die Handlung im Jahr 2003 ein, wo es gilt, den Tod des Lehrers aufzuklären. Dieser war allseits beliebt, so dass ein Überfall zu vermuten ist. Oder sollte es doch ein persönliches Motiv geben. Gleichzeitig sind die politischen Entwicklungen in Brasilien eher ungünstig. Wohltätigkeits-Vereinigungen werden genutzt, um letztlich den neu aufgesetzten Sozialstaat zu betrügen. Begriffe wie Sozialbetrug, Geldwäsche, Korruption - man kennt sie. Über die Jahre scheint es keine Verbesserung der Lage zu geben. Und Polizei, Militärpolizei und andere Behörden arbeiten nicht immer gut zusammen.
In diesem Teil der Reihe wird Vieles aus den vorherigen Bänden noch einmal aus anderer Perspektive beleuchtet. Man ist geneigt, zu überlegen, inwieweit man sich an die Vorgänge erinnert, die bereits in den vorigen Bänden dargelegt wurden und wie man das einordnen kann. Doch natürlich wird die Zeit in Brasilien zwischen 2003 und 2019 auf politischer Ebene verlaufen ist. Da geraten die Fälle, die Lerne und Lisboa bearbeiten, etwas in den Hintergrund. Zumal sie manche Dinge auch nicht richtig zu fassen bekommen, weil sie durch die Vorgesetzten oder andere Polizeibehörden behindert werden. Da scheinen viele ein eigenes Süppchen zu kochen. Das ist auf der einen Seite eine spannende und wegen des direkten Bezugs zu den anderen Büchern auch ungewöhnliche Lektüre, andererseits ist die allerdings auch fordernd, da man doch nicht so viel über die politische oder wirtschaftliche Situation in Brasilien zu der Zeit weiß ist. Msn hätte Lerne ein anderes Schicksal gegönnt und ob man alle Einzelheiten über Politik und Wirtschaft wissen muss, kann vielleicht in Frage gestellt werden (der Roman hat über sechshundert Seiten), aber insgesamt ist dieser Thriller ungewöhnlich und interessant.