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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2017

Es werde Licht

Die letzten Tage der Nacht
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„Nur weil etwas nicht tut, was es tun sollte, ist es nicht sofort nutzlos.“ Thomas Edison

In den letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bahnte sich in Amerika eine Schlacht an, wie sie seinesgleichen suchte. ...

„Nur weil etwas nicht tut, was es tun sollte, ist es nicht sofort nutzlos.“ Thomas Edison

In den letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bahnte sich in Amerika eine Schlacht an, wie sie seinesgleichen suchte. Der „Stromkrieg“ zwischen Westinghouse und Edison um das Patent der Glühbirne und die Praktikabilität des Wechselstromes sollte in die Geschichte eingehen. Der junge Anwalt Paul Cravath nimmt sich diesem schier aussichtslosen Wettstreit an. Es sollte sein bedeutendster Fall werden…

Das Cover von „Die letzten Tage der Nacht“ hatte es mir sofort angetan und die Idee mittels Glühbirne eine erleuchtete Freiheitsstatur zu symbolisieren fand ich sehr gut gelungen.

Den sogenannten „Stromkrieg“ gab es tatsächlich und auch der Großteil der in „Die letzten Tage der Nacht“ verwandten Situationen und Geschehnisse sind tatsächlich vorgefallen. Graham Moore hat mit seinem Roman eine historische Fiktion auf wahren Begebenheiten erschaffen, wenn gleich auch die Zeitachse der Handlungen im Roman etwas von der der Historie abweicht. In seinem Nachwort geht der Autor auf die realen Geschehnisse ein und erläutert, wie und warum er sie in seinem Roman anders umsetzte. Als Leser empfand ich seine „belleristische Bearbeitung“ der Geschehnisse als sehr gelungen.

Jedes Kapitel ist zu Beginn mit persönlichen Zitaten von Thomas Edison, Nikola Tesla, Karl Popper u.a. versehen und geben stets einen kleinen Hinweis auf den Inhalt des folgenden Kapitels.

Als Leser empfiehlt es sich ein wenig physikalisches Vorwissen vorzuweisen, denn gerade in den anfänglichen Kapiteln wird vieles über den Aufbau von Glühbirnen, Wechsel- und Gleichstrom erläutert. Dies mag für den einen oder anderen Leser etwas dröge erscheinen, ist aber für das Verständnis der Thematik sehr wertvoll.

Abschließend kann ich nur sagen, dass „Die letzten Tage der Nacht“ ein wirklich lesenswertes und gut geschriebenes Buch, welches uns als Büchernarren die Wichtigkeit von Licht umso mehr vor Augen führt.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Liebe überwindet auch die Zeit

Das saphirblaue Zimmer
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Vielleicht finde ich meine Märchenwelt. Doch ohne dich wird auch sie dunkel und leer sein.

Olive, Lucy und Kate sind jede für sich in ihrer Zeit drei starke und leidenschaftliche Frauen, denen in der ...

Vielleicht finde ich meine Märchenwelt. Doch ohne dich wird auch sie dunkel und leer sein.

Olive, Lucy und Kate sind jede für sich in ihrer Zeit drei starke und leidenschaftliche Frauen, denen in der Welt so manches geschenkt und auch wieder genommen wurde. Alle drei verbindet eine tiefe Liebe und Verbundenheit zu einem Mann. Doch ihrer aller Geschichten sind durch eine tragische Entscheidung verbunden, die im saphirblauen Zimmer unter dem Dach getroffen wurde und sich durch die Zeit zieht…

„Das saphirblaue Zimmer“ aus der Feder von Karen White, Beatriz Williams und Lauren Willig ist eine kleine Zeitreise ins New York Ende des 19. Jhd., in die 20iger Jahre des 20. Jhd. und in die Zeit des zweiten Weltkriegen 1944. Die Protagonistinnen Olive, Lucy und Kate sind jede für sich starke Persönlichkeiten, die sich gegen die Gepflogenheiten ihrer Zeit und teilweise auch ihrer Familie stellen. Jede von ihnen erzählt ihre Geschichte mit ihrem ganz eigenen Ton und als Leser wird man mitgenommen in die unterschiedlichen Welten.

Die Erzählungen der drei Frauen wechseln sich stets ab und behalten die Reihenfolge während des ganzen Buches über bei. Da die Schicksale von Olive, Lucy und Kate miteinander verbunden sind, entdeckt man als Leser das Geheimnis ihrer Verbindung mal durch die eine oder andere Person. Die Geschichte von Kate wird aus der Ich-Perspektive erzählt, die von Olive und Lucy aus der 3. Person. Dadurch habe ich mich als Leser eher zu Kate hingezogen gefühlt. Aber jede Geschichte für sich ist mit einer ganz eigenen Feinfühligkeit geschrieben.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist der rote Faden, der sich beständig durch die Geschichte zieht und dem immer wieder neue Informationen hinzugefügt werden, die am Ende ein Großes Ganzes ergeben. Natürlich hat man als Leser immer wieder zwischendurch den einen oder andern „Aha-Moment“ und kommt der Verbindung der dreien näher, aber es sind immer wieder kleine Wendungen in der Geschichte, die einen das Buch nur äußerst ungern aus der Hand legen lassen und man es am liebsten in einem Rutsch lesen würde.

Für mich war dieser Roman ein wunderbares, auch immer wieder leicht knisterndes Lesevergnügen, welches ich nur unbedingt weiterempfehlen kann! Alleine schon das Cover lädt zum Träumen ein….

Veröffentlicht am 05.11.2017

wie eine Nachtigall im Baum

Wer die Nachtigall stört ...
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„Atticus hatte recht. Er hatte einmal gesagt, man kenne einen anderen Menschen erst dann, wenn man in seine Haut schlüpfe und eine Weile darin herumginge.“ S. 444


Die kleine Scout lebt mit ihrem Bruder ...

„Atticus hatte recht. Er hatte einmal gesagt, man kenne einen anderen Menschen erst dann, wenn man in seine Haut schlüpfe und eine Weile darin herumginge.“ S. 444


Die kleine Scout lebt mit ihrem Bruder Jem, ihrem Vater Atticus, dessen Schwester Alexandra und der farbigen Calpurnia im beschaulichen Maycomb im Süden der USA. Der Sklavenhandel ist weitgehend abgeschafft und aus ehemaligen Baumwollpflückern sind Hausdiener geworden. Die Rechte der farbigen Bevölkerung sind dennoch kaum verbessert. Als ein junger farbiger Mann wegen Vergewaltigung vor Gericht gestellt wird und Atticus dessen Verteidigung übernimmt, erfährt Scout, wie unterschiedlich sich die Rassentrennung in den Köpfen der Menschen manifestiert.


„Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee galt lange als das einzige Buch der Autorin. Es wurde bereits 1960 erstveröffentlicht und gewann unter anderem den Pulitzer – Preis. Weiterhin wurde es in 40 Sprachen übersetzt und gilt als eines der bedeutendsten Werke der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts.


Obwohl schon vor mittlerweile fast 60 Jahren veröffentlicht, hat der Roman bisher nur wenig an Aktualität verloren. Wenngleich die Problematik der Rassentrennung in den USA weitegehend vom Tisch ist, so ist es doch noch immer weltweit aktuell, wenn auch nicht mehr nur auf die farbige Bevölkerung bezogen. Der Roman wird aus der Sicht von Scout erzählt, die mit ihren 8 Jahren ein bisher unbekümmertes und freies Leben hatte. Durch Atticus haben sie und ihr Bruder früh gelernt, dass alle Menschen die gleichen Rechte erhalten sollten und es keine Bevorteilung der einen oder anderen Rasse geben sollte. Der Prozess zeigt ihr und den Lesern des Buches auf, wie stark viele Vertreter der weißen Bevölkerung aber an ihrer Sonderstellung festhalten.


Durch die Erzählweise eines Kindes bekommt das Buch einen sehr ehrlichen Charakter und als Leser wird man daran erinnert, wie es ist die Dinge aus der Sicht eines Kindes zu betrachten. Genauso sehr zeigt es aber auch auf, wie verstörend und verletzend viele Handlungen auf Kinder wirken können. Besonders gut gefallen hat mir eine bestimmte Situation im Buch, als es nur durch das kindliche eingreifen von Scout möglich war, eine aufgeheizte Situation zu entschärfen. Auch die vielen Stücke, die Scout, Jem und ihr Freund Dill während der Ferien über immer aufführen, spiegeln die Gesellschaft dar und wie sehr sie das kindliche Heranwachsen beeinflusst.


Mit den unterschiedlichen Charakteren im Buch hat Harper Lee einen interessanten Überblick über die verschiedenen Haltungen der Menschen. Atticus ist ein besonnener Vater, dem es wichtig ist seinen Kindern beizubringen, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten. Seine Schwester Alexandra verkörpert die Schicht der eleganten weißen Frauen, die mehr auf Tratsch und Eleganz aus sind als auf Gleichberechtigung. Calpurnia als farbige Haushälterin ist den Kindern in vielen Situationen wie eine Mutter und weiß sich entsprechend zu verhalten in Gesellschaft. Auch Boo Radley als düsterer Nachbar zeigt auf, wie sehr man sich doch von Äußerlichkeiten täuschen lassen kann.


„Wer die Nachtigall stört“ ist gleichermaßen erfrischend kindlich, wie auch bedrückend. Aber auf jeden Fall eine Bereicherung für die eigene Bibliothek.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Das kleine Notibuch des Monsieur Jean

Monsieur Jean und sein Gespür für Glück
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„Die wirklich wichtigen Fragen bleiben immer ein Geheimnis.“ Monsieur Jean

Als Monsieur Jean nach 43 Jahren Dienst als Concierge des Grandhotels „Tour au Lac“ in Zürich in den Ruhestand geschickt wird, ...

„Die wirklich wichtigen Fragen bleiben immer ein Geheimnis.“ Monsieur Jean

Als Monsieur Jean nach 43 Jahren Dienst als Concierge des Grandhotels „Tour au Lac“ in Zürich in den Ruhestand geschickt wird, weiß er zunächst nicht, was er mit all der neuen freien Zeit machen soll. Seine geliebte Marie ist schon verstorben und durch seine Nachtdienste hat er einen anderen Zeitrhythmus als seine Mitmenschen. Was hat er zu nächtlicher Zeit für Gästen kennengelernt. Mit all ihren besonderen Wünschen, Vorlieben und kleinen Geheimnissen. Und immer wusste Monsieur Jean was die Gäste wünschten. Manchmal schon, bevor diese es selbst wussten. Und warum sollte dies nicht auch jetzt noch so sein…

Mit „Monsieur Jean und sein Gespür für Glück“ erschafft Thomas Montasser einen wunderbaren Roman über das Glück der kleinen und großen Dinge, das passieren kann.

Monsieur Jean mit seinem kleinen Notizbuch, das so viele Geheimnisse und Wünsche kennt, ist einfach wunderbar zu lesen. Es sind keine großen Worte, die einem den Protagonisten ans Herz wachsen lassen, sondern die vielen kleinen Dinge, die er für seine Mitmenschen macht. Sei es der jungen Kellnerin Sophie mit dem schlechten Schuhwerk, die dadurch nicht gut arbeiten kann. Den beiden alten Damen im Obergeschoss des Hotels, die sich seit Jahrzehnten in der Wolle haben und eigentlich keiner mehr weiß warum. Dem Hotelbesitzer und seiner Frau, die glauben sich nicht mehr zu lieben, oder der jungen Ana, die aus dem alten Pub seines verstorbenen Freundes ein kleines Café zaubern möchte.

Monsieur Jean hilft als Unbekannter, was die Geschichte noch umso bezaubernder macht. Er verteilt kleine Zettelchen, schickt Sophie im Auftrag des Hotels zum Schumacher, um sich neue Schuhe fertigen zu lassen, kauft Fenster für das Café de Balzac, damit es pünktlich eröffnen kann. All diese Gesten sind stellvertretend für den bezaubernden, hilfsbereiten und warmherzigen Charakter des Monsieur Jean. Doch auch er hat Geheimnisse, die ihm im Laufe der Geschichte immer wieder einzuholen drohen.

Erzählt wird der Roman aus der 3. Person und Thomas Montasser schafft es durch seine Erzählkunst den Leser mit nach Zürich zu nehmen. Man selbst schlendert an der Limmat entlang, bestaunt das wunderschöne Tour au Lac, oder genießt einfach nur das Flair der Straßen von Zürich.

Ebenso zeigt der Autor auf, wie schwer es sein kann nach über 40 Jahren auf einmal im Ruhestand zu sein. Ohne Aufgabe oder Partner. Somit wäre es jedem Menschen zu wünschen, ein kleines Notizbuch mit Wünschen und Geheimnissen zu haben um ab und an darin zu stöbern. Auch wenn es nur die eigenen sind.

„Monsieur Jean und sein Gespür für Glück“ gehört mit zu den schönsten Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ohne Kitsch, dafür ungemein ehrlich und bezaubernd!

Veröffentlicht am 11.12.2017

newYork-newYork

New York Diaries – Sarah
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„Es fühlt sich nie so an. Es passiert immer dann, wenn du nicht damit rechnest.“ S. 10

Das Knights Building in New York City kann so manche Geschichten erzählen. Im ersten Band lernten wir Claire kennen, ...

„Es fühlt sich nie so an. Es passiert immer dann, wenn du nicht damit rechnest.“ S. 10

Das Knights Building in New York City kann so manche Geschichten erzählen. Im ersten Band lernten wir Claire kennen, dieses Mal begleiten wir Sarah und ihren großen Traum durch die Stadt, die niemals schläft.

Sarah lebt und liebt die Musik, so lange sie denken kann. Sie fühlt jeden einzelnen Takt und versetzt sich in den Text und den Musiker hinein wie kein anderer. Doch noch immer ist sie nicht näher dran an ihrem Traum eine angesehene Musikjournalistin zu werden. Die Anhänger ihres kleinen Blogs lieben sie, doch damit lässt sich nicht wirklich leben in der Metropole. Als sie eines Abends in ihrer Lieblingsbar einer grottenschlechten Band zuhört, zweifelt sie schon an der Musik selber. Als aber ein Musiker, der sich bisher nur im Hintergrund hielt, in der Pause einen eigenen Song spielt, ist es um Sarah geschehen. Sie muss diesen Will kennenlernen. Sein Songtext hat sie zu tiefst berührt. Als sie kurze Zeit später auf einer Party den sympathischen Charlie kennenlernt, stellt sich ihr Leben komplett auf den Kopf. Welche Gefühle stammen jetzt woher und für wen sie sie letztendlich bestimmt?

Wer auch schon den ersten Teil der Reihe kennt, der wird auch mit dem zweiten Band „Sarah“ seine Freude haben. Alte Bekannte aus „Claire“ treten kurz in Aktion und das Knights Building mit seiner ganz eigenen Atmosphäre bringt die richtige Stimmung mit für einen Roman über die impulsive Stadt an der Ostküste der USA. Wie auch im ersten Teil ist die Handlung leicht zu verfolgen, teils etwas vorhersehbar, aber mit so viel Charme, dass dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut. Die Dialoge sind frech und witzig und jeder Charakter wächst einem auf seine eigene Art sofort ans Herz.

Besonders gut gefallen haben mir die ganz unterschiedlichen Charaktereigenschaften, die Charlie und Will besitzen. Jeder ist auf seine Art und Weise sympathisch, dennoch sind sie komplett unterschiedlich. Der eine mit beiden Beinen im Leben stehend und mit festen Tagesablauf. Der andere mit einer gewissen Melancholie und der Freiheit jeden Tag aufs Neue gestalten zu können. Besonders bei Will fand ich die Stimmung immer besonders knisternd, was einem beim Lesen die eine oder andere Gänsehaut verursacht und man anfängt ein wenig vor sich hinzuschwärmen.

Wenngleich auch die Handlung eher einfach gestrickt ist, so ist sie dennoch gut durchdacht und der Leser wird durch die immer wieder steigende und fallende Spannungskurve bei Laune gehalten. Der Sprachstil ist modern und man fühlt sich, als würde man selber mit Freunden durch die Stadt ziehen und live dabei sein. Die Playlist zu Beginn des Buches ist wieder schön gewählt und trifft die Stimmungen der einzelnen Kapitel wunderbar.

Wer also einen Hang zur Musik hat und nicht nur unbedingt bei den Charts mitsingt, für den ist „Sarah“ ein amüsanter und leichtlebiger Roman zum dahinschwelgen.