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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2017

kleiner Roboter, großes Herz

Der Roboter, der Herzen hören konnte
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„Er hatte nicht gemerkt, dass er mir verzieh, weil niemand ihm beigebracht hatte, was Verzeihung war. Doch von allen den komplexen menschlichen Gefühlen, für die er sich hätte entscheiden können, schien ...

„Er hatte nicht gemerkt, dass er mir verzieh, weil niemand ihm beigebracht hatte, was Verzeihung war. Doch von allen den komplexen menschlichen Gefühlen, für die er sich hätte entscheiden können, schien er ausgerechnet die Liebe zu verstehen.“ S. 201

Als eines Tages der kleine Roboter Tang unter einem Baum im Garten von Ben und Amy Chambers sitzt, weiß keiner so recht, wie er dort hingekommen ist. Roboter wie er sind Klassiker. Heute werden nur noch hochmoderne Androiden produziert, die kochen und Wäsche waschen können. Doch Tang ist anders. Das merkt vor allem Ben. Als er entdeckt, dass sein kleiner Freund kaputt ist, macht er sich auf die Suche nach seinem Besitzer um ihn reparieren zu lassen und geht mit Tang auf eine Reise, die alles verändert.

„Der Roboter, der Herzen hören konnte“ ist eine unglaublich liebevoll geschriebene Geschichte über einen Mann und seinen Roboter, der in der hochmodernen Androidenwelt keinen Platz mehr hat.

Das Cover in seinen warmen Gelb- und Rottönen ist mir sofort ins Auge gestochen. Die Schlichtheit passt perfekt zu der Geschichte.

Tang werden in diesem Buch menschliche Eigenschaften wie Empathie, Sprache und die Fähigkeit zu Lernen verliehen. Er ist auf dem Wissenstand eines Kindes und nicht nur einmal vergisst man während des Lesens, dass es eigentlich ein Roboter ist. Im Laufe des Buches reifen Tang wie auch Ben durch die Geschehnisse, die sie gemeinsam erleben. Sie lernen, was es heißt Verantwortung zu übernehmen und für einen anderen zu Sorgen. Der Charakter von Ben wird anfangs als gleichgültig, melancholisch und antriebslos dargestellt, so dass dessen Beziehung mit seiner Frau in die Brüche geht. Durch die Reise wandelt er sich zu Positiven, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Technik des Roboters Tang wird eher als schnell zusammen geschustert beschrieben, was sich auch in seiner Sprache wiederspiegelt. Genaue Details erfährt der Leser nicht darüber, aber das empfand ich auch nicht als allzu wichtig beim Lesen. Viel mehr gefallen hat mir hier die Botschaft, dass es egal ist, wenn man anders ist. Man sollte immer zu sich selber stehen, denn wahre Stärke kommt aus dem Herzen, selbst wenn dieses nur ein kleiner Ölzylinder ist.

Veröffentlicht am 05.11.2017

der Mut erwachsen zu werden

Gehe hin, stelle einen Wächter
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„Alle wollen mir auf merkwürdige, immer gleiche Art klarmachen, dass alles nur an den Negern liegt, aber die Neger sind nicht schuld, genauso wenig, wie ich fliegen kann, und, bei Gott, ich würde am liebsten ...

„Alle wollen mir auf merkwürdige, immer gleiche Art klarmachen, dass alles nur an den Negern liegt, aber die Neger sind nicht schuld, genauso wenig, wie ich fliegen kann, und, bei Gott, ich würde am liebsten zum Fenster hinaus- und davonfliegen.“ S. 190

Jean Luise ist erwachsen geworden, lebt in New York und kehrt nur noch in den Ferien nach Maycomb zurück. Die offene Stadt New York hat sie und auch die allgemeine Haltung zur Rassentrennung verändert. In Maycomb jedoch ticken die Uhren noch anders und der „Klan“ findet immer mehr Gehör. Als sich Jean Luise, wie schon als Kind, in den Gerichtssaal stielt und einer Rede von Stadtbewohnern beiwohnt, muss sie feststellen, dass scheinbar auch ihr Vater seine Haltung zur farbigen Bevölkerung geändert hat. Doch sieht Jean Luise wirklich das große Ganze?

„Gehe hin, stelle einen Wächter“ von Harper Lee galt lange als verschollen und wurde erst 2015 weltweit veröffentlicht. Es wurde schon vor „Wer die Nachtigall stört“ verfasst, seine Handlung kann aber als Fortsetzung von 2. Buch angesehen werden. Die kleine Scout ist erwachsen und das Thema der Rassentrennung ist so aktuell wie in ihrer Kindheit. Jean Luise muss erkennen, dass die Menschen noch immer nicht bereit sind ihre farbigen Mitmenschen als ihres gleichen zu erkennen und auch ihr Vater scheint von seiner rechtschaffenden Rolle abgedriftet zu sein.

Harper Lee hat mit ihrem Roman ein gesellschaftskritisches Buch erschaffen, welches aufzeigt, dass 20 Jahre lange nicht genug sind, um Rassentrennung und Vorurteile aufzuheben. Es spiegelt auf eine mitunter schmerzliche Weise wieder, wie sehr sich Menschen verändern können im Laufe des Erwachsen werden und das es viel Mut erfordert seine eigene Haltung zu erkennen und auch zu vertreten. Genauso sehr zeigt Harper Lee auf, wie festgefahren und engstirnig das Denken der Menschen oftmals ist, und dass es viel Besonnenheit und mitunter auch ein Entgegenkommen in Richtung der Unruhestifter erfordert, um ein Umdenken in den Köpfen der Bevölkerung zu erreichen.

Harper Lee ist es gelungen durch ihre starke Erzählkraft nicht zu Scout in ihrem Denken reifen zu lassen, sondern auch den Leser. Auch wenn die Thematik der Rassentrennung in den Staaten heute weitgehend vom Tisch ist, so finden viele Vorurteile sicher heute noch Anklang.

Obwohl nicht ganz so stark wie „Wer die Nachtigall stört“, ist es reifer in seiner Erzählkunst und der Leser findet sich in Jean Luise manchmal eher wieder als in der kleinen Scout.

Veröffentlicht am 05.11.2017

einmal Vergangenheit und zurück

Liebten wir
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„Die Wahrheit? Hier? Jetzt? Einfach so? Aber ich muss wirklich noch viel lernen. Zum Beispiel, dass es manchmal leichter wird, wenn man Geheimnisse preisgibt, so traurig und beängstigend sie auch sein ...

„Die Wahrheit? Hier? Jetzt? Einfach so? Aber ich muss wirklich noch viel lernen. Zum Beispiel, dass es manchmal leichter wird, wenn man Geheimnisse preisgibt, so traurig und beängstigend sie auch sein mögen.“


Moira, von allen nur Mo genannt, lebt für ihre Kamera und die Fotographie. Besonders die Momente, in denen sich die Menschen unbeobachtet fühlen, zeigen deren wahre Natur und Geheimnisse, so glaubt sie. Vor allem auf Familienfeiern, Hochzeiten etc. gibt es mehr davon zu sehen als man denkt. Als sie selber mit ihrem neuen Freund zu deren Familienfest eingeladen ist, endet dies in einem Desaster. Ein toter Vogel, Fahrerflucht und die scheinbar senile, mürrische 85ig jährige Aino auf dem Beifahrersitz, mehr hat Mo nicht gebraucht um einfach auf´s Gaspedal zu drücken. Die alte Dame zwingt sie auf eine Fähre nach Finnland. Was Mo nicht ahnt, ist, dass diese unfreiwillige Reise nicht nur die Vergangenheit von Aino ans Licht bringt, sondern das sich auch Mo ihren tief ins Unterbewusstsein verdrängten Dämonen stellen muss.


Nina Blazon hat mit „Liebten wir“ eine gemeinsame Reise zweier Frauen dargestellt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So scheint es im ersten Moment. Doch beide verbindet eine Vergangenheit, die viele Jahre tief in ihrem Innern ruhte. Sei es durch die Jahre in Vergessenheit geraten oder aufgrund von Verdrängung. Mo und Aino erinnern ein wenig an Thelma und Luise mit ihrem Road Trip nach Helsinki. Im Laufe des Buches entwickelt sich zwischen den Beiden eine Art Freundschaft, aber auch Hassliebe. Mehr und mehr entdecken beide die Geheimnisse des jeweils anderen. Aino nimmt Mo mit auf eine gedankliche Reise in das Helsinki der 1940iger Jahre, als der Krieg die Stadt und auch Aino´s große Liebe zerstörte. Beide Frauen machen sich auf die Suche nach dem letzten Portrait dieser Liebe und treffen auf dessen Enkel Aarto. Mo verliert sich zunächst in der Suche nach Aino´s großer Liebe. Doch nach und nach rückt auch ihre Pandoras´s Box aus der Vergangenheit immer mehr in die Gegenwart und Mo muss sich den Dämonen ihrer unglücklichen Kindheit stellen.


Wenn man nur vom Cover ausgeht mit dem Pink und dem Titel „Liebten wir“, so mag das Buch im ersten Moment vor allem als simpler Liebesroman durchgehen. Doch vielmehr ist es eine Reise in die Vergangenheit mit all seinen schönen, aber auch hässlichen Facetten. Es ist eine Aufarbeitung von Gefühlen, die lange unterschwellig weiterlebten und dabei unterdrückt wurden. Gepaart mit der Melancholie, die Nina Blazon Helsinki ausstrahlen lässt, taucht man als Leser mit ein in die Stimmung des finnischen Tangos und der unterirdischen Bunker zu Kriegszeit.


Immer wieder streut die Autorin auch finnische Wörter mit in die Gespräche der Protagonisten ein, die mitunter nicht näher erläutert werden. Dies mag für manchen etwas irritierend sein, aber ich empfand es eher als passend für die Handlung. Da Mo ja überhaupt kein Finnisch spricht, passt es zu der Fremdartigkeit, die Helsinki zunächst auf sie Ausübt. Mit der Zeit lernt auch Mo die Sprache und viele Dinge erschließen sich besser für den Leser.


Auch vom Handlungsverlauf empfand ich das Buch als Gelungen. Es war nicht zu vorhersehbar und bis zum Ende spannend. Das Ende mag für manch einen zu offen sein, es ist aber dennoch stimmig mit dem generellen Ton des Buches.


Alles in allem ist „Liebten wir“ ein spannendes Buch, welches einen als Mensch, der gerne auch hinter die Fassade der Leute blickt, einige schöne Lesestunden bietet.

Veröffentlicht am 11.12.2017

für Anna Gavalda Fans

Ab morgen wird alles anders
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"Dann leg mal los. Ich will sehen was du kannst."
Und ich legte los. Wollte sehen, was ich kann. Yann S. 268

"Ab morgen wird alles anders" von Anna Gavalda erzählt in fünf Kurzgeschichten, wie fünf Menschen ...

"Dann leg mal los. Ich will sehen was du kannst."
Und ich legte los. Wollte sehen, was ich kann. Yann S. 268

"Ab morgen wird alles anders" von Anna Gavalda erzählt in fünf Kurzgeschichten, wie fünf Menschen ihr Leben neu in die Hand nehmen und von Grund auf ändern.

Geschichte 1: Mein Hund wird sterben.
Ein LKW-Fahrer muss seinen treuen Begleiter einschläfern lassen. Vor langer Zeit fand er ihn eines Nachts am Straßenrand und seitdem waren beide unzertrennlich. Doch über diesen Verlust finden der Mann und seine Frau wieder zueinander.
Ein wunderbarer Einstieg in das Buch. Am Anfang wirken die kurzen Sätze etwas holprig, doch nach kurzer Zeit ist man schnell in der Handlung drinnen.

Geschichte 2: Mathilde
Mathilde wohnt mit zwei Schwester in einer Wg. Diese soll renoviert werden und Mathilde soll hierfür den Handwerker bezahlen. Doch im Übermut wird ihr in einem Café die Tasche samt Geld gestohlen. Auf ihrer Suche nach beidem trifft sie auf einen Koch, der weder besonders hübsch noch besonders klug zu sein scheint. Dennoch ist Mathilde von ihm fasziniert.
Diese Geschichte konnte mich überhaupt nicht fesseln. Es ist die längste im ganzen Buch und zieht sich leider auch sehr hin. Etwas weniger philosophische Träumerei von Mathilde hätten der Handlung gutgetan.

Geschichte 3: Meine Kraftpunkte
Ein junger und vielbeschäftigter Architekt wird zur Schule seines Sohnes gerufen, weil dieser auffällig geworden ist. Obwohl sich alle Beteiligten schon eine Meinung zu dem Vergehen gebildet zu haben scheinen, bleibt er als einziger loyal seinem Sohn gegenüber und gibt ihm die Chance sich zu äußern.
Eine der besten Geschichten in dem Buch. Anna Gavalda beschreibt hier wunderbar die Gefühle eines stolzen Vaters zu seinem Kind und zeigt auf, dass es sich immer lohnt sich beide Seiten einer Medaille anzusehen bevor man urteilt.

Geschichte 4: Yann
Yann ist jung, hat einen guten Job und lebt in einer großen Wohnung mit seiner Freundin. Eigentlich könnte er sich glücklich schätzen. Doch ein Essen bei seinen Nachbarn und den schon fast philosophischen Vorträgen Isaacs lassen ihn aufwachen. Hier erfährt er, was wahre Liebe und Zuneigung ist und er schöpft neuen Mut endlich in seinem Leben etwas zu vollbringen, vor was er sich schon zu lange geziert hat.
Wunderbar geschrieben mit viel Wahrheit und auch Poesie. Isaac muss man als Leser einfach ins Herz schließen und auch mit Yann wird sich sicher der ein oder andere identifizieren können. Unbedingt lesen.

Geschichte 5: Minnesang
Lulu arbeitet in einem Tiergeschäft und hangelt sich von einem one-night-stand zum anderen. Bis sie auf einer Party auf einen Mann trifft, der tatsächlich einmal ernsthaft an ihr interessiert zu seien scheint. Lulu schöpft wieder Hoffnung, dass es diesmal vielleicht doch nicht bei nur einem einmaligen Beischlaf bleiben könnte.
Mit viel Charme und wahren Worten beschreibt Anna Gavalda die manchmal schwierige und doch auch leichteste Zeit des Singlelebens. Obgleich auch der Minnesänger etwas bieder und weltfremd wirkt, so verkörpert er doch den Typ Mann, der sich ehrlich für seine Partnerin interessiert.

Zusammenfassend sind die Kurzgeschichten im typischen Stil von Anna Gavalda verfasst und für bekennende Gavalda Fans sicher eine Bereicherung. Nicht alle haben mich überzeugen können, aber dennoch fand ich sie erfrischend und herzerwärmend geschrieben. Wer einmal in die Erzählweise der Autorin hineinschnuppern möchte, der hat mit „Ab morgen wird alles anders“ eine wunderbare Möglichkeit dafür.

Veröffentlicht am 11.12.2017

auf die inneren Werte kommt es an

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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„Ja. Ganz genau. Das bin ich. Nichts wird je wieder gut sein, nicht so, wie es mal war, aber ich gewöhne mich daran. Vielleicht werde ich doch noch ein normales Leben bekommen.“ Libby S.99

Libby ist ein ...

„Ja. Ganz genau. Das bin ich. Nichts wird je wieder gut sein, nicht so, wie es mal war, aber ich gewöhne mich daran. Vielleicht werde ich doch noch ein normales Leben bekommen.“ Libby S.99

Libby ist ein kein normaler Teenager. Ihre Mutter ist gestorben, als sie noch klein war. Unter diesem Verlust hatte sie so sehr gelitten, dass ihre Bücher, ihr Zimmer und das fortwährende Essen die Hauptbestandteile ihres Lebens wurden. So sehr, dass sich Libby irgendwann nicht einmal mehr aus dem Bett bewegen konnte und letztendlich aus dem Haus geschnitten werden musste. Doch all das ist ein gefühltes ganzes Leben her. Nun geht Libby wieder zur Schule und erlebt viele Hänseleien der Mitschüler hautnah. Doch wenn sie eines gelernt hat im Krankenhaus, dann stark zu sein und sich nicht unter kriegen zu lassen.
Jack ist hübsch, hat immer einen frechen Spruch drauf und kommt bei den Mädels gut an. Leider kann er nicht seine eigene Freundin von all diesen Mädels unterscheiden, denn er ist gesichtsblind. Doch niemand weiß davon. Niemand, außer Libby. Aber sich mit einem dicken Mädchen abzugeben ist eigentlich ein no-go für seinen sozialen Status, aber irgendetwas an diesem Mädchen fasziniert ihn und in ihrer Nähe kann er die Sonne auf der Haut spüren.

„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ erschien 2016 im englischen Original „Holding up the universe“ und erhielt den Goodreads Choice Awards in der Kategorie Best Young Adult Fiction. Das Cover ist in einem grellen pink gehalten, was mich im Geschäft wahrscheinlich nicht unbedingt zum Kaufen angeregt hätte, genauso wenig wie der deutsche Titel. Es klingt nach einer Menge Kitsch und Klischee. Die Autorin hat es aber dennoch geschafft in diesem Buch das Thema Übergewicht und Mobbing bei Teeangern sehr gefühlvoll miteinander zu verknüpfen, so dass es nur hin und wieder in das Klischeehafte abdriftet. Es wechseln sich Libby und Jack in ihren Erzählungen ab. Zum Teil geben beide die gleiche Situation aus ihren Blickwinkeln wieder, manchmal auch nur ihre eigenen Gefühle dem anderen gegenüber. Es liest sich oftmals wie ein Tagebuch, wodurch man als Leser das Gefühl hat direkt in die Handlung mit einbezogen zu werden. Es finden auch immer wieder einmal Zeitsprünge statt in die jeweilige Kindheit der beiden Protagonisten, der Lesefluss wird dabei aber nicht gestört. Trotz seiner Dicke von 462 Seiten, liest sich das Buch sehr schnell, was auch dem Umstand zu verdanken ist, dass nicht immer alle Seiten beschrieben sind.

Besonders gut gefallen hat mir Libby´s Umgang mit ihrem Körpergewicht und ihrer Weigerung nur wegen der Wünsche anderer sich auf Modelmaße herunter zu hungern. Sie steht zu ihrem Körper, und zeigt dabei wie wichtig, aber auch schwierig es für Kinder und Teenager von heute ist damit klarzukommen. Die Autorin beleuchtet auch die Schattenseiten von Übergewichtigkeit, und was es für Folgen für den Körper haben kann. Ebenso wird das Thema Mobbing aufgegriffen und auch hier merkt man die Feinfühligkeit der Autorin. Auch die Krankheit Prosopagnosie, auch Gesichtsblindheit genannt, wird von der Autorin sehr gut beschrieben und in der Handlung umgesetzt. Man merkt, dass Sie sich vorher ausgiebig mit dieser Krankheit auseinander gesetzt hat und somit gelingt es ihr authentische Situationen zu beschreiben, die für Betroffene alltäglich sind.

Natürlich kommt auch das Thema Liebe nicht zu kurz, doch es ist meiner Meinung nach nicht übermäßig romantisch und kitschig umgesetzt. Eher erlebt man ein vorsichtiges Herantasten aneinander von Libby und Jack und kann ihren Schmetterlingen im Bauch beim Herumwirbeln zuschauen. Hier und da hat man aber das Gefühl die Story schon einmal gelesen zu haben, aber letztendlich bleibt das irgendwann nicht mehr aus, wenn man schon mehr in diesem Genre gelesen hat.

Alles in alle ist „Stell dir vor, dass ich dich Liebe“ ein sehr gefühlvoller und ehrlicher Roman über zwei Menschen, die so unterschiedlich sind, dass sie eigentlich nichts anderes als zusammenpassen müssen.