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Veröffentlicht am 08.08.2024

Bathseba und David - eine außergewöhnliche Liebesgeschichte

Die Löwin von Jerusalem
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Das Alte Testament ist voller Geschichten von Krieg, Verrat, Intrigen, Mord und gelegentlich auch Liebe. Die schönste Liebesgeschichte in meinen Augen ist die von der schönen Bathseba und dem Hirtenjungen ...

Das Alte Testament ist voller Geschichten von Krieg, Verrat, Intrigen, Mord und gelegentlich auch Liebe. Die schönste Liebesgeschichte in meinen Augen ist die von der schönen Bathseba und dem Hirtenjungen David. Die Bibel ist ein historisches Buch und dementsprechend spiegeln sich darin die gesellschaftlichen Verhältnisse von damals wieder, was wiederum bedeutet, dass überwiegend Geschichten von Männern erzählt werden. Auch bei der Liebesgeschichte der beiden Genannten werden die Ereignisse mit David im Mittelpunkt berichtet und Bathseba ist eine Randfigur. Der Autor schildert nun die Begebenheit aus Bathsebas Sicht. Dabei hat er die wenigen Hinweise, die die Bibel gibt, mit historischen Tatsachen und eigenen Vorstellungen zu einer packenden Liebesgeschichte verwoben.

Bathseba und Davidtreffen in einer dramatischen Situation aufeinander. David kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen eine Löwin und die 16jährige Bathseba rettet geistesgegenwärtig sein Leben. Die beiden jungen Leute verlieben sich ineinander. Nur ist Bathseba bereits dem Hethiter Uriah versprochen . Der Brautpreis ist bezahlt und Bathsebas Vater weigert sich, die Verbindung zu lösen. Die Wege der beiden Liebenden trennen sich. Für Bathseba beginnt eine wahre Ehehölle, während David zu einem berühmten Krieger wird und kein Kind von Traurigkeit ist. Der Zufall oder göttliche Vorsehung führt Bathseba nach Jahren wieder in Davids Nähe, den sie noch immer liebt und der mittlerweile König ist. Bathseba ist fest entschlossen, ihn wieder für sich zu gewinnen aus Liebe und um ihrer unerträglichen Ehe zu entfliehen. Bathsebas Plan gelingt.

Ich war vom Erzählstil des Autors nach wenigen Sätzen begeistert. Er nimmt die Rolle eines Erzählers ein, der aus einer höheren, allwissenden Perspektive als Regisseur fungiert. Das weckt Neugierde, erzeugt Nähe und gleichzeitig Distanz. Die Personen sind normale Menschen. Sie fluchen, betrinken sich, führen Krieg und haben leidenschaftlichen Sex. Frauen sind Eigentum ihrer Väter und später ihrer Ehemänner. So verschachert Bathsebas Vater sie an den gewalttätigen Uriah. Dieser demütigt und schlägt sie, ohne dass es Konsequenzen hat und obwohl es alle wissen. Doch Bathseba bleibt standhaft, standhaft in ihrem Willen, zu überleben und in ihrer Liebe zu David. Das bedeutet nicht, dass sie nicht mit Gott hadert. David ist in meinen Augen der wankelmütige und schwächere Charakter. Für ihn war die Liebe mit und zu Bathseba mehr eine Affäre. Für ihn sind andere Dinge wichtiger und Frauen gibt es genug. Im Grunde ist es ein Wunder und somit wohl Gottes Wille, dass die beiden doch noch zueinander finden. Ohne dieses "Happyend " hätte es nie einen König Salomon gegeben, was was wirklich ein Jammer wäre.

Für mich war das Buch ein mitreißendes Leseerlebnis. Und selbst für diejenigen, die mit der Bibel nichts im Sinn haben, lohnt es sich , die starke Bathseba und ihre Geschichte kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Ein neuer Fall für Hobbydetektivin Isa

Mord im Rotstiftmilieu
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Isa ist zwar Lehrerin, aber ihr Herz schlägt für die Verbrecherjagd. Als der Lehrer Wonneberger unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ist sie deshalb sogar bereit an der anderen Schule als Vertretungslehrer ...

Isa ist zwar Lehrerin, aber ihr Herz schlägt für die Verbrecherjagd. Als der Lehrer Wonneberger unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ist sie deshalb sogar bereit an der anderen Schule als Vertretungslehrer einzuspringen, nur um dort ermitteln zu können. Was sich zu Anfang als überzeugender Plan darstellt, entwickelt sich immer mehr zu einer Katastrophe..

Ich kenne den 1. Band nicht - was was ich aber nach dieser Lektüre unbedingt nachholen werde - , das hindert mich aber nicht daran, der Handlung gut folgen zu können und einen Riesenspaß dabei zu haben. Das liegt vor allem an Isa und ihrem Rauhaardackel Alfons. Isa ist eine, sagen wir mal, mäßig motivierte Lehrkraft. Wenn es einen Fall zu lösen gilt, entwickelt sie dagegen einen ungeahnten Ehrgeiz und neigt leider auch dazu, über das Ziel hinaus zu schießen.. Diese Meinung teilt auch Kommissar Bähr, der von Isas Hilfe bei der Aufklärung des Mordes wenig begeistert ist, was Isa wiederum verärgert. Nur dumm, dass ihr Herz in Bährs Gegenwart auffällig heftig schlägt.

Isa ermittelt an der Schule unter erschwerten Bedingungen, denn ihr Verhältnis zur Rektorin mit Doppelnamen ist von Anfang an angespannt. Ihre Zusammentreffen sind jedes mal eine Herausforderung für Isa und meine Lachmuskeln. Überhaupt hatte ich viel zu lachen, da mich einzelne Lehrer und Situationen stark an meine eigene Schulzeit erinnert haben. Durch geschickte Fragen und nicht ganz einwandfreie Methoden erfährt Isa einige Tatsachen und reimt sich vieles zusammen. Als sie für sich den Täter ausgemacht hat, setzt sie alles daran, ihn dingfest zu machen und setzt dabei ihre Stelle und wirtschaftliche Existenz auf Spiel. Die wirkliche Bedrohung kommt von unerwarteter Seite und Ritter Bähr rettet Isa in letzter Minute.

Unbedingt erwähnen muss ich die liebevoll dargestellten Nebenfiguren, als da sind Isas beste Freundin Renate und Isas Eltern. Isas Mutter bemüht sich wenig erfolgreich und nicht gerade subtil, Isa an den Mann zubringen. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Isas Vater. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, ist pragmatisch und sorgt mit seinem Dialekt für Lokalkolorit.

Der Krimi hat mich völlig für sich eingenommen. Er war spannend und auch ich habe gerätselt, wer der Täter sein könnte und dabei hatte ich jede Menge Spaß.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Ein steter Kampf um Anerkennung und das leidige Geld

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt ...

Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Musik, Literatur oder Malerei handelt. deshalb freue ich mich, dass es mittlerweile einige AutorInnen gibt, die diesen vergessenen Künstlerinnen ein Gesicht geben und ihr Werk sichtbar machen.

Artemisia hat mich stark beeindruckt. Sie wird als Tochter eines angesehenen Malers in Rom geboren. Als Artemisia elf Jahre alt ist, überträgt ihr der Vater nach dem Tod der Mutter die Verantwortung für den Haushalt und die jüngeren Geschwister. Ein wenig älter sperrt er Artemisia im Haus ein, verbietet jeden Kontakt zur Außenwelt. Als er ihre künstlerische Begabung akzeptiert, lässt er sie in seiner Werkstatt arbeiten. Fluch und Segen zugleich. Malen ist Artemisias Bestimmung. Zu ihrem Unglück erregt sie die Aufmerksamkeit von Tassi, einem Mitarbeiter ihres Vaters. Dieser vergewaltigt sie über längere Zeit und alle schauen weg. Als ihr Vater es erfährt, verklagt er Tassi. Die Prozessakten existieren noch und so war es der Autorin möglich, das Gerichtsverfahren ausführlich zu schildern. Dieser Abschnitt war für mich kaum zu ertragen. Obwohl Opfer wird sie vor Gericht von Tassi auf das abscheulichste diffamiert und ganz Rom nimmt teil. Nach Prozessende ist klar, dass sie nicht in Rom bleiben kann und will. Ihr Vater verheiratet sie mit einem Florentiner, wohin sie unverzüglich reisen. Artemisia beginnt zu malen, aber keine gefällige Stillleben oder Portraits . Sie malt großformatige Bilder mit Frauen als starke Persönlichkeiten und keine stille Dulderinnen. Dazu gehören "Susanna und die beiden Alten " und "Judith und Holofernes". Diese Bilder kenne ich, wusste aber nicht, dass sie von einer Frau, Artemisia, sind. Artemisia erfährt Anerkennung, wird als erste Frau in die Akademie in Florenz aufgenommen. Privat hat sie kein Glück. Ihr Mann ist ein Versager, verprasst ihr Geld und gibt ihr die Schuld. Der Schuldenberg wächst und so flieht Artemisia nach Venedig. Wieder beginnt sie von vorn. Wieder muss sie sich beweisen. Als in Venedig die Pest ausbricht , bringt sie sich in Neapel in Sicherheit. Auch hier wiederholt sich das Ringen um Anerkennung, Aufträge und Geld , das nie in dem Maße zur Verfügung steht, wie es nötig wäre.

Artemisias Schicksal verliert sich im Dunkel der Geschichte. Es gibt kein Grab, um sie zu betrauern oder ihr zu gedenken. Geblieben sind ihre Bilder, die von der Kraft der Frauen erzählen. So wie Artemisia im Buch dargestellt wird , war sie außerhalb ihrer Werkstatt bis auf wenige Momente kein glücklicher Mensch, zumindest habe ich es so empfunden. Vielleicht hätte sie es genauso gewollt, dass man sich ihrer "nur" als Malerin erinnert Die Autorin vermischt im Roman die wenigen bekannten Tatsachen mit glaubwürdigen Möglichkeiten. So entsteht ein lebendiges und für mich stimmiges Bild der Künstlerin. Was mir gut gefallen hat und zu meinem Verständnis Artemisias Gemälde beigetragen hat, die Autorin schildert die wichtigsten Werke und stellt ihre Besonderheiten heraus. Zudem erklärt sie auch, was Artemisia von den männlichen Künstlern der damaligen Zeit unterscheidet.

Für mich ist es ein gelungener Roman, der bewegt, unterhält und auch wichtige Aspekte der damaligen Gesellschaft und Kunstszene vermittelt.

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Täter, Gehilfe, Opfer

Das Gefühl von Leichenkälte
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Der neue Fall führt Libby und Julie nach Sacramento. Die dortigen Ermittler haben in einem bizarren Fall , um Unterstützung gebeten . Ein Unbekannter hat ihnen Leichteile zugeschickt, die definitiv zu ...

Der neue Fall führt Libby und Julie nach Sacramento. Die dortigen Ermittler haben in einem bizarren Fall , um Unterstützung gebeten . Ein Unbekannter hat ihnen Leichteile zugeschickt, die definitiv zu zwei verschiedenen Personen gehören. Möglicherweise handelt es sich um einen Serienmörder. Nur gibt es keinerlei Hinweise auf die Identität der Opfer. Libby und Julie bemühen sich, die Opfer ausfindig zu machen, um einen Ansatzpunkt für die weitere Ermittlung zu erhalten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Opfer aus der sozial unteren Schicht der Drogenabhängigen, Prostituierten und Obdachlosen stammen, die nicht so schnell vermisst werden. Die Erkenntnisse aus den Nachforschungen fand ich erschütternd. Slums und die dort herrschenden Zustände verbinde ich mit Dritte-Welt-Länder, aber nicht mit Amerika. Ich werde eines besseren belehrt. Nach und nach können mögliche Opfer ausgemacht werden und Libby und Julie sind in der Lage, ein Profil zu erstellen. Das lässt das schlimmste vermuten und führt zu der Erkenntnis, dass es ein psychopatischer Täter sein muss, der nicht freiwillig aufhören wird. Rätsel gibt weiterhin der Absender der Leichenteile auf. Es scheint sich um einen Unterstützer des Täters zu handeln. Hat er Skrupel bekommen ?

Mit akribischer Recherche , fundierten psychologischen Kenntnissen und das kleine Quäntchen Glück kann der Fall gelöst werden. Dieses Mal hat mich das Ausmaß des Schreckens fast überfordert. Es war nicht nur die sadistische Behandlung der Opfer, sondern auch das Umfeld des Täters. Seine Gefühlskälte und Selbstüberschätzung waren unbeschreiblich. Als er verhört wird, sonnt er sich geradezu in der Aufmerksamkeit der Ermittler. Und es gibt ein Opfer, das mich nicht kalt ließ, weil es selbst Schuld auf sich geladen und das mich im Nachklang weiter beschäftigt hat.

Ein sehr emotionaler und dabei fesselnder Thriller der Autorin, den ich mit klopfendem Herzen gelesen habe.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Wenn aus Feinden Freunde werden

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
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Stunde Null in Bad Oeynhausen. Der Krieg ist zu Ende und ich begleite drei junge Frauen in die neue Zeit. Annes Eltern haben vor dem Krieg ein angesehenes, traditionsreiches Hotel geführt. Der Hotelbetrieb ...

Stunde Null in Bad Oeynhausen. Der Krieg ist zu Ende und ich begleite drei junge Frauen in die neue Zeit. Annes Eltern haben vor dem Krieg ein angesehenes, traditionsreiches Hotel geführt. Der Hotelbetrieb kam in den Kriegsjahren zum Erliegen. Nun ist Anne davon überzeugt, dass sie das Hotel in kurzer Zeit wieder eröffnen und zu neuem Glanz führen kann. Ihre Schwester Iris ist mit einem überzeugten Nationalsozialisten verheiratet. Rosalie stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Sie erhofft sich eine sorglose Zukunft an der Seite eines englischen Soldaten. Doch was kümmern die Sieger die Träume der Besiegten. Die Innenstadt von Bad Oeynhausen wird kurzerhand zum britischen Hauptquartier erklärt und die Einwohner müssen ihre Häuser räumen.
Anne und Iris finden Unterkunft in einer Baracke. Rosalie wird von Helmut und dessen Vater auf deren Bauernhof aufgenommen. Nun geht es darum , zu überleben. Das Leben aller drei Frauen erfährt durch die britische Besatzung eine völlig neue Richtung und Träume erfüllen sich, wenn auch anders als erwartet.
Mich hat das Thema des Romans gereizt. Was hat die Stunde Null für die Betroffenen bedeutet ? Die Autorin bringt mir diese Zeit lebendig und anschaulich näher. Durch die drei Frauen lerne ich unterschiedliche Blickwinkel auf die damaligen Ereignisse kennen.
Besonders berührt hat mich Rosalie, die sich ein besseres Leben erhofft und bitter enttäuscht wird. Ich habe sie dafür geliebt, dass sie nie aufgibt, sich zwar beugt, aber nicht brechen lässt. Dass sie ihren Platz im Leben findet und auch Glück, hat mich deshalb von Herzen gefreut . Anne hatte von den dreien die am höchsten fliegenden Ziele. Um so größer ist ihre Wut und Verbitterung, als die Engländer ihr Hotel in Besitz nehmen. Als sie durch Zufall eine Stelle als Übersetzerin in der Militärverwaltung erhält, verändert sich ihre Sichtweise. Iris blieb für mich blass. Vielleicht lag es daran, dass ihr Ehemann die Szenen mit ihr beherrscht. Er war und bleibt ein überzeugter Nazi. Um so mehr hat mich ihre Entscheidung überrascht, denn so viel Mut hätte ich ihr nicht zugetraut.
Auch die Natur trägt ihren Anteil zur großen Not bei. Ein Hochwasser setzt Teile der Stadt und landwirtschaftlichen Flächen unter Wasser. Der Winter ist besonders hart und der Sommer zu trocken, was zu Ernteausfällen und zu einer Verschärfung der Versorgungslage führt. Wie sich die Menschen gegen diese Schicksalsschläge stemmen und versuchen zu überleben, war sehr emotional. Mein Respekt vor der Leistung der Betroffenen und dem Bemühen der Militärregierung ist gewachsen. Dabei unterhält der Roman auf das beste und nach all dem Schrecken und Entbehrungen gibt es das wohl verdiente Happyend.

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