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Veröffentlicht am 03.06.2024

Sind die Menschen im Grunde doch besser als gedacht? Haben wir Grund zur Nachsicht?

Mit Nachsicht
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Ab und zu gibt es Sachbücher, in denen so interessante, neue Inhalte erzählt werden, dass sie einiges von der bisherigen Weltsicht und die verbreiteten Menschenbilder der letzten Jahrzehnte auf den Kopf ...

Ab und zu gibt es Sachbücher, in denen so interessante, neue Inhalte erzählt werden, dass sie einiges von der bisherigen Weltsicht und die verbreiteten Menschenbilder der letzten Jahrzehnte auf den Kopf stellen. Wer hat noch nicht von den berühmten sozialpsychologischen Experimenten des 20. Jahrhunderts gehört? Zum Beispiel das Milgram-Experiment und die Bereitschaft fast aller Menschen, autoritätshörig Stromschläge zu verteilen, bis zum angenommenen Tod der Versuchsperson. Ebenso berühmte literarische Werke wie William Goldings "Herr der Fliegen", die ein sehr düsteres Bild der menschlichen Natur zeichnen. Und zusätzlich dazu die bekannten schrecklichen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.

Eigentlich haben wir allen Grund, einander zu fürchten, oder? Und doch... dem Psychologen und Verhaltenstherapeuten Sina Haghiri gelingt es in diesem Buch, einige dieser verbreiteten Annahmen von der grundsätzlichen Schlechtigkeit der Menschen zu hinterfragen und ein differenzierteres Bild zu zeichnen.

Zum Beispiel erfahren wir, dass uns zu den berühmten Experimenten so einige wichtige Fakten unterschlagen wurden... etwa, dass der Versuchsablauf für wenige Versuchspersonen überhaupt glaubwürdig war, und es teilweise wesentlich mehr Protest und Widerspruch gab, als allgemein vermittelt wird. Und dass der Autor des Herren der Fliegen, wie man aus seinen Tagebucheinträgen weiß, zumindest eine sehr fragwürdige Persönlichkeit mit einem sehr dunklen Weltbild war, und tatsächlich, als eine Gruppe Jungen in der Realität auf einer Insel strandete und allein zurecht kommen mussten, diese miteinander freundlich und kooperativ waren, sich bei Verletzungen gegenseitig versorgten und halfen... aber diese wahre Geschichte kennt kaum jemand.

Nach diesem sehr nachdenklich machenden Einstieg erfahren wir in verschiedenen Kapiteln mehr über die Hintergründe der derzeit so verbreiteten negativen Menschensicht. Es geht darum, wie wichtig für Menschen immer ihr Überleben war und was das für ihren Fokus bedeutet, aber auch um moderne Herausforderungen wie die nun bedeutsam werdende Selbstregulationsfähigkeit in Bezug auf Essen, Medienkonsum, Internet und vieles mehr... die aber evolutionär etwas sehr Junges ist und erst gelernt werden muss.

Insgesamt wird im Buch unterhaltsam erklärt und wissenschaftlich fundiert aufgezeigt, warum es Grund zur Hoffnung gibt und Menschen in vielem freundlicher sind als erwartet... aber auch wie unsere eigenen Vorstellungen und Annahmen das prägen, was wir erleben. So lernen wir zum Beispiel über Konzepte wie den fundamentalen Attributionsfehler und den Kiesler-Kreis, die beide zeigen, dass das, was wir von der Welt wahrnehmen, keineswegs die objektive Realität ist, sondern sowohl durch unsere Deutungen als auch durch unser eigenes Verhalten stark mitgeprägt wird. Auch deshalb ist Nachsicht eine förderliche Haltung für ein angenehmes Miteinander.

Für alle, die sich für Menschen, die Welt und Psychologie interessieren, ist es ein sehr spannendes Buch, aus dem man viel lernen kann. Ich selbst habe ebenfalls Psychologie studiert, somit waren mir viele der beschriebenen Experimente schon bekannt - durch die neuartige und kritische Sichtweise des Autors darauf, unter Einbezug zusätzlicher Quellen, war aber auch für mich einiges Neues und Interessantes dabei. Somit kann das Buch auch als Weiterbildung und Up-Date für in diesem Bereich schon einschlägig vorgebildete durchaus empfohlen werden.

Ein spannendes und Hoffnung machendes Buch, das bei mir sicher noch lange nachwirken wird, in dem ich immer wieder mal nachschlagen werde und das ich definitiv weiterempfehlen werde.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Liebevoll gestaltetes Einschlafbüchlein für 1- bis 2-jährige

Gute Nacht! Sei so nett und bring mich ins Bett!
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Das Cover des Einschlafbüchleins ist absolut entzückend gestaltet und hat meine kleine Tochter gleich begeistert angesprochen. Man sieht darauf eine entzückende Maus (dachte ich zuerst, eigentlich ist ...

Das Cover des Einschlafbüchleins ist absolut entzückend gestaltet und hat meine kleine Tochter gleich begeistert angesprochen. Man sieht darauf eine entzückende Maus (dachte ich zuerst, eigentlich ist es ja ein Siebenschläfer), die darum bittet, ins Bett gebracht zu werden.

Das Buch hat angenehme, dicke, stabile Seiten mit abgerundeten Ecken und eignet sich dadurch auch schon gut für 1- bis 2-jährige.

Auch inhaltlich würde ich es schon ab 12 bis 18 Monaten empfehlen und nicht erst ab 24 Monaten, wie in der offiziellen Altersempfehlung. Denn die Geschichte und die Seiten sind sehr simpel gestaltet: auf jeder Seite findet sich eine kleine Aufgabe, mit der das Kind den Siebenschläfer beim Einschlafen begleiten kann.

Zum Beispiel wird das Kind gebeten, den Schlafanzug des Siebenschläfers zu suchen, der noch auf der Wäscheleine hängt, oder auf die Zahnpastatube zu drücken, damit etwas rauskommt.

Alle üblichen Bettgehroutinen werden können somit anhand des Siebenschläfers noch einmal wiederholt und gemeinsam mit dem Kind durchgespielt werden.

Was ich mir anhand der Beschreibung erwartet hätte und das Buch nicht hat: eingebaute haptische Elemente. Wenn das Kind gebeten wird, an einer Schnur zu ziehen, damit das Licht angeht, dann ist diese Schnur nur aufgemalt und es ist keine tatsächliche Schnur ins Buch eingebaut (ich erwähne das extra, weil ich auch viele Kleinkindbücher mit solchen eingebauten haptischen Elementen kenne). Und so ist das bei allen Aufgaben, das Buch besteht rein aus - sehr hübschen - Zeichnungen. Dafür einen Stern Abzug, weil ich mir das anhand der Beschreibung des Buches anders erwartet hätte und manche der interaktiven aufgezeichneten Elemente, wie besagte Schnur, sehr klein, dünn und unauffällig aufgezeichnet sind.

Abgesehen davon ist es aber ein wunderschönes und liebevoll gestaltetes Buch, das ich Eltern von Kleinkindern absolut empfehlen kann und das das Einschlafritual definitiv bereichern wird.

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Veröffentlicht am 27.03.2025

Ein ruhiges Buch zum Thema Schreiborte finden als Frau

Ein Raum zum Schreiben
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Die norwegische Schriftstellerin Kristin Valla ist Anfang 40, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter, als ihr bewusst wird, wie lange sie schon keine Bücher mehr veröffentlicht hat, sondern ...

Die norwegische Schriftstellerin Kristin Valla ist Anfang 40, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter, als ihr bewusst wird, wie lange sie schon keine Bücher mehr veröffentlicht hat, sondern stattdessen journalistisch tätig war: seit über zehn Jahren. Sie möchte unbedingt wieder Romane veröffentlichen, weiß aber nicht, wo sie dafür in ihrem Leben einen guten Platz finden kann, sowohl räumlich als auch mental.

Inspiriert von dem bekannten Text "A room of one's own" von Virginia Woolf, in dem diese die Wichtigkeit eines eigenen Zimmers und ausreichender finanzieller Mittel für schriftstellerisch tätige Frauen betont, begibt die Autorin sich auf eine Suche.

Sie sucht nach einem Ort zum Schreiben für sich ganz alleine. Gleichzeitig spürt sie auch der Verbindung zwischen weiblichem Schreiben und den Orten, an denen dies geschieht, nach: sie geht in Archive und beschäftigt sich mit den Lebensgeschichten bekannter Schriftstellerinnen und mit der Frage, ob und welche eigenen Orte zum Schreiben sie für sich finden konnten und wie sich ihre Lebensumstände auf ihr Werk ausgewirkt haben.

Dabei beschäftigt sie sich sowohl mit Schriftstellerinnen aus dem skandinavischen Raum wie Selma Lagerlöf oder Halldis Moren Vesaas als auch mit solchen aus anderen Regionen wie George Sand, Alice Walker oder Daphne Du Maurier.

Wir begleiten die Autorin in diesem autofiktionalen Buch mit Sachbuchelementen auf ihrer persönlichen Reise auf der Suche nach einem Haus für sich alleine in Südfrankreich.

Tatsächlich wird sie fündig und erwirbt ein altes, baufälliges, schimmliges Haus in einem kleinen französischen Bergdorf, einige Kilometer vom Meer entfernt. Denn nur dieses kann sie sich leisten, und auch dafür braucht sie einen Kredit, den sie voraussichtlich 25 Jahre abzahlen wird und den ihr die Bank nur gewährt, da sie auf den Papieren das Haus gemeinsam mit ihrem, offenbar sehr gutmütigen und unterstützenden, Mann kauft (sie selbst verfügt mangels verlässlicher hoher Einkünfte über keine gute Bonität), dieser auch für den Kredit bürgt und das gemeinsame Haus in Norwegen dafür belastet wird. Regelmäßig fliegt sie also aus dem hohen Norden nach Südfrankreich, um ihr Haus zu bewohnen und zu versuchen, dieses zu sanieren bzw. sanieren zu lassen, fast immer alleine, nur ganz selten wird sie mal im Sommer von Mann und Söhnen begleitet. In welcher Weise sich ihre regelmäßige wochenlange Abwesenheit und die damit verbundenen Aufwände und Kosten auf das Familienleben auswirken, erfahren wir nicht.

Aufgelockert wird diese persönliche Geschichte durch für mich sehr interessante Hintergrundinformationen zu anderen Schriftstellerinnen und deren Umgang mit Immobilien und mit dem Raum für sich. Da gibt es solche, die sehr privilegiert waren und eigene Immobilien geerbt haben, andere haben nach ersten Erfolgen mit den durch das Schreiben erzielten Einnahmen Häuser erwerben können (das müssen Zeiten gewesen sein, in denen die Verhältnisse zwischen Einnahmen durchs Schreiben und Immobilienpreisen in guten Lagen noch ganz andere waren als heutzutage), manche hatten jahrzehntelang kaum einen eigenen Raum zum Schreiben und schrieben am Küchentisch, am Wickeltisch, neben der Kinderbetreuung.

Über dieses tatsächlich sehr interessante und wichtige Thema der Vereinbarkeit nicht nur von Beruf, sondern auch, wie in diesem Fall, von Berufung und Selbstverwirklichung, mit den Anforderungen einer Partnerschaft und einer eigenen Familie, hätte ich sehr gerne auch in Bezug auf die Autorin noch mehr erfahren. Auch war für mich der persönliche Teil, in dem es über viele Seiten in das Haus in Frankreich reinregnet, alles schimmlig ist, es ungut riecht, die Decke halb einstürzt, die Handwerker Verwüstung hinterlassen und die Autorin dennoch immer wieder alleine dort hinfährt - auch wenn sie am Ende einräumt, durch das Projekt zwar wieder zum Schreiben gekommen zu sein, ihren neuen Roman aber letztendlich erst recht daheim in Norwegen geschrieben zu haben - streckenweise etwas langatmig zu lesen, hier gab es kaum Entwicklung und Spannungsbögen, somit überwiegt deutlich der Sachbuchaspekt.

Dennoch insgesamt ein lesenswertes Buch für alle, die sich für die Lebenswege verschiedener Autorinnen und die Räume, die sie für sich zum Schreiben gefunden haben, interessieren.

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Veröffentlicht am 26.03.2025

Solide Unterhaltung

Für Polina
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"Polina" ist in aller Munde und sofort in die Bestsellerlisten eingestiegen. Das hat mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, sodass ich es unbedingt lesen musste.

Was schätze ich an Literatur?

1. ...

"Polina" ist in aller Munde und sofort in die Bestsellerlisten eingestiegen. Das hat mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, sodass ich es unbedingt lesen musste.

Was schätze ich an Literatur?

1. Gute Geschichten mit tiefgründigen Charakteren, die eine nachvollziehbare Entwicklung durchmachen:

Hier kann das Buch einiges vorweisen: es gibt nachvollziehbare, gut voneinander unterscheidbare und überwiegend sympathische Charaktere, mit denen man mitfühlen und mitfiebern kann. Einige davon liebenswürdig unkonventionell:

- etwa die frech-selbstbewusste Mutter von Hannes, Fritzi Prager, die als Teenagerin locker-flockig nach Italien reist, dort mit einem deutlich älteren Mann schläft, schwanger wird und das alles auf die leichte Schulter nimmt und für alles unkonventionelle Lösungen findet - sehr sympathisch und inspirierend!

- Günes, die ebenfalls alleinerziehende Mutter wird, weil sie sich von ihrem gewalttätigen Partner getrennt hat, und die zufällig neben Fritzi auf der Geburtenstation liegt, und die trotz türkischer Herkunft ihrer Tochter den Namen "Polina" gibt, inspiriert von einer Figur in einem Roman von Dostojewski. Fritzis Sohn Hannes und Günes' Tochter Polina sind also am gleichen Tag geboren, liegen schon als Babys aneinandergekuschelt im Bett, werden große Teile ihrer Kindheit miteinander verbringen und beste Freunde werden... bis hin zu der unglücklichen Liebesgeschichte später.

- Hannes selbst, nicht sonderlich attraktiv, nicht gut in der Schule, nicht sehr groß, wirkt als Kind eher langsam entwickelt, aber ist hochsensibel, feinfühlig und musikalisch hochbegabt

- die freche, schlaue, mutige Polina

- Heinrich Hildebrand, ein alter Mann mit einem großen Herzen, bei dem die junge Fritzi und ihr Baby Unterschlupf und eine emotionale Heimat finden

Das sind die Hauptcharaktere aus etwa dem ersten Drittel des Buches und die sind wirklich sympathisch, originell und gut gezeichnet. Danach kommen weitere Charaktere dazu, die deutlich klischeehafter sind, etwa Hannes' Vater, den er als Teenager kennen lernt, und der es mit seinem Unternehmen zu einigem Reichtum gebracht hat, für den nur das Beste gut genug ist und der wenig Sensibilität zeigt. Oder, viel später in Hannes' Leben, seine Partnerin Leonie, eine Ärztin, die sich mit ihm, der zu dieser Zeit als Möbelpacker arbeitet, einlässt, aber ansonsten ein Klischeebild des Lebensstils eines gewissen Milieus verkörpert.

Daran zeigt sich schon: während ich anfangs das Buch total begeistert gelesen habe, hat es mich mittendrin ein bisschen verloren. Zu klischeehaft wurden die neuen Figuren, zu sehr hat sich Hannes jahrelang in seinem Elend gewälzt, keine wirklichen Bewältigungsversuche unternommen und sein selbstschädigendes Verhalten regelrecht zelebriert, während er sich insgeheim nach Polina gesehnt hat. Dazu sehr viele Wendungen, viele davon nicht sonderlich glaubhaft.

2. Eine besonders schöne Sprache:

Damit punktet dieses Buch nicht. Es ist sehr verständlich und zugänglich geschrieben, es liest sich leicht, aber besondere Sprachbilder weist es nicht auf.

3. Authentisch recherchierte Hintergrundinformationen zu sozialen Milieus:

Auch das weist dieses Buch nicht auf, es ist klar Unterhaltungsliteratur, und ich habe nicht das Gefühl, über irgendein soziales Milieu glaubhaft irgendetwas Neues gelernt zu haben.

4. Originelle neue Ideen oder Konzepte:

Hier mochte ich die Idee, das Wesen eines Menschen in eine Melodie oder sogar Symphonie fassen zu können, so wie Hannes das mit Polina und später mit anderen Menschen gemacht hat. Und auch die durchaus tiefgründigen Reflexionen dazu, dass solche Symphonien viele Menschen tief bewegen, auch wenn jede/r je nach persönlichen Erlebnissen anderes mit den Melodien verbinden wird.

5. Emotional berührt zu werden:

Auch hier punktet das Buch, und die tiefe Liebe von Hannes zu Polina und die Verbindung, die die beiden Menschen seit frühester Kindheit trotz aller deutlichen Wesensunterschiede miteinander teilen, und dieses Festhalten daran über Jahrzehnte, das hat mich sehr berührt.

Somit ist es durchaus zu Recht ein sehr sympathisches und lesenswertes Buch und eine schöne Liebesgeschichte, aufgrund der angeführten Kritikpunkte aber für mich eindeutig im Bereich der Unterhaltung zu verorten, und keine anspruchsvolle Literatur.

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Veröffentlicht am 21.03.2025

Auf in Richtung Zukunftsgeist: Geschichten, Ideen und praktische Übungen für mehr Mut zur Innovation

Radikal besser.
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Dr. Frederik G. Pferdt hat lange als Googles erster Innovationschef daran gearbeitet, in diesem Unternehmen noch mehr Raum für Kreativität, Innovation und Zukunftsgeist zu schaffen, berät Unternehmen zu ...

Dr. Frederik G. Pferdt hat lange als Googles erster Innovationschef daran gearbeitet, in diesem Unternehmen noch mehr Raum für Kreativität, Innovation und Zukunftsgeist zu schaffen, berät Unternehmen zu diesen Themen und lehrt an Universitäten.

Sein Buch "Radikal besser" ist eine Einladung, das eigene Leben und die eigenen Vorstellungen von der Zukunft zu hinterfragen und dabei zu üben, unkonventionell zu denken, neue Erfahrungen zu machen und sich für neue Blickwinkel zu öffnen. Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen eher besorgt in die Zukunft schauen, ist so ein inspirierendes und Hoffnung machendes Buch sehr wertvoll.

Das Buch ist in insgesamt acht Kapitel geteilt. In diesen geht es um Themen wie "Radikaler Optimismus", "Grenzenlose Offenheit", "Unbedingte Neugier" oder Konstantes Experimentieren". In einem unterhaltsamen Erzählstil, angereichert mit Geschichten aus der Zeit bei Google und auch sonst aus seinem Leben, führt der Autor in diese Themen ein. Dabei gibt es viele praktische Beispiele und Impulse zum Experimentieren und selbst ausprobieren, welche Effekte eine kleine Veränderung auf das eigene Leben haben könnte. Zum Beispiel könnte man die eigene Berufslaufbahn unter einem neuen Blickwinkel betrachten, auch private Erfahrungen miteinbeziehen und mit Farben und Formen thematisch gliedern und so auf neue Erkenntnisse kommen. Oder man könnte üben, nicht mehr "Ja, aber...", sondern "Ja, und..." zu sagen, wenn jemand einen Vorschlag macht, und zu schauen, wie man basierend auf dem, was der andere beigetragen hat, gemeinsam etwas entwickeln kann. Oder bewusst durch eine Tür gehen und wahrnehmen, was die eigene Aufmerksamkeit erregt: die Atmosphäre im Raum, die Geräuschkulisse oder etwas anderes?

An diesen und weiteren Übungen merkt man, dass der Autor vielseitig interessiert und gebildet ist und zum Beispiel auch Erfahrung mit 10-tägigen Kursen in Schweigemeditation hat, so ist er neben seiner Expertise im Bereich Kreativität auch mit Themen wie Achtsamkeit und bewusster Wahrnehmung vertraut.

Insgesamt ist es ein wertvolles und spannendes Buch, das viele interessante Impulse zum Thema Kreativität liefert. Gefehlt haben mir dennoch an einigen Stellen die Quellenangaben: viele der Methoden und Übungen, die in diesem Buch vorgestellt wurden, gibt es schon lange in diversen therapeutischen Verfahren oder an anderer Stelle, und nicht immer wurden die Urheber genannt, auch das Quellenverzeichnis am Ende ist ziemlich mager. Das suggeriert fälschlicherweise, dass viele der Methoden von Google oder dem Autor erstmalig angewandt oder erfunden wurden, hier hätte ich mir mehr Respekt gegenüber den Quellen gewünscht, dafür ein Stern Abzug bei einem sonst empfehlenswerten und guten Buch.

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