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Veröffentlicht am 30.07.2024

Ein wunderbarer, fesselnder Abenteuerroman, der seinen drei Vorgänger-Bänden in nichts nachsteht

Der Kampf der Highlanderin
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Der vierte Band der großartigen Buchreihe um Enja beginnt im Jahr 1317 in Avignon, wo der Papst eine beunruhigende Begegnung hat. Etwa zur gleichen Zeit weilt Enja in Irland. Nach einem missglückten Überfall ...

Der vierte Band der großartigen Buchreihe um Enja beginnt im Jahr 1317 in Avignon, wo der Papst eine beunruhigende Begegnung hat. Etwa zur gleichen Zeit weilt Enja in Irland. Nach einem missglückten Überfall gerät sie, zusammen mit ihrem besten Freund Cathal und seinen Männern, in die Gefangenschaft der Engländer. Wird sie sich und ihre Mitstreiter aus dieser misslichen Lage befreien können? Es ist nicht die einzige Herausforderung, die diesmal auf unsere Heldin zukommt, denn auch private Schicksalsschläge und Verluste muss sie einstecken, und es warten einige unvorhergesehene Überraschungen auf sie, die ihr Leben ziemlich verändern.

Ein Großteil der Handlung spielt sich diesmal in Irland ab. Hier herrscht Krieg um die Machtverhältnisse, und das Land wird im Kampf gegen England regelrecht aufgerieben. Ihrem Freund Cathal zu helfen, ist nicht der einzige Grund, wieso sie in Irland weilt, denn es gibt da auch noch sehr persönliche Beweggründe. Ich möchte gar nicht zu viel zur Handlung schreiben, denn sonst würde ich spoilern. Darum gehe ich lieber auf andere Gesichtspunkte ein. Auch dieses vierte Buch hat an Spannung nichts gegenüber seinen Vorgängern eingebüßt; ich war gefesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Das historische Geschehen hat die Autorin gut verständlich aufbereitet und wiedergegeben und dabei auch Lücken von Ereignissen gefüllt, die nicht ausführlich überliefert sind. Die historisch reale Handlung mit ihren fiktiven Elementen zu verknüpfen, ist Eva Fellner hervorragend gelungen, und Enja passt perfekt in die Szenerie. Aber wir lernen diesmal ganz neue Seiten von unserer tapferen Heldin kennen, denn auch sie ist verletzlich. Manche Erlebnisse setzen ihr so zu, dass ihre Aufmerksamkeit darunter leidet und sie dadurch angreifbarer wird. Auch macht sie kein Hehl daraus, dass sie älter wird. Diese neue, menschliche, verwundbare Seite macht sie noch sympathischer, vor allem weil sie ihre Fehler eingesteht und zugibt, dass auch sie nicht unfehlbar ist. Aber auch die anderen Protagonisten, die Enja schon während ihrer vorherigen Abenteuer begleitet haben, lassen ganz neue Facetten an sich erkennen.

Alles in allem ist dies eine wunderbare, mitreißende Fortsetzung der Enja-Reihe. Ich hoffe sehr, dass Enjas Abenteuer hier noch nicht zu Ende sind, denn auch wenn dieser Band einen runden, sehr zufriedenstellenden Abschluss hat, gibt es doch sicher noch einige Handlungsfäden, die weitergesponnen werden könnten. Dieser Band wie auch seine Vorgänger sind ein Lese-Highlight für mich, und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein wahrer, historischer Kriminalfall neu aufgerollt

Das Darmstädter Mörderliebchen
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Dies ist bereits der zweite historische Krimi von Ella Theiss, der in Darmstadt spielt und auf wahren Begebenheiten beruht. Allerdings spielt sich die Handlung ca. elf Jahre später ab als die "Darmstädter ...

Dies ist bereits der zweite historische Krimi von Ella Theiss, der in Darmstadt spielt und auf wahren Begebenheiten beruht. Allerdings spielt sich die Handlung ca. elf Jahre später ab als die "Darmstädter Nachtgesänge", und es handelt sich um einen Kriminalfall, der in keinem Zusammenhang mit dem ersten steht, aber zu meiner Freude sind auch diesmal wieder einige Mitglieder der Familie Büchner dabei. Christina bangt um ihren Verlobten, der im Hause von Görlitz als Kammerdiener angestellt ist. Als bei einem Brand die Gräfin umkommt, fällt der Verdacht auf Johann. Nach seiner Verhaftung beginnt für Christina eine schwere Zeit, denn sie wird allerorts geächtet und als Mörderliebchen verspottet. Nach einer Begegnung mit Luise Büchner, die ihr hilft und sie zu ihrem, als Häkelkränzchen getarnten, Frauenzirkel einlädt, schließt sie sich den mutigen Frauen an.
Auch lernt sie den Radikaldemokraten Paul kennen. Dieser führt jedoch quasi ein Doppelleben, und Christina ist sich nicht sicher, inwieweit sie ihm vertrauen kann.
Der Kriminalfall um den Tod der Gräfin Emilie von Görlitz wird sehr ausführlich betrachtet. Der Prozess erregte damals großes Aufsehen und wurde in der Presse über mehrere Jahre immer wieder thematisiert. Diesem Roman liegt eine sehr ausgiebige und gründliche Recherche zugrunde, das spürt man auf jeder Seite. Die Autorin hat es sich wahrlich nicht leicht gemacht, denn allein die damals angelegte Prozessakte umfasst ca. 800 Seiten.
Den Ansatz, die Geschichte aus der Sicht von Johanns Braut Christina zu schildern, finde ich sehr interessant und spannend, denn Frauen hatten damals wenig Rechte und tauchten in Chroniken, Prozessakten etc. meist nur als Randfiguren auf, vor allem wenn sie den unteren Bevölkerungsschichten angehörten. Die Frauenrechtsbewegung war damals noch in ihren Anfängen, wobei hier im Buch schon einige wichtige Charaktere und Begebenheiten angesprochen werden, die zukunftsweisend waren.
Neben dem fesselnden Kriminalfall hat dieser Roman jede Menge Zeitkolorit zu bieten. Man erfährt viel über die politische Entwicklung und über revolutionäre Untergrundbewegungen im Land. Was der historischen Wahrheit entspricht und was als Fiktion einzuordnen ist, erklärt die Autorin sehr ausführlich im Nachwort. Auch mit diesem Roman ist es Ella Theiss wieder gelungen, mich zu fesseln und gedanklich sehr intensiv in die damalige Zeit einzutauchen.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Ein umfassender Ratgeber, der keine Fragen offenlässt

Glukose - Blutzucker runter, Gesundheit rauf
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Das Thema Blutzucker betrifft nicht nur Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sondern es ist wichtig für uns alle, denn viele Faktoren unseres heutigen Lebensstils sind verantwortlich dafür, dass die ...

Das Thema Blutzucker betrifft nicht nur Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sondern es ist wichtig für uns alle, denn viele Faktoren unseres heutigen Lebensstils sind verantwortlich dafür, dass die Zahl der Erkrankungen ansteigt. Diabetes ist mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden. Bei meinen Großeltern und Eltern habe ich schon früh mitbekommen, wie damals Diabetes Typ II behandelt wurde. Vieles davon hat sich als falsch herausgestellt. Galt Diabetes damals noch als unheilbar, so ist die Wissenschaft heute der Meinung, dass man hier sehr viel mit einer gesunden Ernährung steuern kann. Dr. med. Petra Bracht hat in ihrem neuen Buch alles Wichtige zusammengefasst, was man als Diabetiker wissen muss, was aber eigentlich jede(r) von uns wissen sollte, denn man kann bereits vorbeugend eine Menge tun.
Die Autorin erklärt genau, was es mit dem Blutzucker auf sich hat, wo die Grenzen zwischen gesund, Prädiabetes und Diabetes liegen und was die Ursachen sind. Besonders wichtig ist dabei, was zu viel Zucker aus der Ernährung im Körper anrichten kann.
Sie räumt auch mit gewissen Vorurteilen auf, beispielsweise, dass man möglichst keine Kohlenhydrate essen sollte, denn das ist ein Irrglaube. Kohlenhydrate sind nicht alle gleich zu betrachten, denn da gibt es gesunde und ungesunde.
Im Buch findet man, neben den wichtigsten Informationen zum Blutzucker auch jede Menge praktische Tipps und Erklärungen, beispielsweise zur resistenten Stärke und wie man sie klug für seine Ernährung nutzen kann. Auch der Einfluss eines gesunden Mikrobioms und die Wichtigkeit der Ballaststoffe werden gut verständlich und ausführlich erklärt. Die Autorin empfiehlt die vegane Ernährung, nicht nur für Diabetiker, sondern generell. Sie stellt in einem Kapitel sehr ausführlich dar, welchen Einfluss tierisches Eiweiß auf den menschlichen Stoffwechsel hat. Es werden aber als Alternativen einige pflanzliche Eiweißquellen gezeigt, die man leicht in die tägliche Ernährung aufnehmen kann. Sekundäre Pflanzenstoffe helfen zusätzlich, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Neben allem Wissen um die richtige Ernährung sollten wir jedoch auch Bewegung nicht vergessen, sondern Übungen in unseren Alltag einbauen und öfter mal das Auto stehen lassen.
Eine Grafik der veganen Ernährungspyramide rundet den theoretischen Teil ab.
Neben all den wichtigen Fakten wird aber hier auch die Praxis nicht vergessen. Die Autorin mit ihrem Team gibt uns zahlreiche tolle und leicht umsetzbare Rezepte an die Hand.
So können wir zum Beispiel den Tag mit einer pinken Smoothiebowl oder einem Kichererbsen-Omelett beginnen.
Man findet viele schmackhafte und gut sättigende Gerichte im Buch, so z.B. One-Pot-Pasta aus dem Ofen (ein absolutes Trend-Rezept, hier vegan umgesetzt). Auch Linguine mit Blumenkohl-Carbonara oder die Spargel-Kohlrabi-Quiche haben mir gleich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Es gibt Rezepte für verschiedene Currys, für Burger aus schwarzen Bohnen, für einen leckeren Kartoffel-Bohnensalat und vieles mehr. Für den Herbst habe ich mir bereits den kernigen Kürbisauflauf ausgesucht, den ich auf jeden Fall ausprobieren möchte. Es sind daneben noch einige interessante Auflauf-Rezepte im Buch enthalten, die alle sehr lecker klingen.
Auch Beispiele für gesunde, leichte Abendessen erhält man hier, so etwa den Rohkostteller, Grünkohlsalat mit Kürbis, Kichererbseneintopf mit Mangold und andere.
Ein extra Kapitel beschäftigt sich mit "Ballaststoffen pur":
Hier sind Gurken-Radieschen-Salat, Gurken-Avocado-Salat, diverse Gemüsesuppen (Toskanische Bohnensuppe, schnelles Misosüppchen mit Tofu) etc. angegeben.
An die süßen Vorlieben wurde ebenfalls gedacht, denn auch mit Hinblick auf den Blutzuckerspiegel ist Naschen in gewissem Rahmen erlaubt, beispielsweise in Form von ballaststoffreichem Heidelbeer-Mandel-Sorbet, fruchtigem Hirsebrei oder Nicecream.
Alle Rezepte sind für zwei Personen gerechnet, und es stehen immer auch die Nährwerte pro Portion dabei, was ich sehr gut finde, denn gerade beim Eiweiß hat man hier dann einen guten Überblick.
Zum Schluss enthält das Buch noch einen 14-Tage-Plan, eine Übersicht über die wichtigsten Maßnahmen, die man vorbeugend oder ergänzend zu einer Behandlung anwenden kann sowie einen "Fahrplan" fürs Intervallfasten.
Kompetent und zugleich gut verständlich, mit viel Wissen und auch Anregungen zur praktischen Umsetzung, hat die Autorin hier ein wichtiges Buch geschaffen, das nicht nur für bereits Erkrankte wichtig ist, sondern uns allen helfen kann, die Ernährung und das Verhalten im Alltag zu optimieren und vielleicht zu verhindern, überhaupt an Diabetes zu erkranken.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Leben und Liebe in einer dunklen Zeit

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Dies ist der zweite Band von Barbara Leciejewsiks eigener Familiensaga und somit die Fortsetzung zu "In Liebe, deine Lina". Nachdem es im ersten Buch um ihre Urgroßeltern ging, erzählt sie in diesem Teil ...

Dies ist der zweite Band von Barbara Leciejewsiks eigener Familiensaga und somit die Fortsetzung zu "In Liebe, deine Lina". Nachdem es im ersten Buch um ihre Urgroßeltern ging, erzählt sie in diesem Teil die Geschichte ihrer Großeltern. Die große Nähe zur Autorin macht diese Dilogie zu etwas ganz Besonderem. Barbara Leciejewski beschreibt im Nachwort, was sie geändert oder abgewandelt hat und aus welchen Gründen.
Auch dieser zweite Teil hat mich wieder völlig gefesselt und mitgerissen. Der Handlungszeitraum beginnt während Augusts Gefangenschaft im britischen Internierungslager und zieht sich bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Nach Augusts Freilassung und Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1919 ist sein größter Wunsch, sich mit seiner Jugendfreundin Lotte ein gemeinsames Leben aufzubauen. Da gibt es einige Anfangsprobleme, denn August lebt in Mühlbach und Lotte in Bremen. Aber die Liebe macht alles möglich, und so werden die beiden ein Paar. Der Roman schildert die Erlebnisse der jungen Familie, wie es ihnen in Mühlbach ergeht, wo sie lange Zeit Außenseiter sind, die nicht zur Dorfgemeinschaft gehören. Sowohl August als auch Lotte tun ihr Möglichstes, um von den Mühlbachern anerkannt zu werden. Die Ereignisse vor und während des zweiten Weltkriegs sind sehr authentisch dargestellt. Sowohl August und Lotte als auch Lottes Eltern in Bremen sind mit jüdischen Familien befreundet und versuchen, den Menschen, die ihnen am Herzen liegen, so gut wie möglich zu helfen, aber nicht immer gelingt dies, ohne sich selbst verdächtig zu machen.
Es ist ein beeindruckender, berührender Roman, der mit starken Charakteren aufwartet. Die fiktiven Personen und ihre Schicksale stehen für so viele andere, denen es in der Realität ähnlich erging. Augusts und Lottes Geschichte ist ergreifend und wühlt auf. Es gab für mich beim Lesen einige Momente, wo ich innehalten musste, weil mich geschilderte Situationen an die aktuelle Lage erinnert haben. So hat die Autorin mit diesem Roman nicht nur ihren Ahnen ein Denkmal gesetzt, sondern zugleich ein Mahnmal geschaffen, das uns erinnert, dass so etwas wie damals nie wieder geschehen darf. Der eingängige und zugleich kluge Schreibstil der Autorin hat mich das Buch gerne lesen lassen und sorgt dafür, dass ich die Geschichte lange Zeit in Erinnerung und auch im Herzen behalten werde.

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Veröffentlicht am 04.07.2024

Brandaktuelles Thema sehr empathisch und authentisch dargestellt

Es war einmal Aleppo
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Als die siebzehnjährige Antonia mit ihrer Familie aus einem Dänemark-Urlaub zurückkommt, sind sie erst einmal entsetzt, denn schräg gegenüber von ihrem Wohnhaus wurde im ehemaligen Tennisclub ein Flüchtlingslager ...

Als die siebzehnjährige Antonia mit ihrer Familie aus einem Dänemark-Urlaub zurückkommt, sind sie erst einmal entsetzt, denn schräg gegenüber von ihrem Wohnhaus wurde im ehemaligen Tennisclub ein Flüchtlingslager errichtet. Toni, wie sie von allen genannt wird, wurde vor einiger Zeit einmal Opfer eines Überfalls von südländisch aussehenden Männern und leidet seitdem unter immer wiederkehrenden Panikattacken. Und nun sollen viele dieser Flüchtlinge im nahen Umkreis ihres Elternhauses leben? In ihr macht sich Angst breit, und auch ihre Eltern sind besorgt. Ihr Bruder Alex ist den neuen Nachbarn gegenüber total feindselig eingestellt.
Als Toni sich kurz nach der Rückkehr aus den Ferien mit ihrer besten Freundin trifft, fordert Fee sie auf, doch einmal ins Lager gegenüber mitzukommen, denn sie hat dort ihre Unterstützung angeboten und erzählt, dass jede helfende Hand gebraucht wird. Nach anfänglichem Zögern springt Toni über ihren Schatten, überwindet ihre Ängste und geht zusammen mit Fee ins Lager. Was sie dort vorfindet, ist ganz anders als erwartet. Es sind nicht nur Männer im Flüchtlingscamp, wie immer wieder behauptet wird, sondern da leben ganze Familien mit Kindern, und es fehlt an vielen alltäglichen Sachen wie Hygieneprodukten, Nahrungsmitteln, Kleidung und auch Spielsachen. Dort im Lager lernt Toni Shirvan aus Syrien kennen. Sie freunden sich an und führen intensive Gespräche. Von Shirvan erfährt sie viel über die Hintergründe die Erlebnisse während der Flucht und auch darüber, wie es in den Ländern aussieht, aus denen die Flüchtenden kommen. Es sind Menschen wie du und ich, und je mehr Toni über die Situation erfährt, umso größer wird ihr Bedürfnis, zu helfen. Das muss sie heimlich tun, denn ihre Eltern und auch ihr Bruder sind strikt dagegen. Wird es Toni gelingen, ihre Familie vom Gegenteil zu überzeugen?

Es ist ein sehr aufschlussreicher Roman, der zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Hier wird einem die Flüchtlingssituation auf sehr empathische Weise nahe gebracht. Es geht um Menschen, die in ihrer Heimat alles zurücklassen mussten und nur ihr nacktes Leben retten konnten. Hoffnungsvoll unterwegs zu einer sicheren Zukunft erleben sie auf ihrer langen, beschwerlichen und gefährlichen Reise Ablehnung, Betrug und Schikane.
In den Medien werden regelmäßig Zahlen bekannt gegeben, und es ist sehr nüchtern von Asylsuchenden, Flüchtlingen und auch von Abschiebung die Rede. Was und wie man darüber erfährt, ist nicht dazu angetan, die allgemeine Skepsis zu zerstreuen, denn die Nachrichten sind oberflächlich gehalten und unpersönlich. So formiert sich der Fremdenhass immer weiter. Hier muss auf Dauer eine humane Lösung gefunden werden, die nicht nur die Masse sondern die Menschen und Schicksale dahinter sieht. Da ist in erster Linie die Politik gefordert. Alte, eingefahrene Denkmuster und Gesetzgebungen müssen überdacht und überarbeitet werden. Die Geschichte von Toni und Shirvan ist keine seichte, romantische Liebesgeschichte, sondern viel, viel mehr. Sie zeigt, was gemeinsam, mit Herz und gutem Willen erreicht werden kann. Um etwas zu bewirken, müsste nur jeder einzelne von uns ein klein wenig aus seiner Komfortzone heraustreten. Dazu fällt mir auch hier wieder das afrikanische Sprichwort ein: "Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Das Buch ist bereits 2017 erschienen, aber ich finde, es ist nach wie vor wichtig und auch aktuell, denn was in der Stadt passiert, in der Antonia wohnt, könnte sich auch heute noch überall in Deutschland ereignen. Der Roman läuft unter der Kategorie Jugendbuch, ist aber so viel mehr. Dieses Buch sollte als Schullektüre eingesetzt werden, damit seine Botschaft noch viel mehr Menschen erreicht.

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