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Veröffentlicht am 05.10.2024

Stirb langsam meets Stars Hollow

Christmas undercover
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Sydney Swift ist CIA-Agentin und für einen Einsatz in Schweden, als sie Besuch vom FBI bekommt. Der Gangsterboss Johnny Jones hat gerade seine Verlobung mit ihrer jüngeren Schwester Calla bekanntgegeben. ...

Sydney Swift ist CIA-Agentin und für einen Einsatz in Schweden, als sie Besuch vom FBI bekommt. Der Gangsterboss Johnny Jones hat gerade seine Verlobung mit ihrer jüngeren Schwester Calla bekanntgegeben. Und da die ihn Weihnachten der Familie vorstellen will, soll Syd die Feiertage zu Hause verbringen. Dabei soll sie sich vor allem auf Johnnys Sicherheitschef Nick konzentrieren, vielleicht kann sie ihm entlocken, welchen Coup die Bande als nächstes plant. Sie darf ihn natürlich auch gerne verführen, um ans Ziel zu kommen, nur verlieben sollte sie sich nicht …

In „Christmas undercover“ trifft „Stirb langsam“ auf „Stars Hollow“. Syd stammt aus einer amerikanischen Heile-Welt-Kleinstadt, in der sich direkt nach Halloween alles um Weihnachten dreht und auch entsprechend großformatig und ausufernd geschmückt ist.
Die Schwestern sind nach dem frühen Tod ihrer Mutter vom Vater bei ihrer Grandma Ruby zurückgelassen worden, weil er sich mit zwei kleinen Kindern überfordert gefühlt hat. Entsprechend eng sind die drei Frauen zusammengewachsen, trotzdem wissen Calla und Ruby nicht, was Syd arbeitet. Das sorgt jetzt für unterhaltsame Verwicklungen. Genau wie Nick, der sich fast schon zu einfach von Syd um den Finger wickeln lässt – dumm nur, dass sie ihn wirklich heiß findet.

Zu Beginn waren mir die Figuren etwas zu stereotyp. Die knallharte Agentin wird bei ihrer Familie schwach und verliebt sich auch noch in den Feind. Gegenpol Nick spielt erst den Unnahbaren, flirtet dann aber sehr schnell mit und drückt sich gern in Syds Nähe rum.
Johnny ist der typische Gangster, zu seiner Freundin und ihrer Familie butterweich, aber im Geschäft knallhart.
Calla ist Grundschullehrerin und weiß von nichts, man könnte sie fast schon zu naiv nennen, weil sie sich nicht über den Reichtum ihre Verlobten wundert. Ja, seiner Familie gehört eine Cafékette, aber bei DEM Diamanten auf dem Verlobungsring und ständig anwesenden Bodyguards sollte man sich schon mal Gedanken machen.
Doch je länger die Scharade lief, desto mehr Tiefe bekamen die Protagonisten. Bei den Schwestern ließ sich vieles mit der schwierigen Kindheit erklären und auch Nick hat ein wirklich spannendes Geheimnis, das sein Verhalten erklärt.

Ganz á la Hollywood geht natürlich einiges schief, es prickelt mächtig zwischen Syd und Nick und es gibt Rangeleien der unterschiedlichen Geheimdienste, die sich gegenseitig nicht über den Weg trauen.

Die Handlung hat ordentlich Tempo und ist auch sehr abwechslungsreich, langweilig wird einem beim Lesen nicht, man sollte sich aber auch nicht an Klischees stören.

3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Solitude - Einsamkeit

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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„Meine Gedanken mit jemanden teilen zu können, dem ich niemals begegnen würde, war merkwürdig befreiend.“ (S. 21)
Ella ist 24 und alleinerziehende Mutter von 5jährigen Zwillingen, außerdem betreibt sie ...

„Meine Gedanken mit jemanden teilen zu können, dem ich niemals begegnen würde, war merkwürdig befreiend.“ (S. 21)
Ella ist 24 und alleinerziehende Mutter von 5jährigen Zwillingen, außerdem betreibt sie das B&B Solitude in einer amerikanischen Kleinstadt. Ihre Eltern leben schon lange nicht mehr, ihr Bruder gehört zu einer Spezialeinheit der Army und ist nie da. Weil er findet, dass Ella und sein bester Freund „Chaos“ (aus Sicherheitsgründen haben sie Decknamen) gut zusammenpassen würden, vermittelt er sie als Brieffreunde. Monatelang schreiben sie sich, ohne dass Ella seinen richtigen Namen erfährt. Dann erkrankt ihre Tochter an einem Neuroblastom, die Überlebenschancen für das nächste Jahr liegen bei nur 10 %. Nach außen zeigt Ella Stärke und Optimismus, nur in der Briefen an „Chaos“ ist sie ehrlich und erzählt von ihren Ängsten und Sorgen. Der Tag, an dem „Chaos“ sie zusammen mit ihrem Bruder endlich besuchen kommen wird, rückt immer näher. Doch dann fällt ihr Bruder gefallen ist, und sie hört nie wieder von „Chaos“.
Monate später steht Beckett vor ihrer Tür, ein Kamerad ihres Bruders. Dessen letzter Wunsch an ihn war es, dass er Ella beisteht. Er verschweigt ihr, dass er ihr Briefreund ist, weil sie ihn sonst nach so langer Zeit Funkstille sicher nicht einlassen würde. Aber „… irgendwo zwischen Brief Nummer eins und Brief Nummer zwanzig hatte ich mich in sie verliebt.“ (S. 76)

Ella hat kein leichtes Leben und keine Familie, die sie unterstützt. Ihr Bruder riskiert in dem Sondereinsatzkommando regelmäßig sein Leben, der Vater ihrer Kinder hat sich sofort scheiden lassen, als er von der Schwangerschaft erfuhr – ohne je für sie oder die Zwillinge zu zahlen. (Da habe ich mich gefragt, ob das in den USA so einfach geht, zumal er reiche Eltern hat.) Als ihre Tochter erkrankt, versucht sie trotzdem alles, um ihr die besten Behandlungen zu ermöglichen. Gleichzeitig macht sie sich Vorwürfe, dass sie ihren Sohn vernachlässigt.
Als Beckett dann mit dem Brief ihres Bruders auftaucht, erscheint er ihr nach anfänglicher Skepsis als Geschenk des Himmels. Er unterstützt sie wo es nur geht und ist den Zwillingen fast ein Vater. Was um so bemerkenswerter ist, weil er selber in wechselnden Pflegefamilien aufgewachsen ist und seinen eigenen Vater nie kennengelernt hat. Aber instinktiv macht er alles richtig. Außerdem ist er echt heiß und sie fühlt sich zu ihm hingezogen, aber er scheint nicht interessiert. Als sie sich dann doch endlich näher kommen, wird die Gefahr seiner Enttarnung immer größer …

Rebecca Yarros hat einen wirklich sehr emotionalen Roman geschrieben, den kaum jemand ohne Taschentücher lesen können wird, aber er hat leider zu viel Patriotismus (Für mich hätte nicht in jedem Kapitel auf Chaos‘ Vergangenheit und die ihres Bruders hingewiesen werden müssen. Es ist auch so klar, was für einen Job sie in der Army haben.) und zu viel Drama (vor allem am Ende). Und auch die Lüge, die Beckett meint vor Ella verheimlichen zu müssen, habe ich nicht wirklich als Problem verstanden.
Dafür finde ich das Zwillingsthema sehr schön umgesetzt. Die Kinder scheinen zwei Teile eines Ganzen zu sein und sind perfekt aufeinander eingespielt, beenden die Sätze des Anderen oder verstehen sich mit wenigen Worten. Ich fand es toll, wie ihr Sohn seine Schwester unterstützt, dass der kleine Mann ist mind. genauso tapfer ist.
Zudem unterstützt das Setting mit dem B&B mitten im Wald an einem See gelegen, die romantische Grundstimmung.

3,5 von 5 Sterne

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Schicksalhafte Begegnungen

Die Lindenterrasse
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„Man sagt, dass die Linde als Baum anstelle von Blättern Tausende kleine Herzen an ihren Ästen trägt.“ (S. 89)
Nienstedten 1790: Maria Burmester ist Anfang 30 und Mutter von 4 Kindern, als ihr Mann bei ...

„Man sagt, dass die Linde als Baum anstelle von Blättern Tausende kleine Herzen an ihren Ästen trägt.“ (S. 89)
Nienstedten 1790: Maria Burmester ist Anfang 30 und Mutter von 4 Kindern, als ihr Mann bei einem Unfall stirbt. Er hinterlässt ihr eine gutgehende Konditorei inkl. Ausflugslokal vor den Toren Hamburgs und Schulden, da er sich lieber mit seinem Zuckerwerk als der Buchführung beschäftigt hat. Schon bei der Beerdigung bekommt sie erste Angebote für ihren Hof, will ihn aber unbedingt für ihre Kinder erhalten. Als ihr ältester Sohn in der Schule Probleme macht, lernt sie Emilia von Wedekind kennen, die Mutter eines Mitschülers. Obwohl sich die Frauen bei der ersten Begegnung nicht ausstehen können, werden ihre Schicksale bald fast untrennbar miteinander verbunden. Denn der Kaufmann Joachim Graaf will Emilia, seine Jugendliebe, zurückgewinnen und mietet dafür die Elbterrasse von Marias Lokal, die sein französischer Kunstgärtner Daniel Louis Jacques dann in die Lindenterrasse verwandelt …

Micaela Jary verbindet in ihrem Roman „Die Lindenterrasse“ die reale Geschichte des späteren ersten französischen Restaurants und schließlich Hotels Louis C. Jacob und seiner Begründer mit der fiktiven Geschichte von Emilia von Wedekind und Joachim Graaf, für die es ebenfalls historische Vorbilder gibt. Ich muss zugeben, dass mich die Schicksale der beiden Frauen etwas mehr gefesselt haben, als die des Hotels.

„Seit ich Witwe bin, fürchte ich mich vor so vielen Dingen wie nie zuvor in meinem Leben.“ (S. 355) Maria ist mit ihrer Situation als Witwe überfordert. Sie traut sich nicht, das Geschäft allein weiterzuführen und hat nicht genügend Geld für ausreichend Angestellte. Außerdem macht ihr ein schmieriger Hotelier eindeutige Angebote – er will ihren Hof um jeden Preis, gern auch mit ihr als Ehefrau. Dafür zerstört er systematisch ihren moralisch und geschäftlich integren Ruf. Dabei schlägt ihr Herz insgeheim längst für Daniel Louis Jacques, der sie nicht nur mit seinem botanischen Wissen, sondern auch der französischen Lebensart und Fürsorglichkeit bezaubert. Allerdings ist er deutlich jünger als sie, darum traut sie seinen Liebesbekundungen nicht.

Emilia ist seit vielen Jahren mit einem Militärarzt verheiratet. Sie sind die ganze Zeit von einer Dienststelle zur nächsten gezogen, aber jetzt haben sie über Emilias Bruder ein Haus in ihrer Heimatstadt Hamburg gekauft und sie kommt endlich zur Ruhe. Es war damals keine Liebesheirat, aber man hat sich arrangiert. Darum verwundert es sie auch, dass er sie plötzlich vor ihrer Familie und der Öffentlichkeit brüskiert, ihren Sohn auf eine entfernte Militärakademie schickt und ihr einredet, dass er ihre plötzliche Hysterie mit Aderlässen und Hausarrest behandeln muss.

Obwohl die beiden Frauen so unterschiedlich sind und in verschiedenen Welten leben, sind sie doch im gleichen Korsett aus Konventionen und Regeln gefangen. Maria hat sich für das Trauerjahr zurückzuziehen und höchstens in der Kirche sehen zu lassen, bis sie sich wiederverheiratet und das Geschäft, den Hof und die Verantwortung (und am besten auch gleich noch ihren Verstand und Körper) an ihren nächsten Mann übergibt. Dass sie mit Graaf und Jaques plötzlich „Männerbesuch“ empfängt, ist ein Skandal.
Emilia macht Graaf mehrfach klar, dass sie an ihrer Ehe festhält, trotzdem scheint ihr Mann Wind davon bekommen zu haben. Plötzlich reglementiert und kontrolliert er sie, obwohl er selbst fast immer auf Dienstreise ist. Wenn ich mir vorstelle, dass mir mein Mann Hausarrest verordnen könnte, ganz zu schweigen davon, was ihr Mann ihr noch so antut, läuft es mir kalt den Rücken hinunter.

Micaela Jary erzählt Marias und Emilias Schicksal sehr gefühlvoll, auch wenn ich Marias Wankelmütigkeit bzgl. Jacques nicht immer nachvollziehen konnte. Trotzdem haben mich die Schilderungen sehr berührt und mitfiebern lassen.
Auch die Elb- bzw. Lindenterrasse wird sehr anschaulich und detailreich beschrieben und man bekommt ein gutes Bild von den historischen Zusammenhängen und Vorgängen, die zu ihrer Entstehung geführt haben.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Die heilende Kraft des Meeres

Mitternachtsschwimmer
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„Wieviel Zeit brauchst du?“ (S. 17) fragt Evan seine Frau Lorna, bevor er allein für eine Woche in das kleine Dorf Ballybrady an die irischen Küste fährt. Nach einem Unglücksfall ist ihre Ehe zerrüttet, ...

„Wieviel Zeit brauchst du?“ (S. 17) fragt Evan seine Frau Lorna, bevor er allein für eine Woche in das kleine Dorf Ballybrady an die irischen Küste fährt. Nach einem Unglücksfall ist ihre Ehe zerrüttet, Lorna redet nicht mehr mit ihm. Er mietet sich in einem alten Cottage ein, das verwohnt und voller Hinterlassenschaften früherer Mieter ist. Gesellschaftsspiele, zerlesene Bücher, alles weist auf glückliche Familienurlaube hin und macht ihn nur noch trauriger.
Evan kapselt sich ab, will seinen Weltschmerz zelebrieren und gibt unbewusst seiner Todessehnsucht nach. Mehr als einmal bringt er sich im bzw. auf dem Meer in gefährliche Situationen, aus denen ihn seine Vermieterin Grace rettet. Auch sie lebt extrem zurückgezogen, hat alte, nie verheilte Wunden und kann sich nur zu gut in Evan hineinversetzen. Wird ihr Credo: „Aufs Wasser blicken vertreibt den Kummer und heilt allen Herzschmerz ...“ (S. 24) auch ihn heilen?

Roisin Maguires „Mitternachtsschwimmer“ ist ein sehr melancholisches Buch. Während sich zu Beginn nur Evan und Grace vom Rest des Dorfes abkapseln, müssen sich nach dem Ausbruch der Coronapandemie alle abschotten. Aber sie finden dennoch Mittel und Wege, sich zu treffen und zu helfen. So kocht Evans Nachbarin plötzlich für ihn mit und man zeigt ihm den Hintereingang des Pubs, weil er WLAN und einen Whiskey braucht.

Obwohl Grace und Evan oft hoffnungslos wirken, habe ich sie gemocht. Grace ist schroff und einsilbig, wird aber von allen respektiert. Sie kann anpacken und lebt im Einklang mit der Natur, gibt alten und abgeschobenen Tieren ein neues Zuhause – und Evan, als er wegen des Lockdown bleiben muss. Außerdem gilt sie als verrückt, weil sie zu jeder Jahreszeit nackt schwimmen geht. Aber ist ihr egal, was andere von ihr denken.
Evan steckt mitten in einer Depression und bemerkt erst jetzt, wie lebensmüde er ist. Doch dann bringt ihm Lorna seinen Sohn Luca, weil sie systemrelevant ist und sich nicht ausreichend um ihn kümmern kann. Luca ist taub und war immer ein Streitfall zwischen ihnen. Seine Mutter hat ihn überbehütet und behandelt, als wäre er behindert, dabei weiß er sehr genau, was er will. Natürlich kracht es auch zwischen Vater und Sohn, aber Evan begreift, dass er sich bei der Erziehung zu sehr zurückgenommen und seiner Frau alle Entscheidungen überlassen hat, um Streit zu vermeiden. Ohne ihre ständige Beaufsichtigung und all die Einschränkungen blüht Luca auf. Grace zeigt ihm, was das Meer alles zu bieten hat und er darf im Dorfladen aushelfen. Aber dann soll er zurück zu seiner Mutter …

Genauso schroff wie Grace ist auch die irische Küste. Im Wasser der Bucht, in der Ballybrady liegt, gibt es gefährliche Untiefen, Wirbel und Strömungen. Trotzdem bekommt man beim Lesen des Buches Lust auf eine Reise an die irische Küste, inklusive langem Strandspaziergang und einem guten Irish Whiskey.

Ungeachtet seiner Traurigkeit verbreitet der „Mitternachtsschwimmer“ aber auch Hoffnung, macht Mut zum (Weiter-) Leben und zeigt, dass sich (Ver-)Schweigen bis zu einer Lüge ausweiten kann, die alles zerstört. Ein Buch, das sehr nachdenklich macht.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Die italienische Miss Marple

Mörderische Delikatessen
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„Mein Laden, mein Toter, mein Fall.“ (S. 320) Seit vier Jahren führt Emma Ferrari ein italienisches Feinkostgeschäft in Himmelsricht an der Donau. Sie liebt ihren kleinen Laden in dem urigen Fachwerkhäuschen ...

„Mein Laden, mein Toter, mein Fall.“ (S. 320) Seit vier Jahren führt Emma Ferrari ein italienisches Feinkostgeschäft in Himmelsricht an der Donau. Sie liebt ihren kleinen Laden in dem urigen Fachwerkhäuschen und hat endlich die Kreditzusage der Bank, dass sie das Haus kaufen kann. Da macht der Verkäufer kurz vor dem Notartermin einen Rückzieher: Er kann das Haus angeblich für das Doppelte an einen anderen Interessenten verkaufen. Emma verflucht ihn vor dem ganzen Dorf – und am nächsten Tag liegt er ermordet in der Teeküche ihres Ladens.

Emma ist vor über 20 Jahren der Liebe wegen hierhergezogen und hat sich nach der Scheidung den Traum vom „Alimentari del Sole“ erfüllt, indem sie nicht nur originale Produkte, sondern auch das italienische Lebensgefühl verkauft.
Als der Tote in ihrem Laden gefunden wird, stellt sie das gleich vor drei Probleme: sie ist verdächtig, der Laden wird wegen der Ermittlungen bis auf weiteres geschlossen und dass die geldgierige Witwe des Toten ihr das Haus jetzt doch noch verkauft, ist eher unwahrscheinlich.
Da sie der Polizei, insbesondere Kriminalhauptkommissar Gieseking, die Lösung des Falls nicht zutraut, ermittelt sie zusammen mit zwei Freundinnen auf eigene Faust.

„Mörderische Delikatessen“ ist der Auftakt einer neuen Cosy-Krimi-Reihe mit sehr viel Kleinstadtflair und italienischem Temperament.
Emma ist eine kluge, temperamentvolle und neugierige Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist. Sie sieht sich quasi in der Pflicht, auf eigene Faust zu ermitteln, damit sie ihren Laden schnell wieder öffnen und ihren guten Ruf wieder herstellen kann.

Ich mochte das Kleinstadtsetting, in der man sich eigentlich kennt, es hinter verschlossenen Türen aber so manche Geheimnisse gibt.
Dass der Tote sehr unbeliebt und mit einigen Bewohnern verstritten war, wussten Emma und ihre Freundinnen schon vor ihren Nachforschungen, trotzdem stoßen sie auf weitere Verdächtigen mit Motiven und Möglichkeiten, aber sie können es keinem nachweisen und auch die Polizei tappt lange im Dunklen.

Die Handlung verläuft recht gemächlich und besteht vor allem aus den Gesprächen Emmas mit allen möglichen Einwohnern. Wenn sie und Gieseking über den Fall streiten, merkt man, dass sie sich gern aneinander reiben – auch wenn Emma das mit ihrem Tunnelblick (noch?) gar nicht so mitbekommt. Zwischendurch wird der italienischen Küche gehuldigt und bei den im Anhang enthaltenen Rezepten läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

Ein sehr gemütlicher Krimi, ohne viel Blut und Dramatik, dafür mit Herz und Flair.

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