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Veröffentlicht am 25.11.2024

Ein starker Klassiker kurzweilig verpackt

Agatha Christie Classics: Hercule Poirots Weihnachten
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Die Graphic Novel „Hercule Poirots Weihnachten“ gehört zu der Agatha Christie-Reihe von Carlsen Comics, in der bereits zwei weitere Comics erschienen sind. Das Szenario stammt von Isabelle Bottier, die ...

Die Graphic Novel „Hercule Poirots Weihnachten“ gehört zu der Agatha Christie-Reihe von Carlsen Comics, in der bereits zwei weitere Comics erschienen sind. Das Szenario stammt von Isabelle Bottier, die Zeichnungen aus der Feder von Callixte.
Eine Graphic Novel zu lesen hat mich ziemlich gereizt. Mein letzter Comic geht wohl auf die Anfänge meiner Teenagerzeit zurück. Umso neugieriger war ich, ob und wie sich ein Agatha Christie Klassiker wirklich als Comic adaptieren lässt. Das ganz klare Ergebnis: Es geht – ganz wunderbar sogar.
Wäre ich nicht sowieso schon so neugierig gewesen – das Cover hätte mich sofort auf den Geschmack gebracht: Vor einer winterlich verschneiten Landschaft mit einer hell erleuchteten herrschaftlichen Villa im Hintergund, jagt Hercule Poirot wie besessen einer gewaltigen Blutspur nach. Ganz der passionierte Ermittler eben.
Obwohl der reiche Mr. Lee seine gesamte Familie und weitere Gäste zum Fest eingeladen hat, ist von Weihnachtsstimmung in Gorston Hall nichts zu spüren. Die einzelnen Familienmitglieder sind sich mitunter Spinnefeind und Lee selbst hat Freude daran seine Kinder so gut wie möglich zu tyrannisieren. Als der Alte dann am 24. Dezember mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden wird, ist die Liste der Verdächtigen entsprechend lang, zumal auch das Erbe sehr ansehnlich ist. Poirot und der diensteifrige Inspector Sugden haben also jede Menge zu tun, um das wenig weihnachtliche Verbrechen aufzuklären.
Sehr beeindruckend, wie gut Handlung und Atmosphäre einzig und allein mittels Sprechtexten, einigen Sounddarstellungen und den ausdrucksstarken Bildern von Callixte eingefangen wird. Insbesondere die Mimik der einzelnen Charaktere ist ausgesprochen gelungen getroffen. Mit seinen spitzen Eckzähnen wirkt Mr. Lee von Anfang an furchteinflößend. Wenn er im Verlauf der Handlung seine Kinder immer wieder diskreditiert und erniedrigt, erscheint er gänzlich unsympathisch. Eigentlich also kein großer Verlust. Poirot und sein eifriger Kollege Sudgen stürzen sich natürlich trotzdem mit vollem Einsatz in die Ermittlungen. Wie gewohnt lässt Poirot sich dabei kaum in die Karten schauen, sodass das Miträtseln eine echte Herausforderung ist. Die Seiten lesen sich wie im Flug und die immer neuen Motive der Verdächtigen scheinen stark, doch dann kommt doch alles anders. Spannend bleibt es in der 64 Seiten starken Graphic Novel also bis zum doch recht überraschenden Ende. Dieser Mord war aber auch wirklich ziemlich perfide geplant. Beinahe muss man das Geschick des Mörders bewundern. Während Poirot ganz unverkennbar gezeichnet ist und mit einem wunderschönen Schneemann-Pendant entzückt, hatte ich anfangs mit Zuordnung von Mr. Lee’s größtenteils recht überheblicher Sippe so meine Schwierigkeiten und konnte sie teilweise nur anhand der Kleidung auseinander halten. Warum dies genau so beabsichtigt ist, wird jedoch erst zum Schluss des Comics deutlich. Ein paar Sympathieträger dürfen in diesem Buch natürlich auch nicht fehlen. Mit der Ehrlichkeit nehmen die es aber trotzdem nicht so genau. Viel zu schnell neigt dieser Comic sich seinem Ende.
Chapeau muss ich hier sagen! Diese Graphic Novel liefert einen Klassiker verpackt als kurzweilige Unterhaltung und stark bebildert. Ebenso ideal als Einstiegsklassiker, wie für begeisterte Klassiker-Leser, die sich auch mal einen neuen Zugang wünschen. Kurzum: Ein Lesevergnügen für wirklich (fast) jeden.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Verspricht eine herrliche Lesezeit

Herrliche Zeiten - Die Himmelsstürmer
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Der historische Roman „Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“ ist der Auftakt zu Peter Pranges neuen Dilogie. Angesiedelt im viktorianischen Zeitalter, in der Blüte der Industrialisierung, begleitet man ...

Der historische Roman „Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“ ist der Auftakt zu Peter Pranges neuen Dilogie. Angesiedelt im viktorianischen Zeitalter, in der Blüte der Industrialisierung, begleitet man die drei ungleichen Protagonisten durch die letzten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.
Auch wenn Peter Prange in seinem gut recherchierten Roman viele interessante historische Ereignisse und Personen auftreten lässt, bleibt die Handlung doch fiktional: Die junge Vicky aus bestem Londoner Hause lernt bei einem Aufenthalt in Karlsbad den französischen Koch Auguste und den deutschen Ingenieur Paul kennen. Heimlich verbringen sie einen unvergesslichen Nachmittag bevor sich ihre Wege trennen. Beruflich und privat schlagen alle drei verschiedenste Wege ein, halten aber über die Jahre den Kontakt miteinander. Doch die politische und wirtschaftliche Lage in dieser Zeit ist angespannt und auch das Familienleben nicht einfach.
Das ansprechende Cover verdeutlicht sofort das Genre des historischen Romans. Wer die weiteren Bücher Pranges kennt, bemerkt auch den Wiedererkenungswert auf den ersten Blick.
Inhaltlich gelingt Peter Prange eine ausgesprochen bewegende, wie unterhaltsame Kombination: Er verknüpft wunderbar die spannenden, fiktionalen Lebenswege der Protagonisten mit bedeutenden historischen Gegebenheiten. Derart interessant gestaltet, weckt der Roman eine Menge Neugier. So wurde bei mir das Bedürfnis geweckt, meine geschichtlichen Kenntnisse ein wenig auszubauen und einzelne Ereignisse während des Lesens weiter zu recherchieren. Der Roman, der mit immerhin 663 Seiten ein ordentlicher Wälzer ist, lässt sich ausgesprochen flüssig lesen und begeistert mit enormer atmosphärischer Dichte. Aufgeteilt in drei große Teile mit zahlreichen, oft sehr kurzen Kapiteln, lässt Prange seine Leser mit jedem Kapitel zu einer anderen Figur springen. Prange versteht sich meisterlich darin die Erwartungen des Lesers zu schüren und seine Kapitel genau auf dem Höhepunkt zu beenden, um sich zunächst einem der beiden anderen Protagonisten zu widmen. Das Spannungsniveau bleibt damit konstant auf einem gehobenen Niveau. Hierzu tragen aber auch die vielfältigen familiären, wie finanziellen und existenziellen Probleme und Unstimmigkeiten der drei Figuren bei, die das Geschehen absolut authentisch wirken lassen. Und auch die angespannte politische Lage mit der mal eher hintergründig schwelenden, mal deutlich hervortretenden Kriegsgefahr zieht den Leser in den Bann des Romans.
Die in London beheimatete Vicky hat ihre Jugend sehr behütet und privilegiert verbracht, fühlte sich dabei aber von ihrer strengen Mutter oft eingesperrt. Nach einem folgenschweren Ereignis beugt sich Vicky dem Wunsch der Mutter und heiratet. Nie hätte sie erwartet, dass diese Ehe sie so glücklich macht. Doch die privaten Schicksalsschläge lassen nicht lange auf sich warten.
Nach dem tragischen Verlust des Vaters ist der Berliner Ingenieur Paul zum Familienoberhaupt aufgestiegen. Die nahezu hoffnungslose Lage der Firma und die schwierige Situation innerhalb der Familie verlangen ihm eine Menge ab und treiben ihn in eine Kalkül-Ehe. Gerade in Deutschland ist die drohende Kriegsgefahr besonders präsent, was zu enormen politischen Meinungsverschiedenheiten führt. Meine besondere Sympathie gilt Pauls Neffen Kaspar, der sich entgegen der damals geläufigen Wertvorstellungen seine eigene Meinung bildet, Menschlichkeit beweist und den Mut aufbringt seine Haltung trotz aller Widerstände entsprechend zu zeigen.
Der stolze französische Koch Auguste Escoffier muss hart für sein Ansehen in der Gesellschaft arbeiten. Er gehört, ebenso wie seine Frau Delphine zu den historisch belegten Figuren des Romans. Sein Beruf ist für ihn eine Berufung, quasi die Liebe seines Lebens. Im Gegensatz zu seinen beiden Freunden ist Auguste aber zudem auch eine Liebesheirat vergönnt. Mit der Treue nimmt er es trotzdem nicht allzu genau, was ihn gelegentlich in die Bredouille bringt.
Ein absolut wunderbarer historischer Roman in dem der Leser drei interessante und auf besondere Art miteinander verbundene Charaktere auf ihren verschlungenen Lebenswegen durch schwierige, wie „Herrliche Zeiten“ begleitet. Absolute Leseempfehlung! Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2024

Überaus würdiger Abschluss der turbulenten Familientrilogie

Zeit der Schwestern
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Mit Veri, der ältesten der drei Hohenhausen-Schwestern und dem „Traubenfest“ geht Tanja Huthmachers Zeit der Schwestern Trilogie zuende.

Obwohl Veri den frisch verliebten Paaren um sich herum das Glück ...

Mit Veri, der ältesten der drei Hohenhausen-Schwestern und dem „Traubenfest“ geht Tanja Huthmachers Zeit der Schwestern Trilogie zuende.

Obwohl Veri den frisch verliebten Paaren um sich herum das Glück von Herzen gönnt, stimmt es sie doch ein wenig melancholisch. Immer mehr wird ihr bewusst, dass ihr Mann Stefan und sie nur noch bei der Arbeit auf ihrem Weingut ein gutes Team sind. Und auch das Verhältnis zu Teenagertochter Rosalie ist angespannt. Doch wie kann sie dieser Sackgasse entkommen? Welche Veränderungen sind nötig, um der pflichtbewussten Veri neues Glück zu bescheren? Bei all ihren Unsicherheiten stehen die Schwestern Veri stets unterstützend zur Seite und dann gibt es auch noch den Bio-Weinbauern Felix, der Veri nicht nur beruflich interessiert.

Der gewohnt flüssige Schreibstil von Tanja Huthmacher lässt sich sehr entspannt und locker lesen. Die atmosphärischen Beschreibungen der Bodenseeidylle und des Alltag auf dem Weingut machen das Lesen zu einem regelrechten Vergnügen. Es scheint mir beinahe so, als sei Veri diejenige Schwester, die alle Eindrücke um sich herum am intensivsten wahrnimmt und die Leser voller Stolz in ihre Heimat einlädt. Zwar waren mir Caro und Romy ebenfalls sehr sympathisch, trotzdem ist Veri mit ihrer besonnenen und vorausschauenden Art zu meiner Favoritin aufgestiegen. Mit Mitte 40 hat sie ihren Platz im Leben schon gefunden – eigentlich. Beruflich ist sie sowohl mit großer Gewissenhaftigkeit, als auch viel Leidenschaft bei der Sache. Einen guten Tropfen weiß sie überaus zu schätzen, ebenso die Landschaft in der sie lebt. Außerdem blickt sie durchaus über den Tellerrand, möchte sich weiterenwickeln und setzt sich – zunächst schrittweise – neue Ziele. Dabei ist sie allerdings ganz auf sich gestellt, denn in ihrer Ehe kriselt es gewaltig. Ihr Mann Stefan wirkt sehr egoistisch und reagiert mitunter recht zynisch. Er nimmt Veri eher als Geschäftspartnerin denn als Frau wahr. Mit großem Bestreben verfolgt er seine eigenen Interessen, hat aber für Veris Pläne allenfalls ein spöttisches Lächeln übrig. Unterstützung Fehlanzeige. Tochter Rosalie spürt die zunehmende Spannung zwischen ihren Eltern und reagiert verschlossen und gereizt. Ein Stütze in ihrer unglücklichen Lage ist der junge Praktikant Paul. Eine weitere wichtige Figur des Romans ist auch Pauls Vater Felix. Der optimistische und lebensfrohe Bio-Weinbauer weckt Veris Interesse nicht nur in beruflicher Hinsicht und führt ihr obendrein vor Augen wie ein harmonisches Familienleben aussehen kann. An die bereits aus den ersten beiden Bänden bekannten Charaktere knüpft Tanja Huthmacher mit nahtloser Authetizität an. Natürlich stärken die beiden Schwestern und ihre Eltern, sowie Arthur Veri stets den Rücken und haben immer ein offenes Ohr für sie. Dabei sind die einzelnen Familienmitglieder aber auch sehr mit den Turbulenzen ihrer eigenen Leben beschäftigt. In der Familie Hohenhausen ist es im vergangenen halben Jahr einfach ziemlich drunter und drüber gegangen.
Vom Spannungsverlauf ist dieser sehr behagliche Roman eher auf einem soliden Niveau ohne ganz große Höhepunkte einzuordnen. Ganz anders als ihre impulsive Schwester Romy, durchdenkt Veri eben alles ganz genau und wägt die Konsequenzen ab, bevor sie handelt. Immer wieder findet sie sich dabei im Spannungsfeld zwischen ihren eigenen Wünschen und dem vermeintlichen Wohl ihrer Familie wieder. Die Fragen, wie es mit ihrer Ehe und der Beziehung zu ihrer Tochter wohl weitergehen mag bleiben lange offen. Und natürlich sorgt auch die restliche Verwandtschaft zwischen Dating Diner, Kreuzfahrt und Familienglück weiterhin für jede Menge Trubel.

„Traubenfest“ ist der würdige Abschluss der Trilogie und vereint Weinanbau und Bodenseeidylle mit Liebe und Familienzeit rund um eine bewegte Familie voller Neuanfänge. Am Ende dieses wunderbaren Feel-Good-Romans bleibt nur das Bedauern Familie Hohenhausen nun verlassen zu müssen.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.08.2024

Alles, außer gewöhnlich!

Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
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Autorin Maja Konrad entwickelt eine herzallerliebste, phantasievolle Geschichte rund um das zentrale Thema Freundschaft. Gewöhnlich geht in der Freundschaft der drei Protagonisten ganz gewiss nicht zu. ...

Autorin Maja Konrad entwickelt eine herzallerliebste, phantasievolle Geschichte rund um das zentrale Thema Freundschaft. Gewöhnlich geht in der Freundschaft der drei Protagonisten ganz gewiss nicht zu. Holly, die nach der Trennung ihrer Eltern bei ihrem Vater lebt, leidet unter einer Matheschwäche und den fiesen Schikanen ihres Mitschülers Nils. Herbert ist gerade eben erst mit seinen Großeltern in die Stadt gezogen. Als besonders helles Köpfchen hat er zwar eine Klasse übersprungen, mit seiner altmodischen Aussehen aber große Schwierigkeiten Kontakte zu knüpfen. Doch es gibt etwas oder besser gesagt jemanden der die beiden verbindet: Herr Pula. Eigentlich wollte Holly auf dem Flohmarkt ja unbedingt den Chamäleonwecker kaufen, der in ihrer Sammlung noch fehlt. Stattdessen dreht die Verkäuferin ihr eine vegetarische fleischfressende Pflanze an, die kurzer Hand auf den Namen Herr Pula getauft wird. Doch schon bald stellt Holly fest, dass es sich bei Herrn Pula um ein ganz außergewöhnliches Gewächs handelt. Herr Pula kann nicht nur nur sprechen, er ist auch ein Mathe-Ass und leidenschaftlicher Koch – und bringt mit seiner leicht überheblichen Art jede Menge Spaß in die Geschichte. Das Geheimnis um Herrn Pula und vor allem die spannende Rettungsaktion schweißen Holly und Herbert fest zusammen. Gemeinsam tritt das ungewöhnliche Trio dem fiesen Nils, dem schmierigen Starkoch Siegfried Schmand und seiner rücksichtslos berechnenden Managerin mutig entgegen.
Trotz des überwiegend einfachen Satzbau bleibt der Schreibstil von Maja Konrad ausgesprochen flüssig. Sowohl zum Lesen, als auch zum Vorlesen ist das Buch damit bestens geeignet. Zudem liefert es tolle Anknüpfungspunkte, um soziale Themen anzusprechen. Die hübschen Illustrationen von Tine Schulz veranschaulichen die Handlung punktgenau und runden den hervorragenden Gesamteindruck ab. Hier passen alle Zutaten absolut stimmig zusammen.
Für dieses wirklich bezaubernde Buch kann es meinerseits nur eine begeisterte Leseempfehlung geben. Viel Spaß mit Holly, Herbert und Herrn Pula!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Gut Ding will Weile haben – manchmal braucht es eine zweite Chance

Zeit der Schwestern
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Mit ihren zwei Kindern und dem Catering hat die alleinerziehende Romy eigentlich mehr als genug um die Ohren. Vor allem wenn die Sommerferien direkt vor der Tür stehen. All das hindert die quirlige Romy ...

Mit ihren zwei Kindern und dem Catering hat die alleinerziehende Romy eigentlich mehr als genug um die Ohren. Vor allem wenn die Sommerferien direkt vor der Tür stehen. All das hindert die quirlige Romy aber nicht daran, an einem Backwettbewerb mit attraktivem Preisgeld teilzunehmen und dabei gleichzeitig die Werbetrommel für ihr Unternehmen zu rühren. Doch als Töchterchen Luna dann auch noch für ein Filmprojekt am Bodensee engagiert wird, ist der Trubel nur noch mit der liebevollen Unterstützung ihrer Familie zu bewältigen. Schließlich schwirren Romy ja ganz nebenbei auch noch die beiden Väter ihrer Kinder im Kopf herum und auch der verschrobene Schauspieler Ferdinand kreuzt immer öfter ihren Weg.

„Kirschsommer“ ist der sehr gelungene zweite Teil von Tanja Huthmachers neuen Familientrilogie „Zeit der Schwestern“. Wer den ersten Band bereits gelesen hat, darf sich auf ein Wiedersehen mit der kompletten Familie Hohenhausen freuen und natürlich erneut in die wunderbare Bodenseeidylle eintauchen. Aber auch Leser, die mit dem zweiten Teil in die Trilogie einsteigen, finden sich sicherlich rasch im Familiengefüge zurecht.
Nachdem zum Auftakt der Trilogie die mittlere Schwester Caro im Zentrum des Geschehens stand, dreht sich im zweiten Band alles um Romy, die Chaos-Queen und jüngste der drei Schwestern. Die Singlemutter hat neben zwei temperamentvollen Kindern auch noch ein Cateringunternehmen zu führen. Dabei gerät dem liebenswert chaotischen Energiebündel schonmal einiges durcheinander. Nicht immer läuft alles rund im Leben der 38-Jährigen und allzu oft halst sie sich viel zu viel auf. Aber gerade das macht Romy zu einer Meisterin der Improvisation, die Handlung authentisch und den Rückhalt ihrer Familie umso wichtiger. Ihre Kinder haben einen ebenso lebhaften und unerschrockenen Charakter wie ihre Mutter. Insbesondere die achtjährige Luna ist ein echter Wirbelwind. Durch den personalen Erzählstil gelingt es Tanja Huthmacher wunderbar, dem Leser tiefe Einblicke in Romys turbulente Gefühlswelt zu geben. Niemand könnte sonst erahnen, dass sie durchaus mit der einen oder anderen Entscheidung in ihrem Leben hadert. Den Kampf mit ihren Unsicherheiten, Hoffnungen und Ängste trägt die, nach außen so lebenslustig und selbstbewusst wirkende Frau nämlich vorrangig mit sich selbst aus. Dass plötzlich auch noch Pierre, der Vater ihres zehnjährigen Sohns Vince wieder auf der Matte steht und sich nun – nicht nur – um seinen Sohn kümmern möchte, wirft Romy ganz schön aus der Bahn. Mit seiner charmanten Art und seinem drolligen Deutsch wickelt er nicht nur Romy und Vince um den kleinen Finger und lässt dabei vergessen, welch verantwortungsloser Rabenvater er bisher war. Im Gegensatz zu ihm ist Lunas Vater Ben stets liebevoll und zuverlässig für seine Tochter und ebenso für Vince da. Seit Jahren hofft er auf eine zweite Chance bei Romy und reagiert entsprechend eifersüchtig, als er Pierres Avancen bemerkt. Doch auch Romy muss ihre erloschen geglaubten Gefühle für Ben neu ordnen. Dabei bringt sich, ebenfalls von Eifersucht getrieben, ganz schön in die Bredouille. So kommt der Spaß beim Lesen keinesfalls zu kurz.
Auch allen anderen Mitgliedern der Familie Hohenhausen begegnet man im zweiten Band wieder. Georg lernt offenbar den Wert seiner Familie weit mehr zu schätzen und zeigt sich insbesondere als liebevoller Großvater deutlich umgänglicher. Bei Arthur und Lotte steht eine erste Beziehungsprobe an und bei Caro und Cornell entwickelt sich nicht nur der Hausumbau. Veris Pläne machen bereits neugierig auf den dritten abschließenden Teil der Schwesternreihe.
Insgesamt profitiert die Spannung des Romans außerordentlich von Romys schwungvoller Art und ihrer gelegentlichen Neigung zu sprunghaftem Handeln. Als Leser kann man bis zum Schluss wunderbar mitfiebern, sich aber zu keiner Zeit in Sicherheit wiegen. Schließlich kann bei Romy jederzeit etwas Unerwartetes passieren oder schief gehen.
Sehr unterhaltsam, authentisch und mit einer guten Portion Humor beleuchtet der Roman „Kirschsommer“ die Licht- und einige Schattenseiten in Romys Leben. Wie es sich für einen echten Wohlfühlroman gehört, dürfen aber natürlich auch das idyllische Bodenseesetting und ein wunderschönes Happy End nicht fehlen. Meiner Meinung nach ist der zweite Band der Reihe noch einmal eine Steigerung und erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

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