Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2024

Verschwörungstheorie in Luxemburg

Die Knuedler-Verschwörung
0

Luxemburg, das kleine, aber finanzkräftige Fürstentum mitten in Europa ist der Schauplatz dieses Krimis, der einen tiefen Blick auf die Abgründe der Politik gibt. Also nicht, dass sich diese Straftaten ...

Luxemburg, das kleine, aber finanzkräftige Fürstentum mitten in Europa ist der Schauplatz dieses Krimis, der einen tiefen Blick auf die Abgründe der Politik gibt. Also nicht, dass sich diese Straftaten wirklich so abgespielt hätten, aber um ihre Macht zu erhalten, schrecken Politiker egal aus welchem Land, vor wenig zurück.

Doch von Beginn an:

Bei einem Empfang werden zwei hochrangige Politiker vergiftet. Wenig später ein dritter. Kriminalkommissarin Dany Kerner wird mit den Ermittlungen betraut, gleichzeitig von ihrem Vorgesetzten und dem Staatsanwalt nach allen Regeln der Kunst behindert und mit einem Disziplinarverfahren bedroht.

Dennoch kann Dany es nicht lassen und stochert weiter im Leben der Opfer herum. Dabei stößt sie auf zahlreiche Ungereimtheiten. Der Verdacht massiven Machtmissbrauchs steht im Raum. Nur wozu? Mehr Geld oder mehr Einfluss? Und was hat der Selbstmord eines Kommunalpolitikers mit der Mordserie zu tun?

Nachdem sie auf eine Mauer des Schweigens stößt, spannt sie einen Journalisten für ihre Recherchen ein. Dass Opfer, Polizeichef und Staatsanwalt in den selben Männerklubs verkehren, lässt an eine Verschwörung denken.

Meine Meinung:

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Luxemburg als Schauplatz war für mich neu, die Willkür und Machenschaften mancher Politiker nicht.

Der Plot ist gut durchdacht und spannend angelegt. Einzig der Prolog passt nicht ganz dazu.
Ich habe recht bald geahnt, wer hinter den Morden stecken könnte und was das Motiv ist. Die Auflösung hat mir recht gegeben. Trotzdem hatte ich spannende Lesestunden, denn wie so oft, interessiert mich der Weg der Ermittler zum Täter.

Die privaten Probleme von Dany Kerner, sie ist mit einer Frau verheiratet, hätten nicht ganz so breit ausgewalzt werden müssen. Kurz hatte ich ja Danys Ehefrau, die selbst in der Politik mitmischt, in Verdacht, in der Mordserie eine Rolle zu spielen. Aber, obwohl die militante Umweltschützerin Dany das Leben mehr als schwer macht, ist sie für so ein Mordkomplott nicht intelligent genug.

Fazit:

Ein Krimi mit einer neuen Ermittlerin, der durchaus Zeug zu einer Reihe hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 16.08.2024

Mord auf der Sonneinsel

Die Tote von Nikosia
0

Die Sonneninsel Zypern ist Schauplatz dieses Krimis, der die komplexen bürokratischen Verhältnisse des seit 1974 geteiltem Landes sehr gut wiedergibt, als man in der UN-Pufferzone, also im Übergangsbereich ...

Die Sonneninsel Zypern ist Schauplatz dieses Krimis, der die komplexen bürokratischen Verhältnisse des seit 1974 geteiltem Landes sehr gut wiedergibt, als man in der UN-Pufferzone, also im Übergangsbereich zwischen dem von den Türken annektierten und dem zypriotischen Teil der Insel, die Leiche einer jungen Frau findet.

Die politischen Machtstrukturen spiegeln sich unter den Ermittlern wieder, die sich aus Mitgliedern der UN-Truppe, der türkischen und der zypriotischen Polizei zusammensetzt. Zusätzlich unterstützt Monika Marx, eine pensionierte Ermittlerin aus Deutschland, die zypriotische Polizei als Beraterin. Es entbrennt ein Machtkampf, bei dem kaum jemand gewinnen kann und jeder dem anderen einen Täter unterjubeln will. Es scheint, als ginge es gar nicht darum, den Mörder einer jungen Frau zu fassen, sondern die politischen Eitelkeiten zu befriedigen.

Das wird von Monika Marx durchkreuzt, die mit ihrer Art nicht nur einmal ordentlich aneckt, sondern auch für Schmunzeln und manchmal auch für Kopfschütteln sorgt.

Meine Meinung:

Hannha Essing hat hier einen interessanten Krimi geschrieben, der die Lebensumstände auf der von Touristen beliebten Insel beschreibt. Er zeigt, dass man sich zwar 50 Jahre nach der widerrechtlichen Annexion von Nordzypern durch die Türkei mit dem Status Quo pragmatisch arrangiert hat, aber die Spannungen durchaus vorhanden sind. Schlimmeres kann durch die UNO-Truppen meistens verhindert werden. Allein die nervige Tatsache, dass die Ermittler mehrmals täglich, wenn sich ausweisen müssen, wenn sie von einem Ende der Insel zum anderen fahren müssen. Monika Marx erledigt das im sogenannten kleinen Dienstweg.

Viel Augenmerk legt sie auf das Kompetenzgerangel zwischen den Ermittlern. Monika Marx kann als Beraterin einiges übergehen. Dass sie den jungen Journalisten Noah zu den Ermittlungen mitschleppt ist ein wenig unglaubwürdig. Doch auf Zypern scheinen solche Extratouren niemanden aufzuregen.

Die Charaktere haben alle ihre Ecken und Kanten. Besonders Monika Marx ist eine vom Leben gebeutelte Person. Einerseits hat sie auf Grund ihrer Krankheit dauernd Schmerzen, nimmt Tabletten und frönt dennoch einem sehr ungesunden Lebensstil, zu dem neben üppigen Mahlzeiten auch ordentliche Mengen Alkohol gehören. Damit ist sie nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, genauso wenig wie das Opfer, das intrigant und selbstsüchtig daherkommt.

Der Plot ist durchaus spannend und endet nach zahlreichen ermittlungstechnischen Sackgassen mit einer unerwartete Auflösung, die trotzdem stimmig ist.

Der Krimi lässt sich sehr gut lesen und bietet Einblick in die Geschichte und den Alltag auf der geteilten Insel.

Fazit:

Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Ein komplexer Krimi

Die Toten von Wien
0

Wien 1922, Donaumonarchie, Kaiser und Adel sind Geschichte - geblieben sind unzählige Kriegsversehrte, Gestrandete aus den ehemaligen Kronländern, die unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen ...

Wien 1922, Donaumonarchie, Kaiser und Adel sind Geschichte - geblieben sind unzählige Kriegsversehrte, Gestrandete aus den ehemaligen Kronländern, die unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen sowie enteignete Adelige, die kaum einen Beruf erlernt haben und sehen müssen, wie sie ihren Unterhalt verdienen können.

Sandor von Baranyi ist einer von ihnen. Er hat seine Besitzungen in Ungarn verloren und arbeitet nun unter dem eingedeutschten Namen Alexander Baran bei der Wiener Kriminalpolizei. Der Erste Weltkrieg hat ebenso Traumata hinterlassen wie das Verschwinden seiner Schwester Szonja. Baran hat seinen Schwager in Verdacht, daran beteiligt zu sein.

Sowie ihm seine beruflichen Verpflichtungen ein wenig Raum geben, macht er sich auf die Suche nach seiner Schwester und bangt bei jeder gefundenen Frauenleiche, Szonja identifizieren zu müssen. Die aktuelle Tote, die am Donaukanal entdeckt wird ist eine aufstrebende Tänzerin an der Wiener Oper. Beinahe gleichzeitig wird ein ehemaliger Hofbeamter vor eine Tramway gestoßen und getötet. Es dauert, bis Baran und Bezirksinspektor Florian Meisel, erkennen, dass sowohl die beiden Toten als auch Szonjas Verschwinden in einem viel größeren Fall verwickelt sind.

Meine Meinung:

Ich bin ja ein Fan von komplexen Kriminalromanen, die in Wien spielen. Daher hat mir dieser Krimi, der das Leben der Menschen nach dem verlorenen Weltkrieg und dem Zerfall der Donaumonarchie plastisch darstellt, sehr gut gefallen. Besonders vertraut sind mir die Szenen, die in der Leopoldstadt, also dem zweiten Gemeindebezirk, rund um den Karmelitermarkt angesiedelt sind, habe ich in seiner Nähe mehr 40 Jahre gearbeitet und 20 davon auch dort gewohnt.

Der Schreibstil sorgt für die passende Atmosphäre. Die Lebensverhältnisse der jungen Republik sind authentisch beschrieben. Die Detailtreue geht an manchen Stellen zu Lasten der Spannung, was mich persönlich nicht sehr stört. Leser, die Wien und die Leopoldstadt nicht gut kennen, müssen - auch auf Grund der vielen Charaktere - aufpassen, sich nicht im Dickicht der Nachkriegszeit, in der die alte Ordnung noch nicht weg, aber die neue noch nicht ganz angekommen ist, verlieren.

Ob es weitere Verbrechen für Alexander Baran und Bezirksinspektor Florian Meisel aufzuklären geben wird?

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Kriminalroman 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Gute Unterhaltung

Der Salon der kühnen Frauen
0

Clare Pollard entführt uns in das 17. Jahrhundert nach Versailles. Es ist die Zeit des höfischen Absolutismus und des Herrschaftsanspruch aus Gottesgnadentum, als dessen wichtigster Vertreter Frankreichs ...

Clare Pollard entführt uns in das 17. Jahrhundert nach Versailles. Es ist die Zeit des höfischen Absolutismus und des Herrschaftsanspruch aus Gottesgnadentum, als dessen wichtigster Vertreter Frankreichs König Ludwig XIV. (1638-1715), den man auch als Sonnenkönig kennt, gilt.

Während Männer wie Kardinal Jules Mazarin (1602-1661) am französischen Hof direkt auf die Politik des Königs Einfluss nehmen können, ist dies den Damen verwehrt. Sie sollen hübsch anzusehen sein, ihm willig zur Verfügung stehen und sonst sich ja nicht politisch betätigen.

Eine Gruppe gewiefter Damen gründet einen Literatursalon, zu dem zunächst nur Damen Zutritt haben. Man schwätzt und tratscht und schmiedet dennoch die eine oder andere Intrige. So begegnen wir der unter anderem der abgelegten Mätresse des Königs, Olympia Mancini (1639-1708), Nichte von Kardinal Mazarin und Mutter von Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736). Olympia ist darin eine Meisterin. Ihr bevorzugtes Ziel ist die aktuelle Mätresse Mademoiselle de La Vallière (1644-1710).

Man erzählt sich Märchen, die uns bekannt vorkommen. Einige der Damen dichten selbst und geben allerlei Geschichten und Reime zum Besten. Auch die eine oder andere pikante Story aus Versailles wird leicht verfremdet als „Märchen“ dargeboten.

Als man sich dann später doch ein wenig langweilt, dürfen ausgesuchte Männer den elitären Zirkel mit Anwesenheit und Geschichten erfreuen.

Meine Meinung:

Die Idee zu dieser skurrilen literarischen Geschichte hat mir recht gut gefallen. Ursprünglich habe ich etwas anderes erwartet, nämlich einen geschlossenen historischen Roman, in dem die erzählten Märchen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Trotzdem hat mir das Buch gefallen. Es ähnelt ein wenig Giovanni Boccaccios Werk „Il Decamerone“, in dem sich eine geschlossene adelige Gesellschaft während der Quarantäne während der Pestepidemie um 1348 in Florenz, mehr oder weniger schlüpfrige Geschichten erzählen.

Bei Clare Pollard werden allerdings Märchen erzählt, die die meisten von uns aus dem Märchenbüchern der Gebrüder Grimm und Erzählungen unserer Kindheit kennen. Natürlich werden diese Geschichten nach französischer Art erzählt. Bei welchen Quellen die Autorin Anleihen genommen hat, kann auf den Seiten 287 und 288 nachlesen.

Zwischen den einzelnen Märchen erfahren wir einiges über das Leben bei Hofe sowie über diverse Les Liaisons Dangereuses. Denn was Männern erlaubt ist, ist für Frauen meistens verboten. Die meisten außerehelichen Verhältnisse (mit dem König) werden von den Ehemännern toleriert, vor allem dann, wenn sie von großem Nutzen sind. Trotzdem sind die Frauen stets in Gefahr, von ihren Männern wegen Untreue verstoßen zu werden. Für fremdgehende Männer gilt das nicht, denn sie sind die Norm.

Das eine oder andere, wie die Operation der Analfistel des Königs, wird mehrfach erwähnt. Für die damalige Zeit, ohne Narkose und Antibiotika und Hygiene, vermutlich eine chirurgische Meisterleistung, denn der Patient hat überlebt!

Die Beschreibung der Lebensumstände ist opulent gelungen. Man kann förmlich das Odeur der ungewaschenen Königs (angeblich hat er in seinem Leben nur drei Mal gebadet.) riechen. Die Dekadenz der Adeligen, deren Intrigen und Ränkespiele sind sehr gut beschrieben. Da wundert es nicht, dass sich der Volkszorn 1789 in einer blutigen Revolution entlädt, die Ludwig XVI. und Marie Antoinette den Kopf kosten.

Der Schreibstil ist charmant, stellenweise frivol manchmal ins Vulgäre abgleitend und an manchen Stellen recht modern.

Die Anzahl der auftretenden realen Charaktere ist recht hoch, so dass der eine oder andere Name vielleicht nachgelesen werden muss. Um sich zurecht zu finden, gibt es zu Beginn des Romans ein Personenverzeichnis.

Das einzige, das mir missfallen hat ist die Haptik des Covers. Es fühlt sich gummiartig an, was möglicherweise Samt imaginieren soll. Ich habe den Schutzumschlag während des Lesens zu Seite gelegt.

Fazit:

Auch wenn ich ursprünglich etwas anderes erwartet habe, hat mich das Buch gut unterhalten.

Veröffentlicht am 31.07.2024

12 Kurzpoträts wagmutiger Frauen

Furchtlose Frauen und wie sie die Welt eroberten
0

Ob zu Wasser, auf der Erde oder in der Luft - wagemutige Frauen haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, was in ihnen steckt. Allen ist gemeinsam, dass sie auf gesellschaftliche Konventionen gepfiffen ...

Ob zu Wasser, auf der Erde oder in der Luft - wagemutige Frauen haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, was in ihnen steckt. Allen ist gemeinsam, dass sie auf gesellschaftliche Konventionen gepfiffen haben und sich trotz beträchtlichen Risikos nicht gescheut, ihre Unternehmungen durchzuführen.

Allerdings haben es einige Frauen diese Reisen nicht nur aus Abenteuerlust angetreten, sondern aus purer Not und Armut. Andere wiederum wie Alexin Tinne haben ihren Reichtum dazu benützt, ihrem Egoismus zu frönen.

Armin Strohmeyr stellt uns folgende zwölf Frauen vor:

Granuaile O‘Malley (1530-1603)
Mary Bryant (1767-1807)
Mary Ann Talbot (1770-1808)
Mary Ann Brown Patton (1837-1861)
Alexin Tinne (1835-1867)
Florence Baker (1845-1916)
Josephine Peary (1863-1955)
Rosita Forbes (1890-1967)
Wilhelmine Reichard (1788-1848)
Blanche Stuart Scott (1886-1970)
Amelia Earhart (1897-1937)
Beryl Markham (1902-1986)

Fazit:

Die meisten Frauen sind mir aus anderen Büchern bereits bekannt, so dass ich wenig Neues erfahren habe. Dennoch gebe ich gerne 4 Sterne, denn das Buch macht Lust, sich mit der einen oder anderen näher zu beschäftigen.