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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2024

Ein interessanter Herrscher

Die steinerne Krone
1

Wir lesen die Geschichte Kaiser Friedrichs des Zweiten, des Enkels von Kaiser Barbarossa, aus dem 13. Jahrhundert. Seine Jugend auf den Straßen Palermos hat ihn geprägt, viele verschiedene Menschen und ...

Wir lesen die Geschichte Kaiser Friedrichs des Zweiten, des Enkels von Kaiser Barbarossa, aus dem 13. Jahrhundert. Seine Jugend auf den Straßen Palermos hat ihn geprägt, viele verschiedene Menschen und Kulturen haben ihn beeinflusst. Er ist gezwungen, sein Recht auf die Kaiserkrone gegen den Welfen Otto IV. auf dem Schlachtfeld durchzusetzen. Zunächst ist er ein fortschrittlicher Herrscher mit einem großen Hang zu den Wissenschaften. Mit den Jahren seiner Herrschaft wird er aber immer mehr zum Despoten und leitet den Untergang seines Hauses damit selbst ein. Eingerahmt wird die Geschichte Friedrichs von einer Rahmenhandlung die im Jahr 1943 spielt und sich um von den Nazis beauftragte Ausgrabungen an Friedrichs Burg Caste del Monte dreht.

Michael Peinkofer erzählt Friedrichs Geschichte in sachlichem, gut lesbarem Schreibstil. Ausschmückungen, wie in vielen historischen Romanen üblich, sucht man hier vergebens. Er beschränkt sich auf die historischen Fakten, schafft es aber trotzdem, mir als Leser Friedrichs Gedanken und Gefühle nahe zu bringen. Sein interessanter Lebenslauf von Jugend an, seine Ehen und seine für die damalige Zeit sehr aufgeschlossene und moderne Art zu regieren, machen ihn zu einer sehr interessanten Figur der Geschichte. Das auf spannende Art zu vermitteln, gelingt Peinkofer perfekt. So konnte ich diesen Geschichtsunterricht in Form eines Romans wirklich genießen und empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Politische Schwestern

Die Mitford Schwestern
0

Die Mitford-Schwestern sind ihrer sechs und entstammen zusammen mit ihrem Bruder Tom einem alten, aber verarmten englischen Adelsgeschlecht. Marie Benedicts Roman dreht sich hauptsächlich um ...

Die Mitford-Schwestern sind ihrer sechs und entstammen zusammen mit ihrem Bruder Tom einem alten, aber verarmten englischen Adelsgeschlecht. Marie Benedicts Roman dreht sich hauptsächlich um Nancy, Diana und Unity, die anderen drei Schwestern sind ebenso wie der Bruder und die Eltern eher Randfiguren. Die schillernde Diana und die eher reizlose Unity verfallen zur Gänze dem Faschismus, während Schriftstellerin Nancy versucht, gemeinsam mit Winston Churchill gegen den Faschismus auch im eigenen Land anzukämpfen.

In eher sachlichem, emotionslosem Schreibstil erzählt die Autorin die Geschichte der Schwestern. Die kurzen Kapitel, immer der Reihe nach aus der Sicht einer anderen Schwester geschrieben, machen das Lesen sehr leicht.

Die einzige Schwester, mit der ich mich einigermaßen identifizieren kann, ist Nancy, die hilflos zusehen muss, wie Diana und Unity im Sumpf des Faschismus versinken. Fast unerträglich war für mich die Lobhudelei und blinde Gefolgschaft Unitys für Hitler. Mir ist klar, dass das alles historisch belegt ist und zu dieser Story einfach dazugehört. Mit dem Wissen, was das Ungeheuer, das sich hinter dieser charmanten Fassade verbirgt, alles angerichtet hat, ist das trotzdem schwer zu ertragen. Dianas blinde Gefolgschaft für den britischen Faschistenführer Mosley ist ebenso schwer zu verstehen. Gerne hätte ich die beiden gelegentlich geschüttelt, um sie aufzuwecken. Es ist schwer zu verstehen, wie zwei Frauen, die so zielstrebig und raffiniert vorgehen, um ihre Ziele zu verwirklichen, sich gleichzeitig so naiv und einfältig für des "Führers" Zwecke einspannen lassen.

Vor dem Lesen dieses Buches hatte ich keine Ahnung von der Existenz der Mitford-Schwestern. Auch dass es in Großbritannien zu jener Zeit eine so starke faschistische Bewegung gegeben hat, war mir neu. Insofern hat sich das Lesen dieses Buches wirklich gelohnt, ich habe auf unterhaltsame Weise einiges an Geschichtswissen dazu gewonnen.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Politische Schwestern

Die Mitford Schwestern
0

Die Mitford-Schwestern sind ihrer sechs und entstammen zusammen mit ihrem Bruder Tom einem alten, aber verarmten englischen Adelsgeschlecht. Marie Benedicts Roman dreht sich hauptsächlich um ...

Die Mitford-Schwestern sind ihrer sechs und entstammen zusammen mit ihrem Bruder Tom einem alten, aber verarmten englischen Adelsgeschlecht. Marie Benedicts Roman dreht sich hauptsächlich um Nancy, Diana und Unity, die anderen drei Schwestern sind ebenso wie der Bruder und die Eltern eher Randfiguren. Die schillernde Diana und die eher reizlose Unity verfallen zur Gänze dem Faschismus, während Schriftstellerin Nancy versucht, gemeinsam mit Winston Churchill gegen den Faschismus auch im eigenen Land anzukämpfen.

In eher sachlichem, emotionslosem Schreibstil erzählt die Autorin die Geschichte der Schwestern. Die kurzen Kapitel, immer der Reihe nach aus der Sicht einer anderen Schwester geschrieben, machen das Lesen sehr leicht.

Die einzige Schwester, mit der ich mich einigermaßen identifizieren kann, ist Nancy, die hilflos zusehen muss, wie Diana und Unity im Sumpf des Faschismus versinken. Fast unerträglich war für mich die Lobhudelei und blinde Gefolgschaft Unitys für Hitler. Mir ist klar, dass das alles historisch belegt ist und zu dieser Story einfach dazugehört. Mit dem Wissen, was das Ungeheuer, das sich hinter dieser charmanten Fassade verbirgt, alles angerichtet hat, ist das trotzdem schwer zu ertragen. Dianas blinde Gefolgschaft für den britischen Faschistenführer Mosley ist ebenso schwer zu verstehen. Gerne hätte ich die beiden gelegentlich geschüttelt, um sie aufzuwecken. Es ist schwer zu verstehen, wie zwei Frauen, die so zielstrebig und raffiniert vorgehen, um ihre Ziele zu verwirklichen, sich gleichzeitig so naiv und einfältig für des "Führers" Zwecke einspannen lassen.

Vor dem Lesen dieses Buches hatte ich keine Ahnung von der Existenz der Mitford-Schwestern. Auch dass es in Großbritannien zu jener Zeit eine so starke faschistische Bewegung gegeben hat, war mir neu. Insofern hat sich das Lesen dieses Buches wirklich gelohnt, ich habe auf unterhaltsame Weise einiges an Geschichtswissen dazu gewonnen.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Rechtlose Frauen

Im Nordwind
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Vor allem um die nicht vorhandenen Rechte der Frauen dreht sich dieser Roman der in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Man konnte als Mädchen verkauft, vergewaltigt und geschwängert ...

Vor allem um die nicht vorhandenen Rechte der Frauen dreht sich dieser Roman der in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Man konnte als Mädchen verkauft, vergewaltigt und geschwängert und später zwangsverheiratet werden. Als Ehefrau durfte man arbeiten gehen, damit der Mann den Lohn versaufen und einem obendrein noch fast zu Tode prügeln konnte. All das ist Alice passiert, als sie sich an Rechtsanwalt John Reeven wendet, damit er ihr zur Scheidung verhilft. Zunächst macht er ihr wenig Hoffnung, wagt es dann aber doch. Im Lauf der Vorbereitungen entwickeln die beiden dann auch Gefühle füreinander. Was die beiden dabei durchmachen ist sehr spannend und manchmal aufwühlend zu lesen. Der Schreibstil ist so einfühlsam, dass Alice`s Angst vor ihrem Ehemann ebenso gut spürbar ist wie Johns Zerrissenheit in Bezug auf seinen weiteren Lebensweg. Er ist standesgemäß verlobt, scheint aber nicht so recht hinter dieser Beziehung zu stehen. Auch beruflich hat er Zweifel, ist da doch noch das Familienunternehmen, in dessen Leitung er sich eigentlich einbringen soll. Der Handlungsstrang, der sich um die Erkrankung von Johns Vater und den Auswirkungen auf die Familie dreht, hat mir sehr gut gefallen, denn er zeigt nebenbei die Gegensätze zwischen Johns Welt und der von Alice auf. Die beiden scheinen keine Chance auf ein gemeinsames Leben zu haben. Doch das wird wohl im zweiten Band geklärt werden, denn dieser endet nicht nur diesbezüglich mit einem Cliffhanger.
Insgesamt hat mir die Geschichte von John und Alice sehr gut gefallen, so dass ich sicherlich Band 2 auch lesen möchte und Band 1 wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 04.07.2024

Verwickelte Ermittlungen in düsterem Milieu

Maybrick und die Toten vom East End
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Vanessa Glas entführt uns ins Jahr 1910 in das düstere Milieu der Slums bei den Docks von London. Hier leben nicht nur die Ärmsten der Armen, das Gebiet wird auch beherrscht von verschiedenen ...

Vanessa Glas entführt uns ins Jahr 1910 in das düstere Milieu der Slums bei den Docks von London. Hier leben nicht nur die Ärmsten der Armen, das Gebiet wird auch beherrscht von verschiedenen Gangs, die sich gnadenlos bekämpfen. Das ist das Revier des frisch gebackenen DI Maybrick. Er hat Heimvorteil, denn er stammt aus diesem Viertel und kennt sich bestens aus. Unterstützt wird er vom Pathologen Dr. Roberts. Die beiden werden maximal herausgefordert, als eine übel zugerichtete Kinderleiche auftaucht. Zur Klärung dieses Falls müssen sie tief in die Geheimnisse der Slums eintauchen.

Der Schreibstil ist ein bisschen sperrig, ich musste mich erst daran gewöhnen, dann lies sich die spannende Geschichte jedoch flüssig lesen. Bei der Vielzahl an Personen muss man aufpassen, dass man nicht den Überblick verliert. Sehr gut gefällt mir Maybrick. Obwohl er schon in alle Abgründe der Menschheit geblickt hat, hat er sich doch seine Empathie und seine Sensibilität bewahrt. Auch Roberts hat schon einiges mitgemacht, er versteckt seine Verletzlichkeit hinter einer Maske aus Zynismus und Arroganz. Auch die zahlreichen anderen Figuren sind gut ausgearbeitet und wirken authentisch.
Es gelingt der Autorin außerordentlich gut, das Leben in den Slums zu dieser Zeit glaubhaft darzustellen, ich konnte die Trostlosigkeit der bedrohlichen Umgebung sehr gut spüren. Zudem lässt sie gekonnt historische Fakten einfließen, was die Handlung noch authentischer wirken lässt. Atemlos bin ich den Ermittlungen gefolgt und hatte tatsächlich bis zur Aufklärung keinen Schimmer, wer nun der gesuchte Täter ist.
Mein Fazit: Erstklassiger historischer Krimi, unbedingt empfehlenswert.

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