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Veröffentlicht am 01.08.2024

Skurril und ganz anders - aber toll!

Bleib
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BLEIB
Adeline Dieudonné

Gerade bekam ich einen Brief von ihr. Sie erzählte mir, dass sie die Geliebte meines Mannes, M., sei - ihn liebt - eigentlich liebte, denn er ist tot.
Sie waren übers Wochenende ...

BLEIB
Adeline Dieudonné

Gerade bekam ich einen Brief von ihr. Sie erzählte mir, dass sie die Geliebte meines Mannes, M., sei - ihn liebt - eigentlich liebte, denn er ist tot.
Sie waren übers Wochenende gemeinsam im Chalet in den französischen Alpen, hatten sich den Abend zuvor geliebt und Wein getrunken - ohne zu wissen, dass es ihr letztes Mal war.
Sie sagte, M. hätte immer gut von mir gesprochen, liebevoll, aber irgendwann hätte sich unsere Beziehung verändert.
Jetzt war sie seit acht Jahren an seiner Seite, hatten sich hinter meinem Rücken getroffen, wann immer es passte. Meistens am Nachmittag, selten verbrachten sie eine gemeinsame Nacht.
Heute Morgen machte sie ihm Frühstück, spülte die Weingläser von gestern Abend ab, während er im See schwamm und sie nicht wusste, dass sie die letzten Spuren seiner Lippen an dem Weinglas entfernte.
Erst dann guckte sie aus dem Fenster und sah seinen leblosen Körper im See treiben, mit dem Gesicht nach unten.

Die Geliebte, unsere Protagonistin, kann sich nicht von ihm trennen, wäscht ihn, zieht ihn an und fährt mit ihm ohne ein Ziel vor Augen los - schläft neben ihm, streichelt und liebkost ihn.
In Rückblicken erfahren wir, wie sie ihn kennenlernte und wie ihr Leben zuvor verlief. Nebenbei schreibt sie zwei Briefe an seine Frau.

Was für eine eigenwillige Liebesgeschichte. Auch wenn alles ein wenig skurril war, konnte mich die Geschichte voll in seinen Bann ziehen.
Es war mein erstes Buch der Autorin - angezogen von diesem wunderschönen Cover bin ich ganz unbedarft zu diesem Buch gekommen und wurde nicht enttäuscht.
Es ist die Geschichte einer Frau, die Angst vor dem Alleinsein hat und nur durch die Anwesenheit eines Mannes sich als Ganzes fühlt.

„Man vergisst immer, Danke zu sagen, man sagt „ich liebe dich“, und glaubt, das genügt.“ (S.244)

Von mir gibt es eine Leseempfehlung.
4½/ 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2024

Sehr berührend!

Die Geschichten in uns
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DIE GESCHICHTE IN UNS: VOM SCHREIBEN UND VOM LEBEN
Bendict Wells

In dem ersten Teil seines neuesten Buches erzählt Benedict Wells uns von seiner schwierigen Kindheit: von seinem Vater, der nie Geld besaß, ...

DIE GESCHICHTE IN UNS: VOM SCHREIBEN UND VOM LEBEN
Bendict Wells

In dem ersten Teil seines neuesten Buches erzählt Benedict Wells uns von seiner schwierigen Kindheit: von seinem Vater, der nie Geld besaß, es aber stets mit vollen Händen ausgab und von seiner bipolaren Mutter, die des Öfteren in die Psychiatrie eingewiesen werden musste. Von der frühen Trennung der Eltern, von dem Umzug in die Schweiz und wieder zurück nach Deutschland und von den diversen Heimen, in denen der Autor aufwuchs.
Wells wusste früh, dass er Bücher schreiben möchte. Und so lehnte er es nach dem Abitur ab, zu studieren, zog nach Berlin und widmete sich fortan der Schreibkunst.

Doch wie schafft es ein Benedict Wells, solche ergreifenden Bücher zu schreiben?
Hat er es im Blut? Oder hat auch ein Wells Schreibblockaden?

„Doch mein wichtigster Schlüssel beim Schreiben ist Musik. Die traurige Wahrheit ist, dass ich derartig verkopft bin, dass ich stundenlang über Gefühle reden könnte, ohne wirklich zu fühlen, erst Musik stellt diese emotionale Verbindung her."

Im zweiten Teil erzählt uns der Autor über seine Schreibprozesse:
Wie es von dem ersten Funken einer Idee bis zu der Veröffentlichung eines Buches kommt. Dazwischen liegen bei ihm allerdings ein paar Jahre. Jahre des Umformulierens, des Überarbeitens und des Streichens vieler Textpassagen. Schnell kann aus einem ersten Entwurf mit 1500 Seiten ein Buch mit gerade einmal 200 Seiten werden.
„Das Einzige, was man selbst in der Hand hatte, war das Durchhalten.“

Beim Lesen höre ich immer wieder heraus, wie sich der Autor zurücknimmt. Wie er sich am liebsten für seinen Erfolg entschuldigen möchte, denn zum Erfolg gehört auch Glück - Glück von einem Verlag entdeckt und verlegt zu werden.

Dieses Buch ist kein Schreibratgeber, aber er regt zum Schreiben an und motiviert diejenigen zum Durchhalten, die es gerade versuchen.
Mit Humor verweist er auf Texte und Filme von anderen Autoren, die ihn inspirierten. Zitate lassen uns schmunzeln und ganz nebenbei stelle ich fest, dass Wells und ich dieselben Bücher mögen (inklusive The Breakfast Club, der damals unser Kult-Film war).
Ich habe dieses ehrliche und sympathische Buch unglaublich gerne gelesen!
Solltet ihr seine Bücher allerdings noch nicht kennen, empfehle ich euch, erst mit einem seiner früheren Werke zu beginnen, da er sich sehr oft auf diese bezieht.
Große Leseempfehlung und ein MUSS für alle #buchnerds
4½/ 5

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Guter Auftakt einer fantasievollen Buchreihe ...

Dragon Girls – Azmina, der Golddrache
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DRAGON GIRLS
Azmina, der Golddrache
Maddy Mara

Azmina ist gerade aus der Stadt hierher gezogen - in ein Haus mit Garten und Wald.
Eigentlich ist sie ja ein richtiges Stadtmädchen und würde normalerweise ...

DRAGON GIRLS
Azmina, der Golddrache
Maddy Mara

Azmina ist gerade aus der Stadt hierher gezogen - in ein Haus mit Garten und Wald.
Eigentlich ist sie ja ein richtiges Stadtmädchen und würde normalerweise nicht im Garten im Gras liegen. Dafür hätte sie nie und nimmer Zeit gehabt, aber hier hat sie noch keine Freundinnen.
Auf einmal hört sie in weiter Ferne einen Reim. Magisch angezogen von diesen immer wiederkehrenden Worten, findet sie sich auf einmal im Wald wieder, wo sie den Reim mitspricht und sich in einen wunderschönen goldfarbenen Drachen verwandelt.
Im Wald trifft sie auf zwei weitere Drachen. Einer ist wunderschön silberfarben und der andere hat die Farben eines Regenbogens. Erfreut stellt Azima fest, dass diese zwei Drachen Willa und Naomi, zwei Mädchen aus ihrer neuen Klasse sind.

Azima erfährt von den anderen Mädchen, dass sie, die Dragon Girls von der Baumkönigin in den Zauberwald gerufen wurden. Sie sollen ihr bei einer Mission helfen: Schattenkobolde wollen den Sonnenschein, das Mondlicht und sämtliche Farben stehlen - sie wollen den Wald in einen grauen Ort verwandeln.
Nur ein Zaubertrank kann den Wald vor den Schattenkobolden retten.
Ob die Dragon Girls es schaffen, die Zutaten für den Zaubertrank zu finden und was für Abenteuer sie dabei erleben, müsst ihre allerdings selber herausfinden.

Was für eine fantasievolle Geschichte!
Azmina gefiel mir als Protagonistin sehr gut. Der freundliche und zurückhaltende Charakter wurde sehr gut herausgearbeitet. Der Spannungsbogen hätte ein wenig mehr sein dürfen, aber ist dem Lesealter ab 7 Jahren bestimmt angepasst.
Ein liebes Buch, wo ich mich auf die Fortsetzung freue und ganz große #coverliebe
4½/ 5

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Ein kurzweiliger Krimi

Tod im Chiemgau
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TOD IM CHIEMGAU
Mathias Lehmann

Hans und Toni waren damals dicke Freunde, als Hans mit Tonis Auto auf dem Berg ins Schlittern kam, die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, hinab in die Tiefe stürzte und ...

TOD IM CHIEMGAU
Mathias Lehmann

Hans und Toni waren damals dicke Freunde, als Hans mit Tonis Auto auf dem Berg ins Schlittern kam, die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, hinab in die Tiefe stürzte und dort verbrannte.
Beide jungen Männer waren die Sprosse von konkurrierenden Bergtour-Unternehmern in Reit im Winkl.
Ihren Vätern zum Trotz, wollten die Freunde ein gemeinsames Unternehmen gründen, welches mit den Unternehmen ihrer Eltern zusätzlich konkurriert hätte.
Doch dazu kam es nicht. Nach dem Unglück seines Freundes kehrte Toni seiner Familie und Reit im Winkl den Rücken. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs als Bergführer durch.

Jetzt, zehn Jahre später, kehrt Toni zum ersten Mal nach Reit im Winkl, zur Beerdigung seines Vaters, zurück. Doch kaum ist er angekommen, ereignet sich ein weiterer Unfall, sodass sich Toni die Frage stellt, ob beide Unfälle eigentlich ihm galten.
Die Kommissarin Roxana Mayrhofers, die einst Mobbingopfer von Toni Hauser war, ermittelt in diesem Fall.

Ein wirklich gelungenes Debüt.
Obwohl sich der Autor nicht mit einzelnen Naturbeschreibungen aufhielt, konnte ich mir das Setting lebhaft vorstellen.
Ich war sofort in der Geschichte und konnte der stimmigen Handlung einfach folgen. Ganz besonders gefiel mir, dass der Autor die Charaktere unserer Protagonisten sehr gut ausgearbeitet hat - so hatten die Personen mehr Raum und wurden lebendig.

Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi, der zum Ende sehr spannend, allerdings auch ein wenig vorhersehbar war.
Gern würde ich in Zukunft mehr über die starke Ermittlerin "Roxy" Mayrhofers lesen.
4½ /5

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Geruch nach Sonne und me(e/h)r

Treibgut
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TREIBGUT
Adrienne Brodeur

Die Familie Gardner besitzt ein kleines Haus am in Cape Cod. Abby und Ken sind dort aufgewachsen und waren einer der wenigen, die nicht nur für die Sommermonate kamen.
Jetzt ...

TREIBGUT
Adrienne Brodeur

Die Familie Gardner besitzt ein kleines Haus am in Cape Cod. Abby und Ken sind dort aufgewachsen und waren einer der wenigen, die nicht nur für die Sommermonate kamen.
Jetzt lebt Familienoberhaupt und Meeresbiologe Adam dort alleine. Seine Liebe des Lebens, die Künstlerin und Mutter seiner zwei Kinder starb bereits vor 40 Jahren. Er selbst wird bald seinen 70. Geburtstag feiern und da er auch an diesem Tag seine Pension antreten wird, ist es sein größter Wunsch seiner Nachwelt noch eine weitere Entdeckung zu hinterlassen. Zu diesem Zweck setzt er seine Medikamente ab, die seine bipolare Störung normalerweise eindämmen.

Sohn Ken ist ein Paradebeispiel für Amerikas glückliche Familie: Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der eine politische Karriere anstrebt. Seine Frau ist ein Organisationstalent und übertrifft ihre Dinnerparties von Mal zu Mal. Ihre Eltern sind reich und unterstützen den Schwiegersohn gerne. Doch auch in dieser heilen Familie gibt es so einige Geheimnisse.

Abby ist Künstlerin und hat das Talent ihrer verstorbenen Mutter geerbt - leider jedoch nicht ihr Atelier. Das ganze Erbe ging an Sohn Ken, und so ist sie noch immer auf die Gnade ihres Bruders angewiesen. Ihre Beziehung zu Bruder Ken war einst sehr intensiv, bis der große Bruch kam. Ihr neuestes Bild stellt ein Trauma der Kindheit dar.

Und dann ist da noch eine Frau auf der Suche nach ihrem biologischen Vater, die andauernd im Dunstkreis der Familie Gardner auftaucht.

Adrienne Brodeur lässt all diese Familienmitglieder und andere Freunde nacheinander zu Worte kommen. Ganz langsam heizt sich die Stimmung auf, bis es am Geburtstag von Adam zu einem großen Eklat kommt.

Ein wirklich gutes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Die gute Struktur des Buches hat mich über ein paar Klischees hinweggetragen.
4/ 5

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