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Veröffentlicht am 30.10.2024

Wunderbare Wohlfühlrezepte

Ottolenghi Comfort
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Was ist eigentlich Comfort Food? Diese Frage beantwortet Koch und Autor Yotam Ottolenghi in seinem neusten Kochbuch „Comfort“. In der Einleitung geht es zunächst darum, welche Kriterien solche Gerichte ...

Was ist eigentlich Comfort Food? Diese Frage beantwortet Koch und Autor Yotam Ottolenghi in seinem neusten Kochbuch „Comfort“. In der Einleitung geht es zunächst darum, welche Kriterien solche Gerichte erfüllen müssen: sie sollen nahrhaft, bequem zubereitbar, nostalgisch und genussvoll sein – auch wenn natürlich jeder von uns ganz eigene Vorstellungen von „Wohlfühlessen“ hat. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen Helen Goh, Verena Lochmuller und Tara Wigley hat Ottolenghi hier nun wunderbare Rezepte zusammengetragen – aus den unterschiedlichsten Kategorien und Länderküchen, die sich alle aus der Herkunft und den Lebensläufen des Teams ergeben.

Jedes Rezept ist dabei sehr übersichtlich aufgebaut: In der linken Spalte sind die Zutaten und ggf. benötigten Utensilien zu finden; in der rechten folgen zunächst einleitende erklärende, manchmal aber auch persönliche Worte und dann die Zubereitungsanleitung in gut gegliederten Absätzen. Ergänzt wird alles durch den tollen Fotos von Jonathan Lovekin, die bei manchen Rezepten sogar eine Doppelseite mit Schritt-für-Schritt-Bildern einnehmen. Schön fand ich auch, dass zwischendurch Fotos des Teams bei der Arbeit oder beim gemeinsamen Essen zu sehen sind.

Im Buch sind Rezepte aus allen Rubriken vorhanden, die für mich unter das perfekte Comfort Food fallen, so zum Beispiel Suppen, Eintöpfe, Nudelgerichte, Frittiertes und Gebratenes, Nachtisch oder Gebäck. Es gibt süße und herzhafte Gerichte, solche aus dem europäischen oder dem asiatischen Raum, Fusionküche, mit Fleisch oder ohne – hier wird sicherlich jede
r etwas für sich finden können. Was als nächstes ausprobiert werden soll, kann mit einem von zwei bunten Lesebändchen markiert werden, was ich ich sehr praktisch finde. Auf den letzten Seiten ist schließlich noch ein alphabetisches Register nach Rezepten und Grundzutaten zu finden.

Comfort Food schmeckt am besten in Gemeinschaft, es spendet uns Trost und gibt Halt, weil wir so einen Teil unserer Kultur oder unserer Kindheit immer mit uns nehmen können – egal wo wir leben. All das bringt „Comfort“ wunderbar zum Ausdruck.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Atmosphärischer Weihnachtskrimi

Ein Mörder auf der Gästeliste - Ein Weihnachtskrimi: Cosy Crime in einem eingeschneiten Herrenhaus
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Es ist kurz vor Weihnachten und Waise Lilly freut sich darauf, das Fest im Hotel der Familie ihrer besten Freundin Zelda zu verbringen. Die beiden haben sich sogar eine Überraschung ausgedacht und Zeldas ...

Es ist kurz vor Weihnachten und Waise Lilly freut sich darauf, das Fest im Hotel der Familie ihrer besten Freundin Zelda zu verbringen. Die beiden haben sich sogar eine Überraschung ausgedacht und Zeldas Großvater eingeladen, mit dem ihre Mutter schon seit langem zerstritten ist. Der taucht auch tatsächlich mit dem Rest der Familie im Schlepptau auf, entpuppt sich jedoch als furchtbarer Mensch, der alle um sich herum schlecht behandelt. Als das Hotel dann auch noch eingeschneit wird und ein Mord geschieht, müssen Lilly und Zelda selbst ermitteln, um zu beweisen, dass niemand aus ihrer Familie ein Mörder ist.

„Ein Mörder auf der Gästeliste“ ist ein Weihnachtskrimi aus der Feder der Kinder- und Jugendbuchautorin Alexandra Fischer-Hunold. Als Altersempfehlung werden 12 Jahre angegeben, aber das Buch ist definitiv auch etwas für Erwachsene, denn die Kriminalhandlung ist sehr klug konstruiert und streut gekonnte falsche Spuren. Mir hat dabei jedoch gut gefallen, dass alle diese gelegten Fährten auch irgendwann aufgelöst werden – da ist in Krimis ja leider nicht immer der Fall. Erzählt wird fast ausschließlich aus der Perspektive der jungen Ermittlerin Lilly, die als Außenstehende einen unvoreingenommenen Blick auf die Familie werfen kann, auch wenn sie natürlich ein wenig Angst vor der Auflösung des Falles hat.

Atmosphärisch ist der Krimi ebenfalls sehr gelungen. Das eingeschneite Hotel gibt eine wunderbare Kulisse ab und schränkt den Kreis der Verdächtigen ein. Der plötzliche Besuch von Familienoberhaupt Auguste Evans bringt schnell Konflikte, denn er scheint wirklich an jedem einzelnen seiner Verwandten etwas auszusetzen zu haben und spielt alle gegeneinander aus. Neben Zeldas Familie sind jedoch auch einige Fremde anwesend, so zum Beispiel ein mysteriöser Architekturjournalist, eine Lehrerin, die sich im Hotel geirrt hat und ein örtlicher Handwerker, so dass die unterschiedlichsten Mordmotive in Frage kommen.

„Ein Mörder auf der Gästeliste“ ist ein gelungener Weihnachtskrimi mit einer klugen jungen Ermittlerin, die sich als Waisenkind eigentlich nur auf ein Fest im Kreise ihrer Liebsten gefreut hat.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Emotionaler Roman über Trauer und Schuld

Das Archiv der Herzschläge
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Nach dem Tod seiner Mutter reist der Kinderbuchillustrator Shūichi in seinem Heimatort, um sein Elternhaus zu renovieren und anschließend zu verkaufen oder zu vermieten. Vor Ort trifft er den achtjährigen ...

Nach dem Tod seiner Mutter reist der Kinderbuchillustrator Shūichi in seinem Heimatort, um sein Elternhaus zu renovieren und anschließend zu verkaufen oder zu vermieten. Vor Ort trifft er den achtjährigen Kenta, der immer wieder um das Haus schleicht und Gegenstände aus der Garage stiehlt, wo jede Menge wertlose Erinnerungsgegenstände gelagert sind. Shūichi erfährt, dass seine Mutter dem Jungen bei den Hausaufgaben half und beschließt, das selbst fortzuführen. Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft, doch etwas scheint Kenta zu belasten.

„Das Archiv der Herzschläge“ ist der dritte, im Deutschen erschienene Roman der italienischen Autorin Laura Imai Messina, die mit ihrer Familie in Tokio lebt. Die deutsche Übersetzung stammt von Viktoria von Schirach. Der Roman weist eine besondere Struktur auf und ist zunächst in drei Teile gegliedert, von denen jeder auf der Insel Teshima beginnt. Es wird hauptsächlich aus der Perspektive des Protagonisten Shūichi erzählt, immer wieder sind jedoch auch Kapitel eingeschoben, in denen zwei Jungen sich unterhalten, deren Identität erst im Verlauf der Handlung gelüftet wird.

Im Zentrum des Romans steht sicherlich das Thema Trauer und Verlust. Neben seiner Mutter hat Shūichi noch eine weitere Person in seinem Leben verloren, von seiner Ehefrau ist er geschieden. Darüber hinaus spielt natürlich auch der Titel gebende Herzschlag eine Rolle, denn auf der einen Seite hat das real existierende „Archiv der Herzschläge“ auf der Insel Teshima eine große Bedeutung für die Figuren und auf der anderen Seite ist Shūichi herzkrank. Im Verlauf der Geschichte wird er neue Beziehungen knüpfen und seinem Leben wieder einen Sinn geben.

„Das Archiv der Herzschläge“ ist ein sehr emotionaler Roman, dessen Enthüllungen im Laufe der Handlung wirklich berühren. Zudem lässt die Autorin Charaktere aus ihren beiden anderen Romanen auftreten, was eine schöne Verbindung schafft und quasi ein eigenes Universum erschafft. Wer schon ihren Roman „Die Telefonzelle am Ende der Welt“ mochte, wird diesen Roman sicher lieben und sofort Lust auf eine Reise zur Insel Teshima bekommen.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Grundlagenwerk für alle Ramen-Fans

RAMEN FOREVER
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Der Koch und Autor Tim Anderson interessiert sich bereits seit zwanzig Jahren für die asiatische Küche und betrieb neun Jahre lang selbst ein Pop Up-Ramen-Izayka-Restaurant. Mit „Ramen Forever“ erscheint ...

Der Koch und Autor Tim Anderson interessiert sich bereits seit zwanzig Jahren für die asiatische Küche und betrieb neun Jahre lang selbst ein Pop Up-Ramen-Izayka-Restaurant. Mit „Ramen Forever“ erscheint nun sein insgesamt siebtes Kochbuch, von denen sechs bisher ins Deutsche übersetzt wurden, in diesem Fall von Ulrike Kretschmer. Das Buch ist in sieben Kapitel aufgeteilt und besticht durch seinen grafisch-bunten Stil und die ästhetischen Fotos von Laura Edwards. Es beginnt zunächst mit einer kurzen Übersicht über die Basics: Was ist Ramen? Welchen Bezug hat der Autor zu diesem Gericht? Welches Handwerkszeug wird benötigt und welches sind die fünf Grundelemente?

Diese fünf Grundelemente stellt Anderson nun ausführlich vor, nämlich Brühe, Tare (=die Flüssigkeit, mit der die Brühe gewürzt wird), Nudeln, Öl & Fett sowie die unterschiedlichen Toppings. Jede dieser Zutaten erhält ein eigenes Kapitel in dem erklärt wird, wie sie von Grund auf selbst hergestellt oder verarbeitet wird. Dabei folgen erst allgemeine Informationen und Erläuterungen, wie zum Beispiel eine Tabelle, wie man welche gewünschte Eigenschaft bei der Nudelherstellung erreicht oder ein Exkurs über die Zubereitung perfekter Ramen-Eier. Anschließend folgen die Rezepte, bei denen jeweils angegeben wird, welche Variationen möglich sind.

Die Kapitel sechs und sieben widmen sich nun ausschließlich den Gesamtrezepten, in denen alle fünf Grundzutaten zu einem spezifischen Ramen-Gericht zusammengesetzt werden. Kapitel 6 umfasst dabei Ramen nach dem strengen Sinn, egal ob klassisch - wie Tonkotsu oder Curry Ramen - oder etwas moderner – wie Pizza Ramen oder solche mit Bier und Käse. Im siebten und letzten Kapitel darf es dann auch etwas lässiger zugehen, denn hier spielt Tim Anderson mit den klassischen Zutaten und erschafft daraus neue Gerichte. Es folgen Rezepte für Ragouts, kalte Nudeln (so genannte „Reimen“), Teige, Salate und solche für die Verwertung übrig gebliebener Zutaten.

Fazit: Erneut ein gelungenes Kochbuch des Autors für alle Fans des japanischen Nudelgerichts

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Der beste Band der Reihe

Drehbuch des Todes
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September 1939. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelingt es der Schriftstellerin Josephine Tey, eines der letzten Schiffe in die USA zu erwischen. Dort will sie ihre Lebensgefährtin Marta ...

September 1939. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelingt es der Schriftstellerin Josephine Tey, eines der letzten Schiffe in die USA zu erwischen. Dort will sie ihre Lebensgefährtin Marta wiedertreffen, die für Alfred Hitchcock am Set von „Rebecca“ arbeitet. Doch schon während der Überfahrt auf der Queen Mary gibt es den ersten Zwischenfall und gleichzeitig geschieht in Milton Hall in Cambridgeshire, dem Haus, das Daphne du Maurier zu dem berühmten Manderlev inspirierte, ein Mord. Vor Ort ermittelt Josephines guter Freund Archie Penrose, Inspektor bei Scotland Yard, und so ergibt sich ein einzigartiger Fall, der den großen Teich überspannt.

„Drehbuch des Todes“ ist bereits der elfte Band der Krimireihe von Nicola Upson, ins Deutsche übersetzte hier Anna-Christin Kramer. Durch das nicht-chronologische Erscheinen der Reihe, ergibt sich eine etwas seltsame Lesereihenfolge, das macht sie aber nicht weniger interessant. Auch dieses Mal wird aus unterschiedlichen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im Vereinigten Königreich ermittelt Archie Penrose, in den Staaten Josephine Tey, so dass wir von allen relevanten Ereignissen und Erkenntnissen erfahren. Auch in die Vergangenheit wird zurückgeblickt und so aufgedeckt, was zu dem Mord in Milton Hall geführt hat.

Für mich ist dieser Band der beste der Reihe. Der Schauplatz am Filmset von „Rebecca“ ist ungemein interessant, vor allem dann, wenn er auch in Beziehung zur Schriftstellerin und deren Erlebnissen in dem alten Herrenhaus gesetzt wird. Gleichzeitig gibt der historische Hintergrund der Geschichte eine gewisse Eindringlichkeit. Archie wurde aufgrund seines Alters nicht mehr für den Krieg eingezogen und sieht sich nun all seinen älteren Kollegen gegenüber, den Übriggebliebenen, die nun den Polizeidienst verrichten. Er fühlt sich schuldig, aber auch gleichzeitig erleichtert. Eine ähnliche Situation erlebt Josephine, die zwar eine gewisse Distanz zwischen sich und den Krieg gebracht hat, dafür aber nicht weiß, ob sie England jemals wiedersehen wird.

Ich hoffe wirklich, dass dies noch nicht das Ende der Reihe ist!

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