Das Streben nach Glück
FAT CITY von Leonard Gardner ist ein amerikanischer Klassiker, der bereits 1969 veröffentlicht wurde. Ich hatte das Glück, den Roman in einer gelungenen neuen deutschen Übersetzung lesen zu dürfen. ...
FAT CITY von Leonard Gardner ist ein amerikanischer Klassiker, der bereits 1969 veröffentlicht wurde. Ich hatte das Glück, den Roman in einer gelungenen neuen deutschen Übersetzung lesen zu dürfen.
Überhaupt liebe ich amerikanische Literatur sehr, vielleicht noch mehr als die deutsche, da es allein durch die englische Syntax möglich ist, Dinge schneller auf den Punkt zu bringen als im
Deutschen. Auch englischsprachige Fachliteratur ist meines Erachtens lesenswert und es macht sogar Spass, sie zu lesen, nicht umsonst landen die deutschen Übersetzungen oft auf den Sachbuchbestsellerlisten. Doch zurück zum Roman „Fat City“ . Er ist in gewisser Hinsicht eine uramerikanische Erzählung – im Zentrum steht das Streben nach Glück und die Jagd nach dem Amerikanischen Traum. Aufstiegshoffnungen und der Wunsch, etwas aus seinem Leben zu machen. Ist nicht das Leben sowieso ein Kampf ? Gardner macht vielleicht nicht zufällig zwei Boxer zu den Protagonisten seiner Geschichte. Die Lebenswege von Ernie Munger und Billy Tully aus Stockton, Kalifornien, kreuzen sich. Beide sind sie Boxer, der eine hat seine Zwanziger bereits hinter sich gelassen, der andere ist ein Twen. Beide träumen vom sozialen Aufstieg und davon, der Enge ihres Daseins zu entfliehen. Kürzlich habe ich einen anderen Roman, in welchem es (peripher) um das Boxen geht, gelesen: „DER CLUB“ von Takis Würger. Tully hat seine besten Jahre bereits hinter sich, wird nicht glorifiziert, Munger ist noch hungrig, aber können die beiden ihrem Schicksal entrinnen? Beziehungstechnisch ist es für die beiden Männer auch schwierig – was ist Glück und ist es je von Dauer?
FAT CITY hat mir besser gefallen, denn die Beschreibungen haben mich mehr angesprochen. Es ist nur vordergründig ein Sportroman, also auch für Sportmuffel wie mich gut lesbar. Man muss aber sagen, dass der „Club“ eher eine Art akademischer Schlüsselroman/ Krimi sein will, als eine Aufstiegsgeschichte oder eine Geschichte von Antihelden nach amerikanischer Machart. Sprachlisch und stilistisch hat mir der Roman „Fat City“ auch gefallen – Melancholie und Humor, ein lakonischer Unterton, wenig Pathos, so mag ich meine Bücher!
Manche Elemente in Fat City fand ich berührend, und ich kann den Wunsch nach sozialem Aufstieg sehr gut nachvollziehen.
Obwohl die Erzählung zeitlich im Amerika der fünfziger Jahre angesiedelt ist, ist sie auch heute noch ein packendes Stück Literatur.