Cover-Bild Frühling 1940
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22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 06.05.2024
  • ISBN: 9783455017359
Raffael Scheck

Frühling 1940

Wie die Menschen in Europa den Westfeldzug erlebten
Als sich im Frühling 1940 Soldaten auf den einstigen Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges erneut feindselig und erbittert gegenüberstanden, kämpften sie nicht nur um ihr eigenes Überleben, sondern auch mit der schmerzlichen Vergangenheit. Während die Soldaten mit traumatischen Erlebnissen und der Trauer um viele der dort gefallenen Verwandten konfrontiert waren, wurden bei den dort lebenden Zivilisten dramatische Erinnerungen an die deutschen Gräueltaten wach. Auf Grundlage von zum Teil unveröffentlichten Berichten, Briefen und Tagebucheinträgen erzählt der renommierte Historiker Raffael Scheck eindrucksvoll von den Monaten Mai und Juni 1940 aus der Sicht gewöhnlicher Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten der Front.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2024

Im Krieg gibt es keine Helden

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Es war die sogenannte „Saarabstimmung“ im Jahr 1935, welche die Teilnehmer des 1. Weltkriegs voller Hoffnung in die Zukunft schauen ließ. Sie waren der Ansicht, und das durchaus berechtigt, dass es keine ...

Es war die sogenannte „Saarabstimmung“ im Jahr 1935, welche die Teilnehmer des 1. Weltkriegs voller Hoffnung in die Zukunft schauen ließ. Sie waren der Ansicht, und das durchaus berechtigt, dass es keine Grund geben könnte, jemals wieder Krieg zu führen. Die Streitfragen zwischen Frankreich und Deutschland schienen geklärt. Wie falsch sie damit lagen zeigte sich leider schon bald. Am 01. September 1939 begann mit dem Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg. Wieder waren es die einfachen Soldaten, die ihr Leben für Volk und Vaterland lassen mussten.

Wenn ich mir vor Augen führe, dass der 2. Weltkrieg im Jahr 1945 beendet wurde, fühle ich nur noch Dankbarkeit. Nein, es ist keineswegs selbstverständlich, dass wir in Deutschland seit 80 Jahren im Frieden leben dürfen. „Frühling 1940“ bestätigt mich noch einmal eindringlich in meiner Meinung. Der Historiker Raffael Scheck gibt Zeitzeugen eine Stimme. Im Frühling 1940 blickten sie zurück auf das Kampfgeschehen. Soldaten erinnerten sich an ihre verwundeten oder gefallen Kameraden und die Zivilbevölkerung fürchtete sich vor den Plünderungen der Deutschen.

Es war 20 Jahre ein „glücklicher Traum“, dass das Leben ohne Blutvergießen weiter geht. Dem war nicht so und Herr Scheck recherchierte und fand teil unveröffentlichte Tagebücher, Briefe und Berichte. Diese waren Grundlage für dieses zuweilen erschütternde Buch, das sich mühelos lesen lässt. Für mich ein Highlight im Jahr 2024 und eine ausdrückliche Leseempfehlung gebe ich ebenfalls.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

hervorragend recherchiert und aufbereitet

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Nur etwas mehr als 20 Jahre nach den verheerenden Schlachten des Ersten Weltkrieges stehen sich während des Westfeldzugs im Mai und Juni 1940 die Armeen der Alliierten und Deutschlands gegenüber. Weltkriegsveteranen ...

Nur etwas mehr als 20 Jahre nach den verheerenden Schlachten des Ersten Weltkrieges stehen sich während des Westfeldzugs im Mai und Juni 1940 die Armeen der Alliierten und Deutschlands gegenüber. Weltkriegsveteranen unter den Soldaten und Zivilisten werden mit ihren Erinnerungen konfrontiert, Söhne kämpfen an Orten, an denen ihre Väter gefallen sind. Vielfach sind die Kriegsschauplätze identisch, alte Schützengräben, Befehlsstände und Kriegerdenkmäler erinnern an die damaligen Schlachten, beim Ausheben neuer Stellungen stoßen die Soldaten auf alte Ausrüstung und sogar tote Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg.
Raffael Scheck hat eine Vielzahl an Tagebucheinträgen, Feldpostbriefen und anderen Zeitdokumenten von Frontsoldaten, Politikern, Internierten und Zivilisten (auch Schülern und Schülerinnen!) aus Belgien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland ausgewertet und diesem Buch zugrunde gelegt. Hierdurch entsteht ein hochinteressantes, differenziertes und facettenreiches Bild des Westfeldzuges aus verschiedensten Blickwinkeln.
Meine Kenntnisse über den Westfeldzug beschränkten sich bisher im Wesentlichen auf Abiturwissen, und durch dieses Buch sind mir viele Dinge erst richtig klar geworden. So wusste ich bisher nicht, welche Spannungen und Ressentiments innerhalb der alliierten Streitkräfte vorherrschten, und dass in der französische Armee sogenannte „Senegalschützen“, also Soldaten aus den französischen Kolonien in Afrika, kämpften. Diese waren bei Gefangennahme durch die Deutschen in besonderem Maße gefährdet, schwer misshandelt oder erschossen zu werden.
Raffael Scheck gelingt es, die Zeitzeugnisse in einen fundiert recherchierten Kontext zu setzen und mit hilfreichem Hintergrundwissen zu verbinden. So entsteht ein einmaliges Werk, das neben den historischen Eckpunkten des Westfeldzuges vor allem die menschliche Perspektive zeigt. Trotz der schwierigen Thematik liest sich das Buch sehr flüssig.
Scheck setzt in seinem Buch grundlegendes Wissen über die militärischen Aspekte des Ersten Weltkriegs und des Westfeldzug voraus, und gelegentlich musste ich hier zunächst etwas nachlesen (etwa die „Maginot-Line“ und die „Dyle-Linie“ oder Details der Ardennenoffensive). Mein einziger kleiner Kritikpunkt betrifft die im Buch abgedruckte Karte. Zumindest im Ebook enthält diese keine Legende. Einige erläuternde Worte hätten dem Verständnis der eingezeichneten Kürzel und Linien sehr geholfen.
Fazit: Ein äußerst lesenwertes und hochinteressantes Buch, das einen sehr ausführlichen und ausgewogenen Blick auf den Westfeldzug wirft, dessen Ausgang entscheidend für den weiteren Kriegsverlauf war.

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Der renommierte Historiker Raffael Scheck erzählt in diesem Sachbuch eindrucksvoll von den Monaten Mai und Juni 1940 als Hitlers Truppen Richtung Westen marschieren und dabei auf die Spuren ihrer Väter ...

Der renommierte Historiker Raffael Scheck erzählt in diesem Sachbuch eindrucksvoll von den Monaten Mai und Juni 1940 als Hitlers Truppen Richtung Westen marschieren und dabei auf die Spuren ihrer Väter und Großväter treffen. In Belgien, genauer gesagt in Flandern, stehen sich abermals Franzosen und Deutsche unversöhnlich auf den Schlachtfeldern des „Großen Krieges“, wie man den Ersten Weltkrieg damals nannte, gegenüber.

Dabei bedient sich der Autor sich zahlreicher, bislang unveröffentlichten Berichten, Briefen und Tagebucheinträgen von Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten der Front(en). Diese höchst ungewöhnliche Sicht der Ereignisse vermitteln uns Lesern einen besonderen Eindruck. Es sind die Wochen, die den „Sitzkrieg“ oder „Drôle de guerre“ (komischer Krieg), wie die Franzosen diese eigenartige Pattstellung nennen, beenden.

Man deckt sich gegenseitig mit Propaganda ein. Deutsche Lautsprecher geben vor, französische Radiosender zu sein und Flugblätter werden massenhaft abgeworfen.

„Die Lüge ist dynamisch und hat mehr Flügel als die unbewegliche Wahrheit.“ (Emile Collart).

Auf der einen Seite steht die hoch gerüstete Wehrmacht und auf der anderen die schlecht ausgerüsteten Armeen Frankreichs und Großbritanniens.

Anhand dieser Dokumente können wir nachvollziehen, wie die Traumata des Ersten Weltkriegs und die Trauer um gefallenen Großväter, Väter, Brüder sowie anderer Verwandten aus dem Bewusstsein bzw. Unterbewusstsein ans Tageslicht drängen. Diese Erinnerungen und das eigene Leid sind kaum zu bewältigen. Den dort lebenden Zivilisten ergeht es nicht anders. Bei ihnen kommen noch die damals von Deutschen verübten Massaker an Frauen, Kindern und Alten dazu.

Meine Meinung:

Autor Raffael Scheck ist Historiker und versucht mit diesem akribisch recherchierten Sachbuch die nationalstaatliche und europäische Sicht auf die Ereignisse des 20. Jahrhunderts aufzubrechen. Dabei bleibt der Autor sachlich, wissenschaftlich.

Aus militärischer Sicht her ist der Feldzug von 1940 gut erforscht. Doch anders als in den meisten militärhistorischen Büchern kommen hier auch die Zivilisten zu Wort. Zahlreiche Texte aus Briefen und Tagebücher werden zitiert.

Gleich zu Beginn ist eine Karte des Westfeldzuges abgebildet. Zahlreiche Fotos ergänzen den Text.

Raffael Scheck gliedert sein Buch wie folgt in sieben Kapitel:

Prolog
Einleitung: der unnötige Krieg?
Kriegsausbruch und Sitzkrieg
„Jetzt hat der Krieg wohl wirklich angefangen“ Der Angriff und die Reaktionen
Die große Schlacht in Flandern
Le Désastre
Nach dem Waffenstillstand

Ein Namensverzeichnis der Zeitzeugen sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis vervollständigen das Sachbuch.

Die Szenen der Schlachten sind detailliert, jedoch ohne Sensationshascherei geschildert, Kriegsverbrechen auf beiden Seiten ebenso. Das unbestätigte Gerücht, die Soldaten der Alliierten würden (verbotene) Dum-Dum-Geschoße verwenden, lässt die deutschen Soldaten besonders grausam gegen Gefangene der gegnerischen Armee vorgehen. Besonders die Senegal-Schützen der französischen Armee werden von der Wehrmacht misshandelt und ermordet.

Dass nicht alle Soldaten verroht und gegen das Leid der Menschen immun sind, zeigen einige Briefe der Männer an ihre Frauen, in denen sie die Bombenangriffe gegen Flüchtlingstrecks beschreiben. Eine der großen Schwierigkeiten dieses Feldzuges ist es, dass sich Flüchtlingskolonnen sich mit den Soldaten kreuzen und sich gegenseitig behindern, da unglaubliche Menschenmassen auf den ohnehin schlechten Straßen unterwegs sind.

Da schreibt z.B. ein deutscher Soldat an seine Eltern:

„Furchtbar das Elend der Bevölkerung. [...] Manchmal muss ich mir den Hass auf die Franzosen aufzwingen, weil das Volk selbst gar nicht so den den Krieg gewollt hat.“

Interessant ist auch, dass die flämische Bevölkerung Belgiens von Franzosen und Briten oft fälschlicherweise für Deutsche gehalten wird und zahlreiche Flamen als Spione erschossen worden sind. Dabei wurden sie von den Wallonen, den französisch sprechenden Belgiern unterstützt. Dieser ethnische Konflikt Flamen gegen Wallonen dauert bis heute an.

Fazit:

Diesem Sachbuch über die Erlebnisse von Soldaten verschiedener Armeen, die sich im Frühjahr 1940 auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs abermals gegenüber stehen gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung, weil es nicht nur deren Sicht sondern auch jene der Zivilbevölkerung beschreibt.