Elisabeths Vermächtnis
Royal Institute of Magic. Die Hüter der verborgenen KönigreicheBen Greenwood ist gerade einmal vierzehn Jahre alt und muss bei seiner Stiefoma leben, denn seine Eltern sind vor zwei Jahren spurlos verschwunden. Als die Polizei die Suche nach ihnen aufgibt und ihm ...
Ben Greenwood ist gerade einmal vierzehn Jahre alt und muss bei seiner Stiefoma leben, denn seine Eltern sind vor zwei Jahren spurlos verschwunden. Als die Polizei die Suche nach ihnen aufgibt und ihm ihre Sachen wieder ausgehändigt werden, fällt ihm und seinem besten Freund Charlie ein seltsames Kästchen in die Hände und damit ein Hinweis auf ein seltsames Gebäude in London. Durch dieses erreichen sie eine geheime, magische Welt, die verborgenen Königreiche. Ben erfährt, dass seine Eltern hier für das Royal Institute of Magic gearbeitet haben, jetzt aber wegen Hochverrats gesucht werden und auch die Dunkelelfen hinter ihnen her sind. Ben, Charlie und das Halbelfen-Mädchen Nathalie machen sich auf die Suche nach ihnen, gejagt sowohl vom Institute als auch von den Dunkelelfen.
Eigentlich könnte das eine wirklich richtig coole Geschichte sein. Sie ist spannend und fantasievoll, wenn auch immer wieder einige Dinge an Harry Potter erinnern. Aber um ehrlich zu sein, habe ich einige Male schlucken müssen. Es fängt schon mal damit an, dass Eltern einfach so ihren minderjährigen Sohn zurücklassen - wohlgemerkt, Eltern, die von gefährlichen Wesen gejagt werden. Wie kommen die darauf, dass ihr Sohn nicht von diesen gefährlichen Wesen gejagt wird? Diese Eltern sind für mich echt das Letzte, was sich auch beim Showdown rausstellt (mehr kann ich wegen Spoilergefahr nicht sagen). Aber alle so: Yeah, die haben das eben durchschaut. Schon okay, dass ihretwegen der Sohn und seine Freunde beinahe gestorben wären. Genauso Bauchschmerzen bereitet haben mir die beiläufigen Anmerkungen, dass die Verborgenen Königreiche oder zumindest ein großer Teil davon einfach mal so von Elisabeth I. erobert wurden. Ja, ist doch normal, England erobert halt und hat Kolonien. Die Verborgenen wollten bestimmt erobert werden. Wollten bestimmt die ganzen Kolonien damals auch. Ich meine, hallo: Wer lässt sich denn nicht gern versklaven? Immerhin hat man dann eine Queen, vor der man in Ehrfurcht erstarren kann.
Majestätische Wesen wie Drachen werden als Zug"pferde" missbraucht. Kobolde dürfen so anspruchsvolle Jobs erledigen wie am Bahnhof Auskunft zu geben. Interessant auch: Dass die jungfräuliche Elisabeth die Königreiche erobert, war völlig okay. Aber als der fiese Dunkelelfkönig dasselbe macht, ist er ... genau: der fiese Dunkelelfkönig. Im Übrigen war mir Ben ziemlich oft ziemlich unsympathisch. Wie er über Mädchen denkt, ist ja schon ein absoluter Abtörner, da helfen ihm seine ach-so-blauen Augen, sein charmantes Lächeln und die blonden Haare auch nichts. Und dass er seinen Freund Charlie (übrigens der übliche übergewichtige, nerdige, schlaue Sidekick und damit der eigentliche Held und auch der netteste Typ ever) ständig in Lebensgefahr bringt und nicht einmal ein Danke kommt dafür: mööööp. Mieser Freund. In Bezug auf Frauen eher red flag. Alles in allem kein Held, den ich groß mochte, hoffentlich hat ihn der Autor so angelegt, damit er sich weiterentwickeln kann.
Das Ende hat mich auch eher verstört. Da wird gekämpft, da gibt es Tote und was machen die vom Institute? Setzen die Kids mal eben in den nächsten Zug und sagen Ciao. Okay. Es gibt ja auch absolut keine Bedrohung mehr ... wait: Was? Die gibt's noch? Und jetzt sind die vielleicht auch noch richtig sauer? Ach, wen interessiert's.
Ja, das ist ziemlich viel Meckern und Ärgern, weil ich finde, dass gerade in der heutigen Zeit diese ganzen Sachen sensibel und reflektiert gehörten. Auch wenn der Autor verstorben ist, kann ein Buch in der Hinsicht vernünftig lektoriert werden. Als Hörbuch war das Ganze immerhin sehr kurzweilig und der Sprecher hat einen wirklich, wirklich genialen Job gemacht und vieles rausgerissen.