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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2024

Langweilig

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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“Der Tausch” beginnt mit der Beleuchtung von Claires prekären Situation: sie ist die Frau eines einflussreichen und beliebten Politikers, wirkt nach außen wie die perfekte, glückliche Ehefrau, doch hinter ...

“Der Tausch” beginnt mit der Beleuchtung von Claires prekären Situation: sie ist die Frau eines einflussreichen und beliebten Politikers, wirkt nach außen wie die perfekte, glückliche Ehefrau, doch hinter verschlossenen Türen herrscht genau das Gegenteil: ihr Mann ist kontrollsüchtig und gewalttätig. Eine Scheidung unmöglich.
So plant sie heimlich ihre Flucht.
Und ich bin ehrlich: spannender wirds nicht mehr. Julie Clarke hat alles in den Anfang gesteckt, die ganze weitere Geschichte plätschert vor sich hin, steckt voller kleiner Logikfehler und hat mich so gar nicht gepackt. Als ich auf den letzten hundert Seiten kurz einmal dachte, nun ginge es richtig rund, wurde ich jäh enttäuscht; alles läuft viel zu glatt, es gibt keinen Showdown, kein überraschendes Ende, keine Dramatik.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, was ich bei einem Thriller absolut in Ordnung finde, jedoch fand ich einige Sätze sehr holprig - dies kann jedoch auch der Übersetzung geschuldet sein. Das hat das Lesevergnügen noch weiter geschmälert.
Ich finde die Idee, zwei Frauen in den Mittelpunkt zu stellen, die sich aus der Opferrolle rauskämpfen, um ihr eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen, überaus ansprechend. Die Umsetzung hat mir in diesem Fall leider überhaupt nicht gefallen, vor allem fehlt diesem Thriller jeglicher Thrill. ⭐️2/5⭐️

*Ins Deutsche übersetzt von Gabriele Burkhardt und Astrid Gravert

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Langatmig

Die Verborgenen
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Die Hoffmanns scheinen alles im Leben richtig gemacht zu haben: ein Haus an der Küste, gute Jobs, eine wunderbare 17-jährige Tochter.
Doch da ist jemand, der weiß, dass hinter der perfekten Fassade Geheimnisse ...

Die Hoffmanns scheinen alles im Leben richtig gemacht zu haben: ein Haus an der Küste, gute Jobs, eine wunderbare 17-jährige Tochter.
Doch da ist jemand, der weiß, dass hinter der perfekten Fassade Geheimnisse lauern. Geheimnisse, die gelüftet werden sollen.
Und dieser Jemand nistet sich im Haus der Hoffmanns ein; isst und trinkt von deren Vorräten, durchsucht ihre Sachen, sät Zwist zwischen den Eheleuten …

Linus Geschke widmet sich in seinem Thriller “Die Verborgenen” einem Thema, das ich bisher nicht kannte, welches aber viel Grusel-Potential bietet: Phrogging. Menschen, die heimlich in fremden Häusern leben. Leider wurde dieses Potential meiner Meinung nach verspielt.
Auf den knapp 400 Seiten kommt kaum Spannung auf, die Story plätschert vor sich hin und der Schreibstil packt einen einfach nicht.
Auch die Charaktere sind nicht wirklich nahbar, zu keinem einzigen baut man eine Beziehung auf oder empfindet Empathie. Besonders unangenehm fand ich die Kapitel aus der Sicht der Tochter, ihre Jugendsprache liest sich absolut aufgesetzt und gekünstelt. Ganz gut gelungen hingegen sind die Kapitel aus der Sicht des Phroggers, welche ungewöhnlicherweise in der zweiten Person Singular geschrieben sind (“Du”).
Selbst der große Showdown zum Schluss birgt keine große Spannung und das Ende überzeugt nicht.

Laut Nachwort möchte der Autor mit seinem Werk darauf hinweisen, dass hinter jeder schönen Fassade eine Seite steckt, die man der Öffentlichkeit nicht zeigt. Dafür wurden die Familiengeheimnisse aber zu früh aufgedeckt und sind nicht erschreckend oder brisant. Und für einen Thriller reichen sie schon gar nicht.

Zwei Sterne gebe ich dem Buch wegen des interessanten Themas, der Rest konnte mich nicht überzeugen. ⭐️2/5⭐️

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Hält nicht ganz was es verspricht

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Nachdem ihr Freund sie verlassen und sie ihren Job gekündigt hat, zieht Takako-chan in das Antiquariat ihres Onkels. Mit Büchern hatte sie nie viel am Hut, doch kann sie sich schnell für das Lesen begeistern ...

Nachdem ihr Freund sie verlassen und sie ihren Job gekündigt hat, zieht Takako-chan in das Antiquariat ihres Onkels. Mit Büchern hatte sie nie viel am Hut, doch kann sie sich schnell für das Lesen begeistern und findet so Stück für Stück zurück ins Leben.

Satoshi Yagisawa hat mit “Die Tage in der Buchhandlung Morisaki” einen Roman geschaffen, der für Bücherwürmer perfekt scheint; nicht nur das Wimmelbuch-artige Cover ist ein wahrer Blickfang, auch der Klappentext klingt verlockend.
Doch bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen. Der Schreibstil ist zwar wie angekündigt “schnörkellos leichtfüßig” und man ist auch schnell in die Story eingetaucht, leider erinnert er auch sehr an einen plumpen Aufsatz für die Schule, wodurch es sich nicht nur holprig liest, sondern auch sämtliche Emotionen zu kurz kommen. Ob das der Übersetzung und der deutschen Wortwahl geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Bücher spielen für die Geschichte leider nicht so eine große Rolle wie erhofft, der Schauplatz hätte genauso gut ein Café oder ein anderes Geschäft sein können. Die Liebe der Protagonistin zum Lesen kam überraschend schnell auf; ein Buch aufzuschlagen hat gereicht, um sie zur Leseratte zu machen. Was bei einem ganz besonderen Buch natürlich passieren kann, doch wenn es so war, wurden die Besonderheiten nicht erwähnt.
Der zweite Teil des Romans handelt dann gar nicht mehr von Büchern und spielt nicht im Antiquariat.

Insgesamt war ich froh um die Kürze des Buches, denn selbst auf den unter 200 Seiten kommen einige Längen auf. Es war aber interessant, etwas über Tokios Buchhandlungsviertel Jinbocho und die japanische Kultur generell zu erfahren. ⭐️2/5⭐️

*Übersetzt von Ute Enders

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Sehr oberflächlicher Roman

The Hike
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Der jährliche Kurzurlaub führt die Freundinnen Liz, Joni, Maggie und Helena diesmal nach Norwegen. Eine viertägige Wandertour, um dem Alltag zu entfliehen und den Kopf freizubekommen, scheint genau das ...

Der jährliche Kurzurlaub führt die Freundinnen Liz, Joni, Maggie und Helena diesmal nach Norwegen. Eine viertägige Wandertour, um dem Alltag zu entfliehen und den Kopf freizubekommen, scheint genau das Richtige zu sein. Die Stimmung wird getrübt, als sie vom Verschwinden einer geübten Wanderin auf ihrem Pfad erfahren. Außerdem zieht ein Unwetter auf und die Wildnis scheint nicht die einzige Bedrohung draußen zu sein ...

"Ein meisterhaft konstruierter Spannungsroman vor Norwegens wilder Natur" heißt es in der Beschreibung.
Leider kann ich nur in einem Punkt zustimmen: konstuiert.
Aber nicht meisterhaft. Die ganze Story ist extrem klischeehaft und vorhersehbar, an vielen Stellen unrealistisch. Es hat sich beim Lesen oft angefühlt als schaute man einen Horrorfilm, in dem sich die Protagonisten aufteilen, alle alleine durch den Wald laufen und man als Zuschauerin einfach nur genervt von deren unüberlegtem Handeln ist.
Mal abgesehen vom seltsamen Verhalten in Gefahrensituationen (keine der vier erwachsenen Frauen kommt auf die Idee, die Hüttentür hinter sich abzuschließen, wenn sie sich verfolgt und bedroht fühlen. Echt jetzt?) habe ich mich gefragt, warum die Freundinnen jedes Mal stehen bleiben müssen, wenn sie sich streiten (was sehr oft passiert), statt weiterzuwandern.
Apropos Gespräche: Selbst die Dialoge wirken absolut gekünstelt und gestellt.
Die Figuren sind sehr oberflächlich und einseitig beschrieben, keine einzige hatte etwas Tiefe und somit konnte ich auch zu keiner eine Verbindung aufbauen.
Spannung kommt aufgrund der sehr vorhersehbaren Handlung meiner Meinung nach auch nicht wirklich auf.

Lediglich der Schreibstil war flüssig und gut zu lesen, aber auch nicht besonders ansprechend.

Wer eher leichte Lektüre und weniger blutige Thriller mag, dazu gern etwas Drama hat, wird vielleicht mehr Freude an diesem Buch haben.
Von mir gibt es leider nur 2/5 Sterne.

Übersetzt von Urban Hofstetter

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Veröffentlicht am 11.11.2023

Keine Liebesgeschichte

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
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Zur Zeit der Wende wohnt die sechzehnjährige Maria gemeinsam mit ihrem Freund Johannes auf dem Hof seiner Familie in der DDR.
Bis sie eines Tages auf den mehr als doppelt so alten Henner vom Nachbarhof ...

Zur Zeit der Wende wohnt die sechzehnjährige Maria gemeinsam mit ihrem Freund Johannes auf dem Hof seiner Familie in der DDR.
Bis sie eines Tages auf den mehr als doppelt so alten Henner vom Nachbarhof trifft, der eine unentrinnbare Sogwirkung auf sie hat.

Nachdem ich so viele positive Rezensionen zu Daniela Kriens "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" gelesen hatte, war klar, dass ich das Buch ebenfalls lesen muss. Erwartet habe ich jedoch etwas ganz anderes.

Fangen wir mit dem Positiven an:
Die Autorin beschreibt sehr eindrücklich und nachvollziehbar die Gefühle und Stimmungen der Bevölkerung zur Zeit der Wende im Osten Deutschlands. Ohne dabei gewesen zu sein, konnte ich doch alles nachempfinden und fand die Darstellung sehr authentisch.
Die Kindheitserinnerungen der Protagonistin Maria an das Leben in der DDR fand ich auch sehr interessant, sie erinnerten mich oft an die Erzählungen meiner Mutter, die zur gleichen Zeit dort aufgewachsen ist.

Jetzt zum Negativen:
Die Handlung wird als intensive Liebesgeschichte beschrieben, laut Klappentext sogar als "Liebe, die über alles hinwegfegt" betitelt. Wovon ich jedoch nirgends gelesen habe, ist die Tatsache, dass diese "Liebe" aus Vergewaltigungen besteht, dass der über vierzigjährige Henner die gerade einmal sechzehnjährige (!) Maria durch sexuelle Gewalt in ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis befördert und dies romantisiert wird. Dabei wird oft beschrieben, wie brutal und grob Henner vorgeht, selbst als Maria fiebrig im Bett liegt und sich nicht wehren kann, "nimmt" er sie einfach.
Nur weil Maria sich irgendwann zu Henner hingezogen fühlt, finde ich es sehr kritisch, hier von einer Liebesgeschichte zu sprechen.
Falls es die Absicht der Autorin war, aufzuzeigen, wie leicht man in eine solche emotionale Abhängigkeit gerät, hätte ich mir ein erklärendes Vor-/ Nachwort gewünscht oder zumindest eine korrekte Beschreibung im Klappentext.
Ebenfalls nicht gefallen hat mir die stereotype Darstellung der ländlichen Bevölkerung. Natürlich sind alle Leute einfach, plump und wenn jemand mal ein Buch zur Hand nimmt, wird er als Sonderling bezeichnet.

Insgesamt konnten mich die wirklich gut gelungenen DDR-/ Wendeszenen nicht darüber hinwegtrösten, dass es hier offensichtlich um sexuellen Missbrauch an einer Minderjährigen geht und dies auch noch als Liebe romantisiert wird. Ich weiß nicht, ob die Autorin hier irgendwelche Fantasien ausgelebt hat oder ob nur eine Erklärung ihrerseits fehlt, aber ich war wirklich sehr enttäuscht - vor allem weil es so viele positive Kritiken gibt.

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