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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2023

Zu überladen an Witzen

Elternabend
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Sascha Nebel ist gerade dabei, ein Auto zu stehlen, als eine wütende Frau beginnt, dieses mit ihrem Baseballschläger zu demolieren. Als die Polizei auftaucht, machen die beiden sich aus dem Staub und landen ...

Sascha Nebel ist gerade dabei, ein Auto zu stehlen, als eine wütende Frau beginnt, dieses mit ihrem Baseballschläger zu demolieren. Als die Polizei auftaucht, machen die beiden sich aus dem Staub und landen auf dem Elternabend einer fünften Klasse. Um nicht aufzufallen, geben sie sich als das Ehepaar Schmolke aus, das bis dahin noch keine Schulveranstaltung ihres Sohnes besucht hat.

Der Klappentext klang für mich nach einer witzigen, absurden Geschichte und da ich von Fitzek bisher selten enttäuscht wurde, griff ich zu diesem Kein-Thriller.
Leider fand ich den Schreibstil diesmal ziemlich anstrengend. Es gibt kaum einen Satz ohne Witz, wodurch der Humor sehr erzwungen wirkt (ähnlich wie in "Schreib oder Stirb"). Es war einfach zu viel und ich hätte mir gerne ein paar mehr Passagen ohne Klischees, Flachwitze, alte Kalauer oder Stereotype gewünscht, denn die Grundidee ist so absurd, dass sie auch ohne diese hohe Dichte an Witzen gut funktioniert hätte.
Positiv anmerken muss ich hingegen den Umgang mit ernsten Themen, welche ab dem zweiten Drittel vorkommen (Achtung, Triggerwarnung am Anfang des Buches beachten). So haben die Charaktere doch etwas Tiefe bekommen und die Story war nicht mehr ganz so flach. Obwohl mir die Dialoge auch hier teilweise zu lehrbuchmäßig und dadurch unauthentisch waren.

Ich bin glaube ich einfach nicht die richtige Zielgruppe. Wer offensichtlichen, albernen Humor dem unterschwelligen vorzieht, hat hier sicherlich seinen Spaß. Das Buch lässt sich wie von Fitzek gewohnt flüssig und in einem Rutsch durchlesen. Ich freue mich jetzt einfach auf seinen nächsten Thriller im Herbst und lasse in Zukunft die Finger von seinen anderen Werken.

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Veröffentlicht am 20.12.2024

Schwächster Fitzek bisher

Die Einladung
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Puh, wo fange ich an? Sebastian Fitzek war einer der ersten “richtigen” Autoren, die meine Liebe zum Lesen geweckt haben. Jahrelang habe ich alles von ihm verschlungen, die letzten Bücher haben mir allerdings ...

Puh, wo fange ich an? Sebastian Fitzek war einer der ersten “richtigen” Autoren, die meine Liebe zum Lesen geweckt haben. Jahrelang habe ich alles von ihm verschlungen, die letzten Bücher haben mir allerdings immer weniger gefallen. Das mag an meinem Lesegeschmack liegen, der sich definitiv geändert hat oder an der Qualität seiner Thriller. Auch wenn es mir wirklich nicht leichtfällt, muss ich sagen, dass “Die Einladung” für mich persönlich der Tiefpunkt ist.
Fitzek-typisch sind für mich der locker-leichte Schreibstil, die Cliffhanger, die einen nach jedem Kapitel “nur noch ein Kapitel” lesen lassen und die vielen überraschenden Wendungen am Ende.
All das bekommen wir auch hier wieder, jedoch fand ich den Schreibstil diesmal so platt und lieblos, dass ich mich an mehreren Stellen gefragt habe, wie die durchs Lektorat kommen konnten.
Die Cliffhanger sind zwar vorhanden, aber wirken so erzwungen reißerisch, dass sie ihre Wirkung bis auf wenige Ausnahmen verloren haben.
Und das Ende? Es gab viele Wendungen, ja, jedoch war es zum Schluss nur noch ein nicht nachvollziehbares, sehr konstruiertes Wirrwarr, das ich dem Autor beim besten Willen nicht abnehmen konnte.
Außerdem finde ich es zwar in Ordnung, für die Dramatik etwas zu übertreiben, aber wie viele Schläge auf den Kopf und stundenlange Ohnmachten musste denn bitte die Protagonistin ertragen (natürlich ohne irgendwelche Schäden davonzutragen)?
Das Nachwort lohnt sich hingegen wieder sehr, denn auch wenn ich in Zukunft wahrscheinlich auf Fitzeks Bücher verzichten werde, lässt sich eins nicht leugnen: Er ist und bleibt einfach einer der sympathischsten Autoren unserer Zeit. ⭐️2/5⭐️

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Langweilig

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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“Der Tausch” beginnt mit der Beleuchtung von Claires prekären Situation: sie ist die Frau eines einflussreichen und beliebten Politikers, wirkt nach außen wie die perfekte, glückliche Ehefrau, doch hinter ...

“Der Tausch” beginnt mit der Beleuchtung von Claires prekären Situation: sie ist die Frau eines einflussreichen und beliebten Politikers, wirkt nach außen wie die perfekte, glückliche Ehefrau, doch hinter verschlossenen Türen herrscht genau das Gegenteil: ihr Mann ist kontrollsüchtig und gewalttätig. Eine Scheidung unmöglich.
So plant sie heimlich ihre Flucht.
Und ich bin ehrlich: spannender wirds nicht mehr. Julie Clarke hat alles in den Anfang gesteckt, die ganze weitere Geschichte plätschert vor sich hin, steckt voller kleiner Logikfehler und hat mich so gar nicht gepackt. Als ich auf den letzten hundert Seiten kurz einmal dachte, nun ginge es richtig rund, wurde ich jäh enttäuscht; alles läuft viel zu glatt, es gibt keinen Showdown, kein überraschendes Ende, keine Dramatik.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, was ich bei einem Thriller absolut in Ordnung finde, jedoch fand ich einige Sätze sehr holprig - dies kann jedoch auch der Übersetzung geschuldet sein. Das hat das Lesevergnügen noch weiter geschmälert.
Ich finde die Idee, zwei Frauen in den Mittelpunkt zu stellen, die sich aus der Opferrolle rauskämpfen, um ihr eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen, überaus ansprechend. Die Umsetzung hat mir in diesem Fall leider überhaupt nicht gefallen, vor allem fehlt diesem Thriller jeglicher Thrill. ⭐️2/5⭐️

*Ins Deutsche übersetzt von Gabriele Burkhardt und Astrid Gravert

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Langatmig

Die Verborgenen
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Die Hoffmanns scheinen alles im Leben richtig gemacht zu haben: ein Haus an der Küste, gute Jobs, eine wunderbare 17-jährige Tochter.
Doch da ist jemand, der weiß, dass hinter der perfekten Fassade Geheimnisse ...

Die Hoffmanns scheinen alles im Leben richtig gemacht zu haben: ein Haus an der Küste, gute Jobs, eine wunderbare 17-jährige Tochter.
Doch da ist jemand, der weiß, dass hinter der perfekten Fassade Geheimnisse lauern. Geheimnisse, die gelüftet werden sollen.
Und dieser Jemand nistet sich im Haus der Hoffmanns ein; isst und trinkt von deren Vorräten, durchsucht ihre Sachen, sät Zwist zwischen den Eheleuten …

Linus Geschke widmet sich in seinem Thriller “Die Verborgenen” einem Thema, das ich bisher nicht kannte, welches aber viel Grusel-Potential bietet: Phrogging. Menschen, die heimlich in fremden Häusern leben. Leider wurde dieses Potential meiner Meinung nach verspielt.
Auf den knapp 400 Seiten kommt kaum Spannung auf, die Story plätschert vor sich hin und der Schreibstil packt einen einfach nicht.
Auch die Charaktere sind nicht wirklich nahbar, zu keinem einzigen baut man eine Beziehung auf oder empfindet Empathie. Besonders unangenehm fand ich die Kapitel aus der Sicht der Tochter, ihre Jugendsprache liest sich absolut aufgesetzt und gekünstelt. Ganz gut gelungen hingegen sind die Kapitel aus der Sicht des Phroggers, welche ungewöhnlicherweise in der zweiten Person Singular geschrieben sind (“Du”).
Selbst der große Showdown zum Schluss birgt keine große Spannung und das Ende überzeugt nicht.

Laut Nachwort möchte der Autor mit seinem Werk darauf hinweisen, dass hinter jeder schönen Fassade eine Seite steckt, die man der Öffentlichkeit nicht zeigt. Dafür wurden die Familiengeheimnisse aber zu früh aufgedeckt und sind nicht erschreckend oder brisant. Und für einen Thriller reichen sie schon gar nicht.

Zwei Sterne gebe ich dem Buch wegen des interessanten Themas, der Rest konnte mich nicht überzeugen. ⭐️2/5⭐️

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Hält nicht ganz was es verspricht

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Nachdem ihr Freund sie verlassen und sie ihren Job gekündigt hat, zieht Takako-chan in das Antiquariat ihres Onkels. Mit Büchern hatte sie nie viel am Hut, doch kann sie sich schnell für das Lesen begeistern ...

Nachdem ihr Freund sie verlassen und sie ihren Job gekündigt hat, zieht Takako-chan in das Antiquariat ihres Onkels. Mit Büchern hatte sie nie viel am Hut, doch kann sie sich schnell für das Lesen begeistern und findet so Stück für Stück zurück ins Leben.

Satoshi Yagisawa hat mit “Die Tage in der Buchhandlung Morisaki” einen Roman geschaffen, der für Bücherwürmer perfekt scheint; nicht nur das Wimmelbuch-artige Cover ist ein wahrer Blickfang, auch der Klappentext klingt verlockend.
Doch bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen. Der Schreibstil ist zwar wie angekündigt “schnörkellos leichtfüßig” und man ist auch schnell in die Story eingetaucht, leider erinnert er auch sehr an einen plumpen Aufsatz für die Schule, wodurch es sich nicht nur holprig liest, sondern auch sämtliche Emotionen zu kurz kommen. Ob das der Übersetzung und der deutschen Wortwahl geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Bücher spielen für die Geschichte leider nicht so eine große Rolle wie erhofft, der Schauplatz hätte genauso gut ein Café oder ein anderes Geschäft sein können. Die Liebe der Protagonistin zum Lesen kam überraschend schnell auf; ein Buch aufzuschlagen hat gereicht, um sie zur Leseratte zu machen. Was bei einem ganz besonderen Buch natürlich passieren kann, doch wenn es so war, wurden die Besonderheiten nicht erwähnt.
Der zweite Teil des Romans handelt dann gar nicht mehr von Büchern und spielt nicht im Antiquariat.

Insgesamt war ich froh um die Kürze des Buches, denn selbst auf den unter 200 Seiten kommen einige Längen auf. Es war aber interessant, etwas über Tokios Buchhandlungsviertel Jinbocho und die japanische Kultur generell zu erfahren. ⭐️2/5⭐️

*Übersetzt von Ute Enders

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