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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2019

Das einsame Mädchen im Moor

Totenpfad
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Vor zehn Jahren verwand die 5 jährige Lucy Downey. Sie war aus ihrem Bett heraus entführt worden und seit dem gab es keine Spur von ihr, abgesehen von Briefen die regelmäßig unregelmäßig bei der Polizei ...

Vor zehn Jahren verwand die 5 jährige Lucy Downey. Sie war aus ihrem Bett heraus entführt worden und seit dem gab es keine Spur von ihr, abgesehen von Briefen die regelmäßig unregelmäßig bei der Polizei von Norfolk eingingen. Briefe, voller Hinweise und Anschuldigungen.

In der Gegenwart wird eine Leiche im Moor gefunden, die eines Kindes. Die Archäologin Ruth, die sich mit ihrem 39 Jahren für viel zu dick hält und vor dem Schlafen gehen Eisenzeitgrabstätten zählt wird um Hilfe gebeten. Die Leiche stellt sich als Eisenzeitleiche heraus, also nicht Lucys. Bald darauf verschwindet jedoch ein weiteres Mädchen, Scarlett Henderson. Wieder sind die einzigen Hinweise die Briefe an die Polizei. Sie sind an den ermittelnden Detective Chief Inspector Harry Nelson gerichtet. Er und Ruth kommen sich während den Ermittlungen immer näher, obwohl Harry verheiratet ist. Als Ruths Katze mit durchgeschnittener Kehle vor ihrer Haustür abgelegt wird wird klar, dass sie nicht mehr nur eine relativ unbedeutende Expertin für Knochen ist, sie steckt mitten drin. Die Handlung verdichtet sich, es gibt mehr und mehr Verdächtige und mehr und mehr Zusammenhänge werden klar, Dinge die unwichtig erschienen und plötzlich wichtig werden, als Scarletts Leiche gefunden wird. Wer also ist der Mörder? Warum mordet er? Und was hat das alles mit dem Salzmoor zu tun?

Ich fand das Buch sehr gut. Es ist gut aufgebaut, und die Einschübe mit den Gedanken eines Mädchens, das eingesperrt ist machen das ganze deutlich mysteriöser und spannender. Richtig Spannung kommt eigentlich erst gegen Ende des Buches auf, aber es hat trotzdem großen Spaß gemacht es zu lesen, ich kann es also guten Gewissens empfehlen, vor allem wegen den vielen Informationen über Archäologie wirkt es sehr realistisch.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Ein Auftragskiller, 66 Opfer, ein Fehler und ein Neuanfang

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
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Tomislav Boksic, genannt Toxic ist ein Auftragskiller. Er ist sogar ein dreifacher Sixpacker. Er ist Kroate, lebt in New York, hat eine Freundin und bisher 66 Menschen umgebracht. Doch bei Nummer 66 ging ...

Tomislav Boksic, genannt Toxic ist ein Auftragskiller. Er ist sogar ein dreifacher Sixpacker. Er ist Kroate, lebt in New York, hat eine Freundin und bisher 66 Menschen umgebracht. Doch bei Nummer 66 ging etwas schief, Nummer 66 war ein FBI-Agent. Jetzt ist das FBI hinter ihm her, also bleibt ihm nichts anderes übrig als das Land zu verlassen. Als Igor Illitsch soll er sich auf machen nach Kroatien, alles ist geplant und bezahlt, doch wieder geht etwas schief, Toxic muss improvisieren und so landet er als Father Friendly in einem Flugzeug auf dem Weg nach Island.

Island an sich ist für Toxic ein totaler Kulturschock. Es ist sehr kalt, gibt wenige Menschen, alle sind hellhäutig und blond und es gibt keine Waffen, keine Armee und keine Morde. Was soll ein Auftragskiller in so einem Land also anfangen? Auch die Namen der einheimischen bereiten ihm Probleme, so verpasst er jemandem den Namen "Tortur" und einem anderen den Namen "Tröster", weil er es einfach nicht schafft sie richtig auszusprechen. Das allein sorgt schon für viele witzige Momente in diesem Buch.

Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn das FBI hat seine Suche noch längst nicht aufgegeben, genauso wenig wie seine ehemaligen Kollegen, die ihn mittlerweile auch tot sehen wollen. So erfährt Toxic zum Beispiel, dass jemand seine Freundin in New York umgebracht und ihren Kopf in seinem Kühlschrank deponiert hat. Wer also war das? Das FBI, oder doch seine alten Freunde? Dieses Erlebnis sorgt bei Toxic dafür, dass er sein Leben überdenkt, und nach einem Selbstmordversuch schließlich zur Religion findet. Er hört auf zu morden und findet sogar eine Freundin. Doch die Bedrohung für sein Leben existiert weiter, egal wie sehr er sich ändert...

Der Roman ist aus Toxic's Sicht geschrieben. Im Verlauf des Buches wechselt die Handlungsebene immer wieder. Mal erzählt er von der Vergangenheit, dann wieder über die Gegenwart. Doch diese Rückblicke helfen, den Auftragskiller Toxic besser zu verstehen und in ihm wieder Tomislav Boksic aus Kroatien zu erkennen, der als Soldat im Krieg kämpfen musste und dort seine Familie verlor. Er wechselt immer wieder die Identitäten, so ist er zu Anfang in Island als Father Friendly unterwegs, dann als Pole und schließlich als Isländer. Jede Identität hat ihre Einflüsse auf Toxic und doch schafft er es sich dabei nicht selbst zu verlieren. Er ergänzt sich praktisch um die neuen Charaktere.

Toxic's Humor verschafft dem Buch seine Leichtigkeit. Auf Grund der Handlung hätte es sehr schnell deprimierend oder auch langweilig werden können, aber durch den schrägen Humor der Hauptperson kann man sich als Leser alles viel besser vorstellen. Toxic ist fremd in Island und versteht deshalb vieles nicht und wundert sich über die Menschen und ihre Art zu leben. Sein Humor hilft dem Leser besser in die Handlung einzusteigen und ihm zu folgen. Toxic ist eindeutig der witzigste und damit auch sympathischste Auftragskiller über den ich je gelesen habe. Wäre das Ende ein bisschen anders gäbe es von mir volle fünf Sterne, so leider nur vier.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Hilflos

Die Zahlen der Toten
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Eine junge Frau ist gefangen. Sie wird gequält, vergewaltigt und schließlich auch ermordet. Kurz darauf wird eine Leiche gefunden, der eine römische Ziffer in den Bauch geritzt wurde. Schon bald fallen ...

Eine junge Frau ist gefangen. Sie wird gequält, vergewaltigt und schließlich auch ermordet. Kurz darauf wird eine Leiche gefunden, der eine römische Ziffer in den Bauch geritzt wurde. Schon bald fallen der Polizeichefin Kate Burkholder merkwürdige Übereinstimmungen mit einer früheren Mordserie auf. Vor 16 Jahren versetzte der "Schlachter" die Gegend in Angst und Schrecken. Er folterte seine Opfer ebenfalls bevor er sie umbrachte und wie der Mörder jetzt, mit einer römischen Ziffer markierte. Ist der "Schlachter" zurück gekehrt? Was verbindet Kates Vergangenheit bei den Amish mit dem Mörder? Kann der Killer geschnappt werden, bevor noch mehr Frauen ihr Leben lassen müssen?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Allein der Prolog, in dem die Autorin einen alles durch die Augen des Opfers erleben lässt ist schon sehr spannend, aber der Rest des Buches ist noch besser. Die Autorin hat es geschafft mich von Anfang an gefangen zu nehmen. Zuerst durch die schrecklichen Erlebnisse des Opfers, dann durch die Ermittlungen Kates.

Ich fand vor allem das Ende sehr gut, das dann doch recht überraschend war. Die Romanze im Buch hätte nicht unbedingt sein müssen, aber sie stört auch nicht besonders. Ich kann das Buch also nur empfehlen, obwohl es teilweise recht blutig ist.

Veröffentlicht am 02.08.2024

Stellenweise sehr heftig, aber es hat wirklich was

Darling Venom – Ihre Liebe ist sein Lieblingsgift
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Triggerwarnung: Erwähnung von Suizid, Suizid-Gedanken, Mobbing, Trauma, Trauer, Alkoholmissbrauch, emotionaler Missbrauch.

Am Valentinstag, ihrem Geburtstag, will Charlotte ihrem Leben ein Ende machen. ...

Triggerwarnung: Erwähnung von Suizid, Suizid-Gedanken, Mobbing, Trauma, Trauer, Alkoholmissbrauch, emotionaler Missbrauch.

Am Valentinstag, ihrem Geburtstag, will Charlotte ihrem Leben ein Ende machen. Sie hält die Schuldgefühle nicht mehr aus und die Art, wie ihre Schwester mit ihr umgeht. Doch das Dach ihrer Schule, von dem sie sich stürzen wollte, ist bereits besetzt. Kellan hat dasselbe vor wie Charlotte, aber aus anderen Gründen. Die beiden unterhalten sich und es entwickelt sich eine gewisse Nähe zwischen ihnen, also schließen sie einen Pakt: sie werden sich einmal im Jahr, immer am Valentinstag, genau hier treffen und ansonsten keinen Kontakt zueinander aufnehmen.
Doch beide brechen den Pakt auf die eine oder andere Art und am Ende folgt eine Tragödie.

Jahre später kreuzen sich die Wege von Charlotte und Kellans älterem Bruder. Er ist ein A… und sie geigt ihm die Meinung. Dabei bringt sie auch Kellan ins Spiel und Tate ist fortan hin- und hergerissen. Er will mehr über die Verbindung der beiden erfahren, sich aber auch von Charlotte fernhalten, weil sie ihn aus dem Gleichgewicht bringt. Aber was, wenn sie sich vielleicht gegenseitig helfen können?


Das Buch ist echt heftig. Beide, Charlotte und Kellan leiden schrecklich. Er unter Mobbing und einigem anderem und sie unter Schuldgefühlen und der Art, wie ihre Schwester mit ihr umgeht. Es bricht einem das Herz für beide. Es ist einfach furchtbar, wenn so junge Menschen keinen anderen Ausweg mehr sehen. Für mich war dieser Teil besonders schwer zu lesen, weil ich auch einmal beinahe keinen anderen Ausweg mehr sah, als das Mobbing bei mir immer schlimmer wurde.

Tate hat es mir echt schwergemacht. Stellenweise war er ein unerträgliches A… auch wie verächtlich er sich über die Frauen äußerte, mit denen er – ich würde ja sagen „ins Bett ging“, aber so viel Mühe machte er sich oft einfach nicht. Seine Gedanken dazu sind stellenweise einfach nur widerlich.
Aber man merkt auch bald, zu was für tiefen Gefühlen er fähig ist. So wie einst Kellan befindet sich auch Tate in einer Abwärtsspirale. Er leidet ähnlich wie Charlotte sehr unter Schuldgefühlen und Selbsthass.

Gerade Charlotte brach mir immer wieder mal das Herz. Sie hat so viel durchgemacht, so viel verloren. Ähnlich wie ihre Schwester. Und man kann auch verstehen, warum diese verbittert und wütend ist, aber beide sitzen in ihren jeweiligen Rollen in der Dynamik zwischen ihnen fest und kommen da einfach nicht mehr raus.


Fazit: Immer wieder, wenn ich dachte, ich halte Tate nicht mehr aus, zeigte er sich von seiner anderen Seite. Das Buch ist stellenweise wirklich emotional heftig und schont den Leser auch kein Stück bei Beschreibungen. Stellenweise wird es sehr spicy.
Es gibt ein paar Überraschungen – die ich größtenteils erraten habe – und was ich besonders Liebe: einen Einblick in die Verlags- und Literaturwelt.

Mir zog es sich aber zu sehr. Ich fand Tate sehr lange extrem nervig und stellenweise auch echt widerlich. Was ich aber toll fand, war die Aufarbeitung eines Themas, das hier viel Raum einnimmt.

Von mir bekommt das Buch ganz knappe 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Ein sehr interessantes und wichtiges Thema, aber ich habe auch etwas Kritik

Even If I fall
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Triggerwarnung: Mobbing, Gewalt, Trauma.

Vor einem Jahr gestand Brookes Bruder den Mord an seinem besten Freund. Damit brach für Brooke und ihre Eltern die Welt zusammen. Seitdem sind sie Ausgestoßene ...

Triggerwarnung: Mobbing, Gewalt, Trauma.

Vor einem Jahr gestand Brookes Bruder den Mord an seinem besten Freund. Damit brach für Brooke und ihre Eltern die Welt zusammen. Seitdem sind sie Ausgestoßene in ihrem Heimatort und werden von fast allen wie Dreck behandelt. Gerade Brooke leidet sehr darunter. Dazu kommt noch die Belastung für die Familie selbst, zu wissen, dass ein Mitglied zu so etwas fähig war und jetzt für Jahrzehnte hinter Gittern sitzen wird. Jeder geht damit unterschiedlich um, aber eben jeder für sich allein.
Doch neben Brookes Familie ist noch eine andere an dieser Tat zerbrochen und zwar die des Opfers, Heaths Familie. Und als er und Brooke immer öfter Zeit miteinander verbringen, kommt auch immer wieder die Frage auf, wie sie beide mit der Sache zwischen ihren Brüdern umgehen sollen.


Man kann es sich gar nicht vorstellen und doch ist es für viele Familien Realität. Brookes Bruder Jason hat einen Mord begangen und sitzt dafür im Gefängnis. Aber in gewisser Weise hat er auch durch seine Tat dafür gesorgt, dass seine Familie ebenfalls in einer Art Gefängnis landet. Seine Mutter will nicht wahrhaben, was passiert ist. Ihr Leben dreht sich praktisch nur noch um Besuche bei Jason. Sein Vater besucht ihn nie und will auch nicht darüber reden, was passiert ist, während ihn Schuldgefühle auffressen. Jasons jüngste Schwester redet fast überhaupt nicht mehr und zieht sich nur immer weiter in sich selbst zurück. Und Brooke, seine mittlere Schwester versucht einfach irgendwie damit klarzukommen, von allen schikaniert und abgelehnt zu werden.

Brooke tat mir schrecklich leid. Man erlebt an ihrer Seite immer wieder die Boshaftigkeit ihres Umfelds, als hätte sie ebenso die Tat begangen, wie ihr Bruder. Sippenhaft, nannte man das früher. Nur ihre beste Freundin hält zu ihr – weil sie nicht weiß, was vor einem Jahr passiert ist und Brooke hat panische Angst, dass sie es herausfinden und sich ebenfalls von ihr abwenden könnte.
Mich hat Brooke stellenweise emotional sehr berührt. An ihrem Beispiel merkt man auch, wie Trauer und Akzeptanz in so einem Fall funktionieren. Einerseits versucht sie, ihren Bruder zu verklären, ähnlich wie ihre Mutter, aber andererseits sind da immer wieder auch die Misstöne, denn Jason war alles andere als ein Heiliger und manchmal ein richtiges A… - aber darf sie so etwas denken? Er ist immerhin noch ihr Bruder, trotz allem.

Heaths Familie leidet ebenfalls unter Jasons Tat, denn sie sind die Opfer. Sie haben jemanden verloren. Auch Heath lässt seine Wut, seinen Frust und seine Trauer an Brooke und ihrer Familie aus, aber ihm wird bald klar, dass er Brooke nicht einfach mit ihrem Bruder gleichsetzen kann. Was bedeutet das für ihn?


Fazit: Es geht im Buch um ein sehr wichtiges und oft verschwiegenes Thema. Niemand spricht über die Familien der Täter und wie sie damit umgehen, dass einer der ihren zum Täter geworden ist. Das war sehr interessant und toll differenziert dargestellt.
Ich fand das Buch aber auch sehr tragisch. Jason hat durch seine Tat so viele Leben zerstört. Brooke leidet sehr darunter, wie sie von anderen behandelt wird – und das macht auch wirklich oft genug sprachlos. Ich kann gut verstehen, warum sie ihrer neuen besten Freundin das Warum verschweigt. Aber es ist auch klar, dass sie damit nicht für immer durchkommen wird.
Leider konnte ich die Liebesgeschichte nicht fühlen. Da drehte sich für mich zu viel zu lange im Kreis. Vieles empfand ich auch als sehr abrupt und plötzlich.

Trotzdem bekommt das Buch von mir 3,5 Sterne, weil mit dem wichtigen und heftigen Thema toll umgegangen wurde.

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