Jeder nimmt das Leben anders wahr
Ein anderes LebenWie objektiv sind unsere Erinnerung? Oder anders gefragt, wie sehr weichen die eigenen Erinnerungen von denen unseres Gegenüber ab, obwohl es um die selbe Situation geht?
An der Beerdigung ihres Vaters ...
Wie objektiv sind unsere Erinnerung? Oder anders gefragt, wie sehr weichen die eigenen Erinnerungen von denen unseres Gegenüber ab, obwohl es um die selbe Situation geht?
An der Beerdigung ihres Vaters Bow treffen die drei Schwestern aufeinander und schnell geht es maßgeblich um die bereits verstorbene Mutter Hanna. Wer war sie als Mutter und wer als Frau? Wie nahmen Lotta und Laura, die beiden größeren Schwestern ihr Familienleben und Hanna wahr, im Vergleich zur Ich-Erzählerin?
Die Handlung des Romans in der Echtzeit umfasst nur wenige Tage und wir Lesenden erfahren sie immer aus der Warte der jüngsten Schwester. Der weit größere Teil der Geschichte sind allerdings deren Erinnerungen über ihre Kindheit und ihre Mutter. Insofern lesen wir somit ihre Sicht der Dinge und lernen Hanna als Paradiesvogel kennen. Regeln und Normen unterwirft sie sich ungern und auch das behütende Mutterbild verkörpert sie eher selten. In vielen Momenten wirkte sie auf mich unkonventionell und ihrer Zeit voraus. Aber dann gibt es die dunklen Momente, in denen sie mit den gesellschaftlichen Erwartungen ringt und nicht immer gewinnt.
Die Autorin schafft hier ein sehr ehrliches und ungeschöntes Bild einer Frau, die es mit der Zeit schafft, ihren Weg zu gehen. Sie befreit sich von den Erwartungen anderer und stellt ihre Bedürfnisse vorne an, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
Spannend empfand ich dabei, wie das Leben von Hanna von den drei Schwestern unterschiedlich aufgenommen und erlebt wurde. Denn immer, wenn die drei Schwestern ihre Erinnerungen übereinanderlegen, stellt sich die Frage, wer sich jetzt richtig erinnert. Das lässt mich auch als Leserin nachdenklich werden.
Der Schreibstil ist dabei locker, öfter auch humorvoll und gleichzeitig treffend in seinem Ausdruck. Es wird spürbar, wie sich das Leben für die Protagonistin angefühlt hat. Egal ob ihre Erinnerungen die gefühlte Wahrheit oder die tatsächliche Realität widerspiegeln.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für dieses Debüt.