Cover-Bild Der Koffer
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Carlsen
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 24.03.2017
  • ISBN: 9783551560292
Robin Roe

Der Koffer

Sonja Finck (Übersetzer)

»Wie viele Sterne?«, hat Julians Vater immer gefragt, wenn er ihn abends ins Bett brachte. Zehntausend-Sterne-Tage waren die besten überhaupt. Doch Julians Eltern sind tot. Seit er bei seinem Onkel wohnt, ist ihm ist nichts geblieben als Geheimnisse und ein Koffer voller Erinnerungen. Als Julian seinem Pflegebruder Adam wiederbegegnet, ist er zunächst voller Glück. Adam, der so nett ist und so tollpatschig und trotzdem zu den Coolen gehört. Doch es ist schwierig Vertrauen zu fassen. Und je mehr Vertrauen Julian fasst, desto mehr kommt Adam hinter seine Geheimnisse. Das bringt sie beide in große Gefahr.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2018

So echt und so wichtig

0

Inhalt:
Von der guten Zeit in der sein Vater ihn fragte: »Wie viele Sterne?« und er für einen super Tag antwortete »Zehntausende« ist nichts mehr übrig. Julian hat keine Eltern mehr und dort wo er wohnt, ...

Inhalt:
Von der guten Zeit in der sein Vater ihn fragte: »Wie viele Sterne?« und er für einen super Tag antwortete »Zehntausende« ist nichts mehr übrig. Julian hat keine Eltern mehr und dort wo er wohnt, bei seinem Onkel besitzt er nichts. Es gibt nicht für ihn außer seinen Koffer in dem er seine wenigen noch verbliebenden Schätze hütet.
Als er dann in der Schule Adam, seinen Pflegebruder wieder trifft verändert sich für Julian alles, denn er beginnt dazu zu gehören, Freunde zu finden und sich zu öffnen. Es tut den beiden unglaublich gut sich wieder gefunden zu haben, allerdings bringt sie das auch näher an Julians Geheimnisse und sie beide in große Gefahr.



__________________________________________


Meinung:
Oh. Mein. Gott.
Was ist das für ein Buch - es wirkt von außen zwar schön, aber lange nicht so ergreifend, so wichtig und bedeutend, wie es eben ist. Aber man weiß es irgendwie von Anfang an.
Ich will ganz laut schreien, hier wurde ein Meisterwerk geschrieben.
Eine Geschichte die so besonders ist, so tief unter die Haut geht und dort weh tut, dass man sich am liebsten die Haare ausreißen würde. Es klingt so skuriel, wenn ich das so schreibe, aber das empfinde ich.

Es ist eine Geschichte, die ich erstmal verarbeiten musste, die mich sehr beschäftigt hat und es noch immer tut. Ich möchte euch die Thematik nicht verraten, denn ich finde wie bei einigen anderen Büchern ist es wichtig sich hier darauf einlassen zu können. Ohne Erwartungen und sich einfach von allem überrollen zu lassen. Und genau das ist passiert, es hat mich überrollt.
Völlig.

Es ist keiner dieser Storys, die man so liest und sich hinterher denkt ''Wow, was für eine Geschichte'', sondern so eine bei der man es weiß sobald man den Deckel aufklappt, bei dem jede Seite besonder ist, jeder Buchstabe sich in die Haut brennen will und hinterher denkt man: ''Ich kann nie wieder ein anderes Buch lesen.''

Julian ist ein Charakter, den man liebt, aber auf eine andere Weise. Ich hatte das dringende Bedürfnis ihm zu sagen: ''Du machst nichts falsch'', das dringende Bedürfnis ihn zu beschützen vor jedem Übel der ganzen Welt, ich wollte ihn in den Arm nehmen und nie mehr los lassen. Die Autorin hat Julia so verletzlich und echt beschrieben, ihn so klein und kindlich und trotzdem stark und wunderbar zum Leben erweckt.

Und Adam ist großartig. Er ist ein Freund, durch und durch. Wenn ich mir jemanden aussuchen dürfte, der zu meinem Leben als Freund gehört dann wäre er es. Er hat Julian unterstützt, ihm geholfen, nicht weggesehen und gemacht, dass alles besser wird.

Dieses Buch hat mich emotional wahnsinnig aus der Bahn geworfen und mich dennoch erleichtert, es hat mir einige große, wichtige Botschaften vermittelt. Es gibt so viel was ich aus diesem Buch mitnehme, aber das wohl wichtigste ist: Niemals wegzusehen. Nie.

Ich kann und will euch nicht mehr dazu sagen. Schlagt es auf und fühlt es.



Schreibstil:
Ich finde das Robin Roe einen sehr vielfältigen Stil hat. Sie kann mit Worten wahnsinnig gut umgehen, sie kann Viele extrem unterschiedliche Charaktere authentisch beschreiben, sie schreibt mit ihrer direkten aber auch wortgewandten Art dem Leser mitten ins Herz.

Cover:
Die Königskinder sind alle sehr besonders. Der Koffer scheint mir noch eins der schlichteren zu sein, dennoch passt das ganz perfekt und es sieht schon aus als ob eine besondere Geschichte darunter steckt. Es ist eine der schönsten das ich besitze.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Keine leichte Kost, aber ein unglaubliches, mitreißendes Leseerlebnis!

0

Klappentext
„»Wie viele Sterne?«, hat Julians Vater immer gefragt, wenn er ihn abends ins Bett brachte. Zehntausend-Sterne-Tage waren die besten überhaupt. Doch Julians Eltern sind tot. Seit er bei seinem ...

Klappentext
„»Wie viele Sterne?«, hat Julians Vater immer gefragt, wenn er ihn abends ins Bett brachte. Zehntausend-Sterne-Tage waren die besten überhaupt. Doch Julians Eltern sind tot. Seit er bei seinem Onkel wohnt, ist ihm ist nichts geblieben als Geheimnisse und ein Koffer voller Erinnerungen. Als Julian seinem Pflegebruder Adam wiederbegegnet, ist er zunächst voller Glück. Adam, der so nett ist und so tollpatschig und trotzdem zu den Coolen gehört. Doch es ist schwierig Vertrauen zu fassen. Und je mehr Vertrauen Julian fasst, desto mehr kommt Adam hinter seine Geheimnisse. Das bringt sie beide in große Gefahr.“

Gestaltung
Das Cover finde ich großartig! Die dunklen Farben erzeugen ein sehr stimmungsvolles Gesamtbild, das vor allem den Sternenhimmel richtig schön zur Geltung bringt. Das Schwarz-Weiß-Foto der beiden Jungs passt sich auch richtig schön in das Bild ein. Zudem passt es klasse zur Handlung des Buches. Auch unter dem Schutzumschlag ist das Buch ein wahrer Augenschmaus, denn – parallel zum Titel – verbirgt sich ein farblich passender Koffer unter dem Umschlag! Die Buchdeckel sehen so richtig klasse aus!

Meine Meinung
Ich kann gar nicht sagen, wie lange ich an dieser Rezension gesessen und gefeilt habe…aber es war eine lange, lange Zeit. Ich wollte, dass meine Rezension rüber bringt, was ich beim Lesen von „Der Koffer“ empfunden habe. Dass jeder, der meine Rezension liest, spürt, wie unfassbar berührend und toll dieses Buch ist, damit er oder sie es selber auch unbedingt lesen möchte. Aber es fällt mir schwer so ein komplexes, vielschichtiges Buch in nur wenigen Worten zu umfassen und ihm gerecht zu werden, ohne mich immer erneut zu wiederholen. Aber eins kann ich klar und deutlich sagen: lest dieses Buch, ihr werdet es nicht bereuen!

„Der Koffer“ beinhaltet eine so intensive, aufrührende und emotionale Geschichte, dass ich mir sicher bin, dass sich kaum ein Leser ihrer Wirkung entziehen kann. Mir zumindest ging es so schon nach den ersten Seiten. Die Geschichte hat sich wie ein magischer Schleier um mich gelegt und ich war sofort in ihr versunken. Dies lag vor allem an der Kombination verschiedener Gefühle, die der Debütroman von Robin Roe in mir ausgelöst hat. Hier erwarten den Leser eine Mischung aus Freude, Trauer und Hoffnung!

Dies liegt vor allem an Protagonist Julian. Direkt zu Beginn wird spürbar, dass er anders ist als seine gleichaltrigen Mitschüler. Er ist introvertierter, distanzierter und ruhiger. Bei mir hat er direkt etwas ausgelöst, denn er ist mir sprichwörtlich unter die Haut gegangen. Ich hatte Mitleid mit ihm und habe gespürt wie mein Herz angesichts seiner Situation und seiner schweren Bürden ebenfalls schwer wurde. Dass ich auf diese Weise mit einer Figur mitfühle und meine Empathie sofort so intensiv einsetzt, erlebe ich selten. Allein deswegen ist „Der Koffer“ ein grandioses Buch, denn es ist eine Seltenheit auf dem Buchmarkt, dass einem eine Geschichte begegnet, die so viel in einem auslöst.

Gleichzeitig verkörpert dieses Buch aber auch positive Gefühle, sodass ich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt wurde, denn es gibt immer wieder kleine Hoffnungsschimmer in der Geschichte, die mich haben dahinschmelzen lassen. Neben Julian gibt es nämlich noch Adam, den Pflegebruder von Julian. Er wird im Laufe der Geschichte zu Julians Halt. In schweren Situationen gibt Adam Julian Kraft und das hat mein Herz einfach erwärmt. Die Beziehung zwischen den beiden jungen Männern ist so herzergreifend und von der Autorin auch absolut authentisch und echt dargestellt worden. Sie sind eigentlich sehr unterschiedlich und doch ist zwischen ihnen eine so tiefe, innige und feste Verbindung, dass ich beim Lesen den Eindruck hatte, dass ich sie spüre und dass sie nichts erschüttern kann.

Diese Intensivität, die zu spüren war, lag meiner Meinung nach auch daran, dass das Buch aus den Ich-Perspektiven der beiden Jugendlichen erzählt wird. Der Fokus liegt zwar eher auf Julians Sichtweise, aber auch Adam kommt nicht zu kurz, sodass Robin Roe in beide Charaktere Einblicke gewährt. Dabei hatte ich den Eindruck, dass die Autorin die Seelen beider Jugendlichen offen legt, denn für mich fühlte es sich wirklich so an, als würde ich in das tiefste Innere beider Figuren blicken und sie so richtig kennen lernen. Die Autorin hat den Charakteren eine unglaubliche Tiefe verliehen, sodass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Adam und Julian sind keine 0815 Figuren, sie haben Charakter, sind besonders und stechen einfach hervor. Beide haben zudem schwere Lasten mit sich zu tragen, die mich oftmals zum Schlucken gebracht haben.

Dies führt auch direkt zum letzten Punkt meiner Rezension - der Handlung - über. Die Handlung ist alles andere als leicht. Vielmehr ist sie voller tragischer, grausamer Momente, die das Herz schwer machen und einen Klos im Hals erzeugen. Gleichzeitig sind immer wieder auch Hoffnungsschimmer in die Handlung eingestreut, die für Ruhepausen gesorgt und mir ein sanftes Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. So erzeugt „Der Koffer“ eine eindringliche Sogwirkung, die mich kaum losgelassen hat, denn manche Szenen sind wirklich schwer zu ertragen, sodass meine Gefühle hier wirklich mit mir Achterbahn gefahren sind.

Fazit
Für mich ist „Der Koffer“ eine durchdringende, eindringliche Geschichte, die vor allem meine Gefühle angesprochen, angeregt und in ein wahres Auf und Ab geschickt hat. Selten kommt mir ein Buch in die Finger, das so viel in mir auslöst und bewegt! Von einem Klos im Hals bis hin zu Glücksgefühlen und einem sanften Lächeln im Gesicht war alles dabei. Meine Begeisterung für diese intensive, emotionale Geschichte kann ich wirklich kaum in Worte fassen, denn das Buch reißt den Leser einfach mit sich und zieht ihn schon nach wenigen Seiten in ein Wechselbad der Gefühle durch das man alles um sich herum vergisst! Dieses Buch ist einfach atemberaubend und überwältigend!
5 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
Einzelband

Veröffentlicht am 21.10.2017

Eine emotionale Geschichte über einen besonderen Jungen, der Grausamkeit erfahren musste und durch das Erfahren von Freundschaft & Liebe langsam zurück ins Leben findet

0

Verrückt, auf wie viele verschiedene Arten man Menschen vermissen kann. Man vermisst all die Dinge, die diese Menschen getan haben. Man vermisst die Menschen an sich. Und man vermisst die Bedeutung, die ...

Verrückt, auf wie viele verschiedene Arten man Menschen vermissen kann. Man vermisst all die Dinge, die diese Menschen getan haben. Man vermisst die Menschen an sich. Und man vermisst die Bedeutung, die man selbst für diese Menschen gehabt hat. […] Du vermisst, wie wichtig du diesen Menschen warst.
[Der Koffer, Robin Roe, S. 118]

Eigentlich hatte ich dieses Buch für den August eingeplant. Dank einer Twitter-Umfrage nahm ich es mir als nächste Lektüre vor. Am 30.07. dachte ich dann, ich lese mal rein. Kann ja nicht schaden. Und gestern, am 31.07. war ich durch. Im wahrsten Sinne des Wortes, übrigens.

Eine emotionale Geschichte voller Schmerz und Liebe, wobei ich nicht sagen kann, was überwogen hat. Die Geschichte wurde aus zwei Sichtweisen erzählt, Adam und Julian. Die Kapitel waren überwiegend recht kurz. Es gab eine Stelle, die mich so schockiert hat, dass mir die Luft wegblieb und ich die Hand vor den Mund schlug. Wenn ich darüber nachdenke, wiederholt sich der Effekt abgeschwächt. Diejenigen, die das Buch bereits gelesen haben, wissen vielleicht wovon ich spreche. Vermutlich war ich genauso schockiert wie Julian, nur nicht so ängstlich, denn zum Glück stand ich nicht an seiner Stelle. Noch lange wird dieses Erlebnis, diese Geschichte nachhallen und mich beschäftigen.

Geweint habe ich nicht, wie viele andere es prophezeit haben. Nimm dir auf jeden Fall Taschentücher zur Hand, wurde mir geraten. Ich hatte keine zur Hand. Aber ich brauchte sie auch nicht. Die Geschichte war unglaublich traurig, unglaublich schockierend und schmerzhaft. Durch meine Arbeit in der Psychiatrie habe ich jedoch sicherlich eine gewisse Distanz, sodass ich es aus einem anderen Blickwinkel betrachten konnte. Die Rolle von Russel fand ich grausam, aber gelungen dargestellt und integriert. Sein Auftreten sorgte nicht nur bei Julian für Gänsehaut.

Julian war ein interessanter Protagonist. Er war eigenartig, liebenswert und besonders. Auch Adam fand ich sympathisch. Durch seine Symptomatik hatte er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, er fand im Laufe seines Lebens aber einen guten Weg, mit ihnen umzugehen und seinen Alltag sowie soziale Kontakte zu meistern. Er war ein Sonnenschein in der dunklen Welt von Julian. Adams Freunde fand ich allesamt einzigartig, jeder hatte seine eigene interessante Geschichte, die in den Verlauf Einfluss nahm. Charlie durchlebte meiner Meinung nach die bemerkenswerteste Entwicklung.

Zu viel möchte ich natürlich nicht verraten. Ich denke, dass die Altersangabe treffend gewählt wurde. Jüngeren Menschen würde ich nicht dazu raten, die Geschichte zu lesen. Älteren auf jeden Fall, jedoch sollte man sich über die Emotionalität und Grausamkeit der Thematik im Klaren sein. Es handelt sich keinesfalls um ein leichtes, lockeres Jugendbuch.

Der Koffer ist eine emotionale Geschichte über einen besonderen Jungen, der Grausamkeit erfahren musste und durch das Erfahren von Freundschaft & Liebe langsam zurück ins Leben findet. Ich kann sie jedem empfehlen, der nicht vor der Darstellung langfristig traumatischer Erlebnisse, die der Protagonist durchlebt, zurückschreckt und damit umgehen kann. Für mich ist es durch die Besonderheit der Thematik, den fesselnden Schreibstil und die gelungen gezeichneten Charaktere ein Liebling.

Fun Fact: Die Geschichte endete am 31.07., somit am gleichen Datum wie das, an dem ich das Buch zugeklappt habe.

Menschen, die mir wichtig sind, werden mir zusehen. Ihre Blicke sind ein Sicherheitsnetz. Selbst wenn ich abstürzen sollte, fangen sie mich auf.
[Der Koffer, Robin Roe, S. 259]

Veröffentlicht am 25.07.2017

Zehntausend Sterne für dieses berührende Buch voller Angst und Liebe

0

Der 14-jährige Julian hat seine Eltern verloren und lebt deshalb bei seinem Onkel. So viel Liebe und Unterstützung wie er bei seinen Eltern von Geburt an erfahren hat, so wenig erhält er dies von seinem ...

Der 14-jährige Julian hat seine Eltern verloren und lebt deshalb bei seinem Onkel. So viel Liebe und Unterstützung wie er bei seinen Eltern von Geburt an erfahren hat, so wenig erhält er dies von seinem neuen Erziehungsberechtigten. Julian ist ein sehr sensibler Junge, der viel jünger erscheint, als er ist. In der Schule trifft er wieder auf seinen ehemaligen Pflegebruder Adam, der sehr herzlich und fürsorglich ist. Zwischen den beiden bestand vor Jahren eine enge Beziehung, die mit der Zeit verloren ging. Jetzt versucht Adam erneut einen Zugang zu Julian zu finden und deren verlorene Freundschaft wieder aufzubauen. Darüber hinaus gibt es noch viele andere facettenreiche Charaktere, wie Charlie, der ständig über seine vielen Geschwister schimpft und Emerald, die nicht weiß, wie sie ihr gewünschtes Ziel erreichen kann.

Robin Roe erzählt sehr einfühlsam und doch schockierend die Geschichte von Julian. Ihr Schreibstil hat mich schon von der ersten Seite an eingenommen und viele Empfindungen hervorgerufen. Ich hab mich gefreut, hab amüsiert gelächelt, hatte Tränen in den Augen, habe gehofft, war wütend und auch völlig schockiert. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Somit hat man nicht nur Einblicke in Julians Leben, sondern auch in das von Adam. Gekonnt spinnt Robin Roe so die Geschichte aus Sicht des Involvierten und des ruhigen Helfers. Die Autorin schafft es mit ihrer Art zu Schreiben noch mehr Gefühle zu wecken, als mit den Worten selbst. Selbst ohne Hinweis hätte ich Julians Abschnitte an der düsteren und kindlichen Atmosphäre erkannt.


Fazit:
Einfühlsamer Roman über die Geschichte eines Jungen, der mit Einsamkeit und Schmerzen zu kämpfen hat. Robin Roe schafft mit ihrem angenehmen und wandlungsfähigen Schreibstil eine trostlose, aber oft auch heiternde Atmosphäre. Hierdurch erlebt der Leser eine Gefühlsachterbahn der Gefühle. Zehntausend Sterne für dieses berührende Buch voller Angst und Liebe.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Eine aufreibende Lektüre

0

Es gibt Bücher, die mich sprachlos machen können. Meist sind es Bücher, die sich mit einer sehr schwierigen und erschütternden Thematik beschäftigen und mit vielen dramatischen Ereignissen meine Emotionen ...

Es gibt Bücher, die mich sprachlos machen können. Meist sind es Bücher, die sich mit einer sehr schwierigen und erschütternden Thematik beschäftigen und mit vielen dramatischen Ereignissen meine Emotionen aufwühlen. „Der Koffer“ von Robin Roe ist so ein Buch und es fällt mir wirklich sehr schwer die richtigen Worte zu finden, um mein Leseerlebnis zu beschreiben. Besonders, weil mir Robin Roe auf erschreckende Weise klargemacht hat, was für furchtbare Schicksale einige Menschen durchleben müssen, ohne dass jemand Außenstehendes auch nur den Hauch einer Ahnung hat, was der Betroffene gerade durchmacht. Die Ereignisse in diesem Buch haben mir auch verdeutlicht, wie vorschnell wir andere Menschen in Schubladen stecken, ohne nach einem möglichen Grund für ein bestimmtes Verhalten zu suchen.
Der literarischen Hauptfigur Julian passiert es auch sehr oft, denn aufgrund einer Lernschwäche – für die sich nicht einmal die Lehrer interessieren – und seinem zurückhaltenden Wesen, wird er oft für dumm gehalten und als Sonderling abgestempelt. Keiner fragt sich, warum Julian ist, wie er ist. Dabei hätte er ziemlich viele Gründe vorzubringen, die beweisen, dass er eben nicht dumm ist.

Julian trägt ein schweres Schicksal mit sich herum, denn er verlor als 9-Jähriger seine Eltern durch einen Autounfall. Nach einem kurzen Aufenthalt in einer liebevollen Pflegefamilie musste er zu seinem herrschsüchtigen Onkel ziehen, dem er nichts rechtmachen kann. Wirklich verwunden oder verarbeiten konnte Julian die vergangenen Ereignisse nicht. Dafür ist die Umgebung, in der er jetzt lebt, viel zu kalt und rau. Und außer einem Koffer voller Geheimnisse und einigen Erinnerungen an seine Mutter und seinen Vater ist ihm nichts mehr geblieben.
Julian hat sich mit seinem neuen Leben, das so viel liebloser ist als sein altes, arrangiert und hat hier und da einen sicheren Ort gefunden, an dem er einfach sein kann – ohne das Mobbing seiner Mitschüler oder die Maßregelungen seines Onkels.

"Ich habe einfach ein ungutes Gefühl. Wie ein Reh in einem dieser Tierfilme, das die Ohren spitzt, obwohl es den Wolf noch gar nicht sieht. Aber spürt, dass da eine Gefahr ist." Seite 216


Genau so könnte ich mein Gefühl beim Lesen beschreiben, denn die Atmosphäre, die zwischen den Zeilen emporsteigt, ist knisternd und bedrohlich, weil man als Leser meist ahnt, dass früher oder später etwas geschieht, von dem man wirklich erschüttert wird. Und von diesem unguten Gefühl wird man nicht betrogen. Es geschehen wirklich schreckliche Dinge, die furchtbar verstörend sind. Manchmal muss man das Gelesene auch selbst erst verarbeiten, um weiterlesen zu können.


Um die Stimmung nach den wirklich bedrückenden Passagen etwas aufzulockern, hat Robin Roe eine besondere literarische Figur eingesetzt, die abwechselnd mit Julian über das Geschehen berichtet: Adam, der ehemalige Pflegebruder von Julian. Dieser warmherzige, tollpatschige und dennoch coole Junge ist ein Segen für Julian und den Leser. Mit seinem Wesen erhellt Adam die dunklen Stunden.
Der sonst so verschlossene Julian ist in Adams Gegenwart ein anderer. Bei ihm ist er sicher und Julian traut sich nach und nach, dank vieler aufbauender Worte und Momente mit seinem größeren Pflegebruder, aus seiner Isolation heraus.

In „Der Koffer“ lässt Robin Roe ihre beiden literarischen Hauptfiguren - sprachlich einfach und klar - eine wirklich bewegende und erschütternde Geschichte erzählen. Die Handlung wirkt sehr lebendig und wir Leser werden zu stummen Zeugen - auch wenn wir beim Lesen manchmal gerne laut aufschreien würden - von einer wunderbaren Freundschaft, aber auch von vielen verstörenden Ereignissen. "Der Koffer" ist ein Buch, das trotz der enthaltenen gewalttätigen Szenen so viel Liebe und Hoffnungen und wunderbare Botschaften enthält. All dies machte dieses Buch zu einem schrecklich schönen Leseerlebnis. Obgleich mich die verstörenden Ereignisse in der Handlung wohl noch sehr lange beschäftigen werden.

www.kathrineverdeen.blogspot.de