Die fehlenden Rechte der Frauen Anfang des letzten Jahrhunderts
Im NordwindWas für ein Auftakt eines neuen Zweiteilers von Miriam Georg. Alice wird von ihrem Ehemann so stark geschlagen und misshandelt, dass sie Angst um ihr Leben und das ihrer Tochter hat. Sie beschließt die ...
Was für ein Auftakt eines neuen Zweiteilers von Miriam Georg. Alice wird von ihrem Ehemann so stark geschlagen und misshandelt, dass sie Angst um ihr Leben und das ihrer Tochter hat. Sie beschließt die Scheidung einzureichen. Was für ein Begehren Anfang des letzten Jahrhunderts. Hatten doch Frauen zu diesem Zeitpunkt keine Rechte, eine Scheidung fast unmöglich und sie mussten zudem befürchten - selbst wenn sie Recht bekommen- dennoch ihre Kinder zu verlieren. Wir begleiten Alice auf dem Weg zum Anwalt, John Reeven, Sohn einer sehr reichen Familie, der ihren Fall erst mal gar nicht übernehmen will, es dann letztlich doch macht. Sowohl Alice wie auch John sind die beiden Hauptprotagonisten und um diese beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten entfaltet sich dann auch die Geschichte. Wir lernen die Familien und ihre ganz eigenen Probleme kennen, verbunden durch das Gerichtsverfahren. Zudem begleiten wir Alice auch in Rückblenden in ihr früheres Leben als Kind einer Schaustellerfamilie, von denen sie verkauft wurde. Alice entwickelt sich von einem naiven Mädchen zu dieser selbstbewussten Frau, die in dieser Zeit so viel durchgemacht hat.
Miriam Georg versteht es ganz wunderbar Handlungsstränge zu entfalten und dann wieder zusammenzuführen, dass alles einen Sinn ergibt. Ich staune bei jedem Buch darüber wie sie dieses macht, es ist wie vor Spannung in die Geschichte ein- und erst am Ende wieder auftauchen, dabei am besten zwischendurch keine Luft holen (= das Buch nicht aus der Hand legen) und mit einem tiefen Seufzer das Buch beenden. Als Anwältin habe ich mit besonderem Interesse das Scheidungsverfahren verfolgt, die Anträge gelesen und bin mit in den Gerichtssaal gegangen. Die Autorin hat hier besonders gut recherchiert, was sie auch im Nachwort genau ausführt, richtig richtig spannend. Wieder ein ganz tolles Buch, eines meiner Jahreshighlights. Jetzt heißt es noch etwas auf den 2.Teil warten, zum Glück nur bis Oktober.