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Veröffentlicht am 28.01.2018

Die Wiege der Demokratie

Über dem Meer die Freiheit
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Das Cover kommt relativ schlicht daher und ist farblich gut gestaltet, auf der einen Seite ist es ein Hingucker, auf der anderen Seite trotzdem zurückhaltend und nicht aufdringlich. Der Klappentext verrät ...

Das Cover kommt relativ schlicht daher und ist farblich gut gestaltet, auf der einen Seite ist es ein Hingucker, auf der anderen Seite trotzdem zurückhaltend und nicht aufdringlich. Der Klappentext verrät auf der einen Seite schon relativ viel, aber Gott sei Dank nicht zu viel. Der Leser weiß somit was ihn grob erwartet, dennoch hält der Roman noch viele Überraschungen bereit, sodass es nicht langweilig wird.
Ein paar Bedenken bei diesem Roman hatte ich, ich wollte keine kitschige Auswandersaga lesen, sondern einen spannenden und realistischen Roman über den Weg nach Amerika. Zum Teil ist dies eingetreten, teilweise aber auch nicht. Weniger gut gefallen hat mir die Zeichnung der Protagonistin, Charlotte war und ist mir zu heldenhaft, sicherlich mag sie eine Powerfrau sein, dennoch glaube ich nicht, dass der Weg von der Pfalz bis nach Bremerhaven und dann nach Hamburg so verläuft, wie er in dem Roman geschildert wird. Hier wurden meiner Meinung nach einfach zu viele Klischees bedient. Gut gefallen hingegen hat mir, dass die Autorin weitestgehend auf Kitsch und übermäßigem Herz-Schmerz verzichtet hat. Sicherlich verdrücken wir auch bei diesem Roman ein paar Tränen, aber kein Roman der die Tränendrüse in einem fort strapaziert. Die Person, die mir am besten gefallen hat und meiner Meinung nach am überzeugendsten war, ist Louise. Louise wird zu einer guten Freundin für Charlotte, sie ist diejenige, die sich nicht blenden lässt und die eine fantastische Auffassungsgabe und Menschenkenntnis hat.
Der Roman zieht seine Spannung aus dem Vorhaben in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Chronologisch, mit einigen Zeitsprüngen, erzählt die Autorin von einer langen und strapaziösen Reise. Man muss sich beim Lesen die Daten der einzelnen Kapitel schon gut einprägen, damit man abschätzen kann, wieviel Zeit in der Zwischenzeit vergangen ist. Vieles in diesem Roman, vor allem die Begebenheiten in Amerika, werden logisch erzählt und vermitteln dem Leser viel Wissenswertes über die Auswanderer, weniger logisch ist leider Charlottes Verhalten bis sie in Amerika eintrifft. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, um nicht zu viel Spannung zu nehmen.
Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen, besonders die vielen guten Dialoge bereichern den Roman, hier sind vor allen Dingen die Dialoge zwischen Louise und Charlotte zu nennen. Ein weiteres wichtiges Thema des Romans ist der aufkommende Druck von Zeitungen (Charlottes Vater ist Drucker), hier schafft es die Autorin Sachverhalte verständlich zu erklären, ohne zu viel Fachvokabular zu verwenden.
Ich habe das eBook gelesen, hier gab es leider keine Karte, die den Weg der Auswanderer darstellt. Diese wäre an einigen Punkten sehr nützlich gewesen, da ich nicht weiß, ob dies bei der Print-Ausgabe auch der Fall ist, möchte ich dies nur anmerken, aber dieser Punkt fliest nicht in die Bewertung des gesamten Romans mit ein. Dieser Roman richtet sich in erster Linie ganz klar an die weibliche Leserschaft, die Männer in diesem Roman bekommen zum einen keine große Rolle, sodass Figuren zur Identifikation fehlen, zum anderen kommen einige Herren in diesem Roman nicht sonderlich gut weg.
Wir begleiten Charlotte und Louise auf einer beeindruckenden Reise nach Amerika, die viel Wissenswertes vermittelt und vor allen Dingen bei Louise mit Sympathie punktet. Ein mehr als solider Roman für den ich gerne eine Kauf- und Leseempfehlung ausspreche, allerdings führen die Kritikpunkt zum Punkt- bzw. Sterneabzug.
Ich bedanke mich bei NetGalley Deutschland #NetGalleyDE für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 14.01.2018

Appell an die Menschlichkeit

Der Gaukler und die Tänzerin
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Nicole Steyer hat mich bisher als Linda Winterberg (die Autorin schreibt unter diesem Pseudonym Familiensagas) begeistert, sodass ich nun unbedingt einen historischen Roman von ihr lesen wollte. Das Cover ...

Nicole Steyer hat mich bisher als Linda Winterberg (die Autorin schreibt unter diesem Pseudonym Familiensagas) begeistert, sodass ich nun unbedingt einen historischen Roman von ihr lesen wollte. Das Cover ist leider überhaupt nicht mein Geschmack, aber davon habe ich mich nicht abschrecken lassen, da mich der Klappentext sehr neugierig machte.
Der Roman spielt im 18. Jhd. in Hessen, im Fokus stehen die Tänzerin Suni und der Gaukler Mathis. Beide haben eine bewegte Vergangenheit, Suni ist eigentlich Magdalene, die Tochter des Landgrafen Ernst-Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667-1739) und seiner Mätresse Charlotte von Forstner (gestorben 1727). Somit sind Magdalenes Eltern historische Persönlichkeiten, sie selbst aber eine erfundene Figur, belegt ist ein Sohn. Durch Magdalene schafft sich die Autorin somit die schriftstellerische Freiheit einen Roman um diese Personen zu spinnen. Auch weitere Personen, die im Roman auftauchen sind historisch verbürgt, so z.B. die Antoniter Chorherren, dies alles erklärt die Autorin ausführlich in einem Nachwort. Mathis ist auch eine erfundene Figur, dennoch war es üblich sich „Schokoladen-Jungen“ zu halten, die in Diensten von wohlhabenden Familien standen.
Der Roman wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei hauptsächlich Magdalene/Suni bzw. Mathis erzählen. Wenige Passagen werden von Lorenz (Chef der Gauklertruppe) oder Luise von Spiegel (Ehefrau des Landgrafen) erzählt. Die Autorin besticht in ihrem Roman mit sehr bildhaften Beschreibungen. Wer eher ein Fan von guten und vielen Dialogen ist, wird sich mit diesem Roman eher schwer tun.
Schwer getan habe ich mir aber vor allen Dingen mit der Odyssee, die Magdalene und Mathis zurücklegen müssen. Sie war mir schlichtweg zu lang und zu dramatisch. Jedes Mal wenn man meinte, jetzt ist es aber gut, schlug das Schicksal wieder zu, sodass ich diesen Vorfällen nur schwer Glauben schenken kann. Sicherlich waren die Straßen zur damaligen Zeit nicht so sicher wie heute und Räuberbanden haben ihr Unwesen getrieben, dennoch war es mir eine zu dichte Verkettung von unglücklichen Umständen.
Sehr gut herausgearbeitet ist hingegen die Botschaft des Romans: die Toleranz von Randgruppen in unserer Gesellschaft. Nur weil Menschen sich dazu entscheiden anders zu leben, als der Großteil unserer Gesellschaft, muss diese Lebensform nicht per se schlecht sein. Dieser Apell gelingt der Autorin eindrucksvoll. Ein Roman der leisen Töne, für eingefleischte Histo-Fans sicherlich gutes Futter, dennoch der große Wurf ist dieser Roman leider nicht. Der Spannungsbogen hat bei mir einfach nicht gezündet und ich wurde zum Schluss recht ungedulig. Ein trauriger Roman der zum Nachdenken anregt und sicherlich nicht einfach zu verarbeiten ist.
Einsteiger in Genre des historischen Romans empfehle ich diesen Roman weniger, da er schon eine gewisse Kenntnis der Sachverhalte / Thematik voraussetzt.
Vielen Dank an Nicole Steyer für diese Botschaft, gerade auch in unseren Zeiten und an die Verlagsgruppe Droemer – Knaur für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Deutsche Weihnachten in England

Mission Mistelzweig
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Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber das Cover ist irgendwie nicht meins. Ich bin einfach nicht der Fan von Glitzer und Glänzend, zumindest nicht bei Buchcovern, obwohl es in diesem Fall ...

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber das Cover ist irgendwie nicht meins. Ich bin einfach nicht der Fan von Glitzer und Glänzend, zumindest nicht bei Buchcovern, obwohl es in diesem Fall zum Thema schon passt. Der Klappentext ist kurz und knapp gehalten und verrät zum Glück nicht zu viel, sodass trotz des geringen Umfangs des Buches (204 Seiten) es im Laufe des Romans nicht langweilig wird.
Ein deutscher Weihnachtsmarkt in England ist sicherlich ein ungewöhnliches Thema, auf das man erst einmal kommen muss und dann noch die Aktion, den sexiest Weihnachtsmann zu versteigern, ist schon so skurril, dass es einem gefallen muss.
Der Roman zieht seine Spannung aus der Liebesgeschichte, die sich zwischen Lilly und Tom anbahnt, aber auch aus dem Geheimnis welches Tom um seine Person und Herkunft macht.
Der Roman wird chronologisch erzählt, wobei die Blickwinkel der Personen wechseln, Hauptfigur ist aber unbestritten Lilly und sie ist es auch, die wir als Leser die meiste Zeit begleiten.
Eine wundervolle romantische Weihnachtsgeschichte. Ein modernes Märchen, für alles Fans von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oder „Sissi“, denn hier schlagen die Herzen höher und eine Happy-Ende-Garantie haben wir Leserinnen bei Kathryn Taylor ja eigentlich immer, so auch in diesem Fall.
Der Schreibstil ist wie immer wunderbar leicht und eingehend, witzige Dialoge sind das Salz in der Suppe dieses Romans. Teilweise hätte ich mir noch ein paar mehr Ausführungen und Beschreibungen gewünscht, um mir das Eine oder Andere auf dem Weihnachtsmarkt noch vorstellen zu können. Auch sind die Personen meiner Meinung nach etwas sehr stereotypisch gezeichnet, was ich aber im Fall des modernen Märchens verzeihe, da wir auch in den klassischen Märchens die Schwarz-Weiß-Zeichnung haben.
Ein wunderbares modernes Weihnachtsmärchen was ich allen Leserinnen ans Herz legen kann. Perfekt für einen gemütlichen Tag auf der Couch, mit einer guten Tasse Tee oder Kakao, sowie einer Kuscheldecke, um den ganzen Weihnachtsstress hinter sich zu lassen und der Realität wenigstens für ein paar Stunden zu entfliehen.
Ich bedanke mich bei Kathryn Taylor, die dieses Buch verlost hat und der Glücksfee, die mir hold war! Die nächste Story aus der Feder der Autorin hüpft ganz gewiss auch wieder auf meinen Wunschzettel.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Familienbande

Portugiesische Rache
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Dass was die Fans vom ersten Portugal-Krimi geliebt haben, bekommen sie von Luis Sellano auch im zweiten Teil seiner Reihe serviert.
Der Wiedererkennungswert zum ersten Band ist super, zwar versprühte ...

Dass was die Fans vom ersten Portugal-Krimi geliebt haben, bekommen sie von Luis Sellano auch im zweiten Teil seiner Reihe serviert.
Der Wiedererkennungswert zum ersten Band ist super, zwar versprühte das erste Cover ein wenig mehr Flair, aber jedem Leser ist sofort klar, dass diese beiden Bücher zueinander gehören. Der Klappentext verrät zwar leider schon einiges, dennoch ist die Spannung gut dosiert. Denn dieser Roman ist mehr als nur ein Krimi, für mich ist er in erster Linie ein Roman der in Portugal spielt, der Mordfall und die Entführung kommen für mich erst an zweiter Stelle.
Luis Sellano schafft es sehr gekonnt das Flair, das Lebensgefühl und die eigentümliche Lebensweise der Portugiesen einzufangen, ob es der Fado ist, der Tejo, der die Quelle der Stadt ist, die Cafés, die Touristen, alles schafft ein herrliche und vor allen Dingen stimmiges Bild dieser Stadt.
Zudem hat der Autor mit Henrik Falkner eine Figur geschaffen, die äußerst facettenreich und damit authentisch wirkt. Er ist ein Mann der Wiedersprüche und Gegensätze, dennoch verrät er seine hohen und idealistischen Werte als Polizist nicht. Er ist ein Mann der gezeichnet ist vom Schicksal, der versucht neu anzufangen und dennoch nicht die Konsequenz zu 100% aufbringen kann.
Da der Roman zum größten Teil aus seiner Perspektive erzählt wird, bekommen wir als Leser auch sehr viel vom „Innenleben“ des Henrik Falkner mit. Beim Lesen haben mir besonders die guten und abwechslungsreichen Dialoge gefallen. Mit Helena hat Henrik eine Gegenspielerin und Partnerin, die dem Leser eben so viel Freude bereitet. Sie hat viele Gemeinsamkeiten mit Henrik und ein Happy End ist bei den Beiden hoffentlich nicht ausgeschlossen.
Für Krimi-Fans, die sich vor allen Dingen einen spannenden Kriminalfall erhoffen, mag dieses Buch nichts sein. Denn der Fall ist ein verworrenes Konstrukt, welches der Autor zwar schlussendlich aufdröselt, welches aber nicht unbedingt sehr überzeugend und spannend daherkommt. Wer fesselnde Unterhaltung sucht, wird mit diesem Roman sicherlich nicht allzu glücklich sein.
Diesen Portugal-Roman kann ich aber allen nur ans Herz legen, die in diese Stadt eintauchen wollen, die in Lissabon Urlaub im Kopf machen wollen. Ein absolut solider und atmosphärischer Portugal-Roman, der einen wunderbar auf den nächsten Urlaub in Lissabon einstimmt. Der Kriminalfall ist etwas schwächer als noch im ersten Band, dennoch löst der Autor das Rätsel und den Fall sehr geschickt und zum Schluss auch dramatisch auf.
Der Roman kann meiner Ansicht nach unabhängig vom ersten Teil gelesen werden, dennoch ist es gerade bei den zwischenmenschlichen Beziehungen von Vorteil die Story und die Hintergründe aus Band 1 zu kennen.

Veröffentlicht am 04.08.2024

Die erste Kinderrechtserklärung

Papierkinder
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Julia Kröhn hat einen monumentalen Roman über die erste Kinderrechtserklärung geschrieben, mit dem ich mich leider stellenweise etwas schwergetan habe.

Es geht in dem Roman um drei beeindruckende Frauen, ...

Julia Kröhn hat einen monumentalen Roman über die erste Kinderrechtserklärung geschrieben, mit dem ich mich leider stellenweise etwas schwergetan habe.

Es geht in dem Roman um drei beeindruckende Frauen, die sich für die Rechte der Kinder stark gemacht haben. Die Sozialistin Emma Dölz, die Montessori-Lehrerin Clara Grunwald und die Wohltäterin Eglantyne Jebb stehen im Mittelpunkt dieses Romans, denn ihnen ist es zu verdanken, dass 1924 die Genfer Erklärung unterschrieben wurde.

Besonders Clara Grunwald hat mich beeindruckt und ich mochte sie im Laufe des Romans sehr.

Leider habe ich mich etwas schwergetan, zum einem hat mich die Rahmenhandlung (spielt im Jahr 2023) verwirrt, der Prolog und auch der Epilog waren für mich irgendwie überflüssig. Zum anderen ist mir die Zeitspane zu groß, in der der Roman erzählt wird. Der Roman beginnt 1874 und endet 1925, die Gliederung gibt dem Roman zwar eine Struktur und einen Rahmen, dennoch waren mir die Zeitsprünge manchmal ein bisschen viel.

Es geht um die Not der Kleinsten und Schwächsten in unsere Gesellschaft, die Kinder. Sie wachsen in Armut auf und haben ein scheinbar vorbestimmtes Leben vor sich. Es geht aber auch um das Arbeitnehmerrecht, um die Frauenrecht, um den Sozialismus, die SPD, Maria Montessori und die Reformpädagogik, den ersten Weltkrieg und vieles mehr.

Die drei großen Frauen werden durch die fiktionale Geschichte um die Familie Albrecht in einen Kontext gesetzt. Für mich wirkte genau dies, manchmal etwas zu sehr gewollt.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig und gut zu lesen. Ich hatte streckenweise auch sehr viel Spaß mit dem Buch, leider gab es aber auch einige Stellen, die sich etwas gezogen haben.

Ich empfehle jedem dieses Buch, der sich etwas näher mit den Kinderrechten auseinandersetzen möchte.

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