In neun Kapiteln vermittelt Frida Ramstedt in Das Möbelhandbuch alles was man über Möbel, ihre Herstellung, Ergonomie, Materialen und Anordnung wissen muss. Das im Buch vermittelte Wissen ist dabei nicht ...
In neun Kapiteln vermittelt Frida Ramstedt in Das Möbelhandbuch alles was man über Möbel, ihre Herstellung, Ergonomie, Materialen und Anordnung wissen muss. Das im Buch vermittelte Wissen ist dabei nicht nur informativ und bildend, sondern hat auch praktische Relevanz und gibt Hilfestellungen für die eigene Einrichtung und den Möbelkauf.
Die Möbel sind je Kapitel nach Arten untergliedert in Sitzmöbel, Tische, Stauraum (Schränke, Vitrinen, Regale, etc.) und Betten. Zu jedem Möbelstück gibt es Informationen zur Geschichte, Herstellung, Varianten und Kauftipps am Ende jedes Unterkapitels. So eignet sich das Buch nicht nur als informativer Leseband, sondern auch als Nachschlagewerk bei Neuanschaffungen.
Ganz besonders haben mir jedoch auch die „Rahmenkapitel“ zu Beginn und am Ende gefallen. Als Holzliebhaberin fand ich das Kapitel am Ende zu Materialen sehr informativ und aufschlussreich, hier werden u.a. Holzarten, ihr Aussehen und Eignung vorgestellt, aber natürlich auch viele weitere Materialen im Möbelbau, von Glas über Leder bis hin zu Textilien und Metallen. Zu Beginn vermittelt die Autorin Hintergründe und Herleitungen zum Möbeldesign im Kapitel „Der Mensch als Maßstab“. Ich fand es unglaublich spannend zu lesen, welche Überlegungen hinter einem gelungenen, ergonomischen Möbelstück stecken.
Ich äußere mich selten zum Einband, doch in diesem Fall muss es sein. Das Buch ist in einem wunderschön, wertigen Leineneinband eingefasst, sodass man ein bisschen das Gefühl bekommt Frida Ramstedts Fachkunde zu Möbeln, wurde auch bei der Gestaltung des Buchs umgesetzt. So macht das Handbuch gleich doppelt Spaß und eignet sich auch super als Geschenk oder dekoratives Coffetablebook.
Mit nur 24 Jahren ist Patricia Mitte der 1920er verlassene Ehefrau. Ihr Mann Peter hat sie wegen einer neuen Frau, Hilda, verlassen. Obwohl Patricia, genannt Pat, durchaus in einigen Aspekten als emanzipiert ...
Mit nur 24 Jahren ist Patricia Mitte der 1920er verlassene Ehefrau. Ihr Mann Peter hat sie wegen einer neuen Frau, Hilda, verlassen. Obwohl Patricia, genannt Pat, durchaus in einigen Aspekten als emanzipiert gelten kann, sie ist Werbetexterin, pflegt Freundschaften mit Männern etc., setzt die Trennung ihr schwer zu. Dies liegt nur zum Teil daran, dass sie Peter noch immer liebt. Schwer wiegt jedoch auch, dass die vermeintliche Freiheit, die sie als Frau nun genießt, in der noch immer tief patriarchalen Gesellschaftsordnung, keine echte Freiheit ist und sie von den Zwängen einer Ehe, dem Urteil eines Mannes, in die Zwänge der patriarchalen Gesellschaft und dem Urteil vieler Männer manövriert.
Ein Trost und auch eine Form von Rettung ist die Bekanntschaft mit der 5 Jahre älteren Lucia, ebenfalls Ex-Frau, die Pat unter ihre Fittiche nimmt und mit ihr zusammenzieht. So lernt Patricia mehr über ihre neue Rolle als junge hübsche Exfrau in dieser Gesellschaft, ihre Möglichkeiten und besonders ihre Grenzen. Ehe, Kloster, Straße: das sind in Kurzform die begrenzten Möglichkeiten der Frauen dieser Zeit. Der viel beschworenen neuen Freiheit fallen die Frauen eher zum Opfer, als dass sie davon tatsächlich profitieren. Denn dies tun die Männer. Die Macht der Männer und des Patriarchats wirken auf Patricia und ihre Freundinnen weiterhin fort, bei gleichzeitigem Zwang wirtschaftlich für sich zu sorgen in einem patriarchalen, ungerechten Arbeitsleben, ohne wirtschaftliche Sicherheit. Die Männer wiederum müssen keine Stabilität mehr liefern und können sich unverbindlichen Abenteuern ohne Verpflichtungen mit attraktiven jungen Exfrauen hingeben.
Eine echte Emanzipation Patricias von den patriarchalen Vorstellungen findet auch in Patricias Haltung kaum statt. Patricia leidet, beugt sich jedoch den Zwängen und kann sie auch innerlich nicht ablegen. Konsequent bedient sie ihre Rolle als Frau in dieser Gesellschaft, die stets hübsch, kokett, unterhaltsam, sorgend und verfügbar für Männer zu sein hat, egal ob als Ehefrau oder Exfrau. Die Frau als Objekt und Projektion für Schönheit.
Ex Wife ist daher vor allem ein Zeitzeugnis und zeigt in allen Nuancen auf, welchen gesellschaftlichen Zwängen Frauen in dem vermeintlichen Jahrzehnt der Freiheit unterworfen waren. Jenseits der Ehe wartet auf sie keine Freiheit, vielmehr waren sie vogelfrei - auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen von Männern in Wirtschaft und Gesellschaft ausgeliefert ohne die Stabilität und Sicherheit in einer Ehe. Was dies bedeutet, buchstabiert Ursula Parrott in einem unterhaltsamen und nachdenklich machenden Roman anhand von Patricas Geschichte aus. Besonders ihre Gedanken und Gefühle sind sehr nahbar gezeichnet und werden so nachvollziehbar und letztlich zu einem Spiegel der damaligen Gesellschaftsordnung.
Hervorzuheben ist auch das Vorwort und darin die Einordnung des Romans von Mareike Fallwickl.
Ex-Wife ist ein unterhaltsamer, wie nachdenklicher Roman und ein beeindruckendes Zeitzeugnis gleichermaßen. Mit feinem Gespür und großem sprachlichen Talent zeigt Ursula Parrott die Möglichkeiten und Zwänge von Frauen der Upperclass in den USA der 1920er Jahre auf und wirkt dabei in einigen Aspekten erschreckend aktuell! Ein beeindruckender Roman, der zu lange und zu unrecht in Vergessenheit geraten ist. Unbedingt lesen!
Seinetwegen beschreibt als autofiktionales Werk die Suche Zora del Buonos nach E.T., dem Verursacher des Autounfalls, bei dem ihr Vater tödlich verletzt wurde. Sie selbst war damals noch ein Säugling, ...
Seinetwegen beschreibt als autofiktionales Werk die Suche Zora del Buonos nach E.T., dem Verursacher des Autounfalls, bei dem ihr Vater tödlich verletzt wurde. Sie selbst war damals noch ein Säugling, der Vater über den ihre Mutter aus Schmerz und Trauer mit ihr nie vermochte zu sprechen, blieb eine ewige Leerstelle in ihrem Leben, ebenso wie die Umstände, die zu seinem Tod führten. Erst in ihrer zweiten Lebenshälfte, unter dem Eindruck der fortschreitenden Demenz der Mutter wagt sie sich auf die Reise diese Leerstelle zu füllen. Dies ist sowohl wörtlich, als Reise und Suche nach dem Unfallverursacher gemeint, jedoch ebenso im übertragenen Sinne als Reise und Erkundung ihrer selbst, ihrer Vergangenheit und der Beziehung und Haltung zu dem Vater, der eine Leerstelle, aber dessen Fehlen in ihrem Leben auf andere Art immer präsent war, sei es als Halbwaise, als Tochter einer verwitweten Mutter oder als Tochter eines Italieners, jeweils mit entsprechenden Vorurteilen konfrontiert. So kommt die Autorin mit der Recherche nach E.T. auch, und das ist vielleicht viel entscheidender, dem Vater näher, über den nie gesprochen wurde, und damit letztlich auch einem Teil von sich selbst.
Was Seinetwegen für mich jedoch primär ist, ist eine sensible, schonungslos ehrliche Selbsterkundung, die mich sehr an Annie Ernaux erinnert hat. Wie Ernaux erkundet del Buono nicht nur aufmerksam ihre Umwelt und Vergangenheit, sondern entdeckt und legt als „Ethnologin ihrer Selbst“ in der Introspektion ihre Gefühle und Prägung offen und teilt diese mit uns als Leserinnen. Der Ton bleibt dabei nüchtern, sachlich, jedoch keineswegs emotionslos. Es wirkt vielmehr als ob die sachliche Distanz erst ermöglicht, um so tiefer emotional vorzudringen.
In diesem Kontext behandelt die Autorin auf ihrer Reise zusätzlich wichtige Themen, wie den Umgang mit Demenz, Trauer, sowie Vorurteilen und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft und Sexualität.
Besonders machen den Stil des Buchs auch die vielen Assoziationen und Anekdoten, die die Autorin bei ihrer Suche und im täglichen Erleben herstellt und teilt. Nur scheinbar zusammenhangslos erzeugen diese eine Stimmung, verdichten das Bild, und lassen am Erleben der Autorin auf diesem Weg teilhaben.
Seinetwegen ist ein besonderes Buch, auf das man sich stilistisch und inhaltlich einlassen muss, wer das tut, wird mit einem ebenso persönlich-inhaltlich wie literarisch-stilistisch besonderen Lebenserlebnis belohnt!
In - Ganz unten - nimmt uns der Journalist Sascha Lübbe mit auf eine Recherche im Schatten der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Wobei im Schatten die Menschen leben, um die es geht, und die Regelungen ...
In - Ganz unten - nimmt uns der Journalist Sascha Lübbe mit auf eine Recherche im Schatten der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Wobei im Schatten die Menschen leben, um die es geht, und die Regelungen stattfinden, denen sie unterworfen sind, ganz offen ist hingegen das Ergebnis, welches sie erwirtschaften, die Häuser, die sie bauen, die Wurst, die sie herstellen, die Waren, die sie liefern. Wir alle profitieren davon, und doch wissen wir nur wenig über die Bedingungen unseres Wohlstands und die Menschen, die diesen mit erwirtschaften, nicht selten auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit und eines Familienlebens in ihren Herkunftsländern.
Lübbe nähert sich der Thematik über drei zentrale Branchen, in denen die Beschäftigung von Menschen aus dem Ausland lange System und Tradition hat und in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stetig ausgebaut wurde - die Baubranche, die Fleischindustrie und das Transportwesen.
Im Mittelpunkt stehen die Arbeiterinnen, hier entscheidet sich Lübbe bewusst mit den Menschen zu sprechen, statt über sie. In jeder Branche macht sich der Autor engagiert auf die Suche in dem Milieu, recherchiert und interviewt Betroffene. So entsteht ein authentisches und erschreckendes Bild der Arbeits- und Lebenswelt der Arbeitsmigrantinnen, die in den untersuchten Branchen beschäftigt sind und deren Lebensrealität der Autor uns schonungslos vor Augen führt.
Man merkt deutlich, dass der Autor hier nicht stehen bleiben möchte und lediglich auf Betroffenheit, die schnell vergessen ist, abzielt. Er möchte verstehen, die Menschen, ihre Geschichte, aber auch das System, welches dahinter steht, wer profitiert und ganz besonders wie sich etwas daran ändern kann.
Dazu untersucht er die rechtlichen und politische Rahmenbedingungen, lässt Gewerkschafter, Politikerinnen und Sozialarbeiter, Beraterinnen, Unterstützerinnen und den Zoll zu Wort kommen und hakt auch bei den Verantwortlichen und Unternehmen selbst nach. So setzt sich nach und nach ein Bild zusammen von einem verzweigten Kosmos, in dem einige profitieren und viele leiden. Lübbe zeigt gekonnt auf, wie sich ein selbsterhaltendes System gebildet hat, das sich über diverse Abhängigkeiten stabilisiert und stetig weiterentwickelt, selten zum Vorteil der Arbeitsmigrantinnen am Ende der Pyramide.
Ein Muster wird in allen Branchen, die der Autor vorstellt, immer wieder deutlich, die Expansion nach Osten, auf der Suche nach noch billigeren Arbeitskräften, in Ländern, die wiederum einen noch niedrigeren Lebensstandard haben und deren Bevölkerung deshalb bereit ist zu zum Teil menschenunwürdige Bedingungen jenseits von Mindestlohn und gängigen Sozialstandards zu arbeiten. Dies ist ein Modell, das, ohne das der Autor darauf eingeht, die Textilindustrie bereits seit vielen Jahren und Jahrzehnten perfektioniert hat, zum Teil zum Preis von Menschenleben.
Was passiert, wenn diese Expansion ihr natürliches Ende erreicht? Was, wenn es keine ärmeren Länder und Menschen mehr gibt, die bereit sind sich auszubeuten zu lassen und ihr eigenes Leben zu riskieren, um den Wohlstand der westlichen Industrienationen mitzuerwirtschaften? Wird dann ein Umdenken stattfinden? Was muss, was wird bis dahin noch alles passieren? Sascha Lübbes Recherchen lassen daher für mich viele Fragen zurück, und dies im positivsten Sinne, denn er lädt ein auch über unsere eigene Rolle in diesem System und unser Engagement dagegen nachzudenken.
Ein kleiner Kritikpunkt war für mich, dass statistisch und begrifflich noch sauberer hätte gearbeitet werden können. Zum Teil wird die Grundgesamtheit in der Wiedergabe von Prozentzahlen nicht deutlich. Eventuell kann dies in einer folgenden Auflage noch korrigiert werden.
Sascha Lübbe zeigt in - Ganz unten - die Bedingungen für billiges Fleisch, günstige Pflegekräfte, billige Waren on-time: denn der Betrag an der Kasse mag günstig sein, es sind jedoch Arbeitsmigrantinnen, die dafür mit ihrer Gesundheit, zum Teil ihrem Leben, einen teueren Preis bezahlen. Es ist ein menschenverachtendes System, das dies ermöglicht, es mag aufgrund der Vielzahl der Akteure auf innerstaatlicher und europäischer Ebene kompliziert sein etwas daran zu ändern, aber, auch das sollte jeder Leserin nach der Lektüre klar sein - wir müssen es versuchen!
Geheimtipps von Freunden - der Untertitel ist zugleich Programm, denn man fühlt sich mit dem Reiseführer Tirol für alle Jahreszeiten von Mela Hipp tatsächlich durch die unmittelbare, einladende Schreibweise ...
Geheimtipps von Freunden - der Untertitel ist zugleich Programm, denn man fühlt sich mit dem Reiseführer Tirol für alle Jahreszeiten von Mela Hipp tatsächlich durch die unmittelbare, einladende Schreibweise der Autorin und das tolle Layout inkl. Fotos, direkt wie von Freunden eingeladen das schöne Tirol zu entdecken.
Den Hauptteil des Buchs bilden fünf Hauptregionen Tirols (Tiroler Unterland, Innsbruck und Umgebung, Tiroler Oberland, Außerfern und Osttirol), innerhalb derer wiederum verschiedene Orte mit Tipps zum Übernachten, Unternehmungen etc. vorgestellt werden. Als ein echtes Highlight habe ich empfunden, dass die Autorin fast jedem Ort und Gebiet, das sie innerhalb der Regionen vorstellt, ein einseitiges Feature eines ganz besonderen Ausflugszieles voranstellt. Hier lernt man u.a. den Almwirt, der auch Schriftsteller ist kennen, wird mit auf den Zirbenweg genommen oder kann entdecken wo in den Bergen Wein angebaut wird.
Daneben finden sich in einem separaten Kapitel tolle Vorschläge für mehrtägige Roadtrips mit dem Auto zwischen drei und fünf Tagen entlang toller Spots inkl. Wanderungen. In einem kurzen Kapitel werden ebenso Mehrtagestouren zu Fuß, mit dem Rad oder sogar auf Ski vorgestellt.
Besonders gut hat mir zudem der einleitende Teil zu Beginn des Buchs gefallen. Hier erläutert die Autorin sehr kurzweilig und informativ allerlei Hintergründe zu Menschen, Kultur, Geographie, Flora und Fauna, Sprache und gibt ganz grundsätzliche Tipps für die Anreise, Reisezeiten und das Bergwandern, die gerade für Anfänger:innen und Menschen, die das erste Mal in der Berge reisen, sicher sehr hilfreich sind. Doch auch ich als Wiederholungstäterin konnte hier noch den ein oder anderen wertvollen Hinweis mitnehmen.
Was mich etwas irritiert hat, war jedoch der Hinweis vor Ort ein Auto zu mieten, um bestimmte Ausgangsorte besser erreichen zu können. Hier wünsche ich mir im 21. Jahrhundert andere Möglichkeiten und Lösungen.
Gestalterisch ist das Buch wahnsinnig toll umgesetzt! Haptik, Layout, Schriftart und Zeilenabstand sind sehr angenehm, die fantastischen Fotos machen einfach nur Lust direkt nach Tirol zu fahren.
Für mich ist das Buch perfekt geeignet, um Tirol neu oder noch näher kennenzulernen und Inspiration für den Urlaub und Touren zu sammeln. Durch die sehr schöne Aufmachung, Haptik und den einladenden Stil der Autorin beginnt so der Urlaub ein bisschen schon zu Hause beim Schmökern und Planen! Eine wirklich tolle Lektüre, die viel mehr als „nur“ ein Reiseführer ist!