Faszinierend und geheimnisvoll aber auch ein wenig verwirrend
HyazinthenschwesternWo heute der Boxhagener Platz in Berlin ist, gab es früher ausgedehnte Ländereien, unter anderem auch Hyazinthenfelder. In diesem Umfeld spielt der neueste Roman von Rebecca Eder. Hier leben die fünf Sonntag-Schwestern. ...
Wo heute der Boxhagener Platz in Berlin ist, gab es früher ausgedehnte Ländereien, unter anderem auch Hyazinthenfelder. In diesem Umfeld spielt der neueste Roman von Rebecca Eder. Hier leben die fünf Sonntag-Schwestern. Das Land wurde nach dem Tod des Bruders an die fünf Frauen aufgeteilt. Aber es schwelt ein Konflikt zwischen den Schwestern, was dazu führt, dass die Ländereien in Gefahr geraten. Einige der Schwestern wollen verkaufen, aber Alba wehrt sich vehement dagegen, hängt doch die Erinnerung an ihre geliebte Mutter an den Hyazinthenfeldern. Immer wieder sucht Alba, den Kontakt zu ihren Schwestern und möchte sich aussprechen, leider ohne Erfolg. Als die junge Frau eines Morgens einen fremden Mann entdeckt, der mitten im Hyazinthenbeet schläft und behauptet, der neue Gärtner zu sein, bekommt die Geschichte noch eine ganz neue Dimension. Alba weiß gar nichts über den Fremden, und er stellt sich nicht so an, als hätte er das Gärtnern wirklich gelernt. Auch wenn der Verstand ihr sagt, dass hier etwas nicht stimmt, so spricht ihr Herz eine andere Sprache, und sie beginnt, mit dem jungen Mann "durch die Blume" zu kommunizieren, nicht ahnend, dass er ein ganz anderes Leben in Berlin hat und ein Revolutionär ist. Erst nach und nach erkennt sie die Wahrheit, was an ihren Gefühlen jedoch nichts ändert.
Mit ihrem Roman über die Hyazinthenschwestern lässt die Autorin uns den Duft der Vergangenheit schnuppern. Auch wenn eine sehr schöne Liebesgeschichte eingebaut ist, so handelt es sich nicht direkt um einen Liebesroman. Ein großes Thema ist der Konflikt zwischen den Geschwistern, der sich für mein Empfinden sehr rätselhaft entwickelt und die Leser sehr lange im Dunkeln tappen lässt. Einiges konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, denn letztendlich sucht jede der Schwestern die Schuld bei Alba, statt vor der eigenen Haustüre zu kehren. Dass Alba in dem neuen Gärtner einen Seelenverwandten findet, ist sehr schön dargestellt, wobei die Sprache der Blumen hier doch sehr ausgedehnt zu Wort kommt, was mich im Lesefluss etwas ausgebremst und fast ein wenig überfordert hat, vor allem da es für manche Blumen verschiedene Deutungen gibt, was leicht zu Missverständnissen führen kann.
Dass die Geschichte zur Zeit der Märzrevolution spielt, bringt auch einen historisch-politischen Aspekt in den Roman und verleiht ihm ein starkes Zeitkolorit. Man erfährt sehr viel über die damaligen Ereignisse in Berlin, nimmt intensiv an tragischen Schicksalen Anteil und begegnet auch einigen berühmten Zeitgenossen.
Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, mit kleinen Abstrichen, die ich bereits angesprochen habe.