Hof Kalmule im 16. Jahrhundert
Am Fluss der ZeitenNach zahlreichen Veröffentlichungen (wie z.B. die Ostpreußen-Saga oder Seidenstadt – Saga) hat Ulrike Renk nun ihr neustes Werk „Am Fluss der Zeiten“, dass im Oktober 2024 beim Lübbe – Verlag erschienen ...
Nach zahlreichen Veröffentlichungen (wie z.B. die Ostpreußen-Saga oder Seidenstadt – Saga) hat Ulrike Renk nun ihr neustes Werk „Am Fluss der Zeiten“, dass im Oktober 2024 beim Lübbe – Verlag erschienen ist, veröffentlicht. Seit der Trilogie „Australien – Saga“ bin ich ein großer Fan ihrer Romane und jedes Mal freue ich mich, wenn wieder etwas Neues herausgebracht wird. Obwohl die Geschichte im Mittelalter spielt, konnte der Klapptext meine Neugierde wecken und so betrat ich „Neuland“.
Zu Beginn des Buches hatte ich mit dem Schreibstil ein paar Schwierigkeiten, aber diese legten sich recht schnell. Wahrscheinlich lag es einfach nur daran, dass ich noch nie ein Buch, dass im 16. Jahrhundert spielt, gelesen habe. Auch mit einigen Begriffen der damaligen Zeit tat ich mich ein wenig schwer und so beschloss ich, mich mit dem Glossar vertraut zu machen. Es half, denn ab diesem Zeitpunkt zog mich Elzes Geschichte regelrecht in ihren Bann und ich konnte, nein, wollte diesen Roman nicht mehr aus den Händen legen. Ich musste einfach wissen, wie es mit dem Hof Kalmule weitergehen wird. Zu dem flüssigen Schreibstil darf sich der unverwechselbare Erzählstil der Autorin gesellen. Bei jedem Buch bin ich immer wieder fasziniert, wie Ulrike Renk ihre Geschichte erzählt. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren. Hier habe ich jedes Mal das Gefühl, dass ich live vor Ort bin. Mag wahrscheinlich auch daran liegen, dass die Autorin für mich keine Romane schreibt. Sie nimmt ihre Leserschaft auf eine sehr beeindruckende und besondere Reise mit, die diesmal in die Gegend von Münster führt. Ulrike Renk ist bekannt dafür, dass ihre Handlungen auf wahren Begebenheiten basieren, wie auch hier. Trotzdem ist es hier ein wenig anders, denn nach einem Gespräch mit ihrem Bruder lässt sie der Gedanke nicht los, ihre Familiengeschichte zu erzählen. Dank ihrer akribischen und detaillierten Recherche, konnte sie zahlreiche Fakten und Informationen nicht nur über ihre Familie, sondern auch über die Widertäufer zusammentragen, um daraus einen sehr bewegenden und geschichtlichen Roman zu schreiben. Während des Lesens spürt der Leser wieviel Herzblut sie in ihre Geschichten investiert. Hier und da gibt es zwar kleine fiktive Ausschmückungen, aber die fallen kaum ins Gewicht. Welche ihrer Charaktere fiktiver oder wahren Ursprung ist, kann ich zwar nicht mehr sagen, aber eines weiß ich mit großer Gewissheit: ihre Figuren sind so authentisch und lebensnah dargestellt, dass man meint, sie hätten alle gelebt.
In dem ersten Band lernen wir Elze und den Hof Kalmule kennen, wo sie mit ihren Eltern und Geschwistern lebt. Ihr Vater Heinrich ist für den Hof verantwortlich, wäre da nicht Amtmann Valcke, der u.a. diesen Hof unter sich hat. Valcke bestimmt, was die Familie anbauen darf und wie viel Vieh sie behalten dürfen. Ein Unwetter bringt nicht nur Unmengen von Regen bzw. Überschwemmungen mit sich, sondern auch den einen oder anderen Schicksalsschlag. Kaum hat sich die Familie damit abgefunden, muss Elze zum Gesindedienst, den sie in Münster ableisten soll. Schweren Herzens reist sie dorthin, in die Stadt, wo vor ein paar Jahren die Täufer noch das Sagen hatten. Wird sie nach einem Jahr wieder nach Hause zurückkehren? Wie wird es mit ihrem Vater und dem Hof weitergehen? Mehr möchte ich nicht verraten…
Mit dem ersten Band ihrer Trilogie „Hof Kalmule“ hat Ulrike Renk erneut ein literarisches Meisterwerk abgeliefert. Nicht nur, dass sie einen Teil ihrer Familiengeschichte erzählt, nein, sie hat auch das damalige Zeitgeschehen eindrucksvoll eingefangen. Bis dato wusste ich kaum etwas über die Widertäufer von Münster oder wie das damalige Hofleben ausgesehen hat, aber, dank der Autorin, durfte ich in diese Zeit ein und abtauchen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich ihre Romane so gerne lese: sie sind nicht nur unterhaltsam, nein, sie sind informativ und vor allen Dingen sehr lehrreich! Mit ihren Büchern schließe ich besonders gerne meine Wissenslücken.
Leider waren die knapp 540 Seiten relativ schnell ausgelesen und jetzt heißt es warten, bis der zweite Band erscheint.
Dieser Roman ist definitiv eins meiner Lesehighlights 2024 und kann es wirklich nur weiterempfehlen.
5 von 5 Sternen!!!