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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2024

Ein Neuanfang in verrückten Zeiten

Mitternachtsschwimmer
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Ballybrady heißt das malerische Dorf, indem sich der Fotograf Evan neu sortieren will. Eine Ehekrise, Selbsthass und die Trauer, um seine verstorbene Tochter, haben ihn aus der Bahn geworfen und an die ...

Ballybrady heißt das malerische Dorf, indem sich der Fotograf Evan neu sortieren will. Eine Ehekrise, Selbsthass und die Trauer, um seine verstorbene Tochter, haben ihn aus der Bahn geworfen und an die irische Küste gespült. Aus einer kleinen Auszeit wird durch den Lockdown eine Bewährungsprobe, die neue Erfahrungen und Verbindungen bereithält, die nur eins bedeuten können: Veränderung. Grace ist die spannendste Figur. Sie ist eigen und schroff. Es gibt so einiges, was sie aufregt. Sogar ihr hässlicher Hund kann es ihr nicht recht machen. Die vielen Touristen schon gar nicht. Als Vermieterin von Evans begegnet sie ihm mit ablehnender Skepsis, und zieht es vor, in Ruhe zu beobachten.
Erzählt wird der Roman aus diesen zwei Perspektiven. Als der achtjährige, taube Luca seinen Vater besucht, kommt mehr hoffnungsvoller Schwung in die Handlung, die auch von Liebe und Freundschaft erzählt. Der atmosphärische Schreibstil ist ruhig und schlicht. Jedoch wird es im Verlauf auch mal richtig spannend. Es waren aber besonders die Charaktere und ihre Entwicklung, die mich unterhalten konnten. Ingesamt war es eine berührende Geschichte über schicksalshafte Begegnungen, in der es auch darum geht, den Mut zu haben, man selbst zu sein.

Veröffentlicht am 05.08.2024

Poetisch und philosophisch

Die Unvollkommenheit des Glücks
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„Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt. Und wen man liebt, verändert alles.“

Es ist die Magie eines kurzen Augenblicks und ein einziger Kuss, der Ana und Lew in Erinnerung bleibt, nachdem sich ...

„Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt. Und wen man liebt, verändert alles.“

Es ist die Magie eines kurzen Augenblicks und ein einziger Kuss, der Ana und Lew in Erinnerung bleibt, nachdem sich ihre Wege wieder trennten. Abwechseln erzählt Clara Maria Bagus die Geschichte von zwei Menschen, deren Schicksal verbunden ist. Die 42-jährigen Ana, eine destruktive Beziehung hinter sich, die ein ausgeprägtes Innenleben und eine depressive Schwere, das moderne Leben auszuhalten, von ihren Mitmenschen abgrenzt. Der 45-jährige Lew ist freiheitsliebend und unabhängig. Er zieht mit brennender Begeisterung in den Krieg und misst der düsteren Prophezeiung seiner Mutter keine Bedeutung bei, denn er muss es mit eigenen Augen sehen, um zu begreifen, das der Triumph des Krieges, „die Opfer nie rechtfertigen kann.“

Clara Maria Bagus schreibt von falschen Entscheidungen und Tiefschlägen und wie es gelingt, sich trotz aller Widerstände und Sackgassen ein neues Leben zu erschaffen, denn das Glück ist unvollkommen. Bagus versteht es, viele philosophische Gedankenanregungen poetisch und philosophisch einfließen zu lassen. Sei es der Sinn des Lebens, deren Lehrstelle die Religion einst füllte, oder das Hadern mit sich und der Welt. „Erst muss sie herausfinden, wer sie ist, was sie ausmacht, was sie will und was nicht. Nur dann kann sie ihren Platz finden.“ Manchmal ist das Buch schwermütig, die Beschreibungen des Krieges grausam, während sich die tieferen Details schärfen. Es lässt sich nicht vorhersehen, wie und ob Ana und Lew sich wiedersehen werden. Aber dieser Roman nimmt eine besondere Wendung, die spannend und mitreißend beschrieben wird und das Herz wärmt.

„Ein gutes Buch ist wie ein Gewand, das aus einem Stück Stoff des Universums für seine Leser gefertigt worden ist. In das man sich einhüllen und an dem man sich wärmen kann.“

Veröffentlicht am 05.08.2024

Ungewöhnliche Entdeckung im Gerne

Verbrannte Gnade
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Schwester Holiday ist eine ungewöhnliche Nonne, mit einem komplizierten Verhältnis zu Gott. Die kettenrauchende Musiklehrerin, die gern Punkrock hört, polarisiert mit ihrem Aussehen und ihrer sexuellen ...

Schwester Holiday ist eine ungewöhnliche Nonne, mit einem komplizierten Verhältnis zu Gott. Die kettenrauchende Musiklehrerin, die gern Punkrock hört, polarisiert mit ihrem Aussehen und ihrer sexuellen Gesinnung. Sie ist willensstark, arrogant und einfach knallhart. Ich bin froh, dass die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, denn für mich ist sie der ausschlaggebende Grund, in dieses Buch einzutauchen.

Ihre detektivischen Fähigkeiten sind gefragt, als sie mitansieht, wie der Hausmeister Jack bei einem Band ums Leben kommt und zwei Schüler verletzt werden, und sie herausfinden will, wer das Feuer gelegt hat. Dabei bleibt es nicht bei einem Verbrechen und schließlich gerät Schwester Holiday selbst ins Fadenkreuz der polizeilichen Ermittlungen. Der Auftakt dieser Reihe besteht auch aus vielen kurzen Rückblenden, die mehr über die bewegende Vergangenheit der Hauptfigur verraten. Was die Krimispannung im ersten Moment schmälert, verleiht der Figurenentwicklung mehr Authentizität und Tiefe, und es bleibt nicht bei einer unterhaltsamen Figur, wie die Ermittlerin Maggie Riveux beweist.

Insgesamt mochte ich die abwechslungsreiche und ungewöhnliche Art der wendungsreichen Geschichte, ganz besonders die poetischen Momente, die nicht ausbleiben, wenn es um eine Nonne geht und sich die Handlung in einem Kloster abspielt. Es gab kein Wort zu viel, keine unnötige Füllmenge und mit der Seitenzahl erhöht sich auch das Tempo und die Spannung. Ein düsteres Debüt mit einzigartiger Heldin und packendem Fall in New Orleans, welches mich sehr überraschen konnte.

Veröffentlicht am 05.08.2024

Abwechslungsreich und unterhaltsam

Genau so, wie es immer war
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Sehr umfassend, auf über 700 Seiten, erzählt Claire Lombardo mit faszinierender Beobachtungsgabe eine Familiengeschichte, in dessen Zentrum die 57-jährige Julia steht, die versucht ihre Familie zusammenzuhalten. ...

Sehr umfassend, auf über 700 Seiten, erzählt Claire Lombardo mit faszinierender Beobachtungsgabe eine Familiengeschichte, in dessen Zentrum die 57-jährige Julia steht, die versucht ihre Familie zusammenzuhalten. Als sie am 60. Geburtstag ihres Mannes im Supermarkt einer alten Freundin begegnet (Helen - eine Figur, dir mir besonders gefallen hat), beginnt die abwechselnde Reise in Vergangenheit und Gegenwart als Mutter zweier Kinder, Ehefrau und Freundin. Es ist ein Blick hinter die Fassade, die zwischenmenschliche Probleme in der Beziehung und Elternschaft zeigt. Bedeutend ist auch die Mutter-Tochter-Beziehung, die von einem schwierigen Verhältnis geprägt ist. Insgesamt gibt es ein paar Längen, aber es entsteht ein umfassendes Bild von Julia und dem Familienleben, dessen vielschichtige Entwicklungen und Verbindungen nahbar geschildert werden. Claire Lombardo greift dabei viele zeitgemäße Themen auf, die eine abwechslungsreiche Sichtweise ermöglichen und eine unperfekte Frau zeigen, die eine Fassade aufrecht erhalten möchte. Der versprochene Humor zeigt sich nur dezent in den Dialogen. Julias zynische Art lockert den Roman aber entsprechend auf.

Fazit: Eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Familiengeschichte zum miterleben, mit nahbarer weiblicher Hauptfigur und umfassendem Charakterbild.

Veröffentlicht am 05.08.2024

Literatur, Liebe und das Leben

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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«Wir treffen uns im nächsten Kapitel» ist die herzerwärmende Liebesgeschichte von James und Erin, die einst beste Freunde waren, die um den selben Menschen trauern, die sich verloren haben, weil sie an ...

«Wir treffen uns im nächsten Kapitel» ist die herzerwärmende Liebesgeschichte von James und Erin, die einst beste Freunde waren, die um den selben Menschen trauern, die sich verloren haben, weil sie an der Vergangenheit festhalten, die sich noch immer lähmt. Beide wollen sich beruflich und privat selbst finden. Das Schicksal bringt sie mit einem Bücherschrank und der Leidenschaft fürs Lesen wieder zusammen - ohne, dass sie davon etwas ahnen, denn diese Liebe baucht dringend eine zweite Chance. Sie kennen sich in diesem kleinen privaten Buchclub nur als Kritzelqueen und Mystery Man, die Randkommentare in Bücher schreiben, die sie nacheinander lesen, bis sie sich in einem neuen Roman treffen. Dadurch entsteht ein ehrlicher, geistreicher und heilende Austausch, der immer persönlicher wird. Beide haben ihre Dramen und Schicksalsschläge in der Familie und Tessa Bickers gibt Einblicke, wie ihre Figuren damit umgehen, scheitern und daran wachsen. Dabei ist der Bücherschrank Ausgangspunkt großer Veränderung in mehreren Bereichen.

Im Verlauf des Romans habe ich mich gefragt, was James getan hat, dass die Freundschaft mit Erin und ihrer besten Freundin Bonnie zerbrach, und wie sie trotzdem ein Happy End bekommen. Die große Themenbandbreite, die sich rund um Bücher ansiedelt, erzählt lebensnah von Krankheit, Trauer, Schuldgefühlen, Entfremdung und Vergebung, während die Liebe wie ein hoffnungsvoller Leitstern durch den Roman führt. Ich mochte beide Figuren gern und mir hat diese Kommunikation über Bücher sehr gefallen. Besonders, als sie, mithilfe von Textstellen, über ihre Auffassungen von Liebe philosophieren, die sie nur aus Geschichten kennen. Das nahm im Verhältnis aber nur einen kleinen Rahmen des Romans ein, indem es hauptsächlich um die Verarbeitungen der Vergangenheit und Entwicklung der Figuren geht, und die Frage, ob sie zueinander finden.

Fazit: Angenehme und tiefgreifende Unterhaltung mit herzerwärmenden Momenten und sympathischen Figuren zum Abschalten.