Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2017

Von der Idee her toll, auch humorvoll aufgearbeitet, leider irgendwann selbst für Kinderversteher etwas viel Theo!

Theo
0

"Der Versuch einer abgasfreien Erziehung ist kläglich gescheitert.
Theo liebt Autos. ...Ohne Autos hätte das Leben für Theo keinen Sinn." Zitat Seite 104

Glattauer liefert mit seinem Buch eine literarische ...

"Der Versuch einer abgasfreien Erziehung ist kläglich gescheitert.
Theo liebt Autos. ...Ohne Autos hätte das Leben für Theo keinen Sinn." Zitat Seite 104

Glattauer liefert mit seinem Buch eine literarische Begleitung der Kindheit seines Neffen Theo. Mit einigen amüsanten und lebensnahen Beschreibungen zeigt er dessen Entwicklung, Erlebnisse, Sprachvermögen und Kindermund von Geburt an bis zum 14. Lebensjahr. Ein wenig erinnert mich das Ganze an den Film "Guck mal, wer da spricht".
Wer Kinder hat, findet hier viele Parallelen zum selbst Erlebten und freut sich über diese Einblicke ins fremde Kinderzimmer.

Die Anekdoten und Erlebnisse Theos haben mich sehr an die Kindheit meiner eigenen Kinder erinnert und ich musste häufig schmunzeln. Wie bei allen Kindern sind diese Bemerkungen witzig, werden aber sicher von den eigenen Angehörigen viel schöner gefunden als von Fremden.

Besonders amüsiert habe ich mich bei dem authentisch geschilderten Zoobesuch. Denn dort zeigt sich wie Theo und alle Kinder wirklich die Welt sehen. Es sind nicht die Seelöwen oder Flamingos, die für Kinder ins Blickfeld rücken. Es sind verlorene Handschuhe, Pfützen und Regenwürmer, die Kinder begeistern oder zumindest neugierig machen. Sie sehen das Naheliegende.

Glattauer zeigt auch, wie sein Neffe pädagogisch angeleitet wurde, natürlich nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. So sind Kinder nun einmal. Was in der Theorie super klingt, muss noch lange nicht klappen. Es scheitert häufig in der Praxis an Zeitnot, am Nervenkostüm der Eltern oder schlicht und einfach am bockigen Kind.

Witzig war auch Theo im Supermarkt. Mit Kindern kann man immer etwas erleben und sollte auf so manche Bemerkung à la "Kindermund tut Wahrheit kund" gefasst sein.

Theo ist ein interessiertes, neugieriges Kind wie Abertausende andere auch und so stellt er Fragen. Er fragt einmal, zweimal und nochmal. In solchen Fällen können Kinder eine unerhörte Ausdauer an den Tag legen, die eigentlich begeistern sollte, aber meistens für die Betroffenen auch nervig werden kann.


Glattauers Buch ist authentisch, liebenswürdig geschrieben und mit witzigen Aussprüchen angereichert, aber im Ganzen ist es dann doch zu viel des Guten.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Solider Durchschnitts-Krimi, der mit Infos über Wölfe punkten kann!

Wolfstanz
0


Försterin Julia Sommer, Sohn Florian und Oma Martha fühlen sich wohl im alten Forsthaus. Sie bilden eine harmonische und familiäre Wohngemeinschaft, die für alle von Vorteil ist. Dieses Privatleben sorgt ...


Försterin Julia Sommer, Sohn Florian und Oma Martha fühlen sich wohl im alten Forsthaus. Sie bilden eine harmonische und familiäre Wohngemeinschaft, die für alle von Vorteil ist. Dieses Privatleben sorgt für durchgängige Unterhaltung in diesem Buch, es gibt Veränderungen, auf die ich hier nicht eingehen möchte.
Als die Babysitterin tot im Wald gefunden wird, wird der gesichtete Wolf schnell als Verursacher abgestempelt.

Sehr gelungen schildert die Autorin Ursula Hahnenberg die dörfliche Gemeinschaft und deren aufkommende Angst vor dem Tier. Schnell werden hier sämtliche Vorurteile des "bösen Wolfs" aufgegriffen, die Angst geht um und die Jagd auf den Wolf beginnt. Es ist immer schwierig, wenn Große Beutegreifer durch menschliche Gebiete streifen.
Einerseits ist die Angst verständlich, denn der Kindergarten liegt nahe am Wald. Aber andererseits sind Wölfe eher scheue Tiere und meiden Menschen. Julia zieht Fachleute hinzu, um diesen Wolf näher zu erforschen. Ist er wirklich eine Gefahr und vergriff sich an Leonie?

Autorin Ursula Hahnenberg führt den Leser als studierte Forstwissenschaftlerin mitten in den Wald. Bei diesem Krimi finde ich besonders die eingestreuten Informationen über Wölfe interessant. Allerdings hätte da noch mehr Hintergrundwissen kommen können.

Der Krimi liest sich flüssig, die Dialoge wirken jedoch etwas hölzern und die Sprache ist recht einfach gehalten. Eine Art Tagebuch führt den Leser nebenbei in die Vergangenheit der Großmutter Martha. Schwierige Lebensumstände und schicksalshafte Wendungen zeigen Familiengeheimnisse auf, die sich mit dem aktuellen Geschehen inhaltlich verbinden. Wie diese beiden Handlungsstränge zueinander finden, sorgt für Abwechslung und macht einfach neugierig.
Zur Krimihandlung passend, steigert sich der Spannungsbogen bis zum Ende und wird durch die Nachforschungen zum Verhalten des Wolfes noch unterstützt.

Die Auflösung war für mich keine Überraschung, denn beim Täter hatte ich schon früh einen Verdacht, der sich dann auch bestätigt hat. Die Tatgründe erschienen mir nicht sehr überzeugend, aber das ist auch Ansichtssache.

Die Charaktere wirkten stimmig, sie hätten aber noch ausgereiftere Merkmale haben können. Julia Sommer war jedoch sehr gut gezeichnet. Sie ist ein Familienmensch und stets um ihren Sohn und ihre Großmutter bemüht und das merkt man sehr deutlich, dennoch ist sie mit als Hauptperson nicht unbedingt sympathisch.

Ein durchschnittlicher Krimi, der mit Informationen über Wölfe und den Umgang für lehrreiche und interessante Momente im Buch sorgt.
Ursula Hahnenberg zeigt in ihrem Krimi sehr anschaulich die Angst des Menschen vor Wölfen. Der "böse Wolf" ist seit jeher ein feststehender Begriff und schon sein Auftauchen birgt Gefahr. Doch erst die Gewöhnung an den Menschen lässt den Wolf zu einer Gefahr werden.

Ein solider Krimi, der ohne blutige Szenen auskommt und dennoch damit punktet, indem das Thema Wolf eingebunden wird.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Poolliegentauglich und unterhaltsam

Ein wunderbares Jahr
0

Dieser Roman führt ins sonnige Kalifornien, in die Weinanbaugebiete, die erst seit ungefähr 200 Jahren so existieren.
Mir hat der Roman die Augen geöffnet für die schwere Arbeit im Weinberg und das Risikio ...

Dieser Roman führt ins sonnige Kalifornien, in die Weinanbaugebiete, die erst seit ungefähr 200 Jahren so existieren.
Mir hat der Roman die Augen geöffnet für die schwere Arbeit im Weinberg und das Risikio von Missernten und auch einige neue Informationen zum Weinanbau habe ich hier sozusagen nebenbei gewonnen.

Gleich zu Beginn möchte ich feststellen, dass ich weder den Titel inhaltlich passend auf das Buch beziehen kann, noch sehe ich einen Sinn in der Coverabbildung der Weinbergpfirsiche. Wären hier reife, saftige Trauben nicht stimmiger gewesen? Ich hätte auch dann zum Buch gegriffen. Aber das möchte ich nicht in die Bewertung einfliessen lassen.

Mich hat der Roman locker und leicht unterhalten, auch wenn die Familiengeschichte eher Probleme birgt und der Grundton daher eher melancholisch wirkt. In der Familie hat jeder so seine Schwierigkeiten, die heile Familie gibt es schon lange nicht mehr. Die Eltern wollen sich trennen und den ökologisch geführten Weinberg, ihre gemeinsame große Aufgabe, verkaufen, außerdem haben die drei erwachsenen Kinder alle Beziehungsprobleme.

Auch wenn die Charaktere vielfältig geschildert sind, so erscheinen sie doch eher oberflächlich und kamen mir nicht sehr nahe. Die Brüder zerstritten, der Bräutigam unentschlossen, die Eltern unfähig, miteinander zu reden. Besonders die Protagonistin Giorgia, die ja als Anwältin über eine gewisse Reife verfügen sollte, kam mir mit ihrem impulsiven Verhalten eher unreif und kindisch vor. Sie möchte ihre Ehe retten, aber wahre Liebe wird hier nicht deutlich gezeigt. Ich hatte mir eigentlich mehr emotionale Szenen erhofft.

Bei der Lektüre habe ich die Weinkunde genossen, die Familiengeschichte interessiert verfolgt und ich hatte einige unterhaltsame Stunden am Pool. Ich wähnte mich im sonnigen Kalifornien statt im eigenen Urlaubsdomizil in Italien. Wein verbindet diese unterschiedlichen Welten!

Wer Familiengeschichten mag und in die Weingegend Kaliforniens eintauchen möchte, dem kann ich dieses Buch als Urlaubslektüre empfehlen.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Zu viele unübersichtliche Beziehungsverflechtungen machen das Lesen nicht gerade leicht und das schadet der Spannung!

Deichmord
0

Dieser Krimi führt wieder nach Stralsund und Umgebung und der regionale Aspekt wird vor allen Dingen in der Stimmung der Schauplätze am Meer und bei den kulinarischen Details aufgegriffen.

Die Idee mit ...

Dieser Krimi führt wieder nach Stralsund und Umgebung und der regionale Aspekt wird vor allen Dingen in der Stimmung der Schauplätze am Meer und bei den kulinarischen Details aufgegriffen.

Die Idee mit der Terrorwarnung hat mich sofort interessiert, diese Thematik ist extrem brisant und ich hatte gleich hohe Erwartungen an das Buch. Wie dann die Handlung mit diesem Thema verknüpft wurde, ist zwar raffiniert, aber doch eher unspektakulär zu nennen. Die Familiendramen der Nachwendezeit sind das eigentliche Thema.

Es geht mit den Ermittlungen zu sehr in die Vergangenheit, dazu müssen unzählige Personen befragt werden, das macht das Ganze doch eher mühselig nachzuverfolgen. Erst langsam erkennt man immer mehr Verbindungen unter den Befragten. Wer mit wem in Beziehung stand und welche weiteren Verflechtungen unter den Figuren bestehen, ist echt mühselig zu behalten. Dazu kommen noch die reichlich vorhandenen Ermittler, die allerdings im Anhang näher beschrieben werden. Auch wenn ich konzentriert gelesen habe, so fühlte ich mich teilweise wie in einem Ratespiel und dabei geht natürlich die Spannung doch sehr verloren. Für mich wirkten die Mordfälle eher mit zu vielen Verbindungen zusammenkonstruiert.


Leider konnte mich "Deichmord" nicht vollständig überzeugen. Auch fehlt mir der inhaltliche Bezug zum Titel völlig.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Der erste Band war um Längen besser

Tote Hunde beißen nicht
0

Nachdem mir der erste Band so toll gefallen hat, habe ich mich schon auf Bröhmann und seinen neuen Fall gefreut. Mit etwas Dialekt gewürzt, einigen lustigen Szenen und einem Kommissar, dessen Frau im Knast ...

Nachdem mir der erste Band so toll gefallen hat, habe ich mich schon auf Bröhmann und seinen neuen Fall gefreut. Mit etwas Dialekt gewürzt, einigen lustigen Szenen und einem Kommissar, dessen Frau im Knast sitzt, hatte ich hohe Erwartungen an das Buch.

Auch dieses Mal liest sich das Buch sehr humorvoll, man kann sich über die Bemerkungen von Bröhmanns Kindern amüsieren, der Vater ist wieder besserwisserisch wie man ihn kennt und es gibt auch einige unerwartete skurile Charaktere, die sehr schräge Ideen und Aktionen starten.
Doch leider ist die Krimihandlung äußerst dürftig, es geht vor lauter Nebensächlichkeiten doch die Spannung flöten.

Mir gefällt Bröhmann trotz seiner doch recht unfähigen polizeilichen Ermittlungserfolge, denn er ist einfach ein lieber Kerl und macht es sich mit der Erziehung seiner Kinder nicht leicht und versucht ihnen die Mutter zu ersetzen. Auch seine Angst um seinen verschwundenen Vater ist spürbar, er ist eben ein echter Familienmensch.

Was Dietrich Faber hier allerdings an Nebenfiguren so anbietet, ist schon eher Klamauk zu nennen. Hier überbieten sich die Charaktere fast an schrullenhaftem Verhalten und ich finde sie recht überzeichnet.

Was mich aber am meisten stört, ist die Tatsache, das hier ein Mobbing-Opfer auch noch als Prügelknabe der Polizei herhalten musste und am Ende auch einige Fragen offen geblieben sind.
Ich habe das Buch sehr unterhaltsam gefunden, hätte mir aber mehr Krimitiefgang gewünscht.