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Veröffentlicht am 06.11.2017

Gemächliche Ermittlung vor schöner Ostseeatmosphäre, dafür humorvoll ausgearbeitet.

Fisch und fertig
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"Natürlich hatte es einen Höllenärger gegeben. Der Reiseleiter hatte getobt wie Rumpelstilzchen auf Droge, während die Diebin bleich wie ein Grottenolm in sich zusammengesackt war." Zitat Seite 160

Nachdem ...

"Natürlich hatte es einen Höllenärger gegeben. Der Reiseleiter hatte getobt wie Rumpelstilzchen auf Droge, während die Diebin bleich wie ein Grottenolm in sich zusammengesackt war." Zitat Seite 160

Nachdem ich gerade den vierten Band dieser Krimireihe gelesen habe, waren mir die Personen inzwischen sehr vertraut. Es ist jedoch ein eigenständiger Band, für Neueinsteiger werden die personellen Verknüpfungen im Buch gut deutlich.

Wieder sind es die humorvoll bissigen Sprüche und die lockeren Wortspiele, die mir gut gefallen haben. Auch wenn ich die sehr gemächliche Ermittlung der Detektivin als zu kostenintensiv ansehe, so steht doch das Zwischenmenschliche eher im Fokus der Handlung. Miss Private Eye Hanna Hemlokk ist schon etwas speziell, aber sehr sympathisch. Auch ihre Schildkröten sorgen wieder für unterhaltsame Neuigkeiten.

Hanna Hemlokk ist nicht gerade eine Ermittlerin, die man auf gefährliche Fälle ansetzen würde. Sie beschäftigt sich auch eher mit kleinen Delikten. Doch mit diesem Todesfall geht sie sogar auf Mörderjagd. Dabei hat sie schon so ihre eigenen, etwas speziellen Methoden, bei denen man als Leser die Augen verdreht und auf guten Erfolg hofft. Ihre Internetrecherche hätte jedes Kind mit PC ebenso erledigen können. Auch schiebt sie ihre Nachforschungen immer wieder auf und verfängt sich in Nebensächlichkeiten oder geht erstmal einer Mahlzeit nach. Doch am Ende findet sie des Rätsels Lösung und enttarnt den Täter. Ein wenig Glück und Mithilfe ihrer Freunde ist da auf jeden Fall hilfreich.

Deswegen ist die Ermittlung auch eher unspektakulär und schon fast nebengleisig. Die Handlung führt durch die schöne Gegend nahe der Ostsee und zeigt die Essleidenschaft der Protagonistin. Dorsch, Aal und Maräne sind die schmackhaften Ergebnisse der Küstennähe und auch sonst ist der Tisch bei Hanna immer reich gedeckt. Das wissen auch ihre Freunde, die ebenso nette Typen sind und genauso zur Beschaulichkeit der Situation beitragen.

Einige Szenen erschienen mir etwas langatmig, die Spannung ist nicht sehr ausgeprägt, doch bei dieser Reihe darf das den Leser nicht stören.

"Fisch und fertig" hat mich humorvoll unterhalten und daher vergebe ich gute 3 Sterne. Für eine Strandkorblektüre an der See eine geeignete Lektüre, die Appetit auf diverse Fischgerichte macht.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Interessantes Debüt: wild, jung und exzessiv, aber ein bittersüßer Nachgeschmack bleibt.

Sweetbitter
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"Bei Geschmack, sagte Chef, geht es immer um Ausgewogenheit.Das Saure, das Salzige, das Süße, das Bittere. Deine Zunge verfügt jetzt über die entsprechenden Codes." Zitat Seite 25

In "Sweetbitter" verarbeitet ...

"Bei Geschmack, sagte Chef, geht es immer um Ausgewogenheit.Das Saure, das Salzige, das Süße, das Bittere. Deine Zunge verfügt jetzt über die entsprechenden Codes." Zitat Seite 25

In "Sweetbitter" verarbeitet Stephanie Danler ihre eigenen Lebenserfahrungen aus der Welt der Gastronomie. Sie führt dem Leser vor Augen, welch rauer Ton in dieser Branche herrscht und wie hart der Job als Kellnerin ist. Gleichzeitig zeigt sie wie Essen in feinen Restaurants zelebriert wird, die Nahrungsaufnahme wird zum Genuss erhoben. Mit ihren köstlich beschriebenen kulinarischen Genüssen schärft sie die Sinne des Geschmacks und erklärt die unterschiedlichen Wirkungen auf die Geschmacksknospen und gibt Einblicke in edle Weine und Servierkunde.
Denn als Gast möchte man verwöhnt werden, dazu gehört neben einem guten Essen mit passenden Weinen auch ein angenehmer Service.

"Die Gastfreundschaft schien ihnen angeboren zu sein. Die Bedürfnisse anderer hatten Vorrang, ihr Service war mehr als bloße Illusion, er ist ein wahrhaftiger Ausdruck von Empathie. Allein für dieses Gefühl, für das Gefühl, dass man sich um sie kümmerte, kamen die Leute immer wieder. " Zitat Seite 130

Tess möchte New York erleben, doch sie ist mittellos und braucht als erstes einen Job. Als Hilfskellnerin taucht sie in die Gastro-Szene ein und gibt sich den Verführungen der Großstadt hin. Sie ist eine Unschuld vom Lande und vieles ist für sie neu, doch sie probiert alle sich ihr bietenden Verlockungen aus: Alkohol, Sex und Drogen. Sie nimmt alles mit. Zu ihren Kollegen, der Kellnerin Simone und Barkeeper Jake, hat sie ein besonderes Verhältnis.

Der Autorin nimmt man ihre persönliche Hommage an den Genuss anhand ihrer bildhaften Darstellung der Austern, Gerichte und Weine authentisch ab. Man merkt ihr diesbezüglich ihr Wissen an und taucht in diese Szene der Edel-Restaurants mit ein. Ich habe die Geschmacksexplosionen von Süß, Sauer, Bitter und Salzig gut mitempfinden können und sie genossen.

So wunderbar die Genussdetails auch auf mich gewirkt haben, das wilde, exzessive Leben der Mitarbeiter konnte mich nicht mitreissen. Ständig war die berufliche Belastung an ihrer Höchstgrenze, Tess hat scheinbar kaum Freizeit und wenn, erlebt sie die im Rausch oder auf Drogen. Ich konnte mich nicht so sehr in sie hinein versetzen, sie blieb mir fremd und auch ihre Beziehung zu Jake entwickelt sich seltsam und reichlich oberflächlich. In diesem Jahr in New York scheint sich Tess nicht sehr viel weiter entwickelt zu haben, sie erlebt, sie geniesst, sie leidet und am Ende ist man froh, dass sie ihre Drogeneskapaden auch überlebt.

Mir erscheint dieser Roman wie ein Blick vor und hinter die Kulissen der Gastronomie. Der zahlende Gast geniesst seinen geregelten Tagesablauf mit einem guten Essen, die dienstbaren Geister leben allerdings mit ihren späten Arbeitszeiten eher neben der Normalität.


Da mich die Handlung nicht ganz überzeugen konnte, bleibt mit diesem Debüt ein bittersüßer Nachgeschmack. Es ist dennoch ein interessantes Buch, dem man die wilde Lust auf das Leben anmerken kann.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Von der Idee her toll, auch humorvoll aufgearbeitet, leider irgendwann selbst für Kinderversteher etwas viel Theo!

Theo
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"Der Versuch einer abgasfreien Erziehung ist kläglich gescheitert.
Theo liebt Autos. ...Ohne Autos hätte das Leben für Theo keinen Sinn." Zitat Seite 104

Glattauer liefert mit seinem Buch eine literarische ...

"Der Versuch einer abgasfreien Erziehung ist kläglich gescheitert.
Theo liebt Autos. ...Ohne Autos hätte das Leben für Theo keinen Sinn." Zitat Seite 104

Glattauer liefert mit seinem Buch eine literarische Begleitung der Kindheit seines Neffen Theo. Mit einigen amüsanten und lebensnahen Beschreibungen zeigt er dessen Entwicklung, Erlebnisse, Sprachvermögen und Kindermund von Geburt an bis zum 14. Lebensjahr. Ein wenig erinnert mich das Ganze an den Film "Guck mal, wer da spricht".
Wer Kinder hat, findet hier viele Parallelen zum selbst Erlebten und freut sich über diese Einblicke ins fremde Kinderzimmer.

Die Anekdoten und Erlebnisse Theos haben mich sehr an die Kindheit meiner eigenen Kinder erinnert und ich musste häufig schmunzeln. Wie bei allen Kindern sind diese Bemerkungen witzig, werden aber sicher von den eigenen Angehörigen viel schöner gefunden als von Fremden.

Besonders amüsiert habe ich mich bei dem authentisch geschilderten Zoobesuch. Denn dort zeigt sich wie Theo und alle Kinder wirklich die Welt sehen. Es sind nicht die Seelöwen oder Flamingos, die für Kinder ins Blickfeld rücken. Es sind verlorene Handschuhe, Pfützen und Regenwürmer, die Kinder begeistern oder zumindest neugierig machen. Sie sehen das Naheliegende.

Glattauer zeigt auch, wie sein Neffe pädagogisch angeleitet wurde, natürlich nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. So sind Kinder nun einmal. Was in der Theorie super klingt, muss noch lange nicht klappen. Es scheitert häufig in der Praxis an Zeitnot, am Nervenkostüm der Eltern oder schlicht und einfach am bockigen Kind.

Witzig war auch Theo im Supermarkt. Mit Kindern kann man immer etwas erleben und sollte auf so manche Bemerkung à la "Kindermund tut Wahrheit kund" gefasst sein.

Theo ist ein interessiertes, neugieriges Kind wie Abertausende andere auch und so stellt er Fragen. Er fragt einmal, zweimal und nochmal. In solchen Fällen können Kinder eine unerhörte Ausdauer an den Tag legen, die eigentlich begeistern sollte, aber meistens für die Betroffenen auch nervig werden kann.


Glattauers Buch ist authentisch, liebenswürdig geschrieben und mit witzigen Aussprüchen angereichert, aber im Ganzen ist es dann doch zu viel des Guten.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Solider Durchschnitts-Krimi, der mit Infos über Wölfe punkten kann!

Wolfstanz
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Försterin Julia Sommer, Sohn Florian und Oma Martha fühlen sich wohl im alten Forsthaus. Sie bilden eine harmonische und familiäre Wohngemeinschaft, die für alle von Vorteil ist. Dieses Privatleben sorgt ...


Försterin Julia Sommer, Sohn Florian und Oma Martha fühlen sich wohl im alten Forsthaus. Sie bilden eine harmonische und familiäre Wohngemeinschaft, die für alle von Vorteil ist. Dieses Privatleben sorgt für durchgängige Unterhaltung in diesem Buch, es gibt Veränderungen, auf die ich hier nicht eingehen möchte.
Als die Babysitterin tot im Wald gefunden wird, wird der gesichtete Wolf schnell als Verursacher abgestempelt.

Sehr gelungen schildert die Autorin Ursula Hahnenberg die dörfliche Gemeinschaft und deren aufkommende Angst vor dem Tier. Schnell werden hier sämtliche Vorurteile des "bösen Wolfs" aufgegriffen, die Angst geht um und die Jagd auf den Wolf beginnt. Es ist immer schwierig, wenn Große Beutegreifer durch menschliche Gebiete streifen.
Einerseits ist die Angst verständlich, denn der Kindergarten liegt nahe am Wald. Aber andererseits sind Wölfe eher scheue Tiere und meiden Menschen. Julia zieht Fachleute hinzu, um diesen Wolf näher zu erforschen. Ist er wirklich eine Gefahr und vergriff sich an Leonie?

Autorin Ursula Hahnenberg führt den Leser als studierte Forstwissenschaftlerin mitten in den Wald. Bei diesem Krimi finde ich besonders die eingestreuten Informationen über Wölfe interessant. Allerdings hätte da noch mehr Hintergrundwissen kommen können.

Der Krimi liest sich flüssig, die Dialoge wirken jedoch etwas hölzern und die Sprache ist recht einfach gehalten. Eine Art Tagebuch führt den Leser nebenbei in die Vergangenheit der Großmutter Martha. Schwierige Lebensumstände und schicksalshafte Wendungen zeigen Familiengeheimnisse auf, die sich mit dem aktuellen Geschehen inhaltlich verbinden. Wie diese beiden Handlungsstränge zueinander finden, sorgt für Abwechslung und macht einfach neugierig.
Zur Krimihandlung passend, steigert sich der Spannungsbogen bis zum Ende und wird durch die Nachforschungen zum Verhalten des Wolfes noch unterstützt.

Die Auflösung war für mich keine Überraschung, denn beim Täter hatte ich schon früh einen Verdacht, der sich dann auch bestätigt hat. Die Tatgründe erschienen mir nicht sehr überzeugend, aber das ist auch Ansichtssache.

Die Charaktere wirkten stimmig, sie hätten aber noch ausgereiftere Merkmale haben können. Julia Sommer war jedoch sehr gut gezeichnet. Sie ist ein Familienmensch und stets um ihren Sohn und ihre Großmutter bemüht und das merkt man sehr deutlich, dennoch ist sie mit als Hauptperson nicht unbedingt sympathisch.

Ein durchschnittlicher Krimi, der mit Informationen über Wölfe und den Umgang für lehrreiche und interessante Momente im Buch sorgt.
Ursula Hahnenberg zeigt in ihrem Krimi sehr anschaulich die Angst des Menschen vor Wölfen. Der "böse Wolf" ist seit jeher ein feststehender Begriff und schon sein Auftauchen birgt Gefahr. Doch erst die Gewöhnung an den Menschen lässt den Wolf zu einer Gefahr werden.

Ein solider Krimi, der ohne blutige Szenen auskommt und dennoch damit punktet, indem das Thema Wolf eingebunden wird.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Poolliegentauglich und unterhaltsam

Ein wunderbares Jahr
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Dieser Roman führt ins sonnige Kalifornien, in die Weinanbaugebiete, die erst seit ungefähr 200 Jahren so existieren.
Mir hat der Roman die Augen geöffnet für die schwere Arbeit im Weinberg und das Risikio ...

Dieser Roman führt ins sonnige Kalifornien, in die Weinanbaugebiete, die erst seit ungefähr 200 Jahren so existieren.
Mir hat der Roman die Augen geöffnet für die schwere Arbeit im Weinberg und das Risikio von Missernten und auch einige neue Informationen zum Weinanbau habe ich hier sozusagen nebenbei gewonnen.

Gleich zu Beginn möchte ich feststellen, dass ich weder den Titel inhaltlich passend auf das Buch beziehen kann, noch sehe ich einen Sinn in der Coverabbildung der Weinbergpfirsiche. Wären hier reife, saftige Trauben nicht stimmiger gewesen? Ich hätte auch dann zum Buch gegriffen. Aber das möchte ich nicht in die Bewertung einfliessen lassen.

Mich hat der Roman locker und leicht unterhalten, auch wenn die Familiengeschichte eher Probleme birgt und der Grundton daher eher melancholisch wirkt. In der Familie hat jeder so seine Schwierigkeiten, die heile Familie gibt es schon lange nicht mehr. Die Eltern wollen sich trennen und den ökologisch geführten Weinberg, ihre gemeinsame große Aufgabe, verkaufen, außerdem haben die drei erwachsenen Kinder alle Beziehungsprobleme.

Auch wenn die Charaktere vielfältig geschildert sind, so erscheinen sie doch eher oberflächlich und kamen mir nicht sehr nahe. Die Brüder zerstritten, der Bräutigam unentschlossen, die Eltern unfähig, miteinander zu reden. Besonders die Protagonistin Giorgia, die ja als Anwältin über eine gewisse Reife verfügen sollte, kam mir mit ihrem impulsiven Verhalten eher unreif und kindisch vor. Sie möchte ihre Ehe retten, aber wahre Liebe wird hier nicht deutlich gezeigt. Ich hatte mir eigentlich mehr emotionale Szenen erhofft.

Bei der Lektüre habe ich die Weinkunde genossen, die Familiengeschichte interessiert verfolgt und ich hatte einige unterhaltsame Stunden am Pool. Ich wähnte mich im sonnigen Kalifornien statt im eigenen Urlaubsdomizil in Italien. Wein verbindet diese unterschiedlichen Welten!

Wer Familiengeschichten mag und in die Weingegend Kaliforniens eintauchen möchte, dem kann ich dieses Buch als Urlaubslektüre empfehlen.