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Veröffentlicht am 07.08.2024

Tarantino als Autor - ein Genuss

Es war einmal in Hollywood
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Als Fan von Quentin Tarantinos Filmen musste ich den Roman einfach lesen! Der Film Once upon in Hollywood ist einer meiner Lieblingsfilme von Tarantino und daher war ich richtig gespannt auf das Buch. ...

Als Fan von Quentin Tarantinos Filmen musste ich den Roman einfach lesen! Der Film Once upon in Hollywood ist einer meiner Lieblingsfilme von Tarantino und daher war ich richtig gespannt auf das Buch.
Zunächst einmal - es ist nicht der Film in Romanform und das ist auch sehr gut so. Einige Szenen sind praktisch genauso wie im Film vorhanden und die Figuren sind natürlich auch dieselben, weswegen ich sehr viele Bilder beim Lesen im Kopf hatte.
Aber der Handlungsstrang ist ein anderer, ebenso der Schwerpunkt der Geschichte - Szenen des Films entfallen, dafür gibt es andere im Buch.
Besonders gut gefallen hat mir auf jeden Fall die Figur des Cliff Booth. Im Film von Brad Pitt herausragend gespielt, wie ich finde, ist er im Roman ebenfalls wortkarg und mysteriös und auf jeden Fall sehr cool, aber wir erfahren viel mehr über seine (teilweise sehr dunkle!) Vergangenheit und dadurch wird er viel greifbarer - und ehrlich gesagt, noch viel cooler, denn die Bad Boys sind und bleiben die, die unsere Herzen erobern.
Rick Dalton, im Film verkörpert von Leonardo DiCaprio, ist im Buch wie im Film eigentlich die Hauptperson der Geschichte und wird in beiden Medien faszinierend gespiegelt durch seinen Buddy Cliff. Wo Cliff cool ist, ist Rick weinerlich und irgendwie bemitleidenswert - ein Mann auf dem absteigenden Ast seiner Karriere, dem klar wird, dass er dafür bezahlt wurde, das zu tun, was er als Kind freiwillig getan hat - einen Cowboy zu spielen. Ausgestattet mit einer im Jahr 1969 nicht mehr zeitgemäßen Haartolle, bleiben die Hauptrollen aus und er hat die Wahl, den Widersacher des Helden zu spielen (statt wie früher den Helden selbst) und am Ende des Films oder der Serienfolge immer verprügelt zu werden und den Filmtod zu sterben, oder in Italien "Spaghetti-Western" zu drehen.
Mehrere Kapitel des Buches drehen sich (Wortwitz ) um den Film, den Rick Dalton auch im Film dreht, in dem er optisch stark verändert mal wieder den Bösen spielt, das aber wirklich hervorragend macht.
Auch Sharon Tate und Roman Polanski kommen vor, sowie - natürlich - die Family von Charlie Manson und er selbst und einige der Szenen auf der verlassenen Filmranch.
Ich muss sagen, ich habe den Roman wirklich genossen. Tarantino schreibt so, wie ich mir das als Fan seiner Filme vorgestellt habe - er spickt den Text mit Zitaten und filmischen Wissen, dass einem schwindelig werden kann. Sein Wissen muss unfassbar groß sein und man merkt, wie sehr er es liebt, was er beschreibt. Genau wie der Film eine Liebeserklärung an Hollywood und die Zeit ist, in der er spielt, ist es auch das Buch und noch mehr.
Ich denke, auch wenn man den Film nicht gesehen hat (aber ich verstehe nicht, wieso man den Film nicht gesehen haben kann?!), kann das Buch sehr unterhalten. Wenn man den Film kennt, ist es eine berauschende Erweiterung und die Bilder entstehen ganz von selbst wieder vor dem geistigen Auge.
Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein Buch wie ein Musikalbum

Becks letzter Sommer
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Mir fehlte von Benedict Wells nur noch Becks letzter Sommer, alle anderen hatte ich bereits gelesen.
Wie alle seine Bücher hat mich auch Beck verzaubert und ich habe die Lektüre sehr genossen.
Die Protagonisten ...

Mir fehlte von Benedict Wells nur noch Becks letzter Sommer, alle anderen hatte ich bereits gelesen.
Wie alle seine Bücher hat mich auch Beck verzaubert und ich habe die Lektüre sehr genossen.
Die Protagonisten sind wirklich Originale, die alle ihre Päckchen zu tragen haben. Die Geschichte ist streckenweise skurril und auch surreal - aber sehr lesbar und wirklich gut strukturiert, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie ursprünglich mehr als 3mal so lang war gemäß Nachwort des Autoren. Die Teile sind wie ein Musikalbum betitelt mit A und B Seite und Songnamen, sowie Intro, Outro usw. Das passt sehr gut zu dem Thema des Buches, spiegelt aber auch die Liebe des Autoren zu Musik wider.
Es gab einige Szenen, die ich als Frau und Mutter nicht gern mochte - der titelgebende Robert Beck ist Lehrer und hat Phantasien zu einer Schülerin. Das wollte ich unbedingt negativ in meiner Rezension vermerken - aber da habe ich nicht mit Benedict Wells gerechnet. Er lässt das Buch ab etwa der Mitte wirken, als würde der Autor, also er, "Ben", Beck kennen und ihn interviewt haben, um seine Geschichte zu erzählen. Als er ihm sein Manuskript vorlegt, beschwert sich dann "Beck" genau über diese Szenen und weiterer stilistischer Probleme, die ihm als Deutschlehrer auffallen würden.
Das macht einen hohen Reiz für mich aus und ich habe dann gegoogelt, um herauszufinden, ob das Buch nicht vielleicht doch autobiographisch war...?
In der Geschichte werden anhand des manchmal rasanten Handlungsstranges viele Themen behandelt, die wichtig und ernst sind, und Beck ist ein Protagonist, wie Wells sie oft beschreibt - ein bisschen ein Loser, ein Hoffnungsloser, aber auf jeden Fall einer, mit dem man fühlt und der auch ... fühlt.
Ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und bedanke mich bei meiner ältesten Tochter fürs Ausleihen - wir werden uns Benedict Wells auf jeden Fall mal live anschauen! Versprochen!!!

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Besondere Lektüre - wirklich kein mainstream!

Freak Sisters
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Freak Sisters handelt vor allem von 2 jungen Mädchen, Rebecca und Judith. Schon ihre Geburt ist seltsam, ihre Kindheit verbringen sie isoliert von Gleichaltrigen, Freunden oder Familie bei ihren Eltern ...

Freak Sisters handelt vor allem von 2 jungen Mädchen, Rebecca und Judith. Schon ihre Geburt ist seltsam, ihre Kindheit verbringen sie isoliert von Gleichaltrigen, Freunden oder Familie bei ihren Eltern auf dem Land, besuchen keine Schule und werden zuhause unterrichtet. Als sich die Möglichkeit ergibt, zu entkommen, ergreifen sie diese und machen sich auf den Weg nach Rom - denn sie glauben, dass sie dort mit dem Latein, das ihre Mutter ihnen beigebracht hat, weiterkommen. Wie weit sie wirklich kommen, wo und bei wem sie stranden und was sie dort alles erleben, lernen und erfahren, liest sich wirklich wie ein Sog.
Mir gefielen vor allem die Personen im Buch - sie sind sehr skurril und besonders und ich habe die beiden Mädchen ins Herz geschlossen.
Christine Sterly-Paulsen hat eine für mich fremde Welt entstehen lassen und ich war und bin verzaubert von den Ideen und der Geschichte der Mädchen bis hin zum offenen Ende.
Leseempfehlung für alle, die gerne mal "etwas anderes" lesen wollen - und wenn man ein bisschen Latein gelernt hat, ist es ein Vorteil beim Lesen des Buches

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Taylor Swift als Little People - bezaubernd!

Taylor Swift
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Ich mag die Little People Reihe sehr - die Illustrationen sind wirklich sehr liebevoll gemacht und die Geschichten zwar für sehr junge Leser geschrieben, aber immer auf den Punkt.
Als Fan von Taylor Swift ...

Ich mag die Little People Reihe sehr - die Illustrationen sind wirklich sehr liebevoll gemacht und die Geschichten zwar für sehr junge Leser geschrieben, aber immer auf den Punkt.
Als Fan von Taylor Swift wollte ich unbedingt die Taylor Swift Ausgabe haben und bin nicht enttäuscht worden. Am Ende des Buches sind dann sogar noch richtige Fotos von Taylor Swift abgebildet - wirklich sehr liebevoll und detailbegeistert gestaltet!

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Frauenliteratur aus 1895 - berührend und erschütternd

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
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Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert ...

Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert wird (und ich liebe die Bridgerton Reihe wirklich!) muss sich die junge Agathe ebenfalls als Debütantin in eine Gesellschaft einführen lassen und nach einem Ehemann suchen.
Agatha, Tochter aus gutem Hause, ist aber eine junge Frau, die nicht in ihre Zeit passt. Schon als Kind und später als heranwachsendes Mädchen, Backfisch, wie das damals hieß, fügt sie sich nur schwer in Gruppen ein. Zunächst will sie nicht heiraten und hegt eine schon fast fanatische Begeisterung für die Religion. Wenn sie anfängt, sich weiter zu bilden oder Interessen zu haben, die ihr Denken herausfordern und ihr Spaß machen, wird das unterbunden. Eine Vernunftehe schließlich bleibt ihr verwehrt, weil ihre Mitgift vom Bruder verspielt wurde. Und so setzt sich Enttäuschung auf Enttäuschung und Agathes Geschichte nimmt einen immer schlimmeren Verlauf. Wie der Untertitel des Buches schon sagt - Leidensgeschichte eines Mädchens.

Wenn man sich mit der Sprache angefreundet hat (mir fiel das recht leicht, ich mag es, diese Art von Texten zu lesen), wird man mit einem wirklich besonderen Buch belohnt. Die Charaktere sind alle für sich nachdenkenswert und vor allem Agathes Schicksal hat mich am Ende des Buches mehr als berührt.

Ein wirklich besonderes und sehr empfehlenswertes Buch und wie es auch im Nachwort heißt, ein Werk, das "in keine Schublade passt und den ganzen Widersinn des letztlich diskriminierenden Begriffs Frauenliteratur aufzeigt"!

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