zwischen die Fronten geraten
Tode, die wir sterbenDas Buch beginnt damit, dass die Lebenssituation von Jon und Svea beleuchtet wird. Hier spielt der Fall noch keine Rolle. Den Protagonisten wird Raum gegeben und wir können sie und ihren Hintergrund besser ...
Das Buch beginnt damit, dass die Lebenssituation von Jon und Svea beleuchtet wird. Hier spielt der Fall noch keine Rolle. Den Protagonisten wird Raum gegeben und wir können sie und ihren Hintergrund besser kennenlernen. Die beiden Ermittler sind keine reinen Sympathieträger. Sie sind mit Ecken und Kanten und realen Charakterzügen ausgestattet. Stecken in einer schwierigen Lebensphase und haben ihre eigene Motivation den Fall zu lösen. Da sie von ihrem Wesen sehr unterschiedlich sind und ad hoc zusammengewürfelt wurden, ruckelt es gerade zu Beginn ordentlich. Umso interessanter ist es zu lesen, wie sie als Team zusammenwachsen.
Der Fall entwickelt sich Stück für Stück. Am Anfang scheint klar, dass es zu einer Schießerei zwischen Bandenmitgliedern im Drogenmilieu gekommen ist. Doch je tiefer Jon und Svea graben, umso klarer wird, dass es so einfach nicht ist. Das Netz und die Verstrickungen werden immer größer. Die Handlungsstränge und Ermittlungsansätze immer mehr. Und trotzdem wirkt das Buch nicht überfrachtet. Es ist logisch aufgebaut, nachvollziehbar erzählt und geht nicht zu schnell. Ich wurde als Leser zu jeder Zeit abgeholt und fühlte mich auf dem aktuellen Kenntnisstand.
Bei der Schießerei kam der 13-jährige Rashid ums Leben. Er war nicht das Ziel, sondern „zur falschen Zeit am falschen Ort“. Dies wird von den Autoren nicht so stehen gelassen. Er bekommt ein Gesicht. Eine Geschichte. Wir erfahren wie sein Leben geprägt und warum er vor Ort war. Sein Hintergrund wirkt überaus authentisch, real und tragisch. Und ist umso ergreifender, da sich sein Leben im Problembezirk Hermodsdal abspielt. So transportiert das Buch nicht nur Spannung, sondern auch Emotionen.
Abseits des eigentlichen Falles werden verschiedene Themen angesprochen. Manch einer mag es überfrachtet finden, für mich war es bereichernd. Themen wir alleinerziehende Eltern, Alltagsrassismus oder Polizeigewalt werden nicht diskutiert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, sondern nur durch eine Situation beschrieben. So bekam das Buch mehr Tiefgang.
Der Schreibstiel ist ruhig, getragen und eindringlich. In wechselnden Perspektiven werden die Ermittlungen vorangetrieben. Parallel stattfindende Ereignisse erhöhen das Tempo. Private Entwicklungen finden Erwähnung, drängen sich aber nicht in den Vordergrund.
Fazit: angenehme Kapitellänge, kernige Ermittler, spannender, vielfältiger und komplexer Fall vor realistischem Setting im Brennpunktviertel von Malmö. Einfach eine gelungene Ermittlung.