Bissle anders als erwartet
Bissle Spätzle, Habibi?Von 'Bissle Spätzle, Habibi' hatte ich bissle was anderes erwartet. Das bunte Cover, die Illustration und das mit Liebe gestaltete Buch (z.B. ist im hinteren Umschlag eine kleine Biografie jedes Hauptcharakters) ...
Von 'Bissle Spätzle, Habibi' hatte ich bissle was anderes erwartet. Das bunte Cover, die Illustration und das mit Liebe gestaltete Buch (z.B. ist im hinteren Umschlag eine kleine Biografie jedes Hauptcharakters) versprechen lustiges. Erwartet habe ich eine lustig-leichte interkulturelle Lovestory. Bekommen habe ich wesentlich mehr Tiefe, Herz und Denkanstöße.
Abla Alaoui lässt die Leser:innen Fliege an der Wand spielen und wirft einen durch ihren Schreibstil mitten in die Gefühlswelt ihrer Protagonistin Amaya. Was es persönlich in der Familie und mit Außenstehenden heißt, in Deutschland einen Migrationshintergrund zu haben, schält sie wie eine Zwiebel immer weiter auf. Die Rückblenden in Amayas Vergangenheit machen deutlich, warum sie handelt wie sie es tut und tragen somit die Handlung, die eigentlich vorhersehbar ist. Aber dadurch stört das gar nicht, man entwickelt tiefe Gefühle für die Charaktere. Wie hier über Kultur gesprochen wird ist tief berührend und kann viele Vorurteile brechen denke ich. In ihre Geschichte hat Abla sehr viele Beschreibungen von Hamburg eingefügt, die sehr genau sind. Ich habe selbst in HH gewohnt und kenne deshalb alle angesprochen Orte und kann mir so das Setting besser vorstellen. Wenn man sich in Hamburg allerdings nicht auskennt, Stelle ich mir das etwas anstrengend vor.
Zu den Charakteren: So viele likable Charaktere hatte ich lange nicht mehr in einem Buch. Amaya ist von tollen Menschen umgeben, die genauso plastisch gezeichnet wurden wie sie selbst. Man wünscht sich fast schon, sie im eigenen Leben zu kennen. Vor allem Clara als beste Freundin hat es mir da angetan. Sie unterstützt nicht nur Amaya, sondern hat auch eine respektvolle Beziehung zu deren Eltern, die sehr realistisch scheint. Auch die Beziehung zwischen ihr und Daniel fühlt sich für einen Liebesroman sehr echt und realistisch an. Erst ab der Mitte habe ich mich kurz gefragt, ob sie Autorin nicht ein bisschen zu sehr auf Amayas Zerrissenheit herumreitet, das hat sich aber auch schnell wieder gelegt.
Ein Buch was mir sehr gut gefallen hat und das ich allen empfehle, die interkulturelle Beziehungen in ihrem Leben kennen oder einfach Mal in eine andere Gedankenwelt abtauchen wollen.