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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2023

Schade, leider nicht ganz gelungen

Der geheime Garten
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Der Kinderbuchklassiker „Der geheime Garten“ von Frances Hodgson Burnett ist zurecht eines der beliebtesten Kinderbücher der Welt. Ich finde es toll, dass mit diesem Bilderbuch auch 4-Jährige bereits an ...

Der Kinderbuchklassiker „Der geheime Garten“ von Frances Hodgson Burnett ist zurecht eines der beliebtesten Kinderbücher der Welt. Ich finde es toll, dass mit diesem Bilderbuch auch 4-Jährige bereits an diese bezaubernde Geschichte herangeführt werden sollen, doch leider bleibt von dieser letztlich nur noch wenig übrig.

Das kleine, überaus verzogene Mädchen Mary findet als Waise Unterschlupf im Haus ihres Onkels. Dort muss sie sich aus Mangel an Alternativen in und mit der Natur beschäftigen. Auf ihren Streifzügen entdeckt sie einen überwucherten Garten. Bei ihrem Vorhaben, diesen wieder zum Erblühen zu bringen, bildet sie eine tiefe Freundschaft zu Dickon und ihrem Cousin Colin. Und auch die Kinder selbst erstrahlen und verändern sich charakterlich zum Positiven.

Bei der vorliegenden Version handelt es sich allenfalls um eine sehr grobe Zusammenfassung der ursprünglichen Geschichte. Die Charaktere bleiben blass und distanziert. Man kann aufgrund der nüchternen Sprache nur schwer eine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen oder ihre Motivation und Entwicklung nachvollziehen. Dafür fehlen ganz einfach zu viele wichtige Details, sodass das Ganze doch sehr abgehackt und wenig zusammenhängend wirkt. Sehr schade!

Auch wenn der Text mich nicht überzeugen konnte, die Bilder selbst sind jedoch bezaubernd und versuchen, all das wiedergutzumachen, was der stark gekürzten Übersetzung nicht gelingt. Die großformatigen Illustrationen bringen die einzelnen Charaktere toll zur Geltung und zeigen das Erblühen des Gartens in eindrucksvoller Intensität.

An sich handelt es sich bei dem Buch „Der geheime Garten“ um einen tollen Klassiker. Um aber die Geschichte auch für 4-Jährige wirklich lebendig werden zu lassen, reicht meines Erachtens der hier angebotene Text nicht aus. Wenn man aber keine Probleme damit hat, die Lücken im Erzählfluss selbst zu schließen, findet man in den sehr schönen Illustrationen eine ansprechende Unterstützung.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Verschenktes Potenzial

Der kleine Wal und der schönste Ort der Welt
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Das Buch „Der kleine Wal und der schönste Ort der Welt“ konnte mich und meine fast drei Jahre alte Tochter leider nicht überzeugen. Die Illustrationen sind wirklich wunderschön und haben mich überhaupt ...

Das Buch „Der kleine Wal und der schönste Ort der Welt“ konnte mich und meine fast drei Jahre alte Tochter leider nicht überzeugen. Die Illustrationen sind wirklich wunderschön und haben mich überhaupt erst zum Kauf verleitet, jedoch war der Inhalt ziemlich enttäuschend.

Im Grunde gibt der Klappentext bereits den kompletten Inhalt der Geschichte wieder, wobei es sich nur im entfernten Sinne tatsächlich um eine Geschichte handelt. Tatsächlich besteht das Buch mehr aus einer Aneinanderreihung von verschiedenen Situationen und Orten. Eine wirkliche Spannung baut sich nie auf bzw. wird gleich im nächsten Moment wieder negiert und aufgelöst, sodass letztlich lediglich bezaubernde Meereslandschaften bestaunt werden.

Die Botschaft des Buches, dass es dort am schönsten ist, wo die Menschen bzw. Lebewesen sind, die man liebt, ist sicher keine schlechte, aber kommt viel zu banal daher. Die ganze Welt wird in Rosarot wahrgenommen. Natürlich sieht es überall wunderschön aus, alles ist toll. Es gibt keine Ecken und Kanten. Es wird Schönheit wirklich nur in optisch Schönem gefunden, nicht in Handlungen oder was hinter der Oberfläche durchblitzt.

Zumal auch ein hässlicher Ort schön werden kann, wenn man mit denjenigen zusammen ist, die einen glücklich machen. Man muss nicht alles verklären, damit man Glück und Zufriedenheit finden kann. Aus diesem Grund ist es sehr schade, dass die aktuellen Probleme wie etwa Umweltverschmutzung, Überfischung oder Klimawandel völlig ignoriert wurden und nicht als Chance für eine tiefsinnigere Botschaft genutzt wurden.

Die Illustrationen gefallen mir persönlich sehr. Sie sind allesamt in eher dunklen Tönen gehalten. Es dominieren die Farben Blau, Rot und Orange. Das Problem daran ist, dass meiner Tochter die Bilder zu dunkel und letztlich zu langweilig waren. So richtig interessiert war sie an dem Buch nicht, obwohl sie sich sonst immer begeistert auf neues Lesefutter stürzt. Natürlich ist das aber eine reine Geschmacksfrage.

Das Buch ist grafisch durchaus ansprechend gestaltet. Der Inhalt war mir persönlich jedoch zu banal und die „Geschichte“ zu spannungsarm. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 01.11.2025

Zu düster

Girls of Dark Divine − Eine Tänzerin. Ein Fluch. Eine verzweifelte Liebe.
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„Girls of Dark Divine“ hat mich von der Idee sehr angesprochen: Tänzerinnen, die durch einen Fluch zu Marionetten wurden. Allerdings ist mir die Umsetzung für meinen Geschmack zu düster und deprimierend ...

„Girls of Dark Divine“ hat mich von der Idee sehr angesprochen: Tänzerinnen, die durch einen Fluch zu Marionetten wurden. Allerdings ist mir die Umsetzung für meinen Geschmack zu düster und deprimierend geworden.

Das Buch ist von einer melancholischen, finsteren Stimmung durchzogen. Die Protagonistin Emberlyn kann sich kaum noch an ihr Leben erinnern, bevor sie von Malcolm Manrow zu einer bloßen Puppe reduziert wurde. Es gibt kein Entkommen, keine Möglichkeit, sich seinen Befehlen zu widersetzen. Doch da stirbt plötzlich eine zweite Marionette an einer seltsamen Krankheit und es wird klar, dass weitere folgen könnten.

Die Tänzerinnen hassen und verabscheuen ihr Leben als lebende Marionetten. Sie halten jedoch zusammen und versuchen, sich gegenseitig eine emotionale Stütze zu sein. Inzwischen sind sie aber alle so demoralisiert, dass jeder Gedanke von Freiheit und Hoffnung eher für Missstimmung sorgt. Emberlyn lässt die Idee jedoch nicht los. Die zarte Romanze zwischen ihr und dem Schatten, mit dem sie auf der Bühne tanzt, ist ebenfalls so durchtränkt von Hoffnungslosigkeit, dass zumindest für mich keine romantische Stimmung aufkommt. Auch die Auflösung am Ende konnte mich nicht wirklich überzeugen.

„Girls of Dark Divine“ ist atmosphärisch dicht und hat einige originelle Ideen, doch die konsequent düstere Grundstimmung, der Mangel an Hoffnung und die bedrückende Perspektivlosigkeit machen es zu einer Lektüre, die vielleicht nicht jeder genießen kann. Wer sich aber von melancholischen Stoffen nicht abschrecken lässt, findet hier durchaus ein ungewöhnliches Buch. Für mich jedoch war es einfach zu deprimierend und ich war froh, als ich mich anderen Themen widmen konnte.

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Veröffentlicht am 18.03.2025

Fragwürdiges Ende

Andersgasse 7 1: Ein Fall für den fantastischen Flusenwutz
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Zu Beginn hat mich das Buch vollkommen begeistert. Die Geschichte strotzt vor kreativen, fantasievollen und originellen Ideen. Die witzigen Zeichnungen und die charmanten Charaktere haben mich sofort in ...

Zu Beginn hat mich das Buch vollkommen begeistert. Die Geschichte strotzt vor kreativen, fantasievollen und originellen Ideen. Die witzigen Zeichnungen und die charmanten Charaktere haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Doch ab der Mitte nahm die Erzählung eine Wendung, die mich zunehmend frustrierte. Und das Ende hat mich schließlich richtig geärgert.

Dabei hatte die Geschichte alle Zutaten für ein großartiges Leseerlebnis. Besonders gefallen haben mir die skurrilen Bewohner der Andersgasse, deren Geheimnisse nur oberflächlich angerissen wurden und viel Potenzial für weitere Bücher bieten. Da wären etwa die geheimnisvolle Hexe Esmeralda, der unsichtbare Herr Müller oder der alte Seemann Matties, der einige abenteuerliche Gegenstände und Geschichten von seinen Reisen mitgebracht hat. Auch die neue Frau Klein, die Verkäuferin im Gemischtwarenladen und die rätselhafte Dame von gegenüber versprechen spannende Geschichten. Wobei die Menge an Ideen manche Kinder vielleicht überfordert. Erst ab der Mitte des Buches kristallisiert sich ein klares Thema heraus.

Karl lebt in diesem Haus bei seiner Tante Zissi, die sich selbst für normal hält, aber mit ihren Eigenheiten perfekt in die Andersgasse passt. Um den unheimlichen Dingen auf den Grund zu gehen, ermitteln er und seine beste Freundin Elsa als Detektive unter dem Decknamen Adlerauge und Riechnase. Man erfährt aber im Laufe des Buches recht wenig über die einzelnen Nachbarn, aber sie wirken überaus magisch und geheimnisvoll. Ein paar Aspekte – wie der Geist im Keller oder der unsichtbare Klabautermann – könnten aber auf Jüngere gruselig wirken.

Während mich der Anfang des Buches überzeugt hat, begann ich mich ab der Mitte sehr über das Verhalten von der Hauptperson Karl zu ärgern. Die Allwachspflanze wird gleich zu Beginn als hochgradig gefährliche Pflanze beschrieben. Und das nicht nur von einer Person. Dennoch ignoriert Karl sämtliche Warnungen und testet die Wirkung der Pflanzen mit purer Absicht aus. Dieser erzählerische Kniff mag spannend sein, er macht Karl als Protagonisten jedoch leider wenig sympathisch. Zumal sein vorgeschobener Grund eher dürftig ist.

Besonders ärgern mich aber die Konsequenzen, die er aus seinem Handeln zieht. Das Buch endet tatsächlich mit einer weiteren rücksichtlosen, egoistischen Tat und bricht dann einfach ab. Ich nehme an, dass das Thema in einem nächsten Band wieder aufgegriffen wird, da dieses Ende alles andere als befriedigend ist. Karl hat sich weder entschuldigt noch gezeigt, dass er sein Verhalten wirklich reflektiert hat. Als Einzelband funktioniert diese Geschichte auf jeden Fall nicht.

Trotz des vielversprechenden Beginns und der fantasievollen Welt hinterlässt das Buch letztlich einen faden Beigeschmack. Die wunderbaren Charaktere und kreativen Ideen hätten das Potenzial für eine großartige Geschichte geboten, doch das fragwürdige Verhalten der Hauptfigur und der abrupte, unbefriedigende Abschluss trüben den Lesespaß erheblich. Die Fortsetzung könnte eventuell einiges wieder gutmachen. Doch solange unklar bleibt, ob und wann diese erscheint, bleibt die Enttäuschung bestehen.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Enttäuschte Erwartungen

Stolz und Vorurteil - Die Graphic Novel nach Jane Austen
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Da ich das Original von Jane Austen überaus schätze und mich das wunderschöne Cover dieser Comicversion geradezu magisch anzog, musste ich diese Graphic Novel einfach haben.

Die Geschichte ist durchweg ...

Da ich das Original von Jane Austen überaus schätze und mich das wunderschöne Cover dieser Comicversion geradezu magisch anzog, musste ich diese Graphic Novel einfach haben.

Die Geschichte ist durchweg beeindruckend gezeichnet. Die Gefühle kommen sehr gut rüber und auch die allgemeine Stimmung wird sehr gut eingefangen. Lediglich einzelne Charaktere hätten etwas deutlich unterschiedlicher dargestellt werden können, da ich manchmal zweimal hinschauen musste, um zu identifizieren, um wen es sich nun in dieser Szene handelte.

Vom Prinzip her halten sich die Autoren Kühn und Spruit nah am Original. Es wird nichts dazu erfunden, aber sehr wohl weggelassen. Teilweise wurde die Geschichte so stark gekürzt, dass ich bezweifle, dass jemand, der nicht bereits mit dem Inhalt vertraut ist, überhaupt richtig nachvollziehen kann, was genau passiert. Alles geschieht auch viel zu schnell und zu abrupt.

Der gesamte Wortwitz, die raffinierten Wortgefechte, die Ironie und fiesen Seitenhiebe Austens, die das Buch überhaupt erst so genial machen, fallen fast vollständig weg oder werden zusammenhanglos einfach hineingeworfen. Ich wünschte, die beiden Autoren hätten „Stolz und Vorurteil“ auf drei Bände ausgeweitet, sodass sie mehr Zeit und Raum gehabt hätten, um auch mit einer genialen Erzählung glänzen zu können und nicht nur mit wundervollen Bildern.

Insgesamt bin ich von diesem Bildband doch etwas enttäuscht und unschlüssig, ob ich ihn wirklich weiterempfehlen würde. Einerseits ist er zeichnerisch wirklich ein Traum, anderseits ist die Geschichte selbst jedoch nur noch in Grundzügen erhalten. Um diese Graphic Novel verstehen und wertschätzen zu können, sollte man auf jeden Fall das Original gelesen haben. Wer sich an der starken Kürzung nicht stört, kann sich aber durchaus an den starken Illustrationen erfreuen.

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