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Veröffentlicht am 08.08.2024

Wichtiges Buch über die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft

Drei Wünsche
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Drei Frauen um die dreißig treffen im Wartezimmer eines Frauenarztes zusammen. Rebecca möchte gerne ein Kind bekommen, möchte aber auch ihre Karriere behalten und voran treiben. Maxie hat als verheiratete ...

Drei Frauen um die dreißig treffen im Wartezimmer eines Frauenarztes zusammen. Rebecca möchte gerne ein Kind bekommen, möchte aber auch ihre Karriere behalten und voran treiben. Maxie hat als verheiratete Frau eine Affäre mit einem deutlich älteren Mann. Helena bekommt zwei Nachrichten, die ihr Leben durcheinander bringen und ihr bewusst machen, dass wir auf viele Dinge im Leben keinen Einfluss haben.

Da ich selbst vor dem Lesen gerade 30 Jahre alt geworden bin, habe ich mich erst recht gerne in die Geschichte gestürzt. Und was soll ich sagen - sie hat mich umgehauen!
Auf knapp 350 Seiten porträtiert Laura Karasek die Frauen der Genration Y in all seinen Facetten. Alle drei Protagonistinnen haben ihre Probleme: reicht meine Karriere mit 30 Jahren? Will ich ein Kind und Eigenheim? Fange ich nochmal ganz von vorne an und brauche ein Abenteuer?
Im ersten Teil werden die drei Protagonistinnen abwechselnd dargestellt, hauptsächlich in Form von Monologen. Man begleitet die drei Frauen bei ihren Handlungen und Gedanken als stiller Beobachter, was mir die Charaktere nochmal näher gebracht hat. Auf viele Situationen blickt man deshalb auch distanziert, weil man nur zuschaut als Leser. Laura Karasek gelingt es unheimlich gut, das alles so darzustellen, dass es nicht gekünstelt oder bewertend klingt. Vielmehr beschreibt sie es so, dass sich wahrscheinlich jede Frau in der ein oder anderen Situation wieder finden kann.
Helena, Maxie und Rebecca begegnen sich dann alle beim Frauenarzt und kommen ins Gespräch. Sie durchleuchten ihre jeweiligen Lebenssituationen und kommen in den Dialog - ohne den anderen etwas aufzudrängen oder sie in eine Schublade zu stecken.
Allgemein gefällt mir der Schreibstil von Laura Karasek unglaublich gut, unaufgeregt und sprachlich einmalig schafft sie es, die Geschichte sowohl der drei Frauen als auch der Frauenrolle in unserer Gesellschaft brillant zu erzählen. Im Buch wird viel mehr erzählt als die Geschichte von drei Frauen: es geht um die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft, den Druck, der auf Frauen lastet, um Alltagssexismus, Schubladendenken und vieles mehr. Oft habe ich mich in einigen Situationen und Gedanken der Protagonistinnen selbst wieder gefunden.

Ein brillantes und wichtiges Buch für jede Frau, in jeder Generation, zeigt es doch auf, was es heißt, heute Frau zu sein. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen!

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Spannungsgeladener Thriller mit unerwarteten Wendungen

SCHWEIG!
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Ein Tag vor Heiligabend: Esther hat eigentlich genug um die Ohren, das Weihnachtsfest mit ihrer Familie vorzubereiten. Sie plagt allerdings das schlechte Gewissen, ihre jüngere Schwester Sue nach deren ...

Ein Tag vor Heiligabend: Esther hat eigentlich genug um die Ohren, das Weihnachtsfest mit ihrer Familie vorzubereiten. Sie plagt allerdings das schlechte Gewissen, ihre jüngere Schwester Sue nach deren Scheidung allein zu lassen. Sue wohnt allein in einem riesigen Haus mitten im Wald. Kurzerhand macht sich Esther auf den Weg, "nur mal kurz" vorbeizuschauen. Die Schwestern kommen nach langer Zeit wieder ins Gespräch - und dabei kommen immer mehr Details und Konflikte aus der Kindheit und der Beziehung der beiden ans Tageslicht. Die Lage spitzt sich zu und eine Person wird das Haus nicht lebend verlassen...

Schon des Covers wegen war ich von dem Buch begeistert. Die Bäume mit ihren Wurzeln spiegeln perfekt die Kulisse des Thrillers wieder - und dass die Probleme ganz tief in der Erde versteckt sind.
Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Sue und Esther geschrieben. Hier liegt auch die Besonderheit für mich: jede der Schwestern hat ihre Kindheit und ihre Beziehung zueinander völlig unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet. Esther, manipulativ, narzisstisch und fordernd, möchte als große Schwester alles richtig machen und "sorgt" sich vermeintlich um jeden - man erfährt jedoch, dass sie stets die Kontrolle über alles und jeden haben möchte. Sue erscheint zunächst sympathischer, jedoch trägt auch sie zu der mehr als toxischen Beziehung bei.
Judith Merchant gelingt es unglaublich gut, die düstere Atmosphäre zwischen den beiden Schwestern zu umschreiben. Nach und nach wird die Toxizität sichtbar, die seit frühester Kindheit zwischen den beiden steht. Der Spannungsbogen ist unheimlich gut gelungen und ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Lage spitzt sich immer weiter zu und als Leser wartet man gespannt auf das Ende, das jedoch anders ausfällt als man am Anfang erwartet.
Der Schreibstil ist gut zu lesen, da die Kapitel jeweils aus der Ich-Perspektive dargestellt sind, bekommt man so auch direkte Einblicke in Esthers und Sues Sicht. Ich habe immer wieder beim Lesen geschwankt, wer von beiden nun eigentlich Schuld an der Beziehung ist. Da sich die Konflikte in der Kindheit und als Erwachsene immer weiter aufschlüsseln, fällt das zunehmend schwerer. Vor allem das Ende hat mich umgehauen!

Von mir eine klare Empfehlung für alle, die einen psychologisch spannenden und gut konstruierten Thriller suchen.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Sehr gute und spannende Unterhaltung

Melody
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Tom ist ein junger Jurist, der gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt als er das Angebot bekommt, den Nachlass von Dr. Peter Stotz zu ordnen. Dr. Peter Stotz war Nationalrat und hat sich, äußerst ...

Tom ist ein junger Jurist, der gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt als er das Angebot bekommt, den Nachlass von Dr. Peter Stotz zu ordnen. Dr. Peter Stotz war Nationalrat und hat sich, äußerst wohlhabend, in seiner Zürcher Villa zur Ruhe gesetzt. Er ist krank und möchte seinen Nachlass dokumentiert und archiviert wissen. Tom bekommt eine Wohnung in der Villa und ein üppiges Honorar. Bei langen Abenden erzählt Dr. Stotz nach und nach seine Geschichte mit Melody, mit der er einst verlobt war. Auch im Haus finden sich einige Erbstücke und Bilder von Melody. Kann das Rätsel um Melody nach so langer Zeit noch gelöst werden?

Alleine des Covers wegen habe ich direkt zu dem Buch gegriffen. Es zeigt die junge Melody, die auch als Abbild in der Villa hängt.
Der Schreibstil ist typisch Suter, man ist sofort in der Geschichte und möchte unbedingt erfahren, was mit der jungen Melody passiert ist. Man spürt beim Lesen direkt, dass man im Leben der "Upper Class" ist. Tom wirkt symphatisch, wenn auch chaotisch und man beneidet ihn nicht, den ungeordneten Nachlass in hunderten von Kisten zu ordnen. Zuerst erscheint Dr. Stotz nicht gerade sympathisch, fast hochnäsig, aber als man als Leser nach und nach von der Geschichte um Melody erfährt, gerät dieses Bild ins Wanken. Man erkennt, dass er ein alter Mann ist, der nie über Melody hinweg gekommen ist.
Zwischen den beiden Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, entwickelt sich eine Verbundenheit mit den langen Gesprächen, auch deshalb macht Tom sich daran, das Rätsel aus der Vergangenheit zu lösen. Vor allem gegen Ende nimmt die Geschichte noch mehr an Fahrt auf und bis zur letzten Seite gibt es immer wieder Wendungen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, Martin Suter versteht es, Spannung zu erzeugen und sich gekonnt mit dem Spiel der Interpretation der Realität auseinanderzusetzen. Einziger kleiner Kritikpunkt sind für mich die Längen, mit denen die Getränke und Gerichte beschrieben werden, auch wenn das dazu beiträgt, die Atmosphäre des Mondänen in der Villa zu beschreiben.

Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.07.2024

Einmaliger und satirischer Roman über die Verlagswelt

Yellowface
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June Hayward und Athena Liu sind Freundinnen seit dem Studium und sie beide haben einen Traum: erfolgreich als Autorin tätig sein. Während Athena, die asiatisch-amerikanischer Herkunft ist, der Erfolg ...

June Hayward und Athena Liu sind Freundinnen seit dem Studium und sie beide haben einen Traum: erfolgreich als Autorin tätig sein. Während Athena, die asiatisch-amerikanischer Herkunft ist, der Erfolg scheinbar mühelos zufliegt und die einen großen Bestsellerroman schreibt, tut sich (die "durchschnittliche") June schwer und der Erfolg ihres Debütromans bleibt aus. Als die beiden in Athenas Wohnung sind, stirbt Athena überraschend und auf tragische Weise. Da bietet sich für June eine zu verlockende Gelegenheit: sie klaut das unveröffentlichte Manuskript Athenas, das gerade fertig geworden ist. Unter ihrem Namen veröffentlicht sie das überarbeitete Werk und es wird ein Bestseller, sie bekommt endlich die Aufmerksamkeit, den Ruhm und Erfolg, die sie nie hatte als Autorin. Aber wird sie dieser Verrat irgendwann noch einholen?

Ich muss sagen, dass ich erstmal abgewartet habe, bis ich das Buch gelesen habe, weil ich bei solch gehypten Büchern erstmal skeptisch bin. Aber ich wurde nicht enttäuscht :)
Rebecca F. Kuang bringt uns als Lesern hier die Verlagswelt mit ihren Schattenseiten näher, von der viele wahrscheinlich vorher keine Ahnung hatten. Es thematisiert aber auch so viel mehr: den Wunsch nach Anerkennung und Erfolg, die harte Welt als Autor und damit einhergehend Neid, Missgunst und Scheitern, nicht zuletzt auch Rassismus. June wirkt als Hauptfigur nicht sympathisch, oft habe ich mich dabei ertappt, wie sich sie verurteilt habe für ihr Verhalten und ihre Gedanken. Gleichzeitig rechtfertigt sie ihr Handeln aber immer wieder geschickt und man grübelt, wo der Verrat an ihrer Freundin anfängt und ob ihr der Erfolg zusteht, den sie für Athenas Urwerk bekommt.
Der Sprachstil ist aus der Ich-Erzählerperspektive Junes sehr locker und zugänglich, sie lässt uns an allem teilhaben, was ihr im Kopf umhergeht.

Ein starkes Buch und für mich absolut verdient ein Bestseller und so erfolgreich. Ich werde noch lange über das Buch nachdenken, weil ich immer wieder neue Aspekte finde, über die man nachdenken möchte. Von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Spannender und fesselnder Krimi aus Südschweden

COLD CASE - Das letzte Bild
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Der Kriminalroman "Das letzte Bild" ist der vierte Band einer Cold Case-Reihe um die Ermittlerin Tess Hjalmarsson. Ich hatte zuvor noch nichts von Tina Frennstedt gelesen, konnte der Handlung und den Charakteren ...

Der Kriminalroman "Das letzte Bild" ist der vierte Band einer Cold Case-Reihe um die Ermittlerin Tess Hjalmarsson. Ich hatte zuvor noch nichts von Tina Frennstedt gelesen, konnte der Handlung und den Charakteren jedoch gut folgen.

Tess Hjalmarsson ist Ermittlerin im Cold Case-Team der schwedischen Polizei. Sie ist zu Beginn des Buches vom polizeilichen Dienst suspendiert. Auf der dubiosen Website Murderpix tauchen Fotos der vor siebzehn Jahren verschwundenen Jenny Ramsvik aus Schweden auf. Tess hatte damals in dem Fall ermittelt, der Täter konnte jedoch nie gefunden und von Jenny fehlte ebenso jede Spur. Gemeinsam mit dem dänischen Profiler Carsten Morris und weiteren Kollegen beginnt sie nun, dieser Spur nachzugehen als auf der Website weitere Bilder eines ebenfalls verschwundenen Mädchens auftauchen. Das Team arbeitet nun unter Hochdruck daran, den oder die Täter zu finden.
In einem zweiten Handlungsstrang folgen wir der Schauspielerin Kate Sands, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Südschweden gezogen ist. Sie ist das Opfer eines Stalkers, der immer wieder Briefe und seltsame Dinge in ihrem Garten hinterlässt.

Direkt der Einstieg in das Buch lässt einen mit Gänsehaut zurück. Der Leser ist direkt im Geschehen der Vergangenheit drin und wird mit vielen Fragezeichen zurück gelassen. Die Kapitel wechseln sich ab mit den Handlungen um Tess und ihren Ermittlungen und Kate. Einige Kapitel werfen uns aber auch zurück in die Vergangenheit der verschwundenen Mädchen kurz vor ihrem Verschwinden. Der Leser erfährt so immer die richtige Portion an Wissen und Hinweisen, damit es immer spannend bleibt und es wird nie zu viel verraten oder etwas vorweg genommen. Generell ist der Schreibstil sehr angenehm und gut zu lesen.

Tess ist mir direkt sympathisch gewesen. Sie ist eine Vollblutermittlerin, die den Angehörigen von Jenny Ramsvik unbedingt die Gewissheit geben möchte, was mit ihrer Tochter passiert ist. Sie gibt nicht auf und nimmt sich auch immer wieder der alten Fällen an. Ich fand es zuerst bedenklich, dass sie trotz ihrer Suspendierung das Angebot aus Dänemark annimmt, gemeinsam mit dem Team dort zu ermitteln. Man merkt jedoch schnell, dass ihr die Aufklärung der Vemisstenfälle zu wichtig sind, als dass sie noch mehr Zeit und Hinweise verstreichen lassen kann.
Kate Sands ist Schauspielerin und mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Teenageralter nach Schweden gezogen. Eigentlich hatte sie dort auf Ruhe und Privatsphäre gehofft, das Stalking geht jedoch weiter. Direkt zu Beginn war mir ihr Mann Jeff sehr unsympathisch: er spielt die Briefe, die Kate vom Stalker bekommt und die Zeichen in ihrem Garten herunter und meint, das wäre nichts und man müsse das ignorieren.
Ich kann Kates Angst und Sorgen gut nachvollziehen, dass sie sich in die Sache hineinsteigert. Aber würde man dann in ein einsames Haus auf dem Land ziehen ohne große Sicherheitsvorkehrungen? Da sie eine erfolgreiche Schauspielerin ist, die oft im Rampenlicht steht, hätte ich gedacht, dass man da gerade vorsichtiger ist. Nichtsdestotrotz ist dieser Handlungsstrang ebenso spannend und man fragt sich immerzu, ob und wie die beiden Geschichten um die verschwundenen Mädchen und Kate zusammenhängen.

Die Autorin baut gekonnt einen Spannungsbogen auf und es wird eine geladene und fesselnde Stimmung erzeugt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe immer neue Theorien aufgestellt, was mit den verschwundenen Mädchen passiert sein könnte.
Handwerklich und technisch ist das Buch sehr gut ausgearbeitet, da Tina Frennstedt selbst Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen ist und Expertin für ungeklärte Mordfälle. Man erfährt einiges über die Arbeit der Polizei in einem Cold Case-Team, wie oft kleinste Details den entscheidenen Hinweis geben können. Mich hat auch beeindruckt, was heute technisch alles möglich ist und zur Aufklärung eines Vermisstenfalls beitragen kann.

Von mir gibt es eine Lesempfehlung für alle, die einen guten (Cold Case-)Krimi suchen, der in Schweden spielt und sich kurzweilige Unterhaltung wünschen.

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