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Veröffentlicht am 17.09.2024

Eine absolut mitreißende, wenn auch etwas ungewöhnliche Zeitreise

Das Geheimnis der Glasmacherin
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Venedig 1468: Als Lorenzo Rosso, ein Meister der Glaskunst und Oberhaupt der Familie, plötzlich stirbt, hinterlässt er eine große Lücke, die es zu füllen gilt. Mutig versucht seine Tochter Orsola die Familie ...

Venedig 1468: Als Lorenzo Rosso, ein Meister der Glaskunst und Oberhaupt der Familie, plötzlich stirbt, hinterlässt er eine große Lücke, die es zu füllen gilt. Mutig versucht seine Tochter Orsola die Familie zu unterstützen, doch als Frau ist es ihr nur im Geheimen erlaubt, kleine Kostbarkeiten aus Glas herzustellen.


Tracy Chevalier hat sich in diesem 464 Seiten umfassenden Roman für eine ungewöhnliche Herangehensweise entschieden. Sie umreißt die Geschichte der Glasmacherkunst auf der kleinen Insel Murano mehrerer Jahrhunderte, lässt aber ihre Protagonisten dabei „normal“ altern, sodass sie quasi in jeder Epoche nur einige Jahre älter sind als in der vorherigen.
Was mich anfangs etwas verwirrte, fand ich doch ziemlich schnell faszinierend und großartig umgesetzt.
So verfolgen wir wie das pulsierende Venedig des 15. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Österreicher 300 Jahre später verarmt und seinen Glanz verliert. Wie es wieder aufsteht und nicht zuletzt durch den ansteigenden Tourismus wieder zu einem Anziehungspunkt wird.
Sei es die Pest oder Zölle, die auferlegt werden; alles was in Venedig passiert, hat immer auch Auswirkungen auf die kleine Insel Murano. Und somit auf die Familie Rosso. Die Veränderungen, die nötig waren, um die Familie und das Unternehmen durch alle Krisen zu steuern, haben Mut und Kraft gekostet. Das anhand immer der gleichen Protagonisten verfolgen zu können, hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Das Glasmacherhandwerk wird von der Autorin detailliert und fast liebevoll beschrieben und so schön in die Geschichte eingebettet, dass es zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.
Die Entwicklung, die die Charaktere im Laufe der Jahre und auch im Laufe der Jahrhunderte machen, war spannend zu beobachten; herausgestochen haben für mich natürlich Orsola und ihre Familie, aber auch viele andere wie der Kaufmann Klingenberg und seine Tochter hatte ich genauso bildlich vor Augen wie die einzigartigen Kanäle Venedigs.

Fazit
Eine mitreißende Zeitreise vom Venedig des 15. Jahrhunderts bis heute. Absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Vielschichtiger Generationenroman

Die Frauen von Maine
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In Awadapquit, einem kleinen Ort an der Küste Maines, steht am Rande der Klippen ein Haus, das schon viel gesehen hat. Hier haben schon einige Menschen gelebt, gelitten und geliebt. Auch für Jane Flanagan ...

In Awadapquit, einem kleinen Ort an der Küste Maines, steht am Rande der Klippen ein Haus, das schon viel gesehen hat. Hier haben schon einige Menschen gelebt, gelitten und geliebt. Auch für Jane Flanagan hat es eine besondere Bedeutung. Als Kind hat sie das damals verlassene Haus oft als Rückzugsort genutzt. Nachdem sie viele Jahre später einen schrecklichen Fehler begangen hat, der sie Job und Mann gekostet hat, kehrt sie in ihre Heimat zurück und trifft dort auf die neue Besitzerin „ihres“ Hauses.
Als diese Jane damit beauftragt, etwas über die Vergangenheit des Hauses herauszufinden, willigt sie ein und stößt dabei auf alte Familiengeheimnisse, die auch Einfluss auf ihr eigenes Leben haben.

Von Beginn an war ich sehr angetan vom Schreibstil der Autorin J. Courtney Sullivan, die die Schönheit Maines wunderbar in Worte fasst.
In relativ langen Kapiteln begegnen wir zuerst Jane, die sich gerade an einem Tiefpunkt ihres Lebens befindet, und lernen dann im Verlauf ihrer Recherchen die Frauen kennen, die „das lila Haus“ einst bewohnt haben.
Besonders gut gefallen hat mir, wie die verschiedenen Akteure im Verlauf des Buches miteinander verknüpft werden. Während man immer tiefer in die Geschichte des Hauses und seiner verschiedenen Bewohner eindringt, droht man manchmal fast die Orientierung zu verlieren, bis plötzlich unerwartet der Zusammenhang durch eine Begegnung oder ein Gespräch wieder hergestellt wird.
Die Geschichte ist sehr vielschichtig, reicht von Themen wie religiösen Gemeinschaften, dem Umgang mit der indigenen Bevölkerung und Spiritualität bis zu Alkoholismus, Verlust und Freundschaft.
Die Schicksale der Frauen von Maine sind allesamt berührend und spannend zu verfolgen.

Fazit
„Die Frauen von Maine“ ist kein Roman, den man mal so nebenher lesen kann, dafür ist der Inhalt einfach zu komplex. Wer davor nicht zurückschreckt, wird jedoch mit wunderbaren Lesestunden beschenkt.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Klare Leseempfehlung für diesen Roman, der viel mehr ist als ein Krimi

Das Haus in dem Gudelia stirbt
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Als eine Flutkatastrophe über das Dorf Unterlingen hereinbricht, ist die Zerstörung groß, alle Anwohner werden evakuiert. Nur Gudelia weigert sich, ihr Haus zu verlassen. Ohne Strom und Wasser verharrt ...

Als eine Flutkatastrophe über das Dorf Unterlingen hereinbricht, ist die Zerstörung groß, alle Anwohner werden evakuiert. Nur Gudelia weigert sich, ihr Haus zu verlassen. Ohne Strom und Wasser verharrt die 81 jährige in ihren Räumen, denn hier befindet sich ein dunkles Geheimnis, das es unbedingt zu schützen gilt.

Mit „Das Haus, in dem Gudelia stirbt“ ist dem Autor Thomas Knüwer ein außergewöhnlicher Krimi gelungen.

Wir begleiten Gudelia auf drei verschiedenen Zeitebenen, die sehr überschaubar kapitelweise voneinander getrennt sind. Im Jahr 1984 stirbt ihr Sohn Nico und nichts ist mehr wie es vorher war. Gudelias Mann Heinz, ein starker Alkoholiker, ist ihr keine Stütze und so trauert jeder für sich alleine.

1998 wohnen beide immer noch im gleichen Haus, doch die Situation ist unerträglich geworden, unter anderem weil Heinz‘ Sucht nicht in den Griff zu bekommen ist.

Schließlich verfolgen wir im Jahr 2024 wie die Wassermassen Autos, ganze Schweineherden und sogar zwei Leichen an Gudelias Fenster vorbeispülen. Ihr Haus wird stark in Mitleidenschaft gezogen, doch um ihr lang gehütetes Geheimnis zu bewahren, ist Gudelia fast jedes Mittel recht.



Was diesen Roman für mich so außergewöhnlich gut macht ist, abgesehen von der spannenden Handlung, diese unglaublich beklemmende Atmosphäre, die mich durch das ganze Buch hinweg begeistert hat.

Der Schreibstil hat perfekt dazu gepasst; kurze Sätze und die zum Teil nüchterne Betrachtung der bedrückenden Themen haben einen großen Teil zum Aufbau von Spannung und Stimmung beigetragen.

Gudelia ist eine starke, aber auch extreme Person, mit der man extrem mitleidet, über die man aber auch manchmal den Kopf schüttelt ob ihrer grenzwertigen Aktionen.



Fazit

„Das Haus in dem Gudelia stirbt“ ist mehr als ein Kriminalroman. Es ist eine beklemmende Geschichte über die Liebe einer Mutter, Schuld und was daraus entstehen kann.

Fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die wieder einmal einen außergewöhnlichen Krimi lesen möchten.

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Veröffentlicht am 31.08.2024

Ein bewegender Roman

Unsere Jahre auf Fellowship Point
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Solange sie denken können sind Polly Wister und Agnes Lee schon befreundet. Die Leben der beiden könnten nicht unterschiedlicher verlaufen sein und doch verbindet sie eine tiefe Freundschaft und natürlich ...

Solange sie denken können sind Polly Wister und Agnes Lee schon befreundet. Die Leben der beiden könnten nicht unterschiedlicher verlaufen sein und doch verbindet sie eine tiefe Freundschaft und natürlich der Ort, an dem sie schon über achtzig Sommer verbracht haben - Fellowship Point. Dieses fast unberührte Fleckchen Erde an der Küste Maines vor einem Bauprojekt zu beschützen ist Agnes Ziel, und wenn es das letzte ist, was sie tut. Im Rahmen dieser Bemühungen taucht man tief in die Geschichte des Ortes und der beiden Freundinnen ein.



Ein bisschen Zeit muss man sich schon nehmen für diesen viele Jahre umspannenden Roman, der zudem öfter zwischen den verschiedenen Zeiten hin und her springt; auch die Perspektiven wechselt die Autorin immer wieder. Mir hat dieser Aufbau gut gefallen, und auch wenn zwischendurch ein paar klitzekleine Längen entstanden sind, konnte mich Alice Elliott Darks Werk bis zur letzten Seite fesseln.



Polly und Agnes, so verschieden sie auch sind, sind mir beide sehr ans Herz gewachsen auf diesen über 700 Seiten. Polly, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, für ihren Mann Dick und ihre drei Söhne zu sorgen, ist so eine liebenswerte Person, die man einfach gern haben muss, obwohl ihre Fürsorge teilweise an Unterwürfigkeit grenzt.

Ganz anders Agnes, die kein Blatt vor den Mund nimmt und deren herrlich trockener Humor mich immer wieder zum Lächeln brachte. Sie war nie verheiratet und hat auch keine Kinder. Ihren Alltag als Autorin in der Gegenwart habe ich genauso gern verfolgt wie ihre berührende Vergangenheit.

Doch es ist vor allem der Ort,Fellowship Point, an den ich mich wohl noch lange erinnern werde. Die Beschreibung dieses Idylls, das schon von vielen Lebewesen, Mensch und Tier, bevölkert war, ist der Autorin wirklich gut gelungen.



Fazit

Ein bewegender Roman über das Leben in seinen verschiedenen Facetten und eine große Freundschaft, die alles überdauert.

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Wunderbare Fortsetzung der Bodensee-Saga

Wie Spuren am See - Die Rückkehr
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Frisch verliebt genießen Isabella und Chris die Zweisamkeit in Isabellas geerbter Villa am Bodensee. Beruflich sehen die beiden neuen Herausforderungen entgegen, ihr Glück scheint perfekt.

Doch als eines ...

Frisch verliebt genießen Isabella und Chris die Zweisamkeit in Isabellas geerbter Villa am Bodensee. Beruflich sehen die beiden neuen Herausforderungen entgegen, ihr Glück scheint perfekt.

Doch als eines Tages die 70 jährige Gudrun vor der Tür steht und sich als alte Freundin von Isabellas verstorbener Tante Ada vorstellt, gerät das Leben des Pärchens aus den Fugen. Gudrun ist vor ihrem Mann geflüchtet und sucht eine sichere Bleibe. Isabella und Chris bieten ihre Hilfe an, nicht ahnend auf was sie sich da eingelassen haben.



Schon den ersten Band von Sibylle Baillons Bodensee Saga habe ich sehr gerne gelesen, aber dieser zweite Teil übertrifft den ersten nochmal an Spannung und Emotionen. Auch diesmal spielen Rückblicke in die Vergangenheit eine wichtige Rolle und sorgen für abwechslungsreiche Lesestunden. Wunderschön beschrieben wird auch wieder der Bodensee, sowie das innige Verhältnis zwischen Isabella und Chris, die wir hier noch einmal etwas besser kennenlernen.

Die Familiengeheimnisse, die es zu enthüllen gilt sind wirklich gut konstruiert, man will unbedingt wissen, wie das alles zusammenhängt.

Fazit

Die Autorin bleibt auch in „Die Rückkehr“ ihrem Mix aus fesselnder Unterhaltung, Spannung und großen Gefühlen treu. Ich bin jetzt sehr gespannt auf den dritten Teil dieser lesenswerten Reihe.

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