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Veröffentlicht am 09.12.2024

Hat nicht ganz meine Erwartungen erfüllt

Ghost Mountain
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Ganz in der Nähe von dort, wo Ruth und Ocho wohnen, erschien der Berg. Zuerst fiel es nur Elaine auf, die mit ihrem Hund – verbotenerweise – dort spazieren ging. Verbotenerweise, weil der ehemalige Großgrundbesitzer ...

Ganz in der Nähe von dort, wo Ruth und Ocho wohnen, erschien der Berg. Zuerst fiel es nur Elaine auf, die mit ihrem Hund – verbotenerweise – dort spazieren ging. Verbotenerweise, weil der ehemalige Großgrundbesitzer per Gerichtsbeschluss erwirkte, dass das Gassigehen auf seinem Grund und Boden zu untersagen ist. Elaine hielt dagegen und ging aussichtslos in die Berufung. Nun lebt der Unmensch nicht mehr und sein Sohn weilt in der Ferne, denn er habe sich seines Vaters entfremdet.

Ocho sitzt auf der Mauer hinten im Garten und schaut der Sonne beim Sinken und seinen Gedanken beim Weiterziehen zu. Irgendetwas hatte sich verändert, hatte Selbstzweifel in ihm ausgelöst und ihn in seinen Grundfesten erschüttert. Seine Angebetete Ruth weiß, dass Ocho zu Neurosen neigt. Sie erklärt es sich damit, dass er eine junge Seele und sie eine alte Seele sei. Die junge Seele neigt zu Erschütterungen, weil sie noch nicht so oft gelebt und entsprechend wenige Erfahrungen sammeln konnte. Ruth dagegen ist eher rational und besonnen.

Der stadtbekannte Säufer wirft zuweilen Backsteine durch die Gegend. Gerne direkt ins Polizeirevier und selten auch bei Privatleuten. Um sich zu erkennen zu geben und seine Forderungen zu untermauern, befestigt er einen Zettel daran. Die Polizei ist das schon gewohnt und schickt per Beschluss die Zahlungsaufforderungen für die zerstörten Fenster. Der Säufer, der kein Alkoholiker ist, sondern literweise Selbstvertrauen tankt, stundet die Beträge.

Fazit: Rónán Hession hat eine wundersame Erzählung geschrieben, die mich veranlasste zu hinterfragen, worum es eigentlich geht. Tja, er hat zehn Menschen um einen Berg herum versammelt. Jede*r von ihnen hat ihre/seine Eigenarten, wie im wirklichen Leben. Der Autor hat die Schicksale der Leute miteinander verwoben und lässt mich bei der erstaunlichen Entwicklung der Ereignisse zusehen. Alles ist einfach gehalten. Es gibt keine Schachtelsätze, daher liest es sich angenehm. Einige Sequenzen haben mich schmunzeln lassen, andere fand ich eklig und ein paar Szenen haben mich erschüttert. Alles in allem war es nicht meins. Vielleicht hatte ich mir nach dem erfolgreichen Debütroman „Leonard und Paul“ etwas anderes vorgestellt. Auch dieses Mal ist er seinem Schreibstil treu geblieben, aber mit dieser Handlung konnte ich wenig anfangen.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Gutes Thema aber beliebiger Schreibstil

Der Kommandant des Flusses
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Yabar blutet aus einem Auge. Es ist mehr als dumm gelaufen. Er ist sich sicher, dass er es noch über diese Brücke des Tiber bis vor die Tür des Krankenhauses schafft und tatsächlich, vor dem Haupteingang ...

Yabar blutet aus einem Auge. Es ist mehr als dumm gelaufen. Er ist sich sicher, dass er es noch über diese Brücke des Tiber bis vor die Tür des Krankenhauses schafft und tatsächlich, vor dem Haupteingang bricht er zusammen und verliert das Bewusstsein. Als er zu sich kommt, liegt er auf einer Bahre eine Nadel in seiner Hand, fixiert mit Klebeband. Er habe großes Glück gehabt, was denn passiert sei? Gestürzt, sagt Yabar. Ob er seine Eltern anrufen könne, will der Arzt wissen. Sein Vater ist fort, seine Mutter will er nicht beunruhigen.

Yabar verbringt viel Zeit bei Rosa, der Frau, die er Tante nennt, obwohl sie keine Tante ist, sondern die beste Freundin seiner Mutter. Rosa hat eine Tochter, Sissi, die mit ihren blonden Locken und weißer Haut ganz anders aussieht als Rosa, er oder seine Mutter. Sissi ist die Streberin schlechthin und sie verhält sich wie eine Lehrerin, weiß alles besser und will Yabar ständig motivieren, dafür sorgen, dass er nicht sitzen bleibt und dann passiert es doch.

Nach der Nichtversetzungspleite schickt seine konsequente Mutter ihn zu ihrer somalischen Schwester und seinen Cousins nach London. Die Schwestern haben keinen Kontakt mehr, warum weiß Yabar nicht. Er hofft, bei seiner Familie etwas über seinen Vater zu erfahren. Als sein Onkel ihn am Flughafen abholt, flattern Yabar die Nerven, weil sein somalisch schlecht ist. Doch dann fällt ihm seine Muttersprache leichter als gedacht. Seine Cousins erheben sich alle, als er reinkommt. Seine Tante verfällt in Lobhudeleien, während sie etliche Schälchen mit Reis, Lamm, Bananen und Hühnchen auftischt. Danach ziehen seine Cousins weiße Hemden und Kappen über ihre Hoodie und fahren mit ihm beten.

Fazit: Ubah Christina Ali Farah hat den schwarzen Teenager Yabar geschaffen. Seine Eltern flohen, wie viele andere 1990 von Somalia nach Rom. Die Mischung aus Clans, Milizen und Militär machte das Überleben der Zivilbevölkerung immer unwahrscheinlicher. Die Mitglieder einer Familie gehörten unterschiedlichen Clans an und mordeten sich gegenseitig. Somalia, Äthiopien und Eritrea waren italienische Kolonien, deshalb flüchteten viele Menschen nach Italien. Die Väter gingen zurück, kämpften weiter und brachten Schande über ihre Familien, weil sie für die Falschen gekämpft haben. Die Auswanderer blieben weitestgehend unter sich und fanden Anerkennung unter ihresgleichen. Ich finde das Thema Kolonialismus wichtig, ebenso wie die Ausbeutung des schwarzen Kontinents durch Konzerne weltweiter Herkunft. Einer der reichsten Kontinente an Ressourcen, der ausgeblutet wird, damit reiche Industrienationen ihren Wohlstand mehren können. Menschen, die durch korrupte und militante Machthaber vertrieben werden und ebenso unerwünscht sind wie die Menschen, die den Mittelmeerweg wählen. In der Sahara sind mittlerweile mehr Menschen verendet als im Mittelmeer ertrunken, Dramen, über die dringend geschrieben werden muss.

Was mir an der Geschichte nicht gefallen hat, war die Beliebigkeit des Schreibstils. Ebenso die Übergänge zu den Zeitsprüngen, die, wenn überhaupt mit einer Leerzeile gekennzeichnet wurden, statt mit einem neuen Absatz. Ich hätte mir ein wenig mehr der somalischen Kultur gewünscht, nicht der Sprache, davon gab es genug Worte, die mir fremd blieben, eher von den Bräuchen. Die Atmosphäre hat mir nichts über Italien gezeigt, außer die Erwähnung einiger Straßennamen. Wie riecht es da unten am Tiberufer, wie klingt es? Ich weiß nicht, woran es lag, aber das war mir zu wenig Klangfarbe und Kultur. Schade.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Eine jugoslawische Familientragik

Das Herzflorett
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Pepsi lebt bei ihrer Großmutter. In den Sommerferien kommen ihre Eltern zu Besuch, sitzen mit ihr unter dem Mandelbaum und freuen sich über die Zeit, die sie in ihrer Heimat verbringen. In Deutschland, ...

Pepsi lebt bei ihrer Großmutter. In den Sommerferien kommen ihre Eltern zu Besuch, sitzen mit ihr unter dem Mandelbaum und freuen sich über die Zeit, die sie in ihrer Heimat verbringen. In Deutschland, wo sie arbeiten, fliegen die Tage dahin. Die Mutter putzt in Schulen, Büros und überall, wo sie schneller ist als ihre Konkurrentinnen.

Pepsi vermisst ihre Geschwister, die schöne Herzmandel und den stillen Bruder. Als die muslimische Bevölkerung in Dalmatien nicht mehr gern gesehen ist, kommt sie zu einer Tante, nach deren Tod zu einer anderen. Dort bekommt sie wenig zu essen, weil die beiden Söhne der Tante gieriger sind als sie und weil Jungs wichtiger sind. Pepsi hält die Trennung von Eltern und Geschwistern kaum aus und deswegen schreibt sie ihren Eltern einen Brief.

Die Eltern holen alle Kinder in den Taunus, wo sie auf engstem Raum leben. Pepsi empfindet tiefe Zärtlichkeit für die Mutter, deren rissige Hände schmerzen. Die Mutter, immer in Bewegung, kann Pepsis Zuneigung nicht erwidern, im Gegenteil, sie ist ihr lästig. Schon bald schließt Pepsi ihre Liebe hinter ihrer Brust ein, spricht trotz ihres großen Sprachverständnisses nicht und vergräbt sich in Büchern.

Der Vater beginnt seinen Tag mit Schnaps und Zigaretten, die ihn grau im Gesicht und die Tapeten gelb machen. Der Umzug ins größere Fachwerkhaus bringt den Kindern keine Erleichterung. Der Vater lässt die Kinder auf Reiskörnern knien, wenn sie vorlaut waren. Die Körnchen graben sich tief in die Haut, die noch Tage danach sticht und prickelt.

Fazit: Marica Bodrozic hat eine Familiengeschichte geschaffen, die im ehemaligen Jugoslawien beginnt und in Deutschland endet, wo die Eltern unter sich bleiben. Das Leben, das sie gewählt haben, ist kein Vergnügen, der Vater unterdrückt seine Traurigkeit durch Betäubung, die Mutter kompensiert ihre Einsamkeit durch Wutausbrüche. Ihr Zorn trifft vor allem die Protagonistin und gründet auf Eifersucht, auf die Intelligenz und den Freiheitsdrang des Mädchens. Ich mag den Plot und finde das Thema Balkankrise und Flucht wichtig. Zuerst hat mir die märchenartige Sprache der Autorin gefallen, die Naturbeschreibungen in Pepsis Kindheit. Ab der Hälfte des Buches hat mich der Singsang Rhythmus genervt. Die zahlreichen Adjektive: der lange lange Weg, die tiefe tiefe Traurigkeit, schöne und nährende Gedanken. Ebenso die Wortwiederholungen: Der Abschied ist ein Abschied, weil er ein Abschied ist. Jetzt muss sie gehen, das Gehen lernen, Schritt für Schritt, hätte ich nicht gebraucht. Da die Autorin aber mehrfach ausgezeichnet und ihre Bücher mehrsprachig übersetzt wurden, mag ich das als meinen eigenen Geschmack werten, den sie nicht ganz getroffen hat. Ich kann verstehen, wenn andere Leser*innen diese Erzählung als etwas Besonderes feiern.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Die Geschichte hat mich überfordert

Antichristie
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Durga steht mit ihrer Familie am Fluss, um die Asche ihrer Mutter Lila zu verstreuen. Ihr Vater Dinesh steht mit seiner zweiten Frau Rosa hinter ihr. Ihr Sohn Rohan und ihr Partner Jack stehen rechts und ...

Durga steht mit ihrer Familie am Fluss, um die Asche ihrer Mutter Lila zu verstreuen. Ihr Vater Dinesh steht mit seiner zweiten Frau Rosa hinter ihr. Ihr Sohn Rohan und ihr Partner Jack stehen rechts und links von ihr, als der Klingelton ihres Handys sie unangenehm rausreißt. Sie wurde zu der Signalgruppe Anti-Christie hinzugefügt. Ihre neuen Arbeitskolleginnen in London spielen mit ihr die besten Tötungsdelikte in der Geschichte der Agatha-Christie-Krimis durch.

Lila geborene Duisburgerin war die originellere Inderin neben ihrem indischen Vater. Zuerst Sekretärin, dann Teilzeit-Guerilla, danach brannte sie mit Dachboden Piet als Fulltime Partisanin nach Niedeggen in eine Kommune durch, ohne Durga.

Nach der Beisetzung fliegt Durga nach London, um ihre neue Stelle als Drehbuchautorin anzutreten. Sie fühlt sich in der multikulturellen Stadt, wo sie eine von vielen ist, deutlich wohler als zu Hause. Ihre beste Freundin Nena begleitet sie für einige Tage und im Taxi werden sie Zeuginnen der BBC Durchsage, dass Queen Elizabeth die Zweite gerade verstorben ist. Vor dem Gebäude Florin Court Films demonstrieren Menschen gegen eine Neuverfilmung Agatha Cristies.

An einer U-Bahn Station geraten Durga und Nena in eine unangenehme Sprachlosigkeit und verlieren sich aus den Augen. Durga findet sich in einer Epoche wieder, die nichts mehr mit London 2022 zu tun hat und ist noch dazu ein junger Mann. Sie erfährt, dass sie sich im Jahr 1906 befindet und Sanjeer heißt. Jemand empfiehlt ihr „India House“, wo sie auf den charismatischen Savarkar trifft, der, wie sie weiß, zum bewaffneten Aufruhr aufrufen und ein Buch verfassen wird, weswegen die Engländer ihn einsperren werden.

Fazit: Selten habe ich mich so sehr herausgefordert, einer Autorin gerecht zu werden. Es ist einfach zu sagen: „Das war nicht meins!“ Doch dafür scheint mir das Buch zu durchdacht. Mithu Sanyal beginnt damit, dass die Protagonistin das Kind zweier unterschiedlicher Kulturen und Religionen ist, einer sogenannten „Mischehe“. Allein das Wort ist seit dem Dritten Reich besetzt und politisch unkorrekt, klärt sie auf. Die Autorin hatte den Anspruch, die Kolonialisierung nicht nur der Engländer, sondern am Rande auch die der Deutschen und der Spanier korrekt darzustellen. Die Geschichtsbücher allerdings verschweigen die Kolonialisierung Indiens, Afrikas und Marokkos in einem Maße, das man nur ignorant nennen kann. (nebenbei auch die anderer Kolonialisten wie Holländer und Franzosen) Die Autorin hat versucht darzustellen, wie die Bevölkerung Indiens (Hindu, Brahmanen, Bengalen, Sikhs Pakistani, Tamilen, Muslime und die Unberührbaren) die zu großen Teilen nach dem Varna System=Klassifizierung der Kasten leben. Sie hat dargestellt, dass Hindus Muslime nicht anerkennen. Und, was überraschend für mich war, dass Gandhi die schwarze Bevölkerung Afrikas als Kaffer bezeichnet hat, faul und träge und man ihm neben seinem friedlichen Widerstand, der etliche Inder das Leben kostete, durchaus vorwerfen kann, rassistisch motiviert gewesen zu sein. Wenn also etwas überliefert wurde, muss das nicht die Wahrheit sein. Mithu Sanyals Geschichtspamphlet lässt sich durchaus auf heutige Konflikte im Nahen Osten adaptieren. Sie hat, um ihre zahlreichen Recherchen in eine Geschichte einzuweben, die mehr Prosa als Infodump sein sollte, ein kunterbuntes Panoptikum erschaffen, wo sich allerlei bekannte Gesichter tummeln. So fordern die Suffragetten auf einer Demo zu Sanjeers Zeit das Frauenwahlrecht, Rosa Luxemburg findet kurz Erwähnung neben Karl Marx, dessen Theorien einigen revolutionären Indern genehm sind. Hercule Poirot, die Queen, Charlotte Despard, Shakespeare werden erwähnt, Sherlock Holmes spielt ebenso wie Gandhi mit, der eine Gastrolle bekommen hat.

Für mich war das Buch zu lang. Die Vielzahl an Namen hat mich gefordert, die sprunghaften Gedankengänge überfordert, die Zeitmaschine genervt. Was war noch mal die Message?

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Veröffentlicht am 09.08.2024

Unerträgliche Protagonistin

Unberechenbar
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Sam ist dreiundfünfzig und in der Perimenopause. Jede Nacht um drei Uhr erwacht sie schweißgebadet, mit Herzrasen. Gedanken jagen sich, einer so unnötig wie der andere. Sie lebt mit Mann und Tochter in ...

Sam ist dreiundfünfzig und in der Perimenopause. Jede Nacht um drei Uhr erwacht sie schweißgebadet, mit Herzrasen. Gedanken jagen sich, einer so unnötig wie der andere. Sie lebt mit Mann und Tochter in einem Randbezirk von New York. Es gab Zeiten, da konnte sie ihren Mann zum Lachen bringen, jetzt allerdings, sitzt er ihr jeden Morgen beim Frühstück gegenüber und daddelt in seinem Handy. Ihre geliebte, aber ehrgeizige Tochter fliegt zwischen Fußballtraining, Referaten und Zukunftsvisionen hin und her. Sams Mom ist zwei Fahrstunden weit weggezogen. Sam vermisst sie, telefonieren ist nicht das gleiche, wie ihr gegenüberzusitzen und in den Arm genommen zu werden. Mit ihren zahllosen Ängsten vor der amerikanischen Politik, der Klimaapokalypse, den Waffengesetzen und ganz allgemein, mit der Dummheit der Menschen, fühlt sie sich allein.

Sam hat ein Faible für alte naturbelassene Häuser, die ihre Geschichten erzählen, deshalb fährt sie manchmal Umwege und streunert um ein schönes Objekt herum. Und dann folgt sie einem Inserat und macht einen Besichtigungstermin. Das Innenleben des Hauses ist heruntergekommen, aber Sams Auge für Details, erkennt sofort, dass es ein Schatzkästchen ist. Ohne lange zu überlegen, unterschreibt sie den Kaufvertrag und weiß, dass sie ihren Mann verlassen muss. Der Gedanke, ein Kleinod zu besitzen, das ihr ganz allein gehört, lässt sie wieder träumen, spornt sie zu Höchstleistungen an und schon bald hat sie das notwendigste erledigt. Ihr Traum ist einzugsbereit.

Fazit: Dana Spiotta hat eine Protagonistin erschaffen, die stark mit sich selbst beschäftigt ist. Ich mag die Idee, dass eine Frau mittleren Alters noch einmal ganz allein, von vorn anfangen will, sogar wenn sie hormonell getrieben scheint. Allerdings fand ich den Charakter so extrem dargestellt, dass ich zwischenzeitlich dachte, ich hätte es mit einer Borderlinerin zu tun. Sie wird naiv dargestellt, unzufrieden. Sie scheint sich besser zu fühlen, wenn sie über alternde Geschlechtsgenossinnen abzieht, deren Durchschnittlichkeit, farbloses Haar und die alternden Hälse moniert. Sie ist wankelmütig, neurotisch, kontrollsüchtig, bevormundend, übergriffig und übernimmt keine Verantwortung. Wenn das die Generation 70er – Jahre ist, hat die Autorin ein düsteres Bild gezeichnet, fast schon ein Klischee erschaffen. Mir ist klar, dass Protagonistinnen menschlich gezeichnet werden sollten, diese allerdings hat mich mit voller Kraft negativ berührt. Ich bin froh, dass ich sie nicht näher kennenlernen muss.

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