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Veröffentlicht am 11.11.2017

Fantasyroman mit vielen Kampfszenen gegen Untote

Palast der Finsternis
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Die 17-jährige Anouk wurde zusammen mit vier weiteren Jugendlichen aus den USA ausgewählt, nach Paris zu reisen, um einen 34 Meter unter der Erde befindlichen Palast zu erforschen, der Ende des 18. Jahrhunderts ...

Die 17-jährige Anouk wurde zusammen mit vier weiteren Jugendlichen aus den USA ausgewählt, nach Paris zu reisen, um einen 34 Meter unter der Erde befindlichen Palast zu erforschen, der Ende des 18. Jahrhunderts von dem französischen Adeligen Frédéric du Bessancourt gebaut wurde.

Die Jugendlichen kennen sich nicht und begegnen sich zum ersten Mal am Flughafen. Sie finden sich nicht wirklich sympathisch und so steht die Reise von Anbeginn unter keinem guten Stern. Ohne auch nur einmal einen Reisepass vorzeigen zu müssen, werden sie mit einem Privatflugzeug nach Frankreich gebracht.
Als sie den Palais de Papillon betreten, haben sie noch keine Ahnung, welchen Gefahren sie dort begegnen werden und dass sie vor dem Abenteuer ihres Lebens stehen. Hinter jeder Tür befindet sich ein anderer Raum mit neuen Gefahren, die sie gemeinsam bezwingen müssen, um lebend aus dem Palast zu kommen.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen: Man erlebt die Familie Bessancourt 1789/ 1790 aus der Sicht der Tochter Aurélie, die sich während der französischen Revolution in dem unterirdischen Palast versteckt halten, den der Vater erbauen ließ. Nachdem die Mutter getötet wurde und Aurélie von ihren Schwestern getrennt wurde, fühlt sie sich selbst als Gefangene in einem Goldenen Käfig und versucht mit Hilfe eines Dienstboten zu fliehen.

Über 200 Jahre später sind die fünf Jugendlichen in dem Palast eingeschlossen und begegnen dort den seltsamsten Gefahren. Der Roman ist in der Gegenwart aus Sicht von Anouk beschrieben, die sich als Adoptivtochter von ihren Adoptiveltern nicht geliebt fühlt und von zu Hause weggegangen ist, ohne ihren Eltern das wahre Reiseziel zu benennen.

Es hat zunächst den Anschein, als seien die Jugendlichen in dem labyrinthartigen unterirdischem Gebäude gefangen, um im Rahmen eines psychologischen Experiments, bei welchem die Stärken und Schwächen eines jeden zum Vorschein kommen, den Ausgang zu finden. Es ist aber tatsächlich ein Kampf ums Überleben gegen übermächtige Untote, die die Jugendlichen festhalten, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen.

"Palast der Finsternis" ist ein surrealer Jugendroman, der sich auf beiden Zeitebenen spannend liest, wobei die Gegenwart mit Anouk und ihren Weggefährten den meisten Raum einnimmt.
Schon bald ist klar, dass es sich bei der Einladung nach Paris um keine archäologische oder historische Forschungsarbeit handelt. Dennoch bleibt es lange vage, warum die Jugendlichen aus Amerika eingeflogen worden sind und von wem die Gefahren in dem Palast ausgehen. Auf wessen Seite kämpfen die Tracker? Wer ist der Schmetterlingsmann oder die mysteriöse Frau in dem roten Kleid?

Ich hatte mir einen Steampunk-Roman bzw. ein mysteriöses Schauermärchen mit historischen Bezügen versprochen, stattdessen ist der "Palast der Finsternis" eher ein Fantasyroman mit vielen Kampfszenen gegen Untote.
Während mir der undurchsichtige Beginn des Romans und die Szenen in beiden Zeitabschnitten noch gut gefallen haben, empfand ich die immer neuen Gefahren hinter den einzelnen Türen und die Kämpfe ermüdend, die Flucht aus dem Palast verwirrend. Die Auflösung des Rätsels der mysteriösen Gefangenschaft und die Identität des Schlangenmannes waren jedoch sehr überraschend, wenn auch nicht wirklich gruselig. Auch wenn es sich bei den Protagonisten um Jugendliche handelt, würde ich ihn aufgrund der Brutalität mancher Kampfszene nicht als Jugendroman einordnen.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Aufzählung von Aufgaben und knapper Beschreibung der Durchführung statt eines lebhaften Romans mit Tiefgang

Das Zehn-Minuten-Projekt
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18 Jahre war die 36-jährige Chiara mit ihrem Ehemann zusammen, bevor dieser sie mit einem Anruf aus Dublin verlassen hat. Wenige Monate zuvor war das Paar von einem Vorort in die Stadt Rom gezogen, wo ...

18 Jahre war die 36-jährige Chiara mit ihrem Ehemann zusammen, bevor dieser sie mit einem Anruf aus Dublin verlassen hat. Wenige Monate zuvor war das Paar von einem Vorort in die Stadt Rom gezogen, wo sich Chiara nicht wirklich wohlfühlt und sich bisher nicht eingelebt hat. Als sie dann auch noch ihre Kolumne bei einer Wochenzeitung verliert, ist die Schriftstellerin am Ende mit ihren Nerven. Ihre Therapeutin rät ihr zu einem Spiel, einer persönlichen Challenge. Sie soll einen Monat lang jeden Tag für zehn Minuten etwas ausprobieren, das sie noch nie gemacht hat.
Skeptisch, aber dennoch neugierig, macht sich Chiara an das Projekt.

Bei den selbst gestellten Aufgaben handelt es sich überwiegend um einfache, alltägliche Dinge, die nicht unbedingt viel Überwindung brauchen, wie sich die Nägel pink lackieren, einen Flohmarkt besuchen, Pancakes zubereiten oder ins Fitnessstudio gehen.
Teilweise beziehen die Aufgaben auch ihren Ehemann ein, der wieder von Dublin nach Rom zurückgekehrt ist und bei einem Freund wohnt. Mit ihm über Chiara, die keinen Führerschein hat, das Autofahren oder das neue Jahr mit zehn Minuten Schweigen zu beginnen.

Der Roman ist mit gut 200 Seiten nicht sehr umfangreich und auch die einzelnen Kapitel mit den Aufgaben sind folglich eher kurz gehalten und gehen nicht sehr in die Tiefe. Es sind Aufgaben, die man sich auch leicht selbst stellen und nachmachen kann.
Die Idee hinter dem Projekt - eine persönliche Herausforderung, um sich von dem Herzschmerz abzulenken und sich einfach auch einmal mit etwas anderem zu beschäftigen, vielleicht sogar eine neue Leidenschaft zu entdecken - fand ich sehr interessant.
Die Projekte von Chiara waren allerdings so alltäglich und fast schon banal, dass sich das Buch eher einer Aufzählung von Aufgaben und einer kurzen Beschreibung der Durchführung glich, als einem zusammenhängendem Roman.

Mir war der Roman zu sehr wie ein Bericht gehalten, zugleich fehlte mir auch die Tiefe und ein Gefühl für die Protagonistin. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich Chiara durch ihre Aufgaben mit der Trennung von ihrem Ehemann auseinandersetzt, sondern dass sie sich lediglich davon ablenkt und mit den Aufgaben eine Beschäftigung sucht, die sie zuvor durch das Schreiben ihrer Kolumne hatte. Ihre Mini-Projekte waren für mich zu langweilig. Weniger Projekte und dafür eine tiefere Auseinandersetzung mit ihnen hätten dem Roman mehr Tiefgang verleihen können.
Gerade weil ich den Eindruck hatte, dass die Autorin von sich selbst schreiben könnte - schließlich gibt es zahlreiche Parallelen wie Name, Alter, Wohnort und Beruf der Protagonistin - war ich am Ende enttäuscht, dass "Das Zehn-Minuten-Projekt" so nichtssagend blieb.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Eine Mischung aus "Das Rosie-Projekt" und "Der Algorithmus der Liebe" - allerdings weniger humor- und gefühlvoll

Eine Prise Sterne
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Der passionierte Astronom Marc Heller trifft zufällig in Köln auf seine Freundin Anne Päffgen aus seiner Jugend wieder, für die er geschwärmt und nach der er sogar einen Kometen benannt hatte. Die Sommeliere ...

Der passionierte Astronom Marc Heller trifft zufällig in Köln auf seine Freundin Anne Päffgen aus seiner Jugend wieder, für die er geschwärmt und nach der er sogar einen Kometen benannt hatte. Die Sommeliere im Sternerestaurant "Champagne Supernova" ist todunglücklich, wurde sie doch ausgerechnet an ihrem Kennenlerntag von ihrem Freund Dirk betrogen.

Marc möchte Anne wieder lächeln sehen und beschließt, ihr mit Hilfe der Sterne und seiner naturwissenschaftlichen Analyse den perfekten fürs Leben zu suchen. Durch einen Fragebogen, den er nach mehreren Pleiten schrittweise optimiert, versucht Marc rein aufgrund von Logik, Gesetzmäßigkeiten und deren Schlussfolgerungen den für Anne optimalen Partner zu finden.

Marc ist ein Nerd, der sich leidenschaftlich seiner Berufung, der Astronomie, widmet und sich deshalb auch erfolgreich für die Leitung des Paranal-Observatoriums in Chile empfohlen hat, der aber im Umgang mit Menschen sehr unbeholfen ist.
Da Marc wenig empathisch und sozial inkompetent ist, Anne aber nichts von seinen Anstrengungen erfahren soll, sorgt er für die ein oder andere witzige Situation, wenn Anne "rein zufällig" auf den für sie ausgesuchten und vermeintlich perfekten Partner trifft.

Ich empfand den Roman insgesamt zu gewollt komisch, einzelne Begegnungen mehr albern als amüsant. Auch Annes Hobby als begeisterte Taubenfütterin oder Marcs Umgang mit dem Hummer, den er zu einem Haustier umfunktionierte, waren in dem Ausmaß nur bedingt komisch und zogen die Handlung ins Lächerliche.
Darüber hinaus war mir die Beschreibung von Annes Arbeit als Sommelière mit dem Hintergrund wissen zu Champagner zu sehr in den Vordergrund gerückt., so dass diese Details den Roman unnötig in die Länge zogen und mich persönlich langweilten. Hierbei wurde sehr deutlich, dass der Autor Restaurantkritiker und als Winzer tätig ist und ich hatte den Eindruck, dass er einen Teil seines Fachwissens zum Thema Champagner zum Besten geben wollte.

"Eine Prise Sterne" bietet eine leichte Unterhaltung, traf aber nicht ganz meinen Humor und ist kein Roman, der mir länger im Gedächtnis bleiben wird. Das mag auch daran liegen, dass der Roman wenig Neues bot. So fühlte ich ich während des Lesens einerseits an "Das Rose-Projekt", nur weniger komisch, und andererseits an "Der Algorithmus der Liebe", nur mit weniger Gefühl, erinnert.

Als Wahl-Kölnerin fand ich dagegen interessant, dass der Schauplatz des Romans in der Domstadt ist und man durch die detaillierten Ortsbeschreibungen mitten im Geschehen ist. Diese Details hätte ich mir auch in Bezug auf eine tiefgründigere Charakterisierung der Protagonisten gewünscht. So blieb sowohl Marc als auch Anne sehr eindimensional.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Sehr amüsanter Beginn, aber anschließend eine leblose Erzählung ohne den (Weihnachts-)zauber des "Comfort Food Cafés"

Weihnachten mit dir
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Becca Fletcher ist die zwei Jahre jüngere Schwester von Laura, der Protagonistin aus dem Roman "Frühstück mit Meerblick". Ich habe den ersten Band um das "Comfort Food Café" nicht gelesen, was - wie die ...

Becca Fletcher ist die zwei Jahre jüngere Schwester von Laura, der Protagonistin aus dem Roman "Frühstück mit Meerblick". Ich habe den ersten Band um das "Comfort Food Café" nicht gelesen, was - wie die Autorin in einem Vorwort betont - auch nicht notwendig ist, um die Geschichte um Becca zu verstehen.

Becca war schon immer das schwarze Schaf der Familie, die etwas ungehobelte Rebellin, die einen hedonistischen Lebensstil pflegte. Ausschweifende Partys, Drogen, One-Night-Stands - sie war ganz anders als ihre häusliche Schwester. Dies änderte sich als Lauras Mann David starb und Becca dem Alkohol entsagte und vor Männern auf Abstand ging.

Weihnachten hasste Becca schon als Kind und trotzdem macht sie sich diesen Dezember auf den Weg zu ihrer Schwester Laura, um dort vier Wochen zu verbringen und das Weihnachtsfest bei ihr, ihrem neuen Freund und den Kindern zu feiern.
In Dorset lernt sie die liebenswürdigen Charaktere kennen, die sich im "Comfort Food Café" versammeln und die den Leser schon aus dem ersten Band kennen. Da ist auch der gut aussehende Sam, mit dem Laura Becca verkuppeln möchte, die nichts davon ahnt, wie sehr sich ihre Schwester verändert hat und sich jedweden Spaß im Leben verboten hat.

Schon letztes Jahr habe ich einen Weihnachtsroman von Debbie Johnson, "Weihnachtspunsch und Rentierpulli", gelesen und mich nach der witzigen Leseprobe von "Weihnachten mit dir", in der Weihnachtshasserin Becca die Weihnachten bei ihren Eltern beschreibt, die Dank der jüngsten Tochter stets im Chaos endeten.

Während die Einführung des Charakters Becca herrlich ironisch und sehr unterhaltsam geschrieben ist, ist de weitere Verlauf des Romans von einer grundsätzlich melancholischen Stimmung geprägt. Lange blieb im Verborgenen, warum Becca sich selbst so quält und wofür sie sich eigentlich bestraft und letztlich konnte ich ihr Verhalten und ihren Lebenswandel nicht nachvollziehen.

Was mich zudem gestört hat, ist der Schreibstil der Erzählung. Die Geschichte von Becca liest sich wie ein Bericht, den sie einem dritten erzählt oder einem Tagebuch anvertraut, was aber wiederum zu Beccas Gefühl passt, dem Leben der anderen zuzusehen und nicht selbst aktiv daran teilzuhaben. "Weihachten mit dir" liest sich damit wie ein Zeitungsartikel und nicht wie ein Roman. Es mangelt an Dialogen und insbesondere an Lebendigkeit der Erzählung. Als Leser erlebt man die Geschichte nicht, weshalb die Ich-Erzählerin distanziert und fremd blieb.

Von "Weihnachten mit dir" hatte ich mir eine warmherzige Weihnachtsromanze erhofft, leider kam der Zauber des "Comfort Food Cafés" aber nicht bei mir an.

Veröffentlicht am 02.10.2017

Modernes Drama, bei dem die Grenze zwischen Schauspiel und Realität verschwimmt

Das verborgene Spiel
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Sieben befreundete Studenten sind im vierten und letzten Jahr am elitären Dellecher Collage, wo sie sich intensiv mit den Stücken von William Shakespeare auseinandersetzen. Die Faszination für den Dramatiker ...

Sieben befreundete Studenten sind im vierten und letzten Jahr am elitären Dellecher Collage, wo sie sich intensiv mit den Stücken von William Shakespeare auseinandersetzen. Die Faszination für den Dramatiker geht sogar soweit, dass die Studenten in ihre ganz alltäglichen Unterhaltungen Zitate aus den Stücken von Shakespeare einfließen lassen.

Der Roman ist passend zum Plot formal wie ein Theaterstück aufgebaut. Er besteht aus fünf Akten, die in Szenen unterteilt sind und an denen jeweils ein Prolog vorangestellt ist. Der Prolog spielt in der Gegenwart als einer der ehemaligen Studenten, Oliver Marks, nach zehnjähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Jetzt ist es für ihn an der Zeit dem Polizisten, der inzwischen pensioniert ist und schon damals dem nicht an seine Schuld geglaubt hat, zu erzählen, was vor zehn Jahren wirklich passiert ist.

"Das verborgene Spiel" erzählt von einem Mikrokosmos an einer Elite-Kunsthochschule, wo ganz unterschiedliche, angehende Schauspieler aufeinander treffen, die alle eins teilen: die Leidenschaft für das Theater. Wie in einem klassischen Theaterstück gibt es in der 7-köpfigen Clique einen tapferen Held, einen unsympathischen Bösewicht, eine verführerische, verruchte Schönheit, ein naives Mädchen und Nebencharaktere. Trotz ihrer Konkurrenz bei der Verteilung der Rollen, sind sie Freunde. Doch hinzukommen Ehrgeiz, Suche nach Anerkennung, Drogen, Eifersucht und eine sexuelle Anziehungskraft untereinander - alles Faktoren, die in ein Drama münden, an deren Ende ein Mensch tödlich verletzt in einem See aufgefunden wird.

Der Roman ist aufgrund der etwas anstrengenden Dialoge nicht ganz einfach zu lesen. Für das Verständnis des Romans ist es zudem wichtig, dass man sich mit dem Werk Shakespeares auskennt oder zumindest seine Dramen "Julius Cäsar", "König Lear" und "Macbeth" gelesen hat, da durchweg aus diesen Werken zitiert wird. Für mich hat dies den Lesefluss gestört und hätte stattdessen mehr über die einzelnen Persönlichkeiten der Protagonisten erfahren wollen und wie sie zueinander stehen, um zu begreifen, warum sie genauso handeln.

Der Roman ist raffiniert geschrieben, ein modernes Drama, das die Bühne in die Realität überträgt, so dass die Grenze zwischen Schauspielerei und Wirklichkeit verschwimmt. Es geht um Schuld und die Angst vor der Wahrheit, die den sechs Überlebenden zwar bewusst ist, aber erst nach zehn Jahren ans Licht kommt.

Die hinter "Das verborgene Spiel" hatte mich neugierig auf den Roman gemacht, die Umsetzung konnte mich aber aufgrund der Dominanz der Shakespeare Zitate, der ausschweifenden, dramatischen Dialoge, die zu Lasten des Hintergrunds der eigentlich spannenden Charaktere, nicht ganz überzeugen.