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Veröffentlicht am 10.08.2024

Sensible Inhalte

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Drei Tage nach dem Verschwinden der sechzehnjährigen Lena Palmer taucht ein brutales Video im Internet auf, das sofort viral geht. Die BKA-Kommissarin Yasira Saad wird mit dem Fall betraut und sucht zusammen ...

Drei Tage nach dem Verschwinden der sechzehnjährigen Lena Palmer taucht ein brutales Video im Internet auf, das sofort viral geht. Die BKA-Kommissarin Yasira Saad wird mit dem Fall betraut und sucht zusammen mit ihrem Team fieberhaft nach dem vermissten Mädchen sowie den Tätern. Währenddessen wächst in der Bevölkerung der Unmut, rechte Gruppierungen rufen zu Demonstrationen und Selbstjustiz auf, die Zeit drängt.

„Das Video hat bereits eine Welle der Empörung ausgelöst. Reaktion und Gegenreaktion sind irgendwie vorhersehbar, und trotzdem schockt es Yasira, wie extrem manche Wortmeldungen ausfallen und wie leise die Stimmen der Vernunft bleiben.“ (Seite 20)

Auf dem Buchdeckel steht ein Satz, wonach das vorliegende Buch Inhalte enthält, die manche Personen als verstörend empfinden könnten. Dies kann ich nach dem Lesen bestätigen, für sensible Leserinnen und Leser ist dieser Gegenwartsroman sicherlich nicht empfehlenswert, der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund. Ich war nach den ersten Kapiteln sicher, dass ich weiß, worauf die Geschichte hinausläuft, wurde aber eines Besseren belehrt und nicht nur das. Die Wendung in der Mitte des Buches verblüffte mich und als ich schon dachte, dass die Richtung nun klar vorgegeben ist, kam ein gänzlich anderer Ansatz hinzu, der mich staunen ließ. Es gehört schon viel Einfallsreichtum dazu, dass es dazu kommt. Das Ende erwischte mich noch einmal kalt, ich konnte nicht fassen, wie es ausgegangen ist. Insgesamt ein großartiger Thriller, der keine Wünsche offen lässt. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Märchenhaft und tragisch schön

Cascadia
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Die Schwestern Samantha und Elena leben auf einer Insel im Nordwesten der USA in ärmlichen Verhältnissen. Die Mutter der jungen Frauen ist todkrank, das Geld knapp, die Schulden wachsen, und einzig der ...

Die Schwestern Samantha und Elena leben auf einer Insel im Nordwesten der USA in ärmlichen Verhältnissen. Die Mutter der jungen Frauen ist todkrank, das Geld knapp, die Schulden wachsen, und einzig der Gedanke daran, nach dem Tod der Mutter durch den Verkauf des Hauses nebst riesigem Grundstück genug Geld zu haben, um weggehen und woanders neu anfangen zu können, gibt Sam und Elena Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als ein Bär auf der Insel auftaucht, ahnen beide nicht, welchen Einfluss das wilde Tier auf ihr Leben haben wird.

„Das Glück würde ihr ständiger Begleiter sein und alles andere von ihnen abfallen, aber Sam würde diesen Zustand niemals unbeschadet erreichen, wenn sie nicht auf der Stelle anfing, sich die Gelassenheit ihrer Schwester anzueignen. Sie hatten einen Plan. Sie würden von hier wegziehen. Nur das zählte. Alles andere, das Schreckliche und das Wunderbare, ließ sich ertragen.“ (Seite 78)

Die zwei Schwestern hätten nicht unterschiedlicher sein können, denn obwohl nur ein wenig mehr als ein Jahr zwischen ihnen lag, kristallisierte sich ganz klar heraus, welche erwachsen und welche von ihnen in der Reife zurückgeblieben war. Die Last und Bürde der einen, war der Kopf in den Wolken der anderen. Anfangs war mir das gar nicht bewusst, aber je weiter die Erzählung vorangeschritten ist, desto mehr fühlte ich mich mit einer der Schwestern solidarisch und tat mich schwer mit Handlungen der anderen. Ich war selbst erschrocken, welche Emotionen in mir hochkochten, verstand nicht immer, wie es sein konnte, dass ich so empfand.

Diese Geschichte lässt mich tief berührt zurück. Ich habe nicht erwartet, welche Wendung sie nehmen würde, war überrascht von den Ereignissen und erstaunt, wie sich alles entwickelt hat. Was da ans Licht kam, traf nicht nur mich, die folgenden Geschehnisse wirbelten alles durcheinander, erklärten im Nachhinein einige Unklarheiten und beantworten Fragen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gab. Unausweichlich steuerten wir alle auf einen Abgrund zu, mein Magen schlug Purzelbäume und ich hielt den Atem an, war versucht, vorzublättern, um vorbereitet zu sein auf das, was da noch kam. Die Auflösung war emotional, anders als gedacht und ich schloss das Buch mit dem Gefühl, eine märchenhafte Reise beendet zu haben. Tragisch und wunderbar.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Spannungsgeladene Action

Eighteen
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Nach den dramatischen Ereignissen mit Sixteen genießt Seventeen, der berüchtigtste Auftragskiller der Welt, seinen Ruhestand. Dabei behält er immer im Hinterkopf, dass ein möglicher Nachfolger keine andere ...

Nach den dramatischen Ereignissen mit Sixteen genießt Seventeen, der berüchtigtste Auftragskiller der Welt, seinen Ruhestand. Dabei behält er immer im Hinterkopf, dass ein möglicher Nachfolger keine andere Wahl hat, als ihn auszuschalten, wenn er Eighteen werden will. Eines Tages ist es soweit, ein Scharfschütze taucht auf, die Kugel aber verfehlt knapp ihr Ziel. Seventeen macht sich auf die Jagd nach dem Killer und ist verblüfft, als er ein kleines Mädchen findet, das mit einem Scharfschützengewehr im Wald ausgesetzt wurde, um ihn zu töten. Zusammen mit seiner Ex-Geliebten Kat will er überprüfen, wer das Kind geschickt hat. Was er herausfindet, erschüttert ihn mehr, als er für möglich gehalten hätte.

„Ich bin sicher, dass das Kind auf mich geschossen hat. Als ich sie aus dem Wagen zur Haustür geschleppt habe, ist mir der Korditgeruch aufgefallen. Aber eine Neunjährige schleppt kein Zehn-Kilo-Gewehr samt Zielfernrohr und Munition von der Straße den Hügel hinauf und sucht sich dort die geeignete Position für einen perfekten Schuss auf mein Fenster.“ (Seite 27)

Nachdem mich das erste Buch der Seventeen-Reihe letztes Jahr großartig unterhalten hat, wollte ich natürlich unbedingt wissen, wie es mit Seventeen weitergeht. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um diesen zu verstehen, da die wichtigsten Dinge erneut erzählt und erklärt werden. Für ein besseres Verständnis der Beziehungen der Personen zueinander wäre dies zwar von Vorteil, aber die regelmäßigen Wiederholungen sind meines Erachtens vollkommen ausreichend, um alles zu verstehen. Die folgende Rezension verrät nichts, was für die vergangenen Geschehnisse von Belang wäre.

Wie bereits im vorherigen Teil der Reihe springt John Brownlow auch hier zwischen den Zeiten, lässt seinen Protagonisten in der Vergangenheit schwelgen und erklärt so die gegenwärtigen Entwicklungen. Dies trägt erheblich zur Spannung bei, zusätzlich gestattet es, Seventeen ein wenig in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Aber nur ein bisschen, denn natürlich ist ein Auftragskiller kein sympathischer Mensch. Eigentlich. Durch den eingebauten Humor wird die Geschichte aufgelockert und erneut habe ich das Gefühl, das Drehbuch zu einem Actionfilm zu lesen, das mit einem aktuellen Thema punktet. Ist es übertrieben? Ja! Ist es teilweise an den Haaren herbeigezogen? Absolut! Ist es so unrealistisch, dass manch einer die Augen verdrehen könnte? Das ist es! Und deswegen liebe ich es! Großartige Unterhaltung für Liebhaber dieses Genre und damit mehr als lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.07.2024

Der Jäger und seine Beute

Trophäe
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Hunter White reist nach Afrika, um seine Big Five vollzumachen, indem er ein Nashorn tötet. Der reiche Amerikaner hat eine Lizenz gekauft und kann es kaum fassen, als Wilderer das Tier erschießen und verstümmeln. ...

Hunter White reist nach Afrika, um seine Big Five vollzumachen, indem er ein Nashorn tötet. Der reiche Amerikaner hat eine Lizenz gekauft und kann es kaum fassen, als Wilderer das Tier erschießen und verstümmeln. Die Enttäuschung ist riesig, zudem hat er diese besondere Trophäe seiner Frau versprochen. Als sein Gastgeber und Freund, der Jagdleiter und Berufsjäger Van Heeren, von den Big Six erzählt und ihm ein unmoralisches Angebot macht, überlegt Hunter nicht lange und sagt zu.

„Sein ganzer Körper ist in Alarmbereitschaft, alle Sinne sind bis zum Äußersten angespannt; all der Ballast der Zivilisation fällt von ihm ab. Das hier, das spürt er, bedeutet leben. Hier, die Gefahr zum Greifen nahe, kann er sein, wer er wirklich ist. Er, Hunter, Mann.“ (Seite 27)

Bereits nach wenigen Seiten bin ich im Buch versunken, vergesse die Zeit, vergesse alles um mich rum. Fasziniert und angewidert folge ich Hunter auf seiner Jagd, höre seine Gedanken und lausche seinem Atem. Ich bin mittendrin, der großartige Schreibstil macht es mir leicht, schleiche durch das Dickicht, halte die Luft an, erstarre und schaue mich voller Angst um. Da war doch ein Knistern, eine Bewegung, war da nicht gerade ein Ruf? Ein Heulen von hinten, ein Knurren von vorn, diese Büsche leben, dieser Ast ist gar nicht krumm. Um mich herum keucht und kreucht es, der Nervenkitzel bringt mich fast um, jetzt schnell nach den Fährtensuchern schauen und weiter gehts auf der Jagd nach ihm, dem Gejagten, der Beute, dem prähistorischen Wesen, das Hunter sucht.

Selten hat mich ein Protagonist so zerrissen, ich fühle mich von ihm angezogen und abgestoßen zugleich. Von Kindesbeinen an zum Jagen erzogen, liegt ihm diese förmlich im Blut. Er spricht von Respekt, von Bewunderung und von Mut, dabei geht es um nicht mehr als das sinnlose Töten einer wehrlosen Kreatur. Wie man es dreht und wendet, ist diese Jagd einseitig und unfair, nur mit Glück ist der Ausgang ein anderer, aber auch dann endet es mit dem Tod. Das Angebot von Van Heeren gibt der Geschichte eine Wendung, die ich nicht erwarte, ich bin im ersten Moment wie gelähmt ob der Versuchung, der Hunter erliegt. Das Für und Wider ist schnell abgehandelt, schließlich geht es doch um die Ehre, die Jagd, den Ruhm und die Männlichkeit. So denkt er, der Amerikaner, der Reiche, der Jäger mit den Fingern voller Blut. Na, dann ist ja alles gut.

Dieses Buch hat mich eingefangen, geschüttelt, aufgerüttelt und lässt mich ermattet zurück. Noch auf den letzten Seiten gab es eine Steigerung; diese Sätze, diese Worte, wie schön kann Literatur bitte sein. Bis zuletzt kämpfte ich mit mir, wollte nicht weinen und tat es doch. Das Ende war so großartig, etwas anderes hätte auch ich mir nicht vorstellen können, wenn auch gewünscht. Eine Meisterleistung und ein weiteres Highlight war dieses Werk für mich. Lest es!

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Schmerzhaft intensiv

Die schönste Version
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Zwischen Jella und Yannick ist es die große Liebe, die gemeinsame Wohnung die Krönung, Jella träumt bereits von mehr. Bis zu einem Vorfall, der alles ändert. Jella zieht zurück zu ihrem Vater, in ihrem ...

Zwischen Jella und Yannick ist es die große Liebe, die gemeinsame Wohnung die Krönung, Jella träumt bereits von mehr. Bis zu einem Vorfall, der alles ändert. Jella zieht zurück zu ihrem Vater, in ihrem früheren Kinderzimmer erinnert sie sich an ihre Kindheit und Jugend, geht Situationen noch einmal durch und fragt sich, wie es so weit kommen konnte, dass es dermaßen eskaliert. Erinnert sich an Yannicks Hände an ihrem Hals, denkt an ihre Todesangst und das folgende Gefühl.

„Ja, meine Güte, muss man jetzt nicht gleich überreagieren, kein Drama machen, nicht so hysterisch sein, wegen dieser Sache, die irgendwie schiefgegangen ist, also reiß dich mal zusammen, das war doch nichts. Wird schon wieder werden.“ (Seite 117)

Dieses Buch ist so schonungslos ehrlich, dass es wehtut. Aber nicht nur das, es macht mich auch wütend. So viele Situationen aus Jellas Jugend habe ich wiedererkannt, viele schmerzhafte Momente selbst erlebt. Glücklicherweise ist mir nie etwas ähnliches zugestoßen, dennoch konnte ich mitfühlen und nachvollziehen, wie es ihr geht. Der schreckliche Übergriff führt dazu, dass Jella endlich darüber nachdenkt, wie sie an einen Punkt in ihrem Leben kommen konnte, an dem es für sie nicht mehr weitergeht. Dies ist schmerzhaft, dies ist traurig und brutal, aber unumgänglich, denn ansonsten geht ihre Seele kaputt.

„Ich hatte alles unter Kontrolle. Und während ich alles so sehr unter Kontrolle hatte, zog gleichzeitig alles an mir vorüber und ich: so taub, dass ich kaum etwas spürte.“ (Seite 128)

Dieser Mix aus Coming of Age, Liebesgeschichte und Drama lässt mich tief berührt zurück. Der großartige Schreibstil und die manchmal unvollständigen Sätze, die umso mehr ins Schwarze treffen, weil man weiß, was die Autorin damit sagen will, bescherten mir ein intensives Leseerlebnis voller emotionaler Momente, die einen großen Eindruck hinterlassen haben. Danke dafür.

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