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Veröffentlicht am 26.09.2024

Ein kleines Buch, das große Weisheiten über das Altern und das Leben enthält

Altern
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"Hier sitze ich und atme. Und altere. Und altern heißt nicht: noch nicht tot sein. Es ist ein ganz normaler Teil des ganz normalen Lebens. Und gar nicht so schlecht. Jungsein war schlimmer. Ins Jungsein ...

"Hier sitze ich und atme. Und altere. Und altern heißt nicht: noch nicht tot sein. Es ist ein ganz normaler Teil des ganz normalen Lebens. Und gar nicht so schlecht. Jungsein war schlimmer. Ins Jungsein bin ich ahnungslos reingerasselt, das Alter kam Schritt für Schritt, man ahnt ungefähr, was einem blüht, auch wenn man den Gedanken daran so lange wie möglich verdrängt." - Buchzitat, Seite 20

In ihrem Essay „Altern“ beschäftigt sich Elke Heidenreich auf persönliche und ehrliche Weise mit einem Thema, das uns alle betrifft: das Älterwerden. Sie reflektiert, was das Alter für sie bedeutet, wie sich das Leben dadurch verändert und wie wir diesen Lebensabschnitt annehmen können. Mit viel Lebensklugheit und einer Prise Humor regt sie zum Nachdenken an, ohne dabei die Leser:innen zu erschrecken. Heidenreich, geboren 1943 in Essen, begann ihre Karriere als freie Autorin, Hörfunkmitarbeiterin und Moderatorin. Bekannt wurde sie nicht nur durch ihre Sendungen, sondern auch durch zahlreiche erfolgreiche Bücher wie „Darf's ein bisschen mehr sein?“. Heute lebt sie in Köln und der Eifel.

Worum geht's genau?

In ihrem Buch wirft Elke Heidenreich einen Blick zurück auf ihr eigenes Leben, mit all den Entscheidungen, Erlebnissen und Beziehungen, die sie geprägt haben. Sie behandelt zentrale Themen wie die Akzeptanz des körperlichen Verfalls, den Umgang mit Schmerzen und Einschränkungen sowie die Frage, wie man auch im Alter das Leben genießen kann. Heidenreich bleibt dabei stets persönlich und teilt Geschichten aus ihrem eigenen Leben, etwa über das Rauchen, schnelle Fahrten und ihre Liebesaffären. Dabei geht es nicht nur um das Älterwerden selbst, sondern auch um die Erkenntnisse, die das Alter mit sich bringt. Schließlich, so Heidenreich, trägt man im Alter die Konsequenzen all dessen, was man getan hat, aber man findet auch mehr Gelassenheit und Freude an den kleinen Dingen.

Meine Meinung

Als Leserin, die mit knapp 30 Jahren noch nicht viel über das Thema „Altern“ nachgedacht hat, war ich zunächst unsicher, ob dieses Buch für mich geeignet ist. Doch der Klappentext und die vielen wohlwollenden Rezensionen haben meine Neugier geweckt, und ich wurde nicht enttäuscht. Die kurzen Kapitel und die überschaubaren 112 Seiten machen es zu einer leicht zugänglichen Lektüre, die man problemlos in einem Rutsch durchlesen kann – oder, wie ich es vorhabe nachdem ich es das erste Mal komplett verschlungen habe, immer mal wieder zur Hand nimmt, um sich neue Gedanken zu holen.

Heidenreichs pointierte Sprache hat mich sofort gefesselt. Sie erzählt mit einer Leichtigkeit, die trotz des ernsten Themas nie bedrückend wirkt. Besonders gefallen hat mir, wie sie die verschiedenen Facetten des Alterns anspricht, ohne zu moralisieren. Sie geht ehrlich mit den körperlichen Veränderungen und Einschränkungen um, vermittelt dabei aber immer auch die Botschaft, dass es wichtig ist, sich zu akzeptieren und weiterhin aktiv am Leben teilzunehmen. Der Körper mag altern, aber wie sie selbst schreibt: „Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein.“ (Seite 82).

Die Reflexionen über ihr eigenes Leben und die Akzeptanz von Versäumnissen oder Fehlern fand ich besonders berührend. Sie betont, dass man nicht alles richtig machen kann, aber dass es genauso wichtig ist, die guten Dinge wertzuschätzen – beruflichen Erfolg, erfüllte Beziehungen und die Glücksmomente, die das Leben bereithält. Gleichzeitig bleibt Heidenreichs Blick auf die Gesellschaft kritisch, vor allem was den Umgang mit Älteren angeht. Sie spricht sich gegen das Streben nach ewiger Jugend aus, etwa durch Schönheitsoperationen, und fordert mehr Wertschätzung für die Individualität älterer Menschen.

Eine besonders schöne Passage im Buch beschäftigt sich mit der inneren Jugend, die trotz des Alters bestehen bleibt. Heidenreich beschreibt den 96-jährigen Schriftsteller Julien Green, der sich emotional wie ein 16-Jähriger fühlt, und auch diese Vorstellung hat mir gefallen. Dass das Herz auch im hohen Alter jung bleiben kann, ist eine tröstliche und inspirierende Idee.

Fazit

„Altern“ ist ein wunderbar ehrliches, lebenskluges Buch, das ich jeder und jedem nur empfehlen kann. Heidenreich hat es geschafft, ein so sensibles Thema mit viel Wärme und Humor zu behandeln, ohne dabei die Realität des Alterns zu beschönigen. Ich werde das Buch definitiv noch einmal lesen, da es mir viele wertvolle Gedanken mit auf den Weg gegeben hat. 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Blue Sisters: Ein bewegender Roman über Trauer, (Schwestern-)Liebe und Neuanfang

Blue Sisters
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"Jemanden am Anfang und am Ende zu lieben, war einfach; die Zeit dazwischen war das, was so schwierig war. "Ich liebe dich auch", sagte Avery. "Ohne das Auch." Lucky lächelte. Das war etwas, was Nicky ...

"Jemanden am Anfang und am Ende zu lieben, war einfach; die Zeit dazwischen war das, was so schwierig war. "Ich liebe dich auch", sagte Avery. "Ohne das Auch." Lucky lächelte. Das war etwas, was Nicky immer gesagt hatte. Kein Auch. Nur Liebe."

In "Blue Sisters" erzählt Coco Mellors die bewegende Geschichte von drei Schwestern, die ein Jahr nach dem tragischen Unfalltod ihrer ältesten Schwester Nicky in New York zusammenkommen, um den Verkauf ihres Elternhauses zu verhindern. Während sie versuchen, ihre Trauer zu bewältigen und ihre Leben wieder in den Griff zu bekommen, zeigt sich, wie tief die Wunden sind, die Nicky hinterlassen hat. Coco Mellors, die in London und New York aufgewachsen ist, hat bereits mit ihrem Debütroman "Cleopatra und Frankenstein" große Erfolge gefeiert. Mit "Blue Sisters" beweist sie erneut ihr Talent, vielschichtige und emotional tiefgehende Geschichten zu erzählen.

Worum geht's?

Der Roman beginnt ein Jahr nach Nickys Tod, als die Schwestern Avery, Bonnie und Lucky sich in New York treffen. Avery, die älteste der verbleibenden Schwestern, versucht, die Familie zusammenzuhalten, kämpft aber selbst mit den Folgen von Nickys Tod. Bonnie, die mittlere Schwester, ringt mit ihren eigenen Schuldgefühlen und der Frage, ob sie jemals die Familie haben wird, die sie sich wünscht. Lucky, die jüngste, versucht, ihre Trauer durch exzessiven Lebensstil und riskantes Verhalten zu verdrängen. Jede der Schwestern hat ihre eigene Art, mit dem Verlust umzugehen, und im Verlauf des Romans werden ihre individuellen Geschichten und Kämpfe beleuchtet. Durch Rückblenden und Erinnerungen wird auch Nickys Präsenz im Leben der Schwestern spürbar, und langsam zeigt sich, wie jede von ihnen versucht, aus dem Chaos einen neuen Weg zu finden.

Meine Meinung

Nachdem mich Coco Mellors' erster Roman - obwohl ziemlich gehypt - inhaltlich nicht besonders angesprochen hatte und ich ihn deshalb auch nicht gelesen hab, war ich bei "Blue Sisters" aufgrund des vielversprechenden Klappentexts sehr gespannt – und wurde nicht enttäuscht. Der Roman hat mich tief bewegt, ja regelrecht überwältigt. Besonders beeindruckend fand ich, wie es der Autorin gelungen ist, eine Vielzahl komplexer Themen wie Familie, Trauer, Schuldgefühle, Suchterkrankung, Verantwortung und Mutterschaft in die Geschichte zu verweben. Jedes Kapitel wird aus der Perspektive einer der drei Schwestern erzählt, was es ermöglicht, eine enge Verbindung zu jeder der Figuren aufzubauen. Die Charaktere sind so lebendig und authentisch beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, echte Menschen kennenzulernen. Besonders Avery, die älteste Schwester, hat mich durch ihre Geschichte und Persönlichkeit gefesselt – vielleicht, weil ich selbst die älteste Schwester bin.

Der Roman umfasst über 400 Seiten - also kein dünnes Büchlein - aber der Spannungsbogen bleibt konstant, sodass ich das Buch in nur zwei Tagen verschlungen habe. Die Handlung spielt in verschiedenen Städten wie London, Paris, New York und Los Angeles - quasi für jede der Schwestern eine Stadt und New York, das alle miteinander verbindet. Die Dynamik zwischen den Schwestern, die einerseits kaum unterschiedlicher sein könnten, aber gleichzeitig tiefe emotionale Verbindungen zueinander haben, wird sehr feinfühlig und scharfsinnig beschrieben. Besonders gelungen fand ich die Art und Weise, wie die verstorbene Nicky trotz ihres physischen Fehlens im Buch präsent bleibt – durch die Erinnerungen und Emotionen ihrer Schwestern. Der Schreibstil von Coco Mellors ist flüssig und wunderbar zu lesen, was das Buch zu einem echten Lesevergnügen macht. Auch wenn ich das Cover der deutschen Ausgabe schön finde, gefällt mir das englische Cover, auf dem alle vier Schwestern abgebildet sind, noch besser.

Fazit

"Blue Sisters" ist ein fesselnder und tiefgründiger Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat. Die Autorin schafft es, schwere Themen mit einer solchen Feinfühligkeit und Ehrlichkeit zu behandeln, dass man sich den Charakteren sehr nah fühlt. Für mich ist es definitiv ein 5-Sterne-Buch, das ich jedem empfehlen kann, der Geschichten über Familie, Verlust und das Finden neuer Wege liebt. Ihr 1. Buch werde ich nach diesem Banger auf jeden Fall auch noch lesen.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Erwachsenwerden im Patriarchat: Eine tiefgründige Erzählung über weibliche Identität

Die schönste Version
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„Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas ist ein eindringlicher Roman, der sich mit der Reise einer Frau durch ihre eigene Vergangenheit bis hin zur Gegenwart auseinandersetzt und die die Herausforderungen ...

„Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas ist ein eindringlicher Roman, der sich mit der Reise einer Frau durch ihre eigene Vergangenheit bis hin zur Gegenwart auseinandersetzt und die die Herausforderungen und Abgründe des Frau-Seins im Patriarchat eindringlich darstellt. Ruth-Maria Thomas, geboren 1993 in Cottbus und als Sozialarbeiterin sowie Literaturautorin bekannt, beleuchtet in diesem Werk zentrale Themen wie toxische Beziehungen, Gewalt und weibliche Sozialisation. Ihre Erfahrung als Mitgründerin des erotischen Literaturmagazins „Hot Topic!“ und ihre Arbeit im Rundfunk fließen in die kraftvolle und emotional aufgeladene Erzählung des Romans ein.

Um was geht's?
Das Buch spielt in der ostdeutschen Kleinstadt der späten Nullerjahre und frühen 2010er Jahre und folgt der Ich-Erzählerin Jella. Rückblickend auf ihr Leben, beginnt Jella, die gegenwärtig aus einer toxischen Beziehung flieht, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Durch die Erzählung ihrer Jugend und den Umgang mit sexuellen (Gewalt-)Erfahrungen und toxischen Glaubenssätzen, offenbart sie eine tiefe und oft schmerzhafte Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Identität und dem Frau-Sein im Patriarchat. Die Erinnerungen an ihre ersten Beziehungen und die Gewalt, die sie erfahren hat, werfen ein Licht auf die Fallstricke weiblicher Sozialisation und den Weg von der ersten großen Liebe bis hin zur Selbstreflexion und Heilung.

Meine Meinung
„Die schönste Version“ ist ein Buch, das mich sowohl emotional als auch intellektuell tief bewegt hat. Die Autorin weiß, wie man die Komplexität des Frau-Seins und der persönlichen Entwicklung eindrucksvoll zu Papier bringen kann. Durch eine direkte und oft vulgäre Sprache gelingt es, die Intensität von Jellas Gefühlswelt spürbar zu machen. Während manch andere den Schreibstil möglicherweise als zu direkt empfinden könnten, fand ich ihn gerade passend, um die rohe Realität von Jellas Erfahrungen darzustellen. Die brutale Ehrlichkeit, mit der das Thema sexuelle Gewalt und toxische Beziehungen behandelt wird, ist eine Stärke des Buches, da man sich intensiv mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzen MUSS.

Die feministische Perspektive, die Ruth-Maria Thomas in ihren Roman einbringt, ist auf jeden Fall aufrüttelnd. Teilweise hatte ich das Gefühl manchen Szenen wollte die Autorin explizit feministisch aufladen, was für mich nicht ganz so gut gelungen ist. Dennoch bleibt die Darstellung der Gewalt und der psychologischen Effekte glaubwürdig und eindrucksvoll.

Insgesamt habe ich „Die schönste Version“ als eines der besten Bücher des Jahres empfunden, das zwar nicht ohne Schwächen ist, aber in seiner Gesamtheit eine außergewöhnliche und notwendige Lektüre darstellt. Die Auseinandersetzung mit Gewalt und Machtstrukturen ist so prägnant und klar, dass es sich wie ein Sachbuch ohne den sachlichen Ansatz anfühlt. Deshalb vergebe ich dem Buch 5 von 5 Sternen. Eine ganz klare Leseempfehlung und für mich jetzt schon ein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 11.07.2024

Vielfalt und Gastfreundschaft auf 300 Seiten – fleischfrei und lecker

kali orexi
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"Kalí Órexi. Griechische Familienrezepte vegetarisch & vegan" von Kon und Sia Karapanagiotidis ist ein liebevoll zusammengestelltes Kochbuch, das die reiche kulinarische Tradition Griechenlands feiert. ...

"Kalí Órexi. Griechische Familienrezepte vegetarisch & vegan" von Kon und Sia Karapanagiotidis ist ein liebevoll zusammengestelltes Kochbuch, das die reiche kulinarische Tradition Griechenlands feiert. Übersetzt bedeutet der Titel "Guten Appetit". Kon Karapanagiotidis ist Anwalt für Menschenrechte und Gründer des Asylum Seeker Resource Centre in Australien. Zusammen mit seiner Mutter Sia hat er dieses Kochbuch geschrieben, um sich seinen griechischen Wurzeln zu nähern und die Kunst der griechischen Gastfreundschaft zu teilen.

Das Buch enthält über 100 Rezepte, die die Vielseitigkeit der griechischen Küche mit vegetarischen und teils veganen Variationen hervorheben. Von deftigen Pastitsio über erfrischende Avgolemono (Zitronen-Suppe) bis hin zu süßen Honigbällchen – die Rezepte kombinieren traditionelle Aromen mit einem modernen, fleischlosen Ansatz. Die Kapitelstruktur ist logisch und ansprechend gestaltet, sodass die Leser:innen
mühelos durch die verschiedenen Gerichte navigieren können. Das Buch beginnt mit einer Einführung in die griechische Küche und bietet dann Kapitel zu Mezze, Salaten, Suppen, Gemüsegerichten, Teigtaschen, Nudeln, Reis, Hülsenfrüchten und Desserts.

Die Kapitelaufteilung des Buches ist logisch, nachvollziehbar und ansprechend. Von "Willkommen an meinem Tisch" über "Die Basics der griechischen Küche" bis hin zu den detaillierten Rezeptkapiteln – alles ist klar strukturiert. Die schlichte Gestaltung des Buches lässt die Rezepte und Bilder im Vordergrund stehen, was ich sehr ansprechend finde. Wenn ich etwas kritisieren müsste, wäre es, dass es für meinen Geschmack gestalterisch ein bisschen mehr hätte sein dürfen. Mir hätte es auch besser gefallen, wenn die Leser:innen persönlich (in DU-Form) angesprochen worden wären statt mit SIE. Das sind aber wirklich auch die einzigen kleinen Kritikpunkte.

Das Buch ist dem verstorbenen Vater bzw. Ehemann gewidmet, was ich sehr berührend fand. Auch die Tatsache, dass Mutter und Sohn gemeinsam in der Küche stehen und ein Kochbuch entwickeln ist mir bislang eher selten untergekommen. Mit 300 Seiten ist es ein sehr umfangreiches Werk, was ich besonders schätze. Die Rezepte sind größtenteils vegetarisch, wobei bei jedem Rezept auch angegeben ist, wie es vegan gestaltet werden kann. Außerdem sind Hinweise vorhanden, wie die Rezepte glutenfrei und für Menschen mit Reizdarmsyndrom angepasst werden können. Ein starkes Zeichen in Richtung inklusive Küche für alle.

Die Zutaten der Rezepte sind in den meisten Fällen in handelsüblichen Supermärkten erhältlich, und optionale Zutaten sind gekennzeichnet. Hilfreich sind auch die genauen Mengenangaben, beispielsweise dass ein Esslöffel 20g und nicht 15g entspricht. Im Sinne der Nachhaltigkeit bietet das Buch auch Tipps zur Resteverwertung. Die Bilder im Buch sind nicht die überprofessionellsten, sondern punkten durch Authentizität und direkte Einblicke aus der Familienküche. Fast jedes Gericht hat ein Foto, was die Nachkochbarkeit erleichtert.

Neben den Rezepten lernt man auch viel über Griechenland und "Philoxenia" (Gastfreundschaft). Zudem erfährt man einiges über die Familiengeschichte der Autor:innen, ihr Engagement für geflüchtete Menschen und ihr Interesse an Nachhaltigkeit, das sich auch in der Küche widerspiegelt.

Fazit: "Kalí Órexi: Griechische Familienrezepte vegetarisch & vegan" ist ein umfangreiches und liebevoll gestaltetes Kochbuch, das die Vielfalt und den Reichtum der griechischen Küche feiert. Die Rücksichtnahme auf verschiedene Ernährungsbedürfnisse und die Einbindung persönlicher Geschichten machen es zu etwas Besonderem. Ich gebe diesem Buch 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.06.2024

UNSHAME - Zeit mit der "weiblichen Scham" zu brechen"

Sorry not sorry
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Ich schäme mich für vieles, was auf den folgenden Seiten steht. Und ich schäme mich sogar für die Scham. Doch nichts empfinde ich als mutiger als Verletzlichkeit. Denn sie kann Türen öffnen, welche die ...

Ich schäme mich für vieles, was auf den folgenden Seiten steht. Und ich schäme mich sogar für die Scham. Doch nichts empfinde ich als mutiger als Verletzlichkeit. Denn sie kann Türen öffnen, welche die Scham verschlossen hat. - Buchzitat (S. 17)

In "Sorry not sorry" nimmt uns Annika Landsteiner mit auf eine Reise durch ihr Leben und die alltäglichen Kämpfe und Herausforderungen, denen Frauen oft begegnen. Der Fokus liegt auf Themen wie Selbstwert, gesellschaftlicher Druck und die vielen Gründe, warum Frauen sich oft entschuldigen. Annika Landsteiner, bekannt für ihre scharfsinnigen Beobachtungen und ehrlichen Darstellungen, ist Autorin, Journalistin und Podcasterin. Mit einem Hintergrund in Schauspielerei und jahrelanger Erfahrung in der Redaktion, bringt sie eine einzigartige Perspektive in ihre Arbeiten ein.

Das Buch beleuchtet, warum Frauen sich häufig für ihre Existenz und Entscheidungen entschuldigen. Landsteiner reflektiert über ihr Leben, ihre Erfahrungen mit gesellschaftlichen Erwartungen und den ständigen Druck, sich zu entschuldigen. Sie teilt ihre eigenen Kämpfe und Erkenntnisse und bietet gleichzeitig Raum für Reflexion und Identifikation.

Ich mochte schon ihren Roman "Nachts erzähl ich dir alles" sehr gerne. Mit "Sorry not sorry" hat Annika Landsteiner nun auch ein Sachbuch geschrieben, das mir sehr gut gefallen hat. Nicht alles war neu, aber bei vielen Kapiteln durfte ich neue und andere Perspektiven kennenlernen. Themen wie sexualisierte Gewalt, Abtreibung bzw. Verhütung, Periode/Endometriose, Schwangerschaft, Wut, Heiraten, Altern, Single-Sein, Schönheitsideale und Guilty Pleasures wie Reality TV werden eindringlich behandelt. In Annika Landsteiners Essays kann man eintauchen und sich selbst wiederfinden. Bei ganz vielen Themen musste ich an mich selbst denken und wie es mir einfach 1:1 genauso geht. Die Autorin gibt in diesem Buch sehr viele persönliche Einblicke. Es fühlt sich an, als würde man mit einer guten Freundin reden. Dabei schreibt sie sehr reflektiert und ehrlich.

"Sorry not sorry" ist ein aufrüttelndes und tiefgehendes Buch, das viele Aspekte des "Frauseins" beleuchtet. Annika Landsteiner schafft es, mit ihren persönlichen Geschichten und scharfsinnigen Beobachtungen die Leser:innen zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. Dieses Buch hat mich auf vielen Ebenen angesprochen und verdient deshalb 5 von 5 Sternen.

Der Akt, den eigenen Körper lieben zu lernen, ist ein Akt der Revolution gegen ein System, das ungefragt in ihn eindringen möchte. Wer dieses Vorgehen entlarvt, hat zumindest die Chance, Nein zu sagen und ein Stück weit selbstbestimmter zu leben, frei von Bedingungen und Ansprüchen anderer. - Buchzitat (S. 41)

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