Keine leichte Lektüre
Gestohlene LebenDieses Buch, das Wolodymyr Klytschko (so die ukrainische Schreibweise des Namens Wladimir Klitschko) gemeinsam mit Tatjana Kiel 2023 verfasst hat, beschreibt eines der zahlreichen Kriegsverbrechen, die ...
Dieses Buch, das Wolodymyr Klytschko (so die ukrainische Schreibweise des Namens Wladimir Klitschko) gemeinsam mit Tatjana Kiel 2023 verfasst hat, beschreibt eines der zahlreichen Kriegsverbrechen, die Russland nach dem Angriff auf die Ukraine an ukrainischen Kindern verübt: Deren Entführung und Umerziehung zu „guten“ Russen, die mit der Auslöschung der ukrainischen Identität einhergeht sowie eine Zwangsadoption durch russische Familien.
Niemand weiß, wie viele Kinder und Jugendliche betroffen sind. Die Zahlen schwanken gewaltig. Aber eines ist klar: Jedes entführte Kind ist eines zu viel!
Diese Entführungen finden nicht einzeln und/oder versteckt statt, sondern sind staatlich angeordnet. Ganze Waisenhäuser werden so geräumt. Doch auch aus öffentlichen Schulen werden die Kinder oft klassenweise unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Eltern abgenommen. Man gaukelt Kindern wie Eltern vor, die Kids in Erholungsheime zu bringen. Viele Eltern machen sich im Nachhinein Vorwürfe, diesen Klassenreisen in gutem Glauben zugestimmt zu haben. Diese massenhafte Aktionen können nur deswegen gelingen, weil zahlreiche Schulen in den von Russen besetzten Gebieten von russischen Direktoren geleitet werden und die systemtreu die Anordnungen befolgen.
Einmal in einem der Lager angekommen, werden die Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen, die vor allem die Botschaft „Eure Eltern wollen euch nicht mehr, eure Eltern sind Nazis, in Russland habt ihr ein schönes Leben.“ beinhalten. Diese Lager sind ein Gulag für Kinder, denn neben der Gehirnwäsche stehen für alle jene, die sich der Propaganda verweigern, Schläge, Einzelhaft und Nahrungsentzug auf der Tagesordnung.
In diesem Buch erzählen Kinder und Jugendliche, Eltern und andere Angehörige, Juristen, Psychologen und andere Helfer ihre Geschichte(n). Der Verein „Save Ukraine" setzt sich für die Rettung der entführten Kinder ein. Seine Mitglieder unterstützen Eltern dabei, ihre Kinder zurückzuholen. Von dieser mühevollen Arbeit und den Schicksalen berichtet dieses Buch.
Außerdem dokumentieren sie alle bekannten Fälle, damit die Verantwortlichen eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen werden können. Denn der Internationale Strafgerichtshof hat wegen dieser Entführungen Haftbefehle gegen den russischen Staatspräsidenten und eine seiner willfährigen Helferin erlassen.
Wir lesen von schier unglaublichen Schicksalen. Das Buch besteht vor allem aus Interviews der geretteten Kinder, die lange Zeit brauchen werden, bis sie die erlittenen Traumata verarbeitet haben werden.
Bleibt nur die Frage offen, warum macht Putin so etwas? Weil er es kann? Oder weil er sein Bevölkerungsdefizit ausgleichen will? Oder will er fanatische Russen erzeugen, um sie für spätere Zwecke einzusetzen?
Die Entführung von Kindern aus besetzten Gebieten und deren Umerziehung ist grundsätzlich nichts Neues. Das haben die Osmanen auf ihren Feldzügen nach Europa bereits vorgemacht und die fanatischen Janitscharen gegen christliche Städte eingesetzt.
Auch Hitler hat vor allem ganz junge, blonde und blauäugige Kinder aus den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten entführen lassen, wie in dem Buch „Raubkind“ von Dorothée Schmitz-Köster zu lesen ist.
Allen diesen Verbrechen ist gemein, dass sie an unschuldigen Kindern verübt werden oder worden sind. An jungen Menschen, die der Fürsorge bedürfen und nicht als politische Waffe verwendet werden soll(t)en.
Fazit:
Diesem Buch, das keine leichte Kost ist, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.