Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2024

Penibel recherchiert und gekonnt erzählt

Keine Schonzeit für Mörder
0

Es ist Anfang Mai des Jahres 1914. Noch weiß niemand, dass dieses Jahr die Welt in den Abgrund stürzen wird. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt die Gegend um Mürzzuschlag als Alois Birnstingl, Kommandant ...

Es ist Anfang Mai des Jahres 1914. Noch weiß niemand, dass dieses Jahr die Welt in den Abgrund stürzen wird. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt die Gegend um Mürzzuschlag als Alois Birnstingl, Kommandant der Gendarmerie, und der junge Revierjäger Johann Freidl einen Wilderer im Wald stellen. Wenig später sind zwei der drei Männer tot. Birnstingl vom Wilderer erschossen, der Wilderer durch zwei Stiche ins Herz vom Aufsichtsjäger in Notwehr - wie er behauptet - getötet. Einigen Dorfbewohnern kommt die Geschichte nicht geheuer vor und der Freispruch des jungen Revierjägers beim nachfolgenden Prozess, spaltet das Dorf.

Doch die weltpolitischen Ereignisse, also der Mord an Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Frau und der daraufhin folgende Ausbruch des Großen Krieges, sowie die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung übertüncht zunächst das lokale Ereignis.

Erst als der Nachfolger des getöteten Birnstingl sich der Sache annimmt, kommen die Intrigen innerhalb der Dorfgemeinschaft ans Tageslicht.

Meine Meinung:

In seinem dritten Krimi, der in der Gegend rund um Mürzzuschlag spielt, hat Autor Franz Preitler wieder zahlreiche historische Fakten mit fiktiven Elementen kombiniert. Er nimmt seine Leser in eine vielschichtige Dorfgemeinschaft mit. Zahlreiche verdeckt und offen geführte Fehden bestimmen den Alltag. Auch das Thema Fortschritt versus Tradition finden ebenso Platz wie die verbotene Liebe zwischen zwei Männern und die Herabwürdigung der Töchter als Spielball zur Vermehrung des Besitzes der Väter.

Sehr gut ist die Stimmung im Dorf beschrieben. Manch einer sympathisiert mit dem Wilderer, denn der verbotenen Abschuss des Wildes gilt bei manchen als Mutprobe und dient anderen zum Überleben.

Geschickt integriert Franz Preitler historische Persönlichkeiten in seine Geschichte. So darf der Dichter Peter Rossegger (1843-1918) wieder auftreten und setzt dessen Freund, dem Fotografen Franz Josef Böhm (1874-1938), der das Heimatmuseum in Mürzzuschlag gegründet hat, ein Denkmal. Auch das fiktive Postwirtsehepaar Pfandl hat mit Sophie (1873-1963) und Toni Schruf (1863-1932) ein reales Vorbild.

Fazit:

„Keine Schonzeit für Mörder“ ist ein eindringlicher historischer Kriminalroman, der gekonnt Fakten mit Fiktion verquickt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.08.2024

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Eintunkt
0

In ihrem 5. Gartenkrimi entführt uns Martina Parker nach Bildein, einem 350-Seelen-Dorf im nordöstlichsten Zipfel des burgenländischen Bezirks Güssing. der nur wenige hundert Meter von der ungarischen ...

In ihrem 5. Gartenkrimi entführt uns Martina Parker nach Bildein, einem 350-Seelen-Dorf im nordöstlichsten Zipfel des burgenländischen Bezirks Güssing. der nur wenige hundert Meter von der ungarischen Grenze entfernt ist. Bekannt ist Bildein durch das Musikfestival „picture on“, das seit 2000 alljährlich Anfang August stattfindet.

Und dieses Musikfestival bildet auch den Hintergrund für diesen Krimi, der wie alle seine Vorgänger durch die Beschreibung von Land und Leute, die durchaus schrullig sein dürfen, Tipps und Tricks für den Garten sowie für humorige Einlagen, die immer wieder im tiefsten burgenländischen Dialekt von sich gegeben werden, punktet. Keine Sorge, die Dialektpassagen werden in Fußnoten gleich übersetzt, sodass auch Leser aus anderen Regionen keine Mühe haben, das Gesagte zu verstehen.

Herzlich lachen musste ich nicht nur über „Gut gebettet mit Betty“, dem Werbeslogan des Bestattungsunternehmens, sondern auch über die illustre Schar der Gartenfreundinnen.

Über den Inhalt verrate ich nichts, sonst ginge die Spannung flöten.

Dass wir jetzt bis 2026 (!) auf die Fortsetzung mit dem Titel „Anbandelt“ warten müssen, ist betrüblich, doch Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.

Das Cover passt zu den Vorgängern.

Fazit:

Eine perfekte Fortsetzung dieser Reihe, die hoffentlich noch lange weitergehen wird. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ein heißer Tipp: unbedingt bei Band 1 („Zuagroast“) beginnen.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Nach Motiven von Walt Disney

Baby Nelson (unkaputtbar) 3: Disney: Dschungelbuch: Balu liebt Bäume
0

Dieses Buch, das als unzerstörbares Baby-Buch im Carlsen Verlag erschienen ist, wurde nach Motiven von Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“ (in der Disney-Version) gestaltet.

Balu der Bär liebt ja bekanntlich ...

Dieses Buch, das als unzerstörbares Baby-Buch im Carlsen Verlag erschienen ist, wurde nach Motiven von Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“ (in der Disney-Version) gestaltet.

Balu der Bär liebt ja bekanntlich Bäume, um sich daran den Rücken zu kratzen. Hier erklärt er dem kleinen Mogli welche Bäume essbare Früchte hervorbringen und welche Eigenschaften Bäume haben.

Der Text erscheint mir für Babys ab 12 Monaten noch ein wenig zu schwierig, aber da das Buch ja nicht kaputt gehen soll, kann es ja später auch noch vorgelesen werden. Die Illustrationen sind sehr gut gelungen.

Genau das Richtige für zukünftige Leser, die aktuell die Welt noch mit allen Sinnen kennen lernen.

Überrascht hat mich allerdings, dass der Carlsen Verlag damit wirbt, dass das für das Buch verwendete Material „von unabhängigen, akkreditierten Prüflabors getestet und freigegeben“ ist. Das sollte doch selbstverständlich sein!

Veröffentlicht am 11.08.2024

Fesselnde Fortsetzung

Zorniges Herz
0

Dieser Krimi ist der 15. aus der Reihe „Kate Burkholder“ und mein erster aus der Feder von Linda Castillo. Bislang hat mich das Attribut „grausamer Thriller“ immer abgeschreckt, denn in der Mehrzahl der ...

Dieser Krimi ist der 15. aus der Reihe „Kate Burkholder“ und mein erster aus der Feder von Linda Castillo. Bislang hat mich das Attribut „grausamer Thriller“ immer abgeschreckt, denn in der Mehrzahl der Fälle sind es Frauen, die grausam ermordet werden. Nun scheint es ein wenig gemäßigter zuzugehen und zumindest die erste Leiche ist ein Mann.

Eigentlich sollte sich Polizeichefin Kate Burkholder ganz auf ihre bevorstehende Hochzeit konzentrieren und ist eben bei der Anprobe ihres Hochzeitskleides, als sie zu einer männlichen Leiche gerufen wird. Aden Karn, ein junger Amischer, ist durch Schüsse aus einer Armbrust brutal getötet worden. Recht bald kann ein Jagdunfall ausgeschlossen werden und Burkholder, die früher ebenfalls eine Amische war, beginnt mit den Ermittlungen. Das „nisi nihi bene“ scheint hier in Stein gemeißelt, denn seltsamerweise hat niemand etwas Negatives über den Toten zu sagen. Ist Aden wirklich so ein Sunnyboy gewesen oder macht man sich in der Gemeinde nur etwas vor?

Die alte Weisheit der Ermittler „Finde das Motiv, dann hast du auch den Täter“ wird sich hier in schrecklicher Weise bewahrheiten.

Meine Meinung:

"Zorniges Herz" ist bereits der fünfzehnte Fall für Kate Burkholder, die als Amische aufwuchs, die Gemeinschaft aber dann verlassen hat. Nun arbeitet sie als Polizeichefin von Painters Mill. Da die einzelnen Bände in sich abgeschlossen sind und wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung eingestreut werden, kann man dem aktuellen Geschehen problemlos folgen. Trotzdem werde ich den einen oder anderen Fall für Kate Burkholder ausborgen.

In einem spannenden Prolog können die Leser beobachten, wie Aden Karn ermordet wird. Für mich ist gleich klar, dass es sich um ein persönliches Motiv gehen muss, denn der junge Mann wird geradezu hinrichtet. Dadurch wird das Interesse an diesem Fall sofort geweckt. Obwohl sich die Ermittlungen für Kate als zäh erweisen, habe ich recht bald eine Hypothese entwickelt, wer denn der Täter sein könnte (und bin richtig gelegen).

Geschickt werden Details zur Lebensweise und den Traditionen der Amischen in die Handlung eingeflochten. Dazu gehören auch die Hochzeitsvorbereitungen durch die Gemeinschaft auf die Kate gerne verzichtet hätte. Dass Kate Burkholder früher selbst „dazugehört“ hat, hilft einerseits bei den Ermittlungen, andererseits wird sie als Abtrünnige scheel angesehen.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Besonders Adens dunkle Seite kommt scheibchenweise zum Vorschein.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem 15. Fall für Kate Burkholder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Keine leichte Lektüre

Gestohlene Leben
0

Dieses Buch, das Wolodymyr Klytschko (so die ukrainische Schreibweise des Namens Wladimir Klitschko) gemeinsam mit Tatjana Kiel 2023 verfasst hat, beschreibt eines der zahlreichen Kriegsverbrechen, die ...

Dieses Buch, das Wolodymyr Klytschko (so die ukrainische Schreibweise des Namens Wladimir Klitschko) gemeinsam mit Tatjana Kiel 2023 verfasst hat, beschreibt eines der zahlreichen Kriegsverbrechen, die Russland nach dem Angriff auf die Ukraine an ukrainischen Kindern verübt: Deren Entführung und Umerziehung zu „guten“ Russen, die mit der Auslöschung der ukrainischen Identität einhergeht sowie eine Zwangsadoption durch russische Familien.

Niemand weiß, wie viele Kinder und Jugendliche betroffen sind. Die Zahlen schwanken gewaltig. Aber eines ist klar: Jedes entführte Kind ist eines zu viel!

Diese Entführungen finden nicht einzeln und/oder versteckt statt, sondern sind staatlich angeordnet. Ganze Waisenhäuser werden so geräumt. Doch auch aus öffentlichen Schulen werden die Kinder oft klassenweise unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Eltern abgenommen. Man gaukelt Kindern wie Eltern vor, die Kids in Erholungsheime zu bringen. Viele Eltern machen sich im Nachhinein Vorwürfe, diesen Klassenreisen in gutem Glauben zugestimmt zu haben. Diese massenhafte Aktionen können nur deswegen gelingen, weil zahlreiche Schulen in den von Russen besetzten Gebieten von russischen Direktoren geleitet werden und die systemtreu die Anordnungen befolgen.

Einmal in einem der Lager angekommen, werden die Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen, die vor allem die Botschaft „Eure Eltern wollen euch nicht mehr, eure Eltern sind Nazis, in Russland habt ihr ein schönes Leben.“ beinhalten. Diese Lager sind ein Gulag für Kinder, denn neben der Gehirnwäsche stehen für alle jene, die sich der Propaganda verweigern, Schläge, Einzelhaft und Nahrungsentzug auf der Tagesordnung.

In diesem Buch erzählen Kinder und Jugendliche, Eltern und andere Angehörige, Juristen, Psychologen und andere Helfer ihre Geschichte(n). Der Verein „Save Ukraine" setzt sich für die Rettung der entführten Kinder ein. Seine Mitglieder unterstützen Eltern dabei, ihre Kinder zurückzuholen. Von dieser mühevollen Arbeit und den Schicksalen berichtet dieses Buch.

Außerdem dokumentieren sie alle bekannten Fälle, damit die Verantwortlichen eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen werden können. Denn der Internationale Strafgerichtshof hat wegen dieser Entführungen Haftbefehle gegen den russischen Staatspräsidenten und eine seiner willfährigen Helferin erlassen.

Wir lesen von schier unglaublichen Schicksalen. Das Buch besteht vor allem aus Interviews der geretteten Kinder, die lange Zeit brauchen werden, bis sie die erlittenen Traumata verarbeitet haben werden.

Bleibt nur die Frage offen, warum macht Putin so etwas? Weil er es kann? Oder weil er sein Bevölkerungsdefizit ausgleichen will? Oder will er fanatische Russen erzeugen, um sie für spätere Zwecke einzusetzen?

Die Entführung von Kindern aus besetzten Gebieten und deren Umerziehung ist grundsätzlich nichts Neues. Das haben die Osmanen auf ihren Feldzügen nach Europa bereits vorgemacht und die fanatischen Janitscharen gegen christliche Städte eingesetzt.

Auch Hitler hat vor allem ganz junge, blonde und blauäugige Kinder aus den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten entführen lassen, wie in dem Buch „Raubkind“ von Dorothée Schmitz-Köster zu lesen ist.

Allen diesen Verbrechen ist gemein, dass sie an unschuldigen Kindern verübt werden oder worden sind. An jungen Menschen, die der Fürsorge bedürfen und nicht als politische Waffe verwendet werden soll(t)en.

Fazit:

Diesem Buch, das keine leichte Kost ist, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.