Cover-Bild Kleine Monster
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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 22.07.2024
  • ISBN: 9783446281981
Jessica Lind

Kleine Monster

Roman
Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel. Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird. Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein fesselndes psychologisches Drama über die Illusion einer heilen Kindheit.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2024

Das Unausgesprochene

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Als Pia und Jakob von der Klassenlehrerin in die Schule gebeten werden, können sie sich nicht vorstellen, was da passiert sein soll. Es habe einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben, viel genauer drückt ...

Als Pia und Jakob von der Klassenlehrerin in die Schule gebeten werden, können sie sich nicht vorstellen, was da passiert sein soll. Es habe einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben, viel genauer drückt sich die Lehrerin nicht aus. Die Eltern können sich nicht vorstellen, dass ihr siebenjähriger Sohn Luca überhaupt zu irgendetwas fähig wäre, was dieses Treffen notwendig machen würde. Die Eltern können die Situation nicht richtig einschätzen. Das Beste wird es sein, sie fragen Luca, wie er die Sache sieht. Doch der Junge schweigt oder gibt nur einsilbige Antworten. Dann bemerkt Pia, dass sie aus der Elternchatgruppe herausgeflogen sind.

Das Gedankenkarussell beginnt sich zu drehen. Was ist vorgefallen? Wieso sagt Luca nichts? Besonders Pis kann sich nicht gegen ihre Befürchtungen wehren. Was, wenn doch was war? Jakob vertraut seinem Sohn mehr und er versucht möglichst normal mit ihm umzugehen. Eher wundert er sich über das Misstrauen von Pia. Diese allerdings hat eines Tages beschlossen, nicht so viel über die Ereignisse aus ihrer Kindheit zu sprechen. Luca soll ein Einzelkind bleiben. Pia hat zwei Schwestern. Eine ist schon als kleines Kind gestorben, mit der anderen hat Pia keinen Kontakt mehr. Aus ihren Herzen sind die Beiden aber nicht verschwunden.

In diesem Roman wird vieles nicht ausgesprochen. Das beginnt mit Luca, der nicht preisgibt, was mit dem Mädchen vorgefallen ist beziehungsweise ob überhaupt etwas vorgefallen ist. Weiter geht es mit Pia, die über ihre Schwestern nicht groß redet, aber häufig an sie denkt. Gerade das Unausgesprochene führt zu immer bedrohlicheren Vorstellungen, die Pia fast dazu führen, ihr Heim in Gefahr zu bringen. Das zu lesen ist eine echte Tour de Force, ein Pfad, den man nicht verlassen kann, bis man ihn zu Ende gegangen ist. Immer mehr vermischen sich die äußeren Ereignisse mit den Erinnerungen. Man ist gefesselt und erschüttert. Nicht unbedingt nur von der eigentlichen Geschichte, sondern insbesondere von der subtilen Schilderung der Autorin, die es versteht, einen Schauer nach dem anderen zu erzeugen.

Die Bangigkeit und die Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart wird durch das Cover hervorragend ausgedrückt. Das erschließt sich allerdings erst, wenn man die Erzählung kennt.

Der Roman ist für den österreichischen Buchpreis 2024 nominiert und das spricht dann auch für sich.

Veröffentlicht am 01.09.2024

Wie gut kennt man sein eigenes Kind?

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Pia und Jakob werden von der Lehrerin ihres Sohnes Luca in die Schule gebeten, da es einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben habe.

Diese Aussage weckt in Pia Zweifel, inwieweit sie ihrem Sohn vertrauen ...

Pia und Jakob werden von der Lehrerin ihres Sohnes Luca in die Schule gebeten, da es einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben habe.

Diese Aussage weckt in Pia Zweifel, inwieweit sie ihrem Sohn vertrauen kann. Auf der einen Seite möchte sie Luca glauben, auf der anderen Seite weiß sie um Dinge aus ihrer Vergangenheit, auf die sie bis heute keine eindeutigen Antworten gefunden hat. Damals ist ihre jüngste Schwester Linda im See ertrunken. Nur ihre Adoptivschwester Romie war dabei. Ein Unfall oder steckte vielleicht doch noch mehr dahinter?

In Pia beginnt es zu arbeiten. Sie beobachtet ihren Sohn mit Argusaugen, kontrolliert ihn, interpretiert Dinge in sein Verhalten und setzt ihn unter Druck, damit er ihr die ganze Wahrheit erzählt. Gleichzeitig erinnert sie sich an ihre eigene Kindheit. Das verdrängte und in der Familie nie aufgearbeitete Trauma drängt mit aller Macht an die Oberfläche. Kontakt zu Romie hat sie nicht mehr, folgt dieser aber auf Instagram, sucht nach Ähnlichkeiten zwischen ihr und Luca.

Das Buch hat eine unglaubliche Sogkraft, die von der Autorin bis zum Ende aufrecht erhalten wird. Auch als Leser(in) fragt man sich ständig "Was ist passiert? Wem kann man glauben? Gibt es sowas wie Kleine Monster?"

Ich fand den Roman von Jessica Lind spannender als so manchen Krimi und hoffe, sie schreibt auch weiterhin so kluge Romane.

Veröffentlicht am 12.08.2024

Wahrheit oder Lüge?

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Meine Meinung und Inhalt

»Frau Bohle hat gesagt, Kinder machen so etwas nicht ohne Grund.« ....... »Was könnte ein Grund sein?«, fragt er. Die Andeutung der Lehrerin beunruhigt ihn. ..... »Wir wissen ...

Meine Meinung und Inhalt

»Frau Bohle hat gesagt, Kinder machen so etwas nicht ohne Grund.« ....... »Was könnte ein Grund sein?«, fragt er. Die Andeutung der Lehrerin beunruhigt ihn. ..... »Wir wissen doch gar nicht, ob es wirklich so passiert ist. Ein Mädchen hat eine Geschichte erzählt und jetzt sind alle in heller
Aufregung.« »Glaubst du, sie hat es erfunden?« (ZITAT)

Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel.

"Den ganzen Nachmittag habe ich gegoogelt. »Verhaltensauffällige Kinder«, »Kinder Sexualität«, »Kinder zum Reden bringen«. Mir raucht der Kopf von den ganzen Seiten und Foren. Ich öffne die WhatsApp-Gruppe der Eltern. Dass keine Nachrichten gekommen sind, hat mich
eigentlich beruhigt. Jetzt sehe ich, warum. Ich wurde aus der Gruppe entfernt." (ZITAT)

Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird.

Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.


"Ich habe ihn heute nicht in die Schule gebracht, sondern indas Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Es ist kein gutes
Versteck. Die doppelten Böden knarzen, in den Winkeln sammeln sich Erinnerungen, der Staub lässt sich wegwischen, die Vergangenheit nicht." (ZITAT)

Lind schafft es mit "Kleine Monster" eine wirklich packende beklemmende und authentische Geschichte zu schreiben. Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. Er ist leicht, tiefgründig und zugleich offen und man kommt gut in die Handlung hinein. Der Wechsel zwischen der gegenwärtigen Situation mit ihrem eigenen Kind und die Schilderungen aus ihrer Kindheit mit ihrer Schwester ist mehr als gelungen.


"Aber er hat nicht recht. Es gibt Dinge, die werden nicht mehr gut. Schon gar nicht, wenn man sie ans Licht bringt.
Ich halte inne. Vielleicht ist Lucas Schweigen ja so gemeint. Er will uns vor der Wahrheit beschützen." (ZITAT)


Jessica Lind wurde 1988 in St. Pölten, Österreich, geboren und lebt heute mit ihrer Familie als Drehbuchautorin und Schriftstellerin in Wien. Sie studierte an der Filmakademie Wien und schrieb u. a. mit der Regisseurin Magdalena Lauritsch den Film Rubikon. 2015 gewann sie mit der Erzählung "Mama" den open mike, woraus ihr gleichnamiger Debütroman hervorging. Mit ihrem zweiten Roman, Kleine Monster, erscheint sie erstmals bei Hanser Berlin.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Verdrängte Erinnerungen

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Kleine Monster von Jessica Lind, erschienen im Hanser Berlin Verlag am 22. Juli 2024.

Pia und Jakob werden zur Schule zitiert und bekommen von der Lehrerin gesagt, dass es einen „Vorfall“ zwischen ihrem ...

Kleine Monster von Jessica Lind, erschienen im Hanser Berlin Verlag am 22. Juli 2024.

Pia und Jakob werden zur Schule zitiert und bekommen von der Lehrerin gesagt, dass es einen „Vorfall“ zwischen ihrem Sohn Luca und einem Mädchen aus der Klasse gegeben hat. Jakob nimmt es gelassen, was soll ein siebenjähriger schon großartig verbockt haben, aber Pia hat erst die Haltung, die viele Eltern haben, diese „mein Kind tut sowas nicht“, dann will sie ihn zwingen zu erzählen was vorgefallen ist. Dabei kommen immer mehr ihre eigenen, fast zugeschütteten Erinnerungen und das Drama ihrer Familie zutage.
Geschrieben wurde in der Ich-Form und so tauchen wir ganz tief ins Leben von Pia ein. Die Vorbehalte, die sie Jakobs Familie entgegenbringt, das Schweigen, dass zwischen ihr und ihrer Schwester herrscht. Die Missverständnisse, die entstehen, wenn wir als Gesellschaft nicht miteinander reden. Auch Lucas schweigt, aus Trotz, Eingeständnis der Schuld, oder Angst vor Strafe?

Pia zieht sich immer mehr in einen Strudel aus Erinnerungen zurück, bei denen sie dann irgendwann neidisch auf die glückliche Kindheit ihres Mannes wird und sich mehr und mehr in eine Gehetzte mit schlimmen Gedanken verwandelt. Dies ist nachvollziehbar, da wir auch an ihrer nicht so perfekten Kindheit teilnehmen dürfen, in der es um einen nicht aufgearbeiteten Todesfall und eine daraus folgende unglückliche Beziehung zur Mutter geht.

Eigentlich hatte ich eine Geschichte über Kinder erwartet, die sich nicht immer, wie Engel benehmen, bekommen habe ich einen Roman wie belastend der Alltag für Mütter werden kann und wie aufreibend es wird, wenn es nicht so perfekt ist, wie manche Mütter glauben das Leben zu sein hat. Pia entfaltet auf dem Weg durch das Buch einen wahren Segen an küchenpsychologischen Weisheiten, die man getrost ignorieren kann, und einfach die Geschichte genießt.

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Veröffentlicht am 03.08.2024

Ein Kindheitstrauma der Mutter wird zum Problem ihres Kindes

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Pia und Jakob werden in die Schule ihres Sohnes bestellt, es soll einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben haben. Was sie dort hören können sie zunächst nicht glauben, ihr Luca ist doch erst sieben Jahre ...

Pia und Jakob werden in die Schule ihres Sohnes bestellt, es soll einen Vorfall mit einem Mädchen gegeben haben. Was sie dort hören können sie zunächst nicht glauben, ihr Luca ist doch erst sieben Jahre alt. Was kann ein Kind in diesem Alter schon schlimmes anstellen? Doch als Luca auf Nachfragen der Eltern eisern schweigt, kommen Pia erste Zweifel. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, an die Abgründe in ihrer Familie und an das innige Verhältnis zu ihren beiden Schwestern. Plötzlich misstraut sie ihrem kleinen Sohn, überwacht ihn und lässt ihn nicht mehr aus den Augen. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn verschlechtert sich zusehends …

Jessica Lind geb. 1988 in St. Pölten, ist eine österreichische Schriftstellerin und Drehbuchautorin, die mit dem Gewinn des Literaturwettbewerbs „Open Mike 2015“ bekannt wurde. Sie wuchs in Niederösterreich auf und lebt heute in Wien. „Kleine Monster“ ist ihr zweiter Roman.

Die Geschichte beginnt recht spannend und weckt die Erwartung, etwas über Lucas Verhalten und die Hintergründe zu erfahren. Leider wird dieser Aspekt zugunsten von Pias Trauma in ihrer Kindheit vernachlässigt. Einen Zusammenhang zwischen dem Tod ihrer Schwester und ihrer heutigen skeptischen Haltung gegenüber Luca und seinem möglicherweise boshaften Tun, konnte ich dabei nicht feststellen. Dies bewirkt, dass einige Fragen offen bleiben und die anfängliche Spannung allmählich abflaut. Ein Grund, dass Pia an der Unschuld ihres Sohnes zweifelt, ist für mich nicht ersichtlich.

Dennoch finde ich das Buch ganz gut gelungen. Die familiären Verhältnisse sind intensiv beschrieben und gut nachvollziehbar, wenn auch die Personen etwas emotionslos wirken. Der Schreibstil ist gut lesbar, die immer wieder auftauchenden österreichischen Ausdrücke hemmen den Lesefluss nur wenig. Etwas anstrengend jedoch ist der häufige, meist abrupte Wechsel von Gegenwart zu Vergangenheit, da man sich immer neu orientieren muss. Am Ende bleiben einige Fragen offen. Der Schluss der Geschichte ist überraschend, wirkt aber nicht in sich abgeschlossen, da das Geschehen in eine ganz andere Richtung abweicht.

Fazit: Ein interessantes, gut geschriebenes Thema, aus dem man noch etwas mehr hätte herausholen können.

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