Platzhalter für Profilbild

carowbr

Lesejury Profi
offline

carowbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carowbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

Wichtige biografische Erzählung

Pageboy
0

Elliot Page gibt in seiner Biografie tiefe Einblicke in seine privaten Gedanken und Erlebnisse und schildert sein Heranwachsen und die meist queer- und transfeindliche Kultur in Hollywood. Seine Geschichte ...

Elliot Page gibt in seiner Biografie tiefe Einblicke in seine privaten Gedanken und Erlebnisse und schildert sein Heranwachsen und die meist queer- und transfeindliche Kultur in Hollywood. Seine Geschichte ist geprägt von Scham, Versteckspielen, Erniedrigung und auch von unglaublicher Stärke. Die Kapitel sind fokussiert auf seine Erfahrungen mit Homophobie und Body Dysmorphia seit seiner frühesten Kindheit und auf die verschiedenen Beziehungen, die er hatte.
Dass die Kapitel nicht chronologisch sind, war für mich beim lesen etwas störend, da ich keinen roten Faden erkennen konnte. Gerade wenn man denkt, dass die Geschichte weitergeht, wird man wieder „zurückgeworfen“ in die Kindheit, ohne dass man einen linearen Zusammenhang in der Storyline erkennen kann. Wie Page in der Anmerkung zu Beginn schreibt, ist dies darauf zurückzuführen, dass auch Queersein nicht linear ist. Als Leseerlebnis war es für mich etwas holprig. Auch die expliziten Schilderungen sexueller Handlungen waren mir zu drastisch und oft irrelevant für die Geschichte, diese habe ich dann nur noch überflogen.
Trotzdem ist es insgesamt ein wichtiges Buch für die Sichtbarkeit von Transpersonen und kann zu mehr Verständnis und Aufklärung beitragen.

Veröffentlicht am 25.07.2024

Friends-to-lovers mit vielen Missverständnissen

Kein Sommer ohne dich
0

Der Stil dieser typischen Friends-to-Lovers Geschichte hat mir an sich gut gefallen, man kommt schnell in die Story rein und lernt die Protagonisten gut kennen. Auch die Erzählweise ist so aufgebaut, dass ...

Der Stil dieser typischen Friends-to-Lovers Geschichte hat mir an sich gut gefallen, man kommt schnell in die Story rein und lernt die Protagonisten gut kennen. Auch die Erzählweise ist so aufgebaut, dass sie für Spannung sorgt, durch die Wechsel der Zeitebenen zwischen dem Jetzt und den letzten 10 Sommern. Natürlich erfährt man erst ganz am Schluss, was eigentlich vor 2 Jahren passiert ist und dann war es irgendwie ziemlich unspektakulär.
Dafür, dass die beiden ja eigentlich so gute Freunde sind, reden sie erstaunlich wenig ehrlich und offen miteinander. Ein solches Gespräch oder der offene Umgang mit eigenen Unsicherheiten und Ängsten hätte dieses ganze Buch vermeiden können, daher von mir nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein Wochenende, das alles verändert

Sommerhaus am See
0

Bevor das Ferienhaus verkauft wird, kommt die Familie Starling dort nochmal für ein Wochenende zusammen. Als jedoch ein Unglück geschieht, kommen gut gehütete Geheimnisse ans Licht und alle müssen sich ...

Bevor das Ferienhaus verkauft wird, kommt die Familie Starling dort nochmal für ein Wochenende zusammen. Als jedoch ein Unglück geschieht, kommen gut gehütete Geheimnisse ans Licht und alle müssen sich ihren Problemen stellen.

Obwohl das Cover eher eine Sommerlektüre verspricht, ist die Stimmung durch die behandelten Themen wie Trauer, psychische Erkrankung, Abhängigkeit, Alkoholsucht und Geheimnisse durchaus düster. Die Kapitel sind immer aus der Perspektive eines der Familienmitglieder verfasst, wodurch man deren Gefühle und Beweggründe erfährt. Wirklich sympathisch wurde mir im Verlaufe des Buches niemand, alles zu realistisch für meinen Geschmack, da alle mehr oder weniger größere Probleme mit sich selbst hatten. Am Ende ließ es mich insgesamt etwas hin- und hergerissen zurück, weil ich die Geschichte einerseits nicht wirklich mochte, es mich aber doch irgendwie gefesselt hat, wie der Autor die Familie und ihre Geheimnisse miteinander verwoben hat. Denn er schafft es durch seine eindringliche Erzählweise darzustellen, dass die menschlichen Entscheidungen nie schwarz oder weiß sind, sondern die Realität meist irgendwo dazwischen liegt.

Veröffentlicht am 06.02.2024

Gegensätzliche Schwestern

Weiße Wolken
0

Unterschiedlicher könnten die Schwestern Dieo und Zazie nicht sein: die eine lebt mit Mann und Kindern das gutbürgerliche Ideal mit Altbauwohnung, während die jüngere rastlos gegen Rassismus und Sexismus ...

Unterschiedlicher könnten die Schwestern Dieo und Zazie nicht sein: die eine lebt mit Mann und Kindern das gutbürgerliche Ideal mit Altbauwohnung, während die jüngere rastlos gegen Rassismus und Sexismus in der Gesellschaft ankämpft. Obwohl ihre Leben so weit voneinander entfernt scheinen, sind sie eng miteinander verknüpft. Als die Geschehnisse ihnen keine Wahl lassen, finden sie Wege, die grosse Kluft zwischen ihnen Stück für Stück zu verringern.

Wenn auf dem Buchrücken Inhalte explizit preisgegeben werden, die erst im letzten Drittel des Buches geschehen, ist das für mich ein Spoiler und irritierend beim lesen, da man die ganze Zeit darauf wartet, bis es passiert. Das hätte man auf jeden Fall anders formulieren können. Ansonsten ist der Aufbau gut gelungen; durch die Blickwinkel von Zazie, Dieo und Simon (Dieos Mann), erhält man Einblick in die völlig verschiedenen Leben und Denkweisen der beiden Frauen, die als konträre Punkte den Rahmen der Story bilden.
Mit dem Stil des Buches bin ich leider nicht warm geworden, der Gesprächsverlauf zwischen den Personen war für mich überhaupt nicht flüssig, es gab immer wieder Themensprünge und manchmal habe ich einfach nicht verstanden um was es gerade geht oder wie etwas gemeint ist. Intellektuelle Gedankenspiele werden in alltäglichem Geplänkel untergebracht und dann bedeutungsschwangere Gespräche im TikTok-Slang geführt. Zazies Sprache trifft dennoch ziemlich genau den jugendlichen Zeitgeist, was ich wiederum richtig gelungen fand. Sehr passend ist auch das Buchcover, die verschiedenen Farben zeigen die verschiedene Perspektiven und wie diese miteinander funktionieren und Überschneidungen gefunden werden können.

Ein einfühlsamer Roman über Geschwister und Herkunft, über unsere Unterschiede und Gemeinsamkeiten, verpackt in einen Schreibstil, der leider nicht meins war.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Die zerstörerische Macht von Social Media

Girlcrush
0

Als Eartha ihren Freund verlässt, ist dies für sie wie ein Erwachen aus dem Tiefschlaf und ihr Leben scheint nur aufregende Dinge für sie bereitzuhalten: sie kann endlich Frauen daten und wird über Nacht ...

Als Eartha ihren Freund verlässt, ist dies für sie wie ein Erwachen aus dem Tiefschlaf und ihr Leben scheint nur aufregende Dinge für sie bereitzuhalten: sie kann endlich Frauen daten und wird über Nacht auf Social Media bekannt. Doch ihre Onlinepräsenz hat auch Schattenseiten, die bald ihr ganzes Leben beeinflussen werden..

Der Klappentext ist etwas irreführend, denn das Buch handelt zwar auch von sexueller Selbstentdeckung, Queerness, Feminismus und Gender Roles aber hauptsächlich geht es um die zerstörerische Macht von Social Media. Intensiv beschreibt die Autorin die wechselnde Gefühlswelt der naiven Protagonistin, die oft verloren und unentschlossen wirkt. Auch die anderen Charaktere sind schlüssig dargestellt und geben der Story etwas zum mitfiebern. Daher fand ich es schade, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen mit fortlaufender Seitenzahl der Social-Media-Kritik zum Opfer gefallen sind und man keine Weiterentwicklung gesehen hat.

Die Autorin stellt einer fast schon dystopisch angehauchten Welt, in dem das Leben der Menschen nur online stattfindet, eine Realität gegenüber, die zum einen ein Ideal von Akzeptanz und Inklusivität lebt, aber gleichzeitig ambivalent und extrem auf Menschen und Handlungen reagiert, die nicht in Schubladen passen. Das findet seine Parallelen natürlich bereits in der heutigen Zeit. Der Stil ist so mitreißend, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann und die Autorin schafft es, richtig Spannung zu erzeugen.

Ich hatte mir im Vorhinein eher ein feministisches Lesewerk erhofft, was sich nicht bestätigt hat. Die tatsächliche Thematik ist dennoch so aktuell wie erschreckend und regt zum nachdenken an. Dennoch würde ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen, da mir einige Sachen (inhaltlich) unschlüssig waren oder gefehlt haben.