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Veröffentlicht am 12.08.2024

Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die in Erinnerung bleibt

Ava liebt noch
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Ava liebt noch – der Titel passt perfekt zu dieser wunderschönen Liebesgeschichte, die mich gefesselt und begeistert hat.
Ava ist 43, als sie sich in den 24jährigen Kieran verliebt. Bei ihr ist es Liebe ...

Ava liebt noch – der Titel passt perfekt zu dieser wunderschönen Liebesgeschichte, die mich gefesselt und begeistert hat.
Ava ist 43, als sie sich in den 24jährigen Kieran verliebt. Bei ihr ist es Liebe auf den ersten Blick. Als sie ihn kennenlernt, ist sie in einem Teufelskreis aus Haushalt, Kinder und Küche gefangen. Ihr Mann unterstützt sie überhaupt nicht, er sieht seine Aufgabe einzig darin, viel Geld zu verdienen, um der Familie einen hohen Lebensstandard zu sichern. Kein Wunder, dass Ava mit ihren drei Kindern - der Jüngste ist erst fünf - am Ende ihrer Kräfte ist.
Sie wehrt sich gegen ihre Gefühle für Kieran, an erster Stelle stehen für sie ihre drei Kinder, denen sie ein harmonisches Familienlieben bieten möchte. Sie leben in einer Kleinstadt, und Ava möchte ihre Familie nicht dem Klatsch und Tratsch aussetzen.
In einigen Kapiteln wird auch Kierans Perspektive dargestellt, so dass kein Zweifel besteht, dass auch er Ava mit Haut und Haaren verfallen ist.
Wir begleiten Ava und Kieran über 20 Jahre. Kieran macht Karriere als Journalist und lebt einige Jahre in New York. Auch Ava geht in ihren Beruf als Lektorin zurück und findet in ihrer Kollegin Britta eine gute Freundin.
Der Schreibstil und die Geschichte haben mir sehr gut gefallen, ich konnte mich sehr gut in Ava hineinversetzen, ihre Gefühle als Mutter von drei Kindern kann jede Mutter nachvollziehen, einerseits eine große Erschöpfung, andererseits eine unendliche Liebe zum Nachwuchs, und im Gegensatz dazu Befreiung und Erlösung in der Leidenschaft und Hingabe zu Kieran.
Eine Liebesgeschichte, die mir in Erinnerung bleiben wird und die einen Ehrenplatz in meinem Regal bekommen wird, direkt neben „Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher von Vera Zischke.
Zum Schluss möchte ich eine Passage von einer der letzten Seiten zitieren: „Was wäre, wenn wir im gleichen Jahr geboren worden wären und uns mit Anfang zwanzig gegenübergestanden hätten? Hätte ich ihn damals schon so tief lieben können? Und wenn ja: Hätte dann nicht eine junge Frau, die unbedingt Kinder und Familie haben wollte, einem jungen Mann gegenübergestanden, der genau das nicht wollte?“

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Demenz und Depressionen treffen auf Lebensfreude und Optimismus

Der Bademeister ohne Himmel
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Was für ein tolles Debüt! Obwohl nicht viel passiert, konnte mich der Roman von der ersten bis zur letzten Seite packen.
Linda ist erst 15 und bereits lebensmüde. Sie findet, dass das Leben mit ihrer ...

Was für ein tolles Debüt! Obwohl nicht viel passiert, konnte mich der Roman von der ersten bis zur letzten Seite packen.
Linda ist erst 15 und bereits lebensmüde. Sie findet, dass das Leben mit ihrer Mutter nicht viel Schönes bietet. Zu ihrer Mutter hat sie kein gutes Verhältnis, und es wird nicht besser, als diese ihren neuen Freund mit nach Hause bringt. Aufgrund seines Berufes nennt Linda ihn „Der Bestatter“. Ein Lichtblick ist die Aussicht auf einen Urlaub auf Gran Canaria, zu dem der Bestatter auch Linda einladen will. Linda und ihre Mutter waren noch nie am Meer.
Die Tochter ihres demenzkranken Nachbarn Hubert bittet Linda, ihn mittwochs zu besuchen und mit ihm ein paar Stunden zu verbringen. Sie mag den älteren Herren und bemüht sich, ihm Freude zu bereiten, geht im Gespräch auf ihn und seine Erinnerungen ein, spielt ihm Tonbandaufnahmen vom Schwimmbad vor und setzt sogar durch, dass er einen Ausflug an den See macht. Sie findet es furchtbar traurig, dass Hubert, der sein Leben lang als Bademeister an der frischen Luft verbracht hatte, nur noch zu Arztterminen aus dem Haus geht.
Lindas einziger Freund Kevin ist ebenfalls kein fröhlicher junger Mensch. Er glaubt fest daran, dass die Welt auf eine Katastrophe zurast und verbringt seine Tage vor dem Computer. Linda und er sind beide ohne einen Vater aufgewachsen, die beiden sind sich einig: „In der Kindheit passiert viel Dummes. Man sollte erwachsen geboren werden.“ (S. 63).
Huberts polnische Pflegerin Ewa ist für mich der Star der Geschichte. Obwohl sie seit vielen Jahren kranke Menschen bis zu ihrem Tod pflegt und begleitet, hat sie ein sonniges Gemüt. Sie findet Halt im Glauben, und ihr zweitgrößter Wunsch ist eine Wallfahrt nach Tschenstochau zur Schwarzen Madonna. Der größte Wunsch ist es, ihre zweite Hälfte zu finden.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr authentisch, ich konnte mich gut in die 15jährige Linda und ihre Gedankenwelt hineinversetzen. Das Ende ist traurig und schön zugleich, ein guter Abschluss dieses wunderbaren Coming of Age-Debütromans. Trotz der schwierigen Themen Demenz und Depressionen hat mich das Buch nicht bedrückt, sondern optimistisch und positiv gestimmt. Von mir eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Ein erfolgreiches Trio: Julia, Kim und Astrid

Signum
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„Signum“ ist der zweite Band der Mittsommer-Reihe um die Schriftstellerin und ehemalige Polizistin Julia Malmros und ihren Liebhaber, den Hacker Kim Ribbing.
Band 1 „Refugium“ habe ich bereits vor einem ...

„Signum“ ist der zweite Band der Mittsommer-Reihe um die Schriftstellerin und ehemalige Polizistin Julia Malmros und ihren Liebhaber, den Hacker Kim Ribbing.
Band 1 „Refugium“ habe ich bereits vor einem Jahr gelesen, trotzdem war ich sofort wieder mitten drin im Geschehen. Im Laufe der Handlung kommen einige Hinweise auf die Ereignisse aus dem Vorgängerband, so dass man SIGNUM auch lesen kann, ohne REFUGIUM gelesen zu haben.
Nach dem Tod seiner Eltern und seines Großvaters einige Jahre zuvor wurde Kim Ribbing vom Psychiater Dr. Martin Rudberg behandelt bzw. eher misshandelt. Um seine Beweggründe für die Misshandlungen zu erfahren, beschließt Kim, seinen Peiniger zu entführen und einige Tage gefangen zu halten.
Währenddessen hat Astrid Helander Kims Angebot angenommen, in seinem Haus ein Zimmer zu bewohnen. Astrids und Kims Geschichten zeigen Parallelen auf, beide haben als Jugendliche ihre Eltern durch einen Mordanschlag verloren.
Julia Malmros trifft sich nach wie vor mit Kim, auch wenn sie nicht genau weiß, ob sie eine Beziehung oder nur eine Affäre haben. Sie überlegt, ob sie die rechtsradikale Bewegung der „Wahren Schweden“ in ihrem nächsten Buch thematisieren soll.
Band 2 hat mir sogar noch besser gefallen als der Vorgänger. Ich mag Julia und Kim, aber am sympathischsten und faszinierendsten finde ich die 14jährige Astrid. Ich habe mich über die Tricks, mit denen sie ihre Ziele erreicht hatte, köstlich amüsiert. Als militante Veganerin kämpft sie gegen Massentierhaltung und isst keine tierischen Produkte.
Sehr unterhaltsam fand ich die Treffen von Julia und Irma Ryding. Die 82jährige Irma und Julia sind beste Freundinnen und überlegen, ihr nächstes Buch zusammen zu schreiben. Irma will alles über Julias und Kims Beziehung wissen und kommentiert Julias Erzählungen mit einem herrlich trockenen Humor.
Mit den Polizisten Jonny Munther und Christof Adler hat der Autor zwei wunderbare Nebencharaktere geschaffen, die mich oft zum Schmunzeln gebracht haben. Jonny ist Julias Ex-Mann, er hasst Kim Ridding und bemüht sich nach Kräften, ihn zu überführen.
Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe und ein Wiedersehen mit Julia, Kim und Astrid. Von mir eine große Leseempfehlung für alle, die gern skandinavische Krimis und/oder Thriller lesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Trauerverarbeitung in einem irischen Küstenort

Mitternachtsschwimmer
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Ein wunderschöner Roman über Liebe, Freundschaft, Familie, Verlust und die Bewältigung und Verarbeitung von Trauer.
Grace lebt zurückgezogen in Ballybrady, einem kleinen irischen Küstenort. Ihren Lebensunterhalt ...

Ein wunderschöner Roman über Liebe, Freundschaft, Familie, Verlust und die Bewältigung und Verarbeitung von Trauer.
Grace lebt zurückgezogen in Ballybrady, einem kleinen irischen Küstenort. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit der Vermietung eines Cottages und der Herstellung von Quilt Decken. Sie geht oft angeln und kehrt gelegentlich im örtlichen Pub ein. Ihre Nichte Abbie kommt regelmäßig zu Besuch, um mit Grace angeln zu gehen und ihr beim Online-Verkauf zu helfen.
Evans Frau Lorna braucht Abstand von ihm, er mietet Grace‘ Cottage, wo er eine Woche verbringen will. Seine und ihre Gedanken werden vom Verlust ihrer kleinen Tochter beherrscht. Statt miteinander zu reden, stürzen sie sich in Arbeit. Kurz vorm Burnout kommt Evan in Ballybrady an.
Lebensmittel kauft er im Dorfladen bei Becky ein, die ihm von dem Virus erzählt, das sich in der Welt ausbreitet. Aufgrund des Lockdowns bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen Aufenthalt am Meer zu verlängern. Im Dorfladen und im Pub, wo er drei Stunden täglich das Wlan nutzen darf, freundet er sich mit einigen Dorfbewohnern an.
Ich habe etwas gebraucht, um in das Buch reinzukommen. Die Geschichte nimmt meiner Meinung nach erst richtig Fahrt auf, als Luca ins Spiel kommt, Evans Sohn. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist nicht gut, Luca hängt mehr an seiner Mutter und fühlt sich vom Vater nicht akzeptiert. Die ganze Familie quält sich mit Schuldgefühlen.
Grace gegenüber habe ich zwiespältige Gefühle. Ich mochte es nicht, dass sie nur so mit Schimpfwörtern und Flüchen um sich warf. Ihr Hund hat keinen Namen und wird von ihr bzw. der Autorin meist nur als „hässliche Töle“ bezeichnet. Andererseits liebt sie Tiere über alles, hilft einem verletzten Kormoran und hat auch den Hund aus einem Dachsbau befreit und gerettet. In ihrer Jugend hatte sie ein schlimmes Erlebnis, das sie geprägt hatte.
Teil 1 fand ich etwas langatmig, doch Teil 2 und 3 habe ich verschlungen. Abbie und Luka brachten Schwung in die Handlung, mit der Ankunft der beiden überstürzten sich die Ereignisse. Den ruhigen, melancholischen, atmosphärischen und tiefsinnigen Roman über Liebe und Verlust empfehle ich sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 28.06.2024

Romanbiografie über eine tolle Frau und 7fache Mutter

Gussie
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Das Cover und die Gesamtaufmachung des relativ schmalen Buches finde ich sehr gelungen. Auch der Inhalt konnte mich überzeugen.
Es geht um Auguste, die zweite Frau des ersten Bundeskanzlers der BRD, Konrad ...

Das Cover und die Gesamtaufmachung des relativ schmalen Buches finde ich sehr gelungen. Auch der Inhalt konnte mich überzeugen.
Es geht um Auguste, die zweite Frau des ersten Bundeskanzlers der BRD, Konrad Adenauer. Gussie und Konrad heiraten 1919, Konrad Adenauer ist Witwer mit drei Kindern und fast zwanzig Jahre älter als Gussie. Er ist mit ihrem Vater Ferdinand Zinsser, Professor der Dermatologie, gut befreundet.
Um Konrad heiraten zu können, muss Gussie zum katholischen Glauben konvertieren, womit sie im Gegensatz zu ihrer Mutter und dem Pfarrer jedoch keinelei Probleme hat.
Gussie bekommt fünf Kinder, ihr Erstgeborener Ferdinand lebt nur wenige Tage, die Trauer um ihn begleitet sie ihr Leben lang.
Als Frau des Oberbürgermeisters von Köln übernimmt sie diverse Aufgaben, ist Bezirksvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, engagiert sich in der Katholischen Vereinigung für Kinder und Jugendliche und sitzt im geschäftsführenden Arbeitsausschuss des Frauenbeirats der Zentrumspartei.
1933: Nach der Machtübernahme der Nazis wird Adenauer seiner Ämter enthoben und von der Gestapo verhört. Rechtzeitig verlässt er Köln und zieht mit seiner Familie nach Rhöndorf.
Den Tag ihrer Silberhochzeit, im September 1944, verbringt Gussie im Gefängnis. Sie wird von der Gestapo verhört und soll den Aufenthaltsort ihres Mannes preisgeben, der nach einem gescheiterten Attentat auf Hitler untergetaucht ist. Als ihr gedroht wird, dass ihre Töchter verhaftet werden, wenn sie nicht kooperiert, verrät sie Konrads Versteck. Daraufhin wird sie inhaftiert. Voller Gewissensbisse versucht sie, sich in ihrer Zelle umzubringen.
Der Roman ist in Kapitel aufgeteilt, die abwechselnd 1948 spielen und in den Jahren ab 1915. Gussie liegt im Sterben und lässt ihr Leben Revue passieren. Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein Zitat aus Gussies Briefen an ihren Vater oder seinen Briefen an sie. Der poetische Schreibstil gefällt mir sehr, er ist unheimlich berührend, einige Stellen haben mich zu Tränen gerührt. Es ist kein Liebesroman, die Beziehung zwischen Konrad und Gussie wird als eine Beziehung auf Augenhöhe beschrieben, die von gegenseitigem Respekt und Zuneigung geprägt war. Die Romanbiografie dieser bewundernswerten und klugen Frau hat mir sehr gut gefallen, und ich empfehle sie sehr gern weiter an Leser*Innen von historischen Romanen und Romanbiografien.

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