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Veröffentlicht am 04.11.2024

Ein Augen öffnender Roman

Bright Young Women
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"Bright Young Women" ist völlig anders als ich es erwartet hatte - und hat dadurch meine Erwartungen übertroffen.

Zunächst einmal: Dem Buch liegen offenbar die Morde des Ted Bundy zugrunde, allerdings ...

"Bright Young Women" ist völlig anders als ich es erwartet hatte - und hat dadurch meine Erwartungen übertroffen.

Zunächst einmal: Dem Buch liegen offenbar die Morde des Ted Bundy zugrunde, allerdings taucht sein Name in dem Buch nicht auf. Der Fokus liegt vielmehr auf den Opfern bzw. den Überlebenden. Es ist diese Verschiebung des Fokus, die das Buch für mich zu etwas besonderem macht

Alles beginnt mit einem Brief, den die Ich-Erzählerin Pamela im Jahr 2021 erhält. Dieser Brief, von dem wir anfangs nur die Einleitung zu lesen bekommen, lässt Pamela Revue passieren. Denn Pamela hat nicht nur die Mordserie im Verbindungshaus in Florida überlebt, sie ist sogar die einzige Augenzeugin. Und so erfahren wir durch sie, was damals geschah - vor allem auch, was nach der Tat geschah: wie sie von der Polizei behandelt wurde, von den Behörden, von Richtern, den Medien und so weiter und so fort - und wie sie sich emanzipierte und langfristig zu sich selbst fand.

Ähnlich verhält es sich mit Ruth, der zweiten Ich-Erzählerin im Buch. Ruth - das ist von Anfang an klar, wird eines der Opfer des "Angeklagten" (wie der Täter im Buch genannt wird) sein. Sie bildet das emotionale Fundament, ist das Opfer, das uns vor Augen führt, dass alle Opfer völlig sinnlos und unverdient gestorben sind. Ruth ist ein Kniff der Autorin, uns nicht nur mit (teils grausamen) Fakten zu konfrontieren, sondern wirklich mitzufühlen. Das gelingt ihr sehr gut.

Die Autorin vermischt in "Bright Young Women" gekonnt die realen Ereignisse mit fiktiven Elementen. Dabei arbeitet sie hervorragend die gesellschaftlichen Zustände in den 70er Jahren heraus, die eine Mordserie wie die von Ted Bundy überhaupt möglich machten. Das Erschreckendste daran ist, dass vieles von dem, was damals galt, auch heute noch gilt, wenn auch nicht mehr so stark ausgeprägt und so offensichtlich. Und doch habe ich mich immer wieder dabei ertappt, dass ich dachte, dass ich beschriebene Situationen und/oder Denkmuster leider nur allzu gut kenne.

Auch arbeitet die Autorin sehr gut heraus, dass viel von der Faszination für Ted Bundy und andere Serienmörder vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Medien und Behörden die Täter überhöhen und ihnen Attribute zuschreiben, die nicht zutreffend sind. Im Fall von Behörden liegt das oft daran, von eigenen Fehlern ablenken zu wollen, indem sie Täter als intelligenter und gewiefter darstellen, als sie tatsächlich waren bzw. sind. Im Fall der Medien ist es der Versuch, eine Story zu verkaufen.

Und was ist mit den Opfern, sowohl den getöteten als auch den überlebenden? Denen wird meist keine Beachtung geschenkt und wenn, dann sollen sie gefälligst der ihnen zugeteilten Opferrolle gerecht werden, sonst haben sie im Zweifel auch noch verdient, was ihnen angetan wurde.

"Bright Young Women" ist kein Thriller und kein klassischer True-Crime-Roman. Insofern sollte man keinen Pageturner erwarten. Der Roman ist über weite Strecken nicht unbedingt spannend. Trotzdem hat er mich gepackt, eben weil er so anders ist und die ausgetretenen Pfade weitgehend verlässt.

Und auch wenn "Bright Young Women" kein Spannungsfest ist, ist die Gerichtsverhandlung im letzten Drittel des Romans für mich kaum auszuhalten gewesen und bildet einen spannungsgeladenen Höhepunkt. Ruths Schicksal wiederum hat mich emotional gepackt. Ansonsten verspürte ich während des Lesens auch viel Wut über die (damaligen) gesellschaftlichen Verhältnisse, das Versagen der Behörden, die Rolle der Medien und so weiter.

Aber es gibt auch Hoffnung: Die Emanzipationsgeschichten von Pamela und Ruth und auch die letzten Kapitel bieten nicht nur Hoffnung, sondern ein versöhnliches Ende.

Alles in allem hat mir "Bright Young Women" sehr gefallen. Herausragend ist der vor allem der Ansatz, nicht den Täter in den Vordergrund zu stellen. Tatsächlich war mir bis zu diesem Buch gar nicht bewusst, wie sehr wir uns auf die Täter fokussieren, wie wir ihnen dadurch eine Plattform bieten, die wir den Opfern dadurch aber leider entziehen. Schon allein dafür bin ich der Autorin dankbar.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Eine gelungene Mischung aus Coffee-Table- und Kochbuch

Velvet Winter
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Ein wunderschönes Buch mit tollen Rezepten

Mit "Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist Theresa Baumgärtner ein wunderbares (Koch-) Buch gelungen, das dazu einlädt, immer wieder in die Hand ...

Ein wunderschönes Buch mit tollen Rezepten

Mit "Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist Theresa Baumgärtner ein wunderbares (Koch-) Buch gelungen, das dazu einlädt, immer wieder in die Hand genommen zu werden.

Schon der Einband sieht nicht nur einladend aus, sondern fühlt sich auch angenehm samtig an. Ich nehme es immer wieder gerne in die Hände, weil es sich schlicht so gut anfühlt.

Innen geht es genauso schön weiter. Die Bilder von Melina Kutelas sind allesamt wunderschön und machen Lust, die vorgestellten Orte zu besuchen und präsentierten Rezepte nachzukochen oder zu backen.

Letzteres - die Rezepte nachzukochen bzw. zu backen - habe ich sofort in die Tat umgesetzt, weil ich wissen wollte, ob der Rezeptteil etwas taugt. Und ich teile erfreut mit, dass er etwas taugt. Teilweise sind mir die Portionsgrößen einen Tick zu klein geraten (wir sind drei sehr gute Esser), aber grundsätzlich stimmen die Mengenangabe und ich hatte keine Probleme, die Rezepte umzusetzen. Vor allem aber sind die Gerichte tatsächlich schmackhaft.

Auch wenn die Texte und die Bilder Großbritannien - und hier vor allem Oxford und die Cotswolds - feiern, sind die Rezepte nicht rein britisch, sondern eher eine Melange, die aber britisch inspiriert ist. Mir gefällt das.

Natürlich ist alles stark romantisiert. Bilder, Texte und Rezepte sind auf eine Art präsentiert, dass Sehnsüchte geschürt werden nach Schnee, Kaminfeuer, gutem Essen und so weiter und so fort. Mir hat das gefallen. "Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist eine Einladung und ich bin ihr gerne gefolgt.

Super ist auch die Idee, dass dem Buch ein bisschen Geschenkpapier im Stil des Buchcovers beigefügt ist (auf der Rückseite des Geschenkpapiers befindet sich ein anderes Motiv, so dass man sich aussuchen kann, welche Seite einem besser gefällt).

Mir gefällt dieses Buch außerordentlich gut. Einziger Wermutstropfen war für mich, dass am Ende der gute Eindruck durch Eigenwerbung der Autorin für ihr "Hazelnut House" geschmälert wird. So sehr ich es verstehen kann, war das für mich wie ein schlechtes Dessert in einem ansonsten gelungenen Menü.

Wer sich selbst ein Geschenk machen möchte oder ein Geschenk für jemanden sucht, der macht mit diesem Buch nichts falsch: Es ist sowohl Coffee-Table- als auch Rezeptbuch und wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Eine tolle Mischung, mein Sohn liebt es sehr!

REN, der Ninja Band 1 – Aufbruch
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"Ren, der Ninja: Aufbruch" ist eine Mischung aus Manga und "normalem" Buch. Darunter kann man sich vorstellen, dass es sich eigentlich um einen Roman für Kinder handelt, der aber auch reichlich mit tollen ...

"Ren, der Ninja: Aufbruch" ist eine Mischung aus Manga und "normalem" Buch. Darunter kann man sich vorstellen, dass es sich eigentlich um einen Roman für Kinder handelt, der aber auch reichlich mit tollen Bildern im Manga-Stil (inklusive Sprechblasen etc.) versehen wurde. Die Mischung ist super und hat meinem Sohn sehr gefallen.

Empfohlen wird das Buch vom Verlag für Kinder ab einem Alter von etwa 9 Jahren. Dieser Einschätzung schließe ich mich an. Mein Sohn hat "Ren, der Ninja: Aufbruch" mit fast 10 Jahren gelesen und das Buch geradezu verschlungen. Tatsächlich habe ich das Buch vor allem deshalb gelesen, weil mein Sohn so begeistert war, dass er mich bat, es auch zu lesen, damit wir uns darüber unterhalten können.

Die Geschichte handelt von Ren, der zwei Jahre vor den Ereignissen in dem Buch ohnmächtig auf der Straße gefunden wurde. Er lebt mittlerweile bei einer Pflegemutter, geht in die Schule und fühlt sich einsam und fremd, obwohl Pflegemutter, Lehrerin und MitschülerInnen versuchen, Ren beiseite zu stehen.

Welche Bewandtnis es genau mit Rens plötzlichem Auftauchen in unserer Zeit und Welt zu tun hat, wird anfangs angedeutet, im Verlauf der Geschichte aber erfreulicherweise aufgeklärt und nicht unnötig über zig Bände hinausgezögert. Auch das Abenteuer des ersten Bandes ist komplett abgeschlossen, nicht aber die Geschichte. So steht am Ende zwar ein Cliffhanger, aber keiner, der eine Frechheit darstellt oder störend ist, sondern meiner Meinung gut passt.

In der Summe ist alles kindgerecht gestaltet - sowohl die Bilder als auch sprachlich und inhaltlich habe ich keine Bedenken, dieses Buch weiterzuempfehlen. Für Kinder ab 9 Jahre ist das Buch emotional packend, spannend, vielleicht teilweise ein klitzekleines bisschen traurig, aber vor allem sehr, sehr unterhaltsam. Mein Sohn jedenfalls freut sich schon darauf, recht bald den zweiten Teil zu lesen.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Ein herrlicher Roman: Witzig, spannend, rasant

Peregrine Quinn – Chaos auf dem Olymp
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"Peregrine Quinn: Chaos auf dem Olymp" ist meines Wissens der Debütroman von Ash Bond. Und es ist ein Debüt, das sich gewaschen hat!

Peregrine Quinn ist ein zwölfjähriges Mädchen, das dank ihres unsterblichen ...

"Peregrine Quinn: Chaos auf dem Olymp" ist meines Wissens der Debütroman von Ash Bond. Und es ist ein Debüt, das sich gewaschen hat!

Peregrine Quinn ist ein zwölfjähriges Mädchen, das dank ihres unsterblichen Onkels Daedalus in dem Wissen aufwächst, dass es mehr als nur das irdische, sterbliche Dasein gibt. Als ihr Onkel entführt wird, schlägt Peregrines Stunde: Endlich kommt sie mit dem Überirdischen in Kontakt. Aber das Abenteuer entpuppt sich als gefährlicher als sie es sich gewünscht hat...

"Peregrine Quinn: Chaos auf dem Olymp" hält sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern kommt gleich zur Sache. Im ersten Kapitel begegnen wir Peregrine und ihrem Onkel Daedalus mitten in einem Einbruch in eine Bibliothek - und mit diesem Tempo schreitet die Geschichte voran. Charakterisierungen, Beschreibungen und Hintergründe werden sehr angenehm im Verlauf der Geschichte eingestreut, so dass sich ein rundes Bild ergibt. Wie beiläufig das geschieht, hat mir sehr gefallen.

Auch die immer wieder eingestreuten humoristischen Einlagen fügen sich sehr gut in das Geschehen ein und lockern die Geschichte insgesamt auf, ohne dass dabei die Spannung flöten geht. Tatsächlich fiel es mir und meinem Sohn schwer, das Buch beiseite zu legen.

Das Buch wird für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Ich füge hinzu: Ein paar Grundkenntnisse in griechischer Mythologie sind durchaus hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Nicht jeder Witz muss zwingend verstanden werden. Aber: Je älter die Kinder sind, desto eher dürften sie viele der Witze und Andeutungen verstehen.

Aber auch ältere Menschen, Erwachsene eingeschlossen, dürften ihren Spaß mit dem Roman haben. Ich jedenfalls habe ich mich prächtig amüsiert und empfinde "Peregrine Quinn: Chaos auf dem Olymp" bisher als erstes Kinderbuch-Highlight des Jahres.

Der Roman verwebt sehr geschickt griechische Mythologie mit dem Alltag der Gegenwart und beschert den LeserInnen dadurch ein rasantes Abenteuer. Nebenbei dürfte bei einigen LeserInnen das Interesse an griechischer Mythologie geweckt werden dürfen.

Einziges Manko ist aus meiner Sicht, dass aus meiner Sicht leider viel zu oft einzelne Worte kursiv betont wurden. Erstens mag ich das grundsätzlich nicht, zweitens ist es unnötig. Gut finde ich dagegen, dass im vorab gedruckten Kommentar erklärt wird, was es mit der Verwendung des "em" als genderneutralem Pronomen für Bernadette auf sich hat.

Die deutsche Fassung ist wunderbar gestaltet. Das Cover hat eine metallische Optik und wirkt dadurch hochwertiger als übliche Kinderbücher. Außerdem hebt es sich dadurch deutlich von den anderen Büchern ab.

Fazit: Mein Sohn und ich wurden prächtig unterhalten. Und auch wenn mein Sohn nicht immer verstanden hat, warum ich gerade laut aufgelacht hatte, hatte auch er seinen Spaß.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Mein Sohn liebt den Comic!

InvestiGators (Band 1) – Im Kampf gegen das Böse
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Die "InvestiGATORS" sind eine Comic-Reihe, die nun endlich in deutscher Übersetzung erscheint. Meinem neunjährigen Sohn hat der erste Band so gut gefallen, dass er ihn nicht nur am Stück, sondern innerhalb ...

Die "InvestiGATORS" sind eine Comic-Reihe, die nun endlich in deutscher Übersetzung erscheint. Meinem neunjährigen Sohn hat der erste Band so gut gefallen, dass er ihn nicht nur am Stück, sondern innerhalb weniger Tage gleich mehrmals gelesen hat.

"InvestiGATORS - Im Kampf gegen das Böse" hat nicht den Anspruch, pädagogisch wertvoll zu sein. Vielmehr will der Comic - der als Hardcover-Ausgabe vorliegt - unterhalten. Das gelingt ihm sehr gut. Mein Sohn hat während der Lektüre geschmunzelt und gelacht, fand das Buch aber auch durchaus streckenweise spannend (aber nicht zu spannend) und war erpicht auf die Auflösung.

Der Comic ist gespickt mit allerlei falschen Fährten, witzigen Einfällen und schönen Wortspielen, die nicht nur Kinder unterhalten, sondern auch Erwachsene - zum Beispiel solche, die den Comic gemeinsam mit ihren Kindern lesen - amüsieren.

Die Paneele sind ordentlich und kindgerecht gemalt, so dass sich die Geschichte schnell lesen lässt. Trotzdem gibt es immer wieder einiges zu entdecken. Es lohnt sich, den Comic mehrmals zu lesen und anzugucken.

Alles in allem ist die Geschichte super gelungen. Mein Sohn war und ist begeistert!

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