Eine Parabel voller Optimismus und mit kunstvollen Illustrationen
Ein Berg, ein Sturz, ein langes LebenEines Tages begab sich der Großvater auf den Weg zum Markt. Er musste dazu einen nahegelegenen Berg besteigen, dem man Unheilvolles nachsagte: Wer hier stürzt, so hieß es, habe nur noch drei Jahre zu leben. ...
Eines Tages begab sich der Großvater auf den Weg zum Markt. Er musste dazu einen nahegelegenen Berg besteigen, dem man Unheilvolles nachsagte: Wer hier stürzt, so hieß es, habe nur noch drei Jahre zu leben. Es kam, wie es kommen musste, der Großvater stolperte und fiel. Sorgenvoll blickte er in die Zukunft, bis seine Enkelin einen klugen Gedanken hatte…
„Ein Berg, ein Sturz, ein langes Leben“ ist das Bilderbuch-Debüt der Illustratorin Dayeon Auh. Die Geschichte beruht auf einem koreanischen Volksmärchen. Dadurch ermöglicht sie einen kleinen Einblick in eine fremde Kultur, was ich sehr aufschlussreich und inspirierend finde.
Die Handlung ist mit wenigen Sätzen eher knapp gehalten, muss für mein Empfinden aber auch gar nicht ausführlicher beschrieben werden. Von den Ereignissen rund um den sogenannten „Samnyeongogae“, dem „Berg des Grauens“, erzählt uns die Autorin auf eine sanfte Art und Weise. Gerade diese ruhigen, leisen Töne, die in der Geschichte anklingen, mag ich sehr gerne.
Im Kontrast zur Erzählweise stehen die kraftvollen Illustrationen. Sie sind durchweg seitenfüllend sowie farbintensiv gestaltet, wodurch sie ausdrucksstark daherkommen. Dayeon Auh bedient sich bei der Gestaltung ihres Buches unterschiedlicher Techniken: Sie malt und zeichnet, sie schneidet und klebt. Ihre Bilder zeugen von der besonderen Fantasie der Illustratorin, die beispielsweise Pflanzen und Tiere ganz außergewöhnlich darstellt. All diese Merkmale – von Farb- und Formgebung bis hin zu den angewandten Techniken – verleihen Dayeon Auhs Bildern einen einzigartigen, kunstvollen Stil, der, wie ich finde, gut zum Inhalt passt.
Im Gegensatz zu den deutschen Volksmärchen, die oft Gut und Böse gegenüberstellen, teils gewalttätige Inhalte haben und damit Angst verbreiten, spendet „Ein Berg, ein Sturz, ein langes Leben“ Hoffnung: Die Parabel veranschaulicht nämlich, welch weitreichende Auswirkungen es haben kann, Gegebenheiten aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dayeon Auh zeigt uns damit die Kraft unserer Gedanken auf – im negativen, vor allem aber im positiven Sinne. Sie lässt Erleichterung, Frohsinn und Optimismus einziehen, die sich auf den Leser übertragen und auch lange nach dem Lesen des Buches erhalten bleiben.
„Ein Berg, ein Sturz, ein langes Leben“ ist ein wertvolles Bilderbuch für Optimisten und Menschen, die es werden wollen!