„Das Erwachen des Feuers“ ist der Auftakt der Fantasy- Reihe Draconis Memoria des Autors Anthony Ryan. Dieser wurde bereits durch seine Rabenschatten- Reihe bei den Fantasy- Lesern bekannt.
Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Im riesigen Gebiet von Mandinorien gilt Drachenblut als das wertvollste Gut. Rote, grüne, blaue und schwarze Drachen werden gejagt, um an ihr Blut zu kommen. Das daraus gewonnene Elixier verleiht den wenigen Gesegneten übernatürliche Kräfte. Doch das letzte Zeitalter der Drachen neigt sich seinem Ende zu. Kaum jemand kennt die Wahrheit: Die Drachen werden immer weniger und schwächer. Sollten sie aussterben, wäre ein Krieg Mandinoriens mit dem benachbarten Corvantinischen Kaiserreich unausweichlich. Alle Hoffnung des Drachenblut-Syndikats beruht auf einem Gerücht, nach dem es eine weitere Drachenart gibt, die weitaus mächtiger ist als alle anderen. Claydon Torcreek, ein Dieb und unregistrierter Blutgesegneter, wird von der obersten Herrschergilde in das wilde, unerforschte Inland geschickt, um einem Geschöpf nachzuspüren, das er selbst für reine Legende hält: dem weißen Drachen
Anthony Ryan hat sich im Fantasy- Genre bereits einen Namen gemacht und auch ich war von seinem Werk „Das Lied des Blutes“ begeistert – seine anderen Werke habe ich leider zeitlich noch nicht geschafft zu lesen, sodass ich sehr auf sein neustes Werk gespannt war, in dem er sich in eine neue Welt begibt. Und auch das Cover und der Klappentext haben mein Interesse geweckt, sodass ich wirklich sehr auf die Geschichte und auch die Welt an sich gespannt war.
Auf den Innenseiten der Buchdeckel ist jeweils eine Karte abgebildet, welche ich besonders zu Beginn des Buches gerne als Orientierungshilfe zu Rate gezogen habe. Auch ein Personenverzeichnis ist beigefügt wurden, welches ich jedoch als nicht zwingend nötig empfunden habe, da die Anzahl der relevanten Personen doch recht überschaubar war.
Der Autor Ryan hat einen sehr angenehmen, bildhaften und wortgewandten Schreibstil. Er schafft es, dass man sich die Welt und auch die Charaktere gut vorstellen kann. In diesem Werk hat er eine detailreiche, vielseitige und interessante Welt erschaffen, die mir persönlich gut gefallen hat. Zu Beginn musste ich mir die Namen der unterschiedlichen Reiche und diverse damit einhergehende Begriffe einprägen, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hat sich auch dieses kleine Problem von selbst erledigt. In der erfundenen Welt werden Drachen gejagt. Ihr Blut wird als Produkt behandelt, wobei es nicht jeder konsumieren kann. Hierbei gibt es verschiedene Arten: blaue, rote, grüne und schwarze. Jede Farbe hat unterschiedliche Wirkungen auf den Menschen, der es trinkt. Zum Beispiel kann es eingesetzt werden, um die Sinne zu schärfen oder auch um an Kraft zu gewinnen. Die Jagd hat einen Einfluss auf die natürliche Population der Drachen und auch die Gefangenschaft tut den Drachen nicht gut, sie verkümmern langsam, sodass man hier eine Kritik auf die Jagd auf Tieren und auch auf die Massentierhaltung in der realen Welt erkennen kann. Die Idee, dass in dieser Welt die Drachen aufgrund ihres Blutes gejagt und auch gehalten werden, hat mir gut gefallen und auch die Umsetzung dieses Ansatzes fand ich ansprechend. Interessant fand ich auch, dass die Technologie ein wesentliches Merkmal dieses Buches ist. Es wird auf Handfeuerwaffen eingegangen und auch der technologische Fortschritt, wie zum Beispiel Schiffsmotoren, hat einen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Der Einfluss des Genres Steampunk ist nicht abzuweisen. Und ich war positiv überrascht, dass Ryan dies gekonnt in die Haupthandlung mit einweben konnte und dadurch die Welt nur noch vielseitiger wurde.
Dieses Fantasy-. Buch wird aus drei Erzählperspektiven erzählt. Dadurch bekommt man unterschiedliche Einsichten in die verschiedenen Ansichten der jeweiligen Protagonisten und bekommt einen vielseitigen Einblick in die Handlung. Diese drei Stränge verlaufen parallel, jedoch an unterschiedlichen Orten der Welt, sodass man gut nachvollziehen kann, wie es an den Ecken brodelt. Erzählt wird aus der Sicht von Clay, Lizanne und Hilemore. Clay ist ein Dieb aus dem Blinden Viertel und ein sogenannter Blutgesegneter, das heißt er kann Drachenblut konsumieren und die daraus resultierenden Vorteile nutzen. Zusammen mit einer Gruppe begibt er sich auf die Suche nach dem legendären Weißen Drachen. Lizanne ist eine Spionin des Eisenboot- Syndikats, die sich auf die Suche nach einer geheimnisvollen Apparatur macht. Diese beiden Erzählstränge haben mir sehr gut gefallen und konnten mich auf vielseitige Weise unterhalten. Es hat mir Spaß gemacht, ihre Abenteuer mitzuverfolgen und ich habe die Seiten über diese beiden Protagonisten immer sehr genossen. Mit dem Erzählstrang von Hilemore hatte ich so meine Probleme. Er ist Leutnant auf einem Schiff des Eisenboot- Syndikats. Seine Geschichte fand ich persönlich etwas langatmig, diverse nautische Situationen und Vorgänge werden geschildert. Diesen Erzählstrang hätte man meiner Meinung nach etwas kürzen können. Dennoch konnte mich die Handlung durchweg überzeugen. Diese konnte durch ihre intelligente und durchdachte Art bestechen und konnte mich erneut vom Erzähltalent des Autors überzeugen.
„Das Erwachen des Feuers“ ist der Auftakt einer neuen Reihe, welche den Titel Draconis Memoria trägt – man wird in eine neue Welt eingeführt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man sich erst mal in dieser zurecht finden muss und die jeweiligen Personen den entsprechenden Parteien oder Reichen zuordnen muss. Zu Beginn wird man direkt in die Welt hineingeworfen. Erläuternde Worte sucht man hier vergebens. Daher braucht man ein paar Seiten, um sich zu orientieren und muss erst mal die Begriffe sortieren. Auch finde ich, dass das Buch etwa hundert Seiten braucht, um Fahrt aufzunehmen. Wenn man diese erste Hürde jedoch gemeistert hat, erkennt man, wie dicht die Handlung gewoben wurde. Permanent wird Spannung aufgebaut und die Geschichte vorangebracht. Man hat nur selten Zeit, mal durchzuatmen, viele aktionsreiche und spannende Szenen reihen sich aneinander. Durch den Perspektivenwechsel wird noch zusätzliche Spannung erzeugt.
Eigentlich habe ich nur zwei kleine Kritikpunkte. Meiner Meinung nach hätte man den Erzählstrang von Hilemore etwas kürzen können. Der andere ist der doch recht zähe Einstieg in die Geschichte. Ich brauchte etwa einhundert Seiten um einen Zugang zum Buch zu finden.
Insgesamt konnte mich der Fantasy- Autor Anthony Ryan mit seinem Auftakt der Draconis Memoria Reihe „Das Erwachen des Feuers“ wieder überzeugen. Nach einem etwas zähen Einstieg nimmt das Buch dann recht schnell Fahrt auf, sodass man es dann nur noch schwer wieder aus der Hand legen möchte. Hierfür möchte ich 4 Sterne vergeben und ich bin schon sehr gespannt, wie diese Geschichte weitergeführt wird.